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Kürbislinas erstes Ostern

Kürbislina wird von ihrer Freundin Glöckchen geweckt. „Aufstehen, wir haben Ostern“, sagt sie.

Sofort ist Kürbislina wach und strahlt ihre Freundin an. „Ostern?“ Kürbislina hat schon viel von diesem Fest gehört. Wo die Menschen in den Wald kommen, um Eier zu suchen. Aber da sie bis jetzt zu dieser Zeit immer geschlafen hat, ist es für sie nicht möglich gewesen, dieses Fest mitzuerleben. Und das Jahr zuvor waren die beiden Herzensschwestern eher damit beschäftigt gewesen, ihre beiden Völker wieder vereinigen. Doch dieses Jahr wollen sie jedes Fest der jeweils anderen miterleben.

Schnell waschen sich die beiden und laufen den schmalen Gang im Inneren des Baumes nach oben, um zu den Ästen zu gelangen. Die Sonne hat schon viel Schnee geschmolzen. Einzeln blitzen Krokusse, Maiglöckchen und Tulpen durch das weiße Kristallmeer. Im Gegensatz zu Glöckchen friert Kürbislina nicht, sie ist an die Kälte gewöhnt. „Da ist das so ein Osterei?“, fragt sie schließlich aufgeregt.

„Ja“, sagt Glöckchen und zeigt etwas weiter unter einen Busch. „Und schau, da hat der Osterhase auch ein kleines Geschenk hingelegt.“

„Wie weiß er eigentlich, welches Kind danach greifen wird?“

„Er sagt, es ist magisch. Sobald ein Kind das Geschenk in den Fingern hält, wird es Inneren sein Wunsch hineingezaubert.“

Mit großen runden Augen sieht Kürbislina ihre Freundin an. „Du kennst den Osterhasen?“

Glöckchen sieht ihre Freundin verwundert an. „Warum ist das so seltsam?“

„DEN OSTERHASEN?“

Wieder nickt Glöckchen.

„DAS IST COOOOL“, quiekt Kürbislina aufgeregt.

„Er kommt immer zu Oma, wenn er hier im Wald fertig ist.“ Hibbelig tritt Glöckchen von einem Bein auf das andere und kichert – so aufgeregt kennt sie ihre Freundin nicht. „Lass uns etwas Schokolade bei den Menschen stibitzen.“

„Und dann, sehe ich ihn dann?“

„Später“, sagt Glöckchen. „Schnell, sonst kommen die Menschen und danach ist alles weg.“ Sie pfeift, der schrille Ton hallt zu den Baumwipfeln hinauf. Kürbislina weiß, das Glöckchen ihre Freundin, die Amsel, ruft, die sie zum Waldboden bringen soll.

Da kommt der schwarze kleine Vogel mit dem orangen Schnabel schon auf sie zu.

Mit Schokoeiern und Gummitierchen, so viel sie in ihren kleinen Armen tragen konnten, sitzen sie bald wieder auf dem Ast und beobachten die Menschenkinder, wie sie auf dem Boden umherkrabbelten, um Geschenke und Süßkram zu finden.

„Aber da liegt doch eines, warum sieht das Mädchen es nicht?“, will Kürbislina wissen.

Glöckchen schluckt das Stückchen weiße Schokolade hinunter, was zuvor zu einem Schokoküken gehörte, und will es erklären, da hören die beiden eine amüsierte Stimme hinter sich.

„Ein Zauber, dass jedes Kind nur eines bekommt. Oder für ganz brave ein zweites Nest.“

Langsam dreht sich Kürbislina um. Da steht ein brauner Hase wie ein Mensch auf ihrem Ast. Seine Nase zuckt und es sieht so aus, als würde er lächeln. Auf dem Rücken trägt er einen Rucksack.

„Das ist Benny, der Osterhase.“

Weit reißt Kürbislina ihre Augen auf, sie kann ihn einfach nur anstarren. Kann das wirklich der Osterhase sein?

Glöckchen steht auf. „Das ist Kürbislina, meine Herzensschwester.“

„Ich weiß“, sagt der Osterhase sanft.

Kürbislina schluckt. „Schon fertig?“, fragt sie ihn, als wenn es alltäglich wäre, den Osterhasen zu treffen.

„Nein, aber ich habe euch hier oben gesehen und wollte Hallo sagen.“ Er zieht seinen Rucksack ab. „Und ich habe etwas für dich, Kürbislina.“

„F...f...für mich?“ Ihre Stimme ist ungewohnt schrill vor Aufregung.

Der Osterhase kennt sie und hat ein Geschenk für sie. Kürbislina hat das Gefühl, gleich vom Ast zu fallen.

Lachend holt der Hase eine kleine Box hervor und hält es auf seiner weichen Pfote vor sie hin. „Ja, für dich.“ Eine orange Box funkelt im Sonnenlicht mit einer grünlichen Schleife.

„Nimm schon“, sagt ihr Freundin und schubst Kürbislina leicht an.

Vorsichtig greift sie danach. Ihr erstes Geschenk zu Ostern und das auch noch persönlich vom Osterhasen. Kürbislina kann ihr Glück nicht fassen, am liebsten würde sie ihn ganz fest an sich drücken. Aber sie bringt nur ein „Danke“ heraus.

„Gerne.“

Bevor Kürbislina das kleine Paket fest an sich drücken kann, ist die Stelle, an der der Hase stand, leer. Immer wieder geht ihr Blick zwischen dem Geschenk in ihrem Arm und dem Platz, an dem der Osterhase stand, hin und her.

„Mach schon auf“, feuert ihre Freundin sie an.

Kürbislina geht in die Knie. Ihre Finger zittern, als ein kalter Wind durch kahle Äste fegt. Langsam zieht sie an dem grünen Schleifchen und öffnet den Deckel. Inmitten von Gras liegt ein kleiner Stoffhase, der aussieht wie der, den sie gerade vor sich stehen hatte. Im Silber des Deckels ist ein Kürbis eingraviert und daneben steht: Frohe Ostern, dein Freund Benny.

Luna Day wurde 1982 in Wertingen geboren und wuchs in Augsburg auf, wo sie immer noch mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie durch Harry Potter und Roll-Play-Games. Sie tippt Kindergeschichten, aber auch Fantasy- und Liebesgeschichten. www.lunadayautorin.com.

Wie aus dem Ei gepellt ...

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