Читать книгу Wie aus dem Ei gepellt ... - Martina Meier - Страница 22
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Gemeinsam schafft man alles!
„Oh nein, oh nein, oh nein!“, ruft der Hase völlig aufgelöst. „Das darf doch wohl nicht wahr sein! Nicht jetzt! Es müssen doch noch alle Eier versteckt werden, damit sie am Ostersonntag auch von den Kindern aus dem Veedel gefunden werden können!“
Der Hase ist den Tränen nahe, als der Erpel um die Ecke gewatschelt kommt. „Ist alles in Ordnung bei dir, Hase?“, fragt er mit besorgter Stimme. „Ich habe dich aufschreien hören. Hast du dir wehgetan?“
„Nein, das Gott sei Dank nicht! Aber bleib ja weg, Erpel! Ich habe gerade einen Bescheid bekommen, dass ich mich wahrscheinlich irgendwo mit dieser Menschenkrankheit angesteckt habe. Und jetzt muss die ganze Hasenfamilie vorsorglich in Quarantäne.“
„Wann sollst du dich denn angesteckt haben?“, fragt der Erpel irritiert. „Du bist doch hauptsächlich in deinem Bau gewesen und hast die ganzen Eier mit deinen Kindern und deiner Frau für Ostern angemalt, oder nicht?“
„Ja, keine Ahnung, wie das passieren konnte“, klagt der Hase wimmernd. „Jedes Tier weiß doch, dass man sich zurzeit besser von den Menschen fernhält!“
„Mhhh“, brummt der Erpel zustimmend, geht schnell ein paar Schritte zurück und schnappt sich ein Blatt vom Boden, was er sich sofort vor den Schnabel hält. „Das sind wirklich keine guten Neuigkeiten!“
Der Hase würde am liebsten aus Verzweiflung anfangen zu weinen. Der Erpel merkt dies und sagt liebevoll: „Ich weiß, wie furchtbar das jetzt für dich sein muss, aber sei dir versichert, ich werde dir helfen.“
Der Hase atmet tief durch, nickt dem Erpel dankend zu, strafft den Rücken und verkündet optimistisch: „Also, die Eier sind so gut wie fertig und desinfizieren können wir sie draußen vor dem Bau. Aber jetzt die Frage: Wie sollen sie verteilt werden? Es sind auch nur noch zwei Tage, um dieses Unterfangen zu planen und umzusetzen.“
Da kommt dem Erpel eine Idee. „Weißt du was, Hase? Ich frag mal meine Frau, die Ente. Die kennt doch jeden hier im Veedel. Bestimmt fällt ihr eine Lösung ein.“
„Oh ja, das ist ein guter Einfall!“, erwidert der Hase ganz aufgeregt. „Und ich gehe jetzt mal zu meiner Frau und gestehe ihr die neu eingetroffene Situation. Wünsch mir Glück, Erpel, dass sie mir nicht den Kopf abreißt.“
„Ich drücke dir die Flossen, Hase!“, sagt der Erpel aufmunternd, da er sich das Gewitter, welches seinen Freund erwartet, schon sehr gut vorstellen kann. „Und, ach ja, vielleicht sollte ich vorerst auch nicht mehr in eure Nähe kommen … hast du noch das alte Walkie-Talkie? Dann funke ich dich an.“
„Sehr gut mitgedacht! Soll doch noch mal jemand sagen, deine Frau sei klüger als du“, schmunzelt der Hase.
„Ja, ja. Sehr witzig“, antwortet der Erpel lachend und watschelt, so schnell er kann, runter zum Rhein und ab nach Hause.
„Liebste, Liebste bist du daheim? Wir brauchen unbedingt deine Hilfe!“, ruft der Erpel schon von Weitem.
„Pscht, pscht, pscht, du weckst die Kinder!“, flüstert die Ente. „Ich bin so froh, dass sie endlich alle schlafen.“ Und als die Ente ihren Mann so betrachtet, bemerkt sie, dass er etwas blass um die Nase ist und fragt Böses ahnend: „Was ist passiert? Wobei bedarf es meiner Hilfe? Und wer ist wir?“
Schnell, aber umfassend berichtet der Erpel von den eingetroffenen Ereignissen am Hasenbau.
