Читать книгу Leuchtend wie Gottes Regenbogen - Martina Plieth - Страница 7
Wortlaut der ausgeführten Predigt
ОглавлениеGnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater
und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde!
Zeichen der Liebe … Zeichen der Liebe gibt es – Gott sei Dank! – viele. Denken Sie nur an all die Herzen, die in die Rinde eines Baumes geritzt wurden und werden, um dort – mit den Anfangsbuchstaben zweier Liebender versehen – für Jahre und Jahrzehnte sichtbar zu bleiben. Denken Sie an die Medaillons mit Foto und Haarlocke, die an lebendiges Miteinander erinnern, oder an Ringe, in die ein gutes Wort, manchmal auch ein Trauspruch, hineingraviert ist. Zeichen der Liebe … Sie können sehr unterschiedlich sein: klein oder groß, preiswert oder teuer, unauffällig oder außergewöhnlich. Immer aber weisen sie auf etwas Wunderbares hin – auf eine Beziehung besonderer Intensität und Wirkung. Zeichen der Liebe machen deutlich: Wir gehören zusammen. Wir stehen füreinander ein. Niemand von uns ist ganz allein auf sich gestellt.
Wer von einem oder einer anderen ein Zeichen der Liebe erhält, kann sich in der Tat glücklich schätzen. Denn Zeichen der Liebe verbinden und zeigen Verbindliches an. Sie stärken und stützen. Sie geben Halt und Beständigkeit. Sie stimmen zuversichtlich und mobilisieren Hoffnungskräfte. All das wird mitten in menschlichem Alltag immer wieder gebraucht. All das ist ‚Nahrung für die Seele’ und tut in jeder Situation einfach nur gut. All das ist ‚täglich Brot vom Feinsten’, das immer schmeckt. Ganz besonders wichtig aber wird es dann, wenn Menschen sich schwach und deprimiert fühlen, wenn sie matt sind und erschöpft. In Zeiten, in denen das Leben wie ein mühsamer Gang durch’s finst‘re Tal (siehe Ps 23,4a) erscheint, werden Zeichen der Liebe dringend gebraucht. In solchen Zeiten sind sie überlebensnotwendig, denn sie bannen die allzu verständliche Furcht vor Unglück und Einsamkeit, sie vertreiben Zweifel und Trauergeister. – Zeichen der Liebe bringen Farbe ins Leben. Sie machen tristes Einerlei bunt und Ecken und Kanten schmerzlicher Erfahrungen rund. Ja, Zeichen der Liebe können überaus tröstlich sein.
In einer besonders alten Geschichte unserer Bibel, in der Geschichte von Gottes Bund mit Noah (vgl. Gen 6,5-8,22), wird genau davon erzählt. Ich denke, viele von Ihnen erinnern sich daran …
Die Menschen hatten derartig viel Schlimmes getan und Übles angerichtet, dass Gott schließlich zornig wurde und einen Regen übers Land schickte, der nicht mehr aufhörte. Bäche und Flüsse traten über die Ufer; Teiche, Seen und Meere schwollen an, und der Wasserspiegel stieg und stieg. Am Ende versank fast alles in den Fluten. Menschen, Tiere und Pflanzen gingen unter. Es war kein Land mehr in Sicht. Nur Noah, der Getreue Gottes, seine drei Söhne und deren Familien, wurden gerettet. Sie bekamen mit all dem, was sie um sich versammelt hatten, mit dem hölzernen Kahn, den Gott bauen ließ, mit der ‚Arche Noah’, eine neue Chance. Und nachdem eine weiße Taube einen grünen Zweig der Hoffnung zu Noah und allen anderen gebracht hatte, nachdem klar geworden war: ‚Das Wasser geht zurück’, da geschah etwas, das bis auf den heutigen Tag für alle Menschen – auch für uns – von ganz besonderer Bedeutung ist: Gott selbst gab denen, die geschwächt und deprimiert, matt und erschöpft überlebt hatten, ein Zeichen der Liebe. Ein Zeichen seiner Liebe, die eindeutig stärker war als sein Zorn. Er setzte an den bleigrauen Himmel voller Regentropfen, der schwer und drückend über allem Wasserchaos hing, einen farbenfrohen Bogen mit großer Leuchtkraft. Und er sagte: „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe“ (Gen 9,13-15).
Gott setzte einen farbenfrohen Bogen mit großer Leuchtkraft an den bleigrauen Himmel voller Regentropfen, der über allem Wasserchaos hing. Und dieser Bogen war sein Zeichen der Liebe. Bunt und rund – einfach wunderschön! Mitten hineingesetzt in eine Welt voller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, mitten hineingesetzt in eine Welt, in der schlimme Taten und üble Gedanken Unheil anrichteten und Zorn heraufbeschworen. Mitten hineingesetzt in eine Welt, in der Treue und Beständigkeit als ‚Nahrung für fast verhungerte Seelen’ dringender denn je gebraucht wurden.
Gott setzte einen farbenfrohen Bogen mit großer Leuchtkraft an den bleigrauen Himmel voller Regentropfen, der schwer und drückend über allem Wasserchaos hing. Und dieser Bogen ist bis auf den heutigen Tag sein Zeichen der Liebe, sein Zeichen der Liebe auch für uns: nach wie vor vorhanden, bunt und rund, einfach wunderschön! Und mit diesem Zeichen zeigt Gott immer wieder neu, dass seine Liebe stärker ist als sein Zorn. Und das ist wirklich wunderbar, etwas ganz Besonderes, das eine frohe Botschaft vermittelt. Die Botschaft Gottes an alle seine Menschen: Wir gehören zusammen. Es gibt einen ewigen Bund zwischen uns, den nichts und niemand aufheben kann. Wir gehören zusammen, was immer auch geschieht. Wir gehören zusammen und leben in Gemeinschaft; das gilt!
Liebe Gemeinde, wenn jemandem unter uns das eigene oder ein fremdes Leben wie ein mühsamer Gang durch’s finst‘re Tal (siehe Ps 23,4a) erscheint, dann wünsche ich ihm oder ihr in dieser Situation deutliche Zeichen der Liebe – Zeichen der Liebe, die stärken und stützen, die Halt geben und Beständigkeit, die zuversichtlich stimmen und Hoffnungskräfte mobilisieren. Wenn jemand unter uns sich wie unter einem bleigrauen Himmel voller Regentropfen fühlt, beschwert und bedrückt vom Wasserchaos, dann wünsche ich für ihn oder sie den Regenbogen herbei – den Bogen Gottes, der als besonders schönes Liebeszeichen über uns allen steht. Wer ihn sieht, kann darauf vertrauen, dass Gott ganz in der Nähe ist. Wer ihn sieht, darf darauf setzen, dass Gott zu seinen Menschen steht, was immer auch geschieht. Wer ihn sieht, kann sich selbst und anderen sagen: Wir sind nicht allein. Gott ist bei uns. Welch ein Segen! Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus, dem Christus, der uns immer wieder Zeichen seiner Liebe schenkt. Amen.