Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 4 - Martina Meier - Страница 7
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Ein Katalog voller Spielsachen
Maxi läuft weinend zu seiner Mutter. „Mama, die Nina ist so gemein“, schluchzt er.
„Warum?“, fragt seine Mutter.
„Sie weigert sich, meinen Brief an das Christkind zu schreiben.“
Die Mutter geht in Ninas Zimmer. „Was ist los, Nina? Du hast doch versprochen, auch Maxis Wunschzettel zu schreiben.“
„Das habe ich gemacht“, protestiert Nina und zeigt ihrer Mutter zwei große Blatt Papier. „Vier Seiten habe ich geschrieben, aber Maxi ist mit seinen Wünschen noch immer nicht fertig. Mir reicht es. Er soll seinen Brief selber schreiben.“
„Ich kann aber noch nicht schreiben!“ Maxi weint schon wieder.
Die Mutter liest den Brief. „Du willst ein Fahrrad, einen Roller, ein Tretauto und einen Trettraktor haben?“, fragt sie erstaunt.
„Ja, und ein Feuerwehrauto, eine Feuerwehrstation, eine Parkgarage und ein ...“
„Stopp!“, unterbricht ihn die Mutter. „Du übertreibst. Ich gebe Nina recht. Überleg dir, was du wirklich haben willst.“
„Aber ich will das alles haben und noch viel mehr“, beharrt Maxi.
„Sei doch vernünftig, mein Schatz!“, versucht ihn die Mutter umzustimmen. „Du kannst nicht alles haben. Wer soll denn das bezahlen?“
„Na, das Christkind natürlich!“, lacht Maxi.
„Wenn du meinst“, antwortet die Mutter. „Aber dann musst du deinen Brief wirklich selbst schreiben. Lass dir etwas einfallen.“
Maxi geht weinend in sein Zimmer. Am Boden liegt der dicke Spielzeugkatalog. Maxi blättert ihn schluchzend durch und murmelt: „Das will ich haben, und das, und das auch. Wie soll ich das dem Christkind sagen, wenn ich nicht schreiben kann?“
Plötzlich hat Maxi eine Idee. Er springt auf und holt eine Schere. „Ich schneide einfach die Bilder aus!“, jubelt er.
Aber noch vor dem ersten Schnitt legt er die Schere wieder weg. „Nein, das geht auch nicht. Da zerschneide ich ja die Rückseite. Und die will ich auch haben.“
Maxi denkt angestrengt nach. Dann geht er zu seiner Mutter. „Mama, ich brauche einen Leuchtstift und ein ganz großes Kuvert.“
Die Mutter gibt ihm das Gewünschte. „Was hast du vor?“, fragt sie.
„Großes Geheimnis“, antwortet Maxi.
In der Nacht, wenn alle Kinder schlafen, ist das Christkind unterwegs. Suchend schaut es sich um, hinter welchem Fenster ein Wunschbrief liegt. Jetzt kommt es zum Haus, in dem Nina und Maxi wohnen. Zwei Briefe liegen auf dem Fensterbrett, ein kleiner, bunter und ein dicker, großer, brauner Umschlag. Das Christkind nimmt zuerst den kleinen Brief und liest.
Liebes Christkind!
Ich wünsche mir ein paar neue Bücher und eine neongelbe Bluse. Mama gefällt die Bluse zwar nicht, aber sie meint, wenn du sie mir schenkst, dann darf ich sie haben. Bitte, bitte, schenk sie mir. Ich möchte sie so gern haben. Sonst habe ich keinen Wunsch, nur die Bücher und die Bluse.
Liebe Grüße
Deine Nina
Das Christkind lächelt. „Wird erledigt, Nina. Du sollst auch deine Bluse bekommen. Jetzt bin ich aber gespannt, was sich dein Bruder wünscht.“
Doch Maxis Brief ist so schwer, dass ihn das Christkind nur mit Mühe heben kann.
„Was steckt wohl in diesem braunen Ding?“, überlegt es und reißt den Umschlag auf.
„Ein Spielzeugkatalog“, staunt das Christkind und schlägt ihn auf.
Gleich auf der ersten Seite ist ein Schlitten angekreuzt.
„Ich glaube, den möchte Maxi haben“, denkt das Christkind und blättert weiter.
Aber was ist das? Fast auf jeder Seite ist zumindest ein leuchtendes Kreuz. Dem Christkind wird ganz schwindlig beim Betrachten der vielen Wünsche.
„Nein, Maxi, so geht das nicht“, murmelt das Christkind. „Du bist noch klein und weißt es nicht besser. Ich fürchte, du musst noch viel lernen. Und ich will dir dabei helfen.“
Es legt den Katalog zurück auf das Fensterbrett und steckt Ninas Brief in seine große Tasche.
Dann berührt das Christkind mit seinem Finger Maxis Nase und flüstert: „Träum schön!“
Maxi träumt.
Im Wohnzimmer läutet eine Glocke.
„Endlich“, seufzt Nina erleichtert.
„Das Christkind war da!“, jubelt Maxi.
Beide stürmen zur Wohnzimmertür, reißen sie auf und bleiben erschrocken stehen. Vor ihnen türmen sich Hunderte Päckchen wie eine Wand.
