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A. Einige Worte vorab
ОглавлениеWer Gottesdienste feiern möchte, kann das nicht allein bewerkstelligen. Insbesondere Gottesdienste im Altenheim bedürfen vieler Helfer und Helferinnen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung: Ankündigungsplakate müssen erstellt und ausgehängt werden. Bewohner/innen sind immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass sichtbare Hinweise vorhanden sind, die an den Gottesdiensttermin erinnern; sie müssen am Gottesdiensttag selbst noch einmal oder auch mehrmals gesagt bekommen, dass am Nachmittag alle zur gottesdienstlichen Feier eingeladen sind, und sie benötigen individuelle Hilfe dabei, sich für den Gottesdienstgang zu rüsten, ihn anzutreten und dann auch tatsächlich durchzuführen. Betten, Rollstühle und Rollatoren müssen bewegt und sonstige Gehhilfen zur Verfügung gestellt werden; langsame Schritte älterer beziehungsweise alter Menschen benötigen nun einmal Begleitung und Unterstützung. – Das alles hört sich einfach an, ist aber mit ziemlich großem Aufwand für sämtliche Beteiligten verbunden. Es braucht viel Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen, bis die Gottesdienstgemeinde im Altenheim zusammengefunden hat, sich jeder und jede am richtigen Platz befindet und ein Gottesdienstblatt (das auch rechtzeitig fertiggestellt werden musste) in Händen hält. Und selbst wenn das der Fall ist, bleibt noch vieles zu tun. Auch während des Gottesdienstes wird Begleitung benötigt, und unterschiedliche Schutz- und Stützmaßnahmen sind erforderlich. Gleiches gilt für die Zeit nach dem Gottesdienst. Alle, die miteinander gefeiert haben, müssen wieder wohlbehalten in ihre Wohnbereiche und Zimmer zurückgeleitet werden; und dort angekommen, sind sie auch auf die eine oder andere Hilfe angewiesen, wenn sie sich zurechtfinden können sollen. Wer all das regelmäßig oder ausnahmsweise mitvollzieht – gegebenenfalls auch nur bedenkt –, wird bestätigen können: Gottesdienst im Altenheim findet in der Tat unter besonderen Umständen und in einer speziellen Umgebung statt. Diese Tatsache konfrontiert mit außergewöhnlichen Herausforderungen und fordert von allen, die sich darauf einlassen, hohen Einsatz von materiellen und vor allen Dingen personellen Ressourcen.
Im Jacobi-Haus Bünde, in dem ich von 2005 bis 2010 neben meiner professoralen Tätigkeit als Pfarrerin der Westfälischen Landeskirche gearbeitet habe, wurde all dies nicht nur vor dem Hintergrund des evangelisch-diakonischen Profils eines Altenheims in evangelischer Trägerschaft gesehen und bedacht, sondern auch ganz selbstverständlich tatkräftige Unterstützung meiner pastoralen Arbeit im Alltag geleistet: Gottesdienste sind auch von den Mitarbeitenden als bedeutsam eingestuft und dementsprechend geschätzt worden; sie bekamen einen hohen Stellenwert zugemessen und erschienen nicht als lästige Pflichtübungen, sondern als erfreuliche Kür, deren Ermöglichung ein Herzensanliegen ist. Für mich war das alles andere als selbstverständlich; ich freute mich immer wieder aufs Neue darüber und fühlte mich dadurch dauerhaft getragen und entlastet, ich könnte auch sagen ‚auf kollegiale Weise zur Erfüllung (m)eines spezifischen Dienstauftrages befähigt beziehungsweise befreit‘. Aus diesem Grund möchte ich mich an dieser Stelle – so wie ich es bereits 2008 und 2011 anlässlich der ersten und zweiten Auflage dieses Buchs sowie 2012 anlässlich des Erscheinens meiner Gottesdienstbände ‚Himmelsglanz für dich und mich‘ sowie ‚Leuchtend wie Gottes Regenbogen‘ getan habe – rückblickend noch einmal ganz herzlich bedanken: Bei Bernd Hainke (Heimleiter), Evelyn Genat, (Verwaltungsfachkraft, Mitarbeiterin im Begleitenden Dienst und Seelsorgebeauftragte), Monika Höke-Jung (Diplom-Sozialarbeiterin im Sozialdienst), Anja Schweble und Nastja Weiz (Wohnbereichsleiterinnen bis Juli 2009 und spätere Pflegedienstleiterinnen), Nina Budzyganov sowie Katharina Ens (beide Wohnbereichsleiterinnen seit 2009), die hier stellvertretend für alle anderen in der Pflege und sonstigen Betreuung Tätigen zu benennen sind, allen Ehrenamtlichen, die sich zum Beispiel als ‚Grüne Damen und Herren‘ oder ‚Grüne Patenschüler/innen‘1 eingebracht haben und bei Dr. Isabelle Lewis, die als Organistin für schöne Töne und Klänge sorgte und immer wieder erfahrbar werden ließ, dass Musik (vor allen Dingen auch Musik im Gottesdienst) lebendig macht. Sie alle trugen während meiner (Arbeits-)Zeit im Altenheim und gewiss auch darüber hinaus – durch ihr Engagement dazu bei, dass im Jacobi-Haus Bünde regelmäßig Gottesdienste angeboten und ältere beziehungsweise alte Menschen durch die von ihnen ausgehende Kraft-Wirkung ermutigt und gestärkt werden konnten.
