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MIT HÖFLICHKEIT KOMMT MAN WEITER

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In weit mehr als 1000 Einsätzen als Hundeverhaltenstherapeut habe ich in den letzten Jahren immer wieder festgestellt, dass es unzählige Meinungen gibt, wenn es um die »richtige« Erziehung von Hunden geht. In meinem Freundeskreis gibt es übrigens einige junge Eltern, die Ähnliches berichten, wenn es um pädagogische Ansätze in der Erziehung von Kindern geht. Hundemenschen lesen heute zahlreiche Ratgeber, buchen Trainingseinheiten, besuchen Welpenschulen und belegen Kurse, um zu lernen, wie ihr Hund am besten apportiert und Platz macht. Gerne werden gleich mehrere Trainer hinzugezogen, um bloß alles richtig zu machen. Dabei wird schnell vergessen, dass jeder Hund ein Individuum ist, das in einer direkten Abhängigkeit zu seinem Menschen steht und dass man mit alldem das natürliche Verhalten gegenüber dem Hund aus den Händen gibt. Wir machen es uns leicht, indem wir am Hund arbeiten und nicht an uns. Natürlich ist das wichtig, Hunden eine Aufgabe zu geben und sie auf ihr »Erwachsensein« vorzubereiten. Sie müssen bei alldem aber Hund bleiben dürfen.

Manche Hundehalter machen sich auch zu wenig Gedanken über das Leben mit dem Vierbeiner – weder über die Rasse noch das Wesen des Hundes im Allgemeinen. Die Frage, ob der Hund zu einem passt und ob man mit dem Lebensstil, den man führt, die Bedürfnisse eines Hundes befriedigen kann, wird ebenfalls oft (zu) spät gestellt. Wenn der Hund dann wie aus dem Nichts ein unerwünschtes Verhalten zeigt, wenn er nicht so will, wie er soll, und das Zusammenleben eine Belastung ist und keine Freude macht, werde ich dazugerufen.

Natürlich ist es frustrierend, wenn der Hund trotz der Mühe und der Liebe eine andere Entscheidung trifft. Dennoch darf man nicht ver­gessen, dass es auch für den Hund frustrierend ist. Der Hund muss in unserer Welt zurechtkommen, sich zwangsläufig unserem Lebensstil anpassen und dabei auch noch gut funktionieren. Das ist für keinen einfach. Umso mehr freue ich mich, die Überraschung in den Gesichtern der Menschen zu sehen, wenn sie sehen, wie unkompliziert ihre vermeintlich »schwierigen« Hunde sein können. Noch erstaunter sind die meisten, dass es kein Trick ist, sondern dass ich mich den Vierbeinern einfach »nur« höflich nähere, ihnen ihren Raum gebe und auf ihr Verhalten reagiere. Ich achte auf die Bedürfnisse der Hunde und hole sie dort ab, wo sie stehen. Ich zeige Verständnis für ihr Verhalten – ganz so, wie ich es mir bei mir wünschen würde, wenn ich nicht aus mir herauskommen könnte.

»Man sollte sein Gegenüber stets so behandeln, wie man es sich für sich selbst wünschen würde. Nur so lässt sich eine Veränderung erreichen.«

Das Erstaunen meiner Klienten zeigt mir immer wieder aufs Neue, dass es offensichtlich nicht natürlich ist, sich im Umgang mit Hunden auf die Natur der Kommunikation zu verlassen. Darum ist es mir ein großes Anliegen, mit diesem Buch genau das bewusst zu machen. Ich möchte Sie davon überzeugen, dass Sie sich sehr wohl auf die Grundlagen der Kommunikation besinnen können, wenn Sie mit Ihrem Hund »sprechen«. Wenn Sie genau hinschauen, ­werden Sie bald auch merken, wie viel Ihr Hund mit Ihnen kommuniziert – eigentlich tut er das nämlich fast rund um die Uhr. Aber nur wenn Sie sich darauf einlassen und seine Signale verstehen, fühlt er sich angenommen. Dann kann Vertrauen entstehen, die beste Grundlage für eine wundervolle Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Sei höflich zu deinem Hund!

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