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HÖFLICHKEIT – DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG
ОглавлениеAuch wenn ich eine fremde Sprache als Kind nicht gleich verstand, erkannte ich doch immer wieder Verhaltensweisen, die überall auf der Welt dieselbe Bedeutung haben. Ich lernte schnell, dass man mit einem Lächeln und einer offenen Art überall herzlich willkommen ist. Der Gedanke, dass auch ein Blinder, der nie ein Lächeln gesehen hatte, seine Freude mit einem Lächeln ausdrückt, begeisterte mich. Und zeigte mir, dass Kommunikation angeboren ist.
Ich denke, dass kaum etwas für das Gelingen der Kommunikation so essenziell ist wie die Höflichkeit. Sie ist ein Verhalten, geprägt von der Rücksichtnahme gegenüber anderen. In ihr steckt der Begriff »Hof«, also das, was einst am Königshof üblich war, die höfischen Sitten. Daraus wurde dann »höflich«.
Im Grunde ist Höflichkeit nichts anderes als ein Ausdruck von Respekt. Oder wie es der große Philosoph Arthur Schopenhauer formulierte: »ein sprachliches oder nichtsprachliches Verhalten, das zum normalen Umgang der Menschen miteinander gehört und den Zweck hat, die Vorzüge eines anderen Menschen indirekt zur Erscheinung zu bringen oder ihn zu schonen, wenn er vielleicht nicht vorzüglich sein will.«
Heute weiß ich einmal mehr die Bedeutung der Höflichkeit als globalem Kommunikationsmittel zu schätzen, zeigt sie doch, dass die meisten Menschen auf der Welt einander wohlgesinnt sind.
Auch Hunde zollen ihren Artgenossen Respekt, indem sie sich ihnen gegenüber höflich verhalten. Sie können das sehr gut auf der Hundewiese beobachten, auf der die Tiere ihre eigenen Laufwege bestimmen: So läuft ein Hund zum Beispiel meistens nicht geradewegs auf einen fremden Artgenossen zu, sondern nähert sich ihm in einem großen Bogen, wendet den Kopf, senkt den Kopf oder wird langsamer. Dadurch gibt er ihm zu verstehen, dass er nur mit den besten Absichten unterwegs ist.
Natürlich gibt es auch unhöfliche Kandidaten unter den Hunden, die mit ihrem stürmischen Verhalten persönliche Grenzen missachten und damit für Unbehagen sorgen können. Solche, die die feine »Hundesprache« (noch) nicht beherrschen und von Artgenossen daher schnell korrigiert werden müssen. Hunde, die die Individualdistanz ihrer Artgenossen missachten und dadurch schnell Konflikte provozieren. Dass zu viel Nähe beim Gegenüber Unbehagen auslöst, wissen wir selbst nur zu gut. Gibt es das doch auch unter uns Zeitgenossen, die zu forsch an andere herantreten oder deren Individualdistanz missachten.
»Menschen und Hunde sprechen im Grunde dieselbe Sprache. Wir müssen uns nur darauf besinnen, wieder mehr unserer Natur zu folgen.«
Genau hier beginnt die spannende Erkenntnis, dass unsere Kommunikation und die der Hunde auf denselben – ungeschriebenen – Gesetzen beruht. Mensch und Hund sprechen dieselbe Sprache, im Grunde genommen sind wir in erster Linie ja auch nur Tiere und ursprünglich betrachtet befriedigen wir dieselben lebenswichtigen Bedürfnisse wie unsere Hunde. Folgt man Charles Darwin, so ist der Unterschied zwischen Tier und Mensch nur graduell, nicht grundsätzlich. Und das bedeutet, dass Menschen und Hunde einander im Grunde gut verstehen könnten. Wir müssen dazu nur genau hinsehen und den ungeschriebenen Gesetzen, unserer Natur, folgen.
Hunde und Menschen haben vieles gemeinsam. Eine Sache jedoch finde ich besonders faszinierend: Sowohl Zwei- als auch Vierbeiner tauschen Höflichkeiten aus, sobald sie auf Artgenossen treffen. Genauso ähnlich ist übrigens auch ihr Verhalten, wenn ihnen die Haltung ihres Gegenübers weniger gefällt.
Mal angenommen, Sie stehen in einer rappelvollen U-Bahn. Es ist eng, und jedes Mal, wenn die Bahn anfährt und stehen bleibt, werden die Insassen gegeneinandergedrückt. Blöd, wenn jemand mit einem klobigen Rucksack neben Ihnen steht und Sie ungewollt ständig einen Schlag abbekommen. Weil der Träger kein Gefühl im Rucksack hat, sollten Sie es ihm nicht übel nehmen und ihn freundlich auf das Problem ansprechen: »Verzeihung, könnten Sie bitte den Rucksack absetzen? Sie treffen mich damit.« Natürlich können Sie den anderen auch einfach zurückschubsen und es ihm so »heimzahlen«. Nur wird das weniger zu einem guten Tag beitragen.
Menschen sind in der Regel darauf aus, Konflikte unbeschadet zu lösen. Und können wir sie nicht lösen, meiden wir sie tunlichst. Hunde sind ähnlich motiviert. Schauen Sie sich doch nur mal auf einer Hundeausstellung um. Die Vierbeiner werden dort vor ihrem großen Auftritt nochmals hergerichtet. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Ich habe oft erlebt, dass Hunde, die sich, weshalb auch immer, im Alltag gern lauthals bemerkbar machen, auf solchen Ausstellungen ziemlich unauffällig sind. Schließlich sind auch sie darauf aus, sich selbst nicht zu schaden – erst recht nicht, wenn viele Artgenossen aufeinandertreffen. Sie meiden daher den Blick, senken den Kopf oder schließen die Augen leicht. Nur keine Konfrontation …
Genauso kenne ich einige Hunde, die im Alltag mit ihrem Menschen andere Hunde überhaupt nicht abkönnen, während sie in der Hundetagesstätte oder in der Hundepension keinerlei Probleme mit Artgenossen haben. Hunde wissen also genau, wann sie ihrem Ärger Luft machen können und wann nicht.
Das nenne ich mal höflich: Hier wird keiner überrumpelt, sondern beide nehmen respektvoll Kontakt auf.