Die Ente guckt ihren Mann nicht gerade erfreut an und fragt sofort: „Hast du genug Abstand gehalten?“
„Ja, und ich habe mir sofort ein Blatt vor den Schnabel gehalten!“, erwidert er zufrieden mit sich selbst, dass ihm das eingefallen war. „Hast du vielleicht eine Idee, wie wir dem Hasen helfen können, um das Osterfest der Menschenkinder zu retten?“
„Mhhh, lass mich mal kurz nachdenken“, grummelt die Ente. „Wer ist den gut in Logistik und Transport?“
Da räuspert sich der Erpel, um zum Sprechakt anzusetzen, und hört, wie seine Geliebte einschreitend sagt: „Ne, ne, ne, das, was du sagen willst, geht nicht auf.“
„Woher weißt du, was ich sagen will?“, fragt der Erpel aufmüpfig. Die Ente guckt ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und erwidert amüsiert: „Och, Erpelchen, ich bin nun schon so lange deine Frau, ich will dir die Illusion ja nicht rauben, aber ich weiß immer, was du sagen willst.“ Zur schnellen Versöhnung verpasst sie ihm einen dicken Schmatzer und fügt triumphierend hinzu: „Ich weiß es! Wir fragen die beiden Königinnen!“ Der Erpel versteht nicht so schnell, wen seine Frau damit meint, sodass diese weiter ausführt: „Na, die Ameisen- und die Bienenköniginnen. Ich werde ihnen das Problem schildern und sie fragen, ob sie nicht in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein paar ihrer Soldaten abstellen können, die dann die Eier verstecken sollen. Und die Spinnen könnten für die Bienen kleine Netze bauen, in welche die Eier gelegt und somit gut transportiert werden können. Und bei den Ameisen dürften diesbezüglich ja gar keine Schwierigkeiten auftreten, da sie alles auf dem Rücken tragen können.“
Erstaunt guckt der Erpel die Ente an und gluckst: „Du bist wirklich die klügste Frau von allen! Was ein toller Plan!“
Sie errötet ein wenig, findet ihren spontanen Einfall aber auch genial. „Dankeschön, mein Liebster“, flötet sie. „Ich würde sagen, wir machen es jetzt so: Du berichtest dem Hasen schon mal und passt auf die Kinder auf, während ich mit den beiden Königinnen und den Spinnen spreche. Dann gucken wir uns die Feinheiten des Plans gemeinsam an und legen Straßen und Routen fest.“
„Perfekt!“, ruft der Erpel und beginnt damit das Walkie-Talkie zu suchen, während sich die Ente auf den Weg macht.
Bereits zwei Stunden später steht fest, dass alle, sowohl die Oberbefehlshaberinnen mit ihren Untergebenen als auch die Spinnen, dem Hasen helfen möchten, ein schönes Osterfest für die Menschen, zu zelebrieren.
Am darauffolgenden Tag treffen sich alle Beteiligten per Walkie-Talkie-Konferenz, um die Einzelheiten abzusprechen und den Ablauf durchorganisieren.
„Gut“, sagt die Ente in die Sprechmuschel. „Wie abgemacht übernimmt der Hase heute Nacht per Funk die Koordination der Ameisen- und Bienenarmeen. Zuvor werden die Eier vor dem Hasenbau zur Sicherheit vom Erpel und mir gereinigt, sodass sich auch keine möglichen Krankheitserreger verteilen können. Die Spinnen bringen ihre Netze ebenfalls zum Bau, sodass die Bienen die Eier mühelos fliegend verteilen können. Hat noch jemand Fragen?“
Da meldet sich die Ameisenkönigin und sagt in ihrer etwas barschen Art: „Vernünftig wäre es natürlich, wenn meine Soldaten den inneren Zirkel des Veedels mit Eiern versorgen, da diese ja alles schleppen müssen. Es dürfte ja kein Problem sein, dass die Bienen die weiteren Strecken mit ihrer Flügelkraft zurücklegen.“
„Ich denke, das lässt sich so gut machen“, sagt die Bienenkönigin sofort ganz diplomatisch. „Es ist nämlich so, dass ich die stärksten meiner Männer für diese Aufgabe gestern Abend bereits ausgewählt und diese von ihrem heutigen Dienst befreit habe, sodass alle ausgeschlafen und fit sein werden.“
„Das klingt so fantastisch!“, freut sich der Hase. „Ihr seid echt die Besten. Wie kann ich mich je dafür revanchieren?“
„Ach“, erwidert der Erpel schnell, „erst mal gucken, dass heute Abend alles klappt. Und wir wissen doch alle, dass sich immer eine Möglichkeit ergibt, seinen Freunden ein anderes Mal genauso beizustehen.“
„Das stimmt!“, pflichtet die Ente ihrem Mann bei und ergänzt: „So, jetzt sollten sich aber alle noch mal ausruhen und dann treffen wir uns um Punkt null Uhr heute Nacht am Hasenbau.“
Gesagt, getan.
Alles funktionierte reibungslos, sodass die Menschenkinder am Ostersonntag fröhlich und ausgelassen Eier suchen und finden konnten.
Pela Nehring, geboren 1984 in Köln. 2010 erwarb sie einen Magister in Philosophie, Germanistik und Theologie an der Universität zu Köln. Zudem absolvierte sie eine Ausbildung als „Systemischer Coach und Change Manager“. Die Beschäftigung mit sozialen Phänomenen und deren Auswirkungen ermöglicht es ihr, nah am Puls der Zeit zu sein.