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Vorwort von Yves Mangeart

In ihrem ersten Buch, L’Attente sacrée, Yoga, maternité, naissance,1 hat Martine Texier die Erfahrungen aus ihren Kursen zur Geburtsvorbereitung mit Tausenden von Frauen geteilt.

Ihr zweites Werk, Accouchement, naissance: un chemin initiatique (Der weibliche Weg), ist eine Vertiefung des ersten. Hier werden die Einsichten und Erkenntnisse ins Licht gesetzt, die den persönlichen, familiären und beruflichen Werdegang Martines geprägt haben. Entwicklung und »Geburt« dieses Buchs profitierten von der Begeisterung und dem praktischen Sinn der Autorin. Und jede Woche gewinnt sie in ihren Kursen für Schwangere weiter an Erfahrung.

Die neunmonatige Initiation und der Ritus der Geburt sollten ins rechte Licht gerückt werden. Denn als Frau hat man hier die einzigartige Gelegenheit, ganz aufzugehen in der Schönheit des täglich Neuen in sich, und das über einen langen Zeitraum hinweg.

Doch eine Frau kann diese Gelegenheit auch verpassen, wenn sie sich von den kleinen Wehwehchen vereinnahmen lässt, die dieses großartige Geschehen begleiten. Dann erlebt sie jede Menge Unannehmlichkeiten, die sie an den Rand drängen, obwohl sie im Zentrum dieses großen Mysteriums stehen könnte, welches das Leben ja ist. Übelkeit, Ängste, Unzufriedenheit, Unverständnis, Schmerzen, Beeinträchtigungen, narzisstische Einstellungen, Verärgerung, Angewohnheiten, die durcheinandergeraten, und schließlich die Schmerzen, die es um jeden Preis zu vermeiden gilt. All das kann Schwangerschaft und Geburt überschatten, wenn sie schlecht vorbereitet sind.

»Alles hängt davon ab, worauf man besteht.«

Martines Bücher veranschaulichen den Initiationsritus hinter dieser neun Monate währenden Verwandlung mit der Geburt als krönendem Abschluss.

Was ist mit Initiation gemeint? Es geht um das staunende Bewusstsein für das Neue eines jeden Augenblicks. Da ist eine unermessliche, geheimnisvolle Präsenz, die jede Wirklichkeit tief durchdringt. Während der Schwangerschaft ist das Baby in der Körpermitte der Frau ein stiller Beweis dieser Wahrheit. Und wer zu »sehen« versteht, für den ist diese Entwicklung hin zur Niederkunft überall im großen Ganzen der Natur und des Lebens zu sehen.

Eine Schwangere ist nicht nur mit einem Kind schwanger. Sie kann sich mit aller Macht bewusst werden, dass nicht nur ihr Körper sich verändert: Ihre Augen werden nicht mehr auf die gleiche Weise sehen, und Geräusche berühren sie ganz anders. Sie nimmt sich und ihre Mitmenschen nicht mehr so wahr wie zuvor. Ihr Sein ist viel mehr im Einklang mit allem Sein. Sie trägt ein »neues Sein« in sich, ein »in der Welt sein«. Auch der werdende Vater kann von der Erneuerung und dem Mysterium berührt werden.

Die überwältigende Erkenntnis, Leben schenken zu können, steht im Zentrum des Daseins und kann Eltern wachrütteln. Die Erfahrung der Geburt ihres Kindes, ihrer Kinder, kann ihrem Leben solche Impulse verschaffen, dass sie ständig mit neuen Projekten »schwanger« gehen, etwas Neues ausbrüten, neue Ideen in die Welt setzen.

Initiierte, Eingeweihte, erleben die tausend Kleinigkeiten des Alltags liebevoll als »Akt der Liebe«. Eingeweihte lassen sich von den Zeichen berühren und bereichern, die immer neu die oder den befruchten, die sich dem Augenblick öffnen. Eingeweiht sein bedeutet auch, sich selbst und sein Herz zu erforschen, um immer wieder neu Jugend, Schönheit, Überschäumen zu erleben.

Und wer eingeweiht ist, der nimmt voll und ganz am Leben teil, an den intimen, ruhigen Momenten genauso wie an den Stürmen und Umstürzen, die Neues schaffen.

Yves Mangeart

Der weibliche Weg

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