Mein besonderer Dank gilt – last but not least – all den Altenheimbewohner/innen im Bündener Altenheim, die sich über fünf Jahre hinweg in vierzehntägigem Rhythmus immer wieder aufgemacht haben, um mit mir gemeinsam Gottesdienst zu feiern und auf vielerlei Weise deutlich zum Ausdruck zu bringen, wie wichtig das für sie war. Sie alle sind mir ans Herz gewachsen und motivierten mich mit ihrer Freude und ihrem Interesse von Mal zu Mal neu, gottesdienstliche Themen sowie Motive zu suchen und zu finden, die für ältere und alt Gewordene ansprechend sind. – Ohne sie wäre gottesdienstlich gar nichts gegangen; mit ihnen gelang erstaunlich viel.
Zum Schluss meiner einleitenden Vorbemerkungen möchte ich nun noch ein paar kurze Ausführungen zu den Gottesdienstmodellen C.25 bis C.29 im vorliegenden Gottesdienstband anfügen. Sie sind zu den 24 ‚regulären‘, bereits 2008 vorgelegten Entwürfen aus ‚Gnade ist bunt‘ hinzugekommen, weil Leser/innen und Nutzer/innen meiner Bücher immer wieder um Anregungen im Blick auf Gottesdienste zu besonderen Anlässen gebeten haben. Dabei dachten sie weniger an Gottesdienste zu Fest- und Feiertagen des Kirchenjahres, die ja bereits 2011 in ‚Himmelsglanz für dich und mich‘ berücksichtigt wurden, sondern – ich zitiere aus einer an mich gerichteten Mail – ‚an all das, was es sonst noch gibt‘. Darüber, was im Einzelnen darunter zu verstehen ist, kann man sicher sehr verschiedener Meinung sein; von mir wurden unter dieser ‚Überschrift‘ Sonder-Gottesdienste zusammengestellt, die sich entweder auf außergewöhnliche, im Altenheimkontext eher singuläre, aber bedeutsame Ereignisse wie Kindstaufe (C.26) und Altarkreuzübergabe (C.27) beziehen oder auf regelmäßig, wenn auch in größeren Abständen wiederkehrende Feieranlässe wie Kronenkreuzverleihung (C.25), Verabschiedung (C.28) und Dienstjubiläum (C.29). Die in den verschiedenen Sonder-Gottesdienstmodellen abgedruckten Predigten sind situationsspezifisch ausgerichtet, können aber fast alle2 durch leichte Textveränderungen so abgewandelt werden, dass sie auch in Altenheimgottesdiensten ohne besondere Beweggründe problemlos zu halten sind.
1 ‚Grüne Patenschüler/innen‘ sind Jugendliche aus Bündener Realschulen, die sich im Rahmen von Schulpraktika im Jacobi-Haus Bünde engagieren; sie besuchen Altenheimbewohner/- innen, spielen mit ihnen oder lesen ihnen etwas vor.
2 Eine Ausnahme stellt der Gottesdienst C.29 (Der Herr ist mein Hirte – Dienstjubiläum) dar, der nicht für Altenheimbewohner/innen, sondern für Altenheimmitarbeiter/innen gedacht ist.