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Kapitel 5 Flug im echten Flugsimulator!

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Ich setze mich auf den linken Sitz, den Platz des Kapitäns. Mein Blick wandert über die schier unendliche Zahl der Instrumente, Schaltern und Knöpfe. Plötzlich wird mir ganz heiß und ich merke, dass meine Hände etwas zittern. Ich soll also das erste Mal eine Verkehrsmaschine unter realistischen Bedingungen, wenn auch nur im Simulator, fliegen.

Vier Stunden habe ich hinter Horst und Paul gesessen, habe wie ein Luchs auf alle ihre Tätigkeiten geachtet und habe die Anzeigen der Instrumente beobachtet, die ich schon von meinem Simulator her kenne.

Der Blick aus dem Cockpitfenster zeigt jetzt klares schönes Wetter. Man erkennt die Flugplatzgebäude und voraus erstreckt sich eine nicht enden wollende Startbahn.

Es geht los. Ich schiebe die zwei Schubhebel nach vorne und spüre beim Beschleunigen die leichten Unebenheiten der Rollbahn. Das Flugzeug bleibt schön gerade und je schneller wir werden desto weniger spüre ich die Erschütterungen.

Paul sagt die Geschwindigkeit an:

„V1-Rotieren.“

Bei dem Wort Rotieren hebe ich die Nase der Maschine durch leichten Zug am Steuerhorn an. Das Flugzeug löst sich vom Boden und ich gehe am Fluglageninstrument auf einen Steigwinkel von 15 Grad.

Paul, mein Co Pilot, hat nach dem Abheben das Fahrwerk, und nach und nach die Klappen, eingefahren. Wir steigen auf 5000 Fuß.

„So wir sind nun hoch genug, bringen Sie das Flugzeug in den Horizontalflug.“ Mit ruhiger Stimme gibt der Checker seine Anweisungen.

Ich drücke das Steuerhorn nach vorne, aber viel zu viel. Statt in den Horizontalflug zu gehen senkt sich die Nase zu tief. Erschrocken ziehe ich wieder etwas, aber auch hier viel zu viel. Die Nase hebt sich, das Flugzeug steigt. Es ist gar nicht so einfach das Flugzeug in die richtige Fluglage zu bringen.

Im Gegensatz zu meinem Home-Simulator und meinem festen Stuhl vor dem Computer spüre ich jetzt in meinem Magen und meinem Hinterteil ob das Flugzeug fällt oder steigt.

Dann plötzlich funktioniert es. Gleichmäßig halte ich die Höhe, das Flugzeug fliegt stabil in einem, wie es mir scheint, unendlichen Luftmeer.

Herr Melzer sagt mir nun ständig was ich tun soll:

„Drehen Sie eine Kurve auf Kurs zweihundert Grad.“

Ich trete in das Seitenruder, bewege das Steuerhorn nach rechts und ziehe ein kleines bisschen am Steuerhorn. Das Ziehen kenne ich von meinem Simulator, in der Kurve verliert man Höhe, die man durch ziehen am Steuerhorn ausgleichen muss. Unbeschreiblich dieses Fluggefühl!

„Sehr schön. Fliegen Sie jetzt einen Kurs von 270 Grad.“ Die Maschine dreht nach rechts auf den neuen Kurs.

Der Checker lobt mich, dass ich die Kurve mit der richtigen Schräglage und Drehgeschwindigkeit fliege und keine Schiebekurve fabriziere. Nachdem wir noch ein Stück geradeaus geflogen sind erhalte ich die Anweisung Kurs siebzig Grad zu steuern.

„Sehen Sie den Flughafen voraus?“

„Ja.“

„Versuchen Sie zu landen. Nehmen Sie die Rechte Landebahn.“

Jetzt beginnt mein Puls in die Höhe zu schießen. Ganz wohl ist mir nicht in meiner Haut. Paul spricht beruhigend zu mir:

"Bernd, du konzentrierst dich auf die Landung. Ich übernehme die Landeklappen und reguliere die Geschwindigkeit.“

Durch vorsichtige Kurskorrektur bringe ich den Anflugkurs genau in Richtung Landebahn. Die Maschine wird langsamer und sinkt. Mein Blick ist auf den Anfang der Landebahn gerichtet. Durch ganz leichte Bewegungen am Steuerhorns gelingt es mir diesen Punkt anzusteuern und zu halten. Ich sehe den durch Gummiabrieb schwarz eingefärbten Landebereich. Die Geschwindigