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Anuschka
In der Zwischenzeit hatte ich mein achtundzwanzigstes Lebensjahr erreicht und war zum zweiten Mal verheiratet. Anuschka, mit der ich mein Leben in den folgenden neunundzwanzig Jahren teilen sollte, entsprach in jeder Beziehung meinen Vorstellungen. Noch weit entfernt von meinen Vorstellungen war in jenen Tagen allerdings mein beruflicher Erfolg, der sich noch immer nicht zu meiner Zufriedenheit eingestellt hatte. In jener Zeit hatte ich mich durch Fleiß bewährt und war in einem Pharmaunternehmen zum Verkaufsleiter befördert worden. Damit konnte ich sorglos einer geordneten Zukunft mit gesicherter Pension entgegensehen, doch dies war alles andere als meine Erfüllung. Ein Leben zu leben, wie es Millionen andere Menschen täglich leben und leben müssen, das war nicht mein Leben. Es musste etwas geschehen, meine innere Unruhe war nicht mehr zu ertragen, ich wollte unter allen Umständen eine selbstständige Tätigkeit ausführen. Also begann ich, neben meiner täglichen Arbeit als Angestellter, einige Industriemessen im In- und Ausland zu besuchen, um geeignete Industriegüter zu finden, die ich selbstständig verkaufen konnte. Anuschka, die nur sehr bescheidene Anforderungen an das Leben hatte und innere Werte über finanziellen Wohlstand stellte, war mit meinem Wunsch einverstanden, eine eigene Firma zu erarbeiten.
Wir hatten ein schönes Zuhause und waren sehr glücklich, meine frühere Ehe mit Sabrina belastete mich nun nicht mehr. Durch die zusätzlichen Ersparnisse, die Anuschka in unsere Ehe eingebracht hatte, war jede Grundlage für ein erfülltes Zusammenleben geschaffen. Meine Eltern dankten Gott, dass eine Frau wie Anuschka mit mir zusammen war und Anuschka wurde in meiner Familie wie ein eigenes Kind aufgenommen und in jeder Beziehung respektiert.
Anuschka war die Tochter eines Großgrundbesitzers und durfte im Kreise ihrer Familie eine schöne Jugend verbringen. Doch infolge politischer Machtverschiebungen und militärischer Auseinandersetzungen hatte die Familie ihr wunderschönes Anwesen in der damaligen Tschechoslowakei verloren, ein Schicksalsschlag, den ihr Vater nicht überlebte. Die Familie musste ihre angestammte Heimat verlassen und in einem fremden Land ein neues Leben beginnen. Diese Herausforderungen schweißten diese Familie zu einer untrennbaren Einheit zusammen und ihre damalige Umgebung inmitten von Natur und Tieren formte Anuschkas Charakter. Anuschkas Mutter war für den Vater immer eine Dame und aus diesen Gründen ist auch Anuschka eine Dame geworden. Ihre Erziehung war vollkommen, Ethik und Moral waren immer eine Selbstverständlichkeit und niemals während unserer neunundzwanzig Jahre des Zusammenseins hörte ich ein Wort des Fluches oder eine Lüge. Anuschka ist wirklich die einzige Dame, die ich in meinem bisherigen Leben kennen gelernt habe. Anuschkas vollendete Schönheit war nicht so sehr äußerlich, sondern vielmehr innerhalb ihrer Seele feststellbar. Ihre äußere Erscheinung entsprach einer rauen und faszinierenden Landschaft, ihre Augen waren blaue Kornblumen, ihr Körper war schlank und biegsam wie eine Ähre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anuschka ohne ihre Jugenderlebnisse das Leben mit mir so lange Zeit hätte ertragen können. Hinzu kam allerdings auch unsere Tochter Katja, die in jedem Fall ebenfalls ein Recht auf geordnete Familienverhältnisse in einem schönen Zuhause hatte.