„Wo ist der Christbaum?“, fragt Maxi.
Die Eltern schauen sich um.
„Da, schau einmal!“, antwortet die Mutter. „Da hinten sehe ich einen Lichtschein. Irgendwo hinter diesem Geschenkeberg muss der Christbaum sein.“
Der Vater räumt einige Päckchen zur Seite und liest dabei die Geschenkanhänger. „Die sind ja alle für Maxi!“, ruft er erstaunt.
Maxi strahlt.
Endlich ist der Blick auf einen Teil des Christbaums frei. Die Mutter stimmt „Ihr Kinderlein kommet“ an und alle singen mit. Dann liest Nina die Weihnachtsgeschichte vor und die Familie singt noch „Stille Nacht“. Danach darf Maxi endlich seine Geschenke auspacken.
„Ein Feuerwehrauto, super!“, ruft er. „Und ein Dreirad! Eine Parkgarage!“
Maxi will sofort mit der Garage und dem Feuerwehrauto spielen, aber seine Mutter verbietet es. „Zuerst musst du alles auspacken und wegräumen“, befiehlt sie streng. „Hier ist ja überhaupt kein Platz mehr.“
Maxis Begeisterung sinkt, aber er gehorcht.
„Ein Fahrrad“, stellt er lustlos fest. „Und ein Kasperltheater!“
Einige Päckchen später bricht er in Tränen aus. „Das ist mir zu viel! Kann mir nicht jemand helfen?“
„Nein, du wolltest das alles haben“, antwortet Nina ärgerlich. Sie sucht noch immer nach ihren Geschenken.
Maxi packt schluchzend weiter aus. Die Mutter trägt alles in sein Zimmer. Endlich ist das letzte Päckchen geschafft.
„Ich gehe jetzt spielen“, sagt Maxi, doch er kommt schnell wieder zurück.
„Mein Zimmer ist voll“, klagt er. „Ich komme nicht mehr bei der Tür hinein. Wo soll ich denn spielen?“
„Ich weiß nicht“, antwortet sein Vater. „Hast du dir das nicht vorher überlegt?“
Nina schaut ihren Bruder an und fragt boshaft: „Was wünscht du dir eigentlich zu deinem Geburtstag?“
Maxi erschrickt. „Ich weiß nicht, ich habe doch schon alles.“
Maxi wacht auf und schüttelt sich.
„Das war aber kein schönes Weihnachten“, denkt er. „Außerdem hat Nina recht. Ich habe ja bald Geburtstag.“
Er läuft ins Wohnzimmer und schaut auf das Fensterbrett. Ninas Brief ist weg, aber sein Katalog liegt noch dort.
„Glück gehabt“, murmelt er.
„Guten Morgen!“, hört er seine Mutter rufen. „Hast du etwas gesagt?“
„Nein, ja, ich weiß nicht“, antwortet Maxi verwirrt.
Er nimmt den Katalog in die Hand und blättert ihn noch einmal durch. Dann seufzt er: „Mama, darf ich den wegwerfen?“
Seine Mutter ist erstaunt. „Ja, aber warum?“, will sie wissen.
„Ich habe es mir überlegt, ich will doch nicht alles haben“, antwortet Maxi.
Die Mutter wundert sich, aber sie fragt nicht weiter.
Am Nachmittag bittet Maxi seine Schwester: „Hilfst du mir noch einmal, einen Brief an das Christkind zu schreiben?“
Nina ist auf der Hut. „Wie viele Wünsche hast du denn heute?“, erkundigt sie sich.
„Nur drei“, antwortet Maxi.
Nina ist einverstanden. „Also gut. Wir haben heute in der Schule gelernt, dass wir vor Weihnachten besonders nett zueinander sein sollen. Verdient hast du es ja nicht! Was soll ich denn schreiben?“
Maxi diktiert:
Liebes Christkind!
Es tut mir leid, dass ich mir gestern so viel gewünscht habe. Bitte verzeih. Ich habe es mir überlegt. Ich wünsche mir nur ein Feuerwehrauto, eine Parkgarage und einen Roller. Und bitte, stell den Christbaum so auf, dass ich ihn gleich sehen kann, wenn ich ins Zimmer komme. Ich will, dass Weihnachten schön ist.
Liebe Grüße
von deinem Maxi
Maxi nimmt den Brief, malt einen Tannenbaum und drei Päckchen darauf und steckt ihn in einen blauen Umschlag. Am Abend legt er ihn auf das Fensterbrett.
„Diese Nacht wird das Christkind meinen Brief sicher mitnehmen“, denkt er.
Sissy Schrei wurde 1967 in Wien geboren und wuchs in Klosterneuburg auf, wo sie auch die Volksschule und das Gymnasium besuchte. Nach der Matura studierte sie in Wien Mathematik und Physik Lehramt. Sissy Schrei lebt zurzeit in Maria Lanzendorf. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und ist im Lehrberuf tätig. Neben dem Schreiben gehören zu ihren Hobbys Lesen und die Beschäftigung mit Geschichte. Zwei ihrer Kurzgeschichten wurden bereits in Anthologien des Papierfresserchen-Verlags veröffentlicht.