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Unklare Botschaften durch widersprüchliche Handlungen

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Kommunikation beginnt mit dem Moment der Geburt und endet erst dann, wenn unser Leben endet. Es ist uns ganz offensichtlich und wie schon gesagt einfach nicht möglich, nicht zu kommunizieren. Vermittelt doch jede Geste, jeder Gesichtsausdruck, jedes gesprochene, aber auch jedes verschwiegene Wort, was wir denken, was uns bewegt, oder auch, was uns nicht interessiert.

Kommunikation ist demnach keine Frage des Willens. Wir kommunizieren und treten damit in Beziehung: zu Menschen, die uns nahe stehen, ebenso wie zu allen anderen Lebewesen um uns herum. Im Laufe unseres Lebens und mit der Zunahme an Erfahrung lernen wir dabei, unsere Gefühle zu verschleiern. Ob wir in Gesellschaft weinen oder lachen, ob wir unsere Freude oder unser Unglück nach außen hin ­zeigen: Starke Emotionen sind in manchen Kulturkreisen unerwünscht.

»Männer weinen nicht.« »Frauen dürfen nicht in der Öffentlichkeit ­lachen.« Aus Rücksicht auf solche moralischen »Werte« (woher auch immer sie stammen mögen) unterdrücken wir nicht selten Gefühle, die doch eigentlich eindeutig frei sein möchten. Bei Kindern sieht das noch anders aus. Sie können (und dürfen) noch ungebremst leben und äußern, was sie fühlen – ohne die gesellschaftlichen Tugenden und moralischen Werte der Erwachsenen. Daher sind Kinder Experten der reinen, unverfälschten Kommunikation.

Entsprechend fällt Kindern das Kommunizieren besonders leicht. So wie sie sich selbst ganz natürlich und unverfälscht verhalten, reagieren sie auch auf ihre Mitmenschen: Wenn sie wütend sind, schreien sie »Nein!«, und wenn sie sich freuen, jemanden zu sehen, hört man ihr Juchzen schon von Weitem. Mit anderen Worten: Ihre Gedanken und Gefühle passen zu ihren Handlungen. Das macht ihre Botschaft klar und nachvollziehbar.

Mit jedem Jahr und jeder Erfahrung, die wir im Laufe unseres Lebens machen, wird unsere Kommunikation jedoch komplexer. Wir bekommen schnell mit, was Scham bedeutet, was man lieber offen aussprechen sollte und was nicht. Wir stellen uns darauf ein, Konflikte zu vermeiden – wenn nötig, durch eine Lüge. Oft verschleiern wir unsere wahren Gefühle, sei es aus Rücksichtnahme oder weil es uns unangenehm ist, unsere Gefühle so zu zeigen, wie sie sind. Ein Blick auf das eigene Verhalten macht es deutlich: wir tun oft nicht, was wir sagen, und denken anders, als wir handeln. Wenn man uns fragt, wie es uns geht, werden wir unserem Gegenüber sicher nicht jederzeit die Wahrheit sagen. Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass mein Gegenüber die widersprüchlichen Botschaften fast immer bemerkt und das Ganze eher zu Verunsicherung führt. Im schlechtesten Fall versteht man uns ganz falsch. Sätze wie »Wir verstehen uns nicht mehr« oder »Ich habe bei ihm ein komisches Gefühl« kennt jeder. Sie tauchen auf, wenn die Kommunikation verfälscht, wenn das Gesprochene und das Gefühlte nicht übereinstimmen.

»Kommunikation ist an sich kinderleicht.

Trotzdem (oder auch gerade deswegen) fällt sie vielen Menschen umso schwerer, je älter sie werden.«

Sei höflich zu deinem Hund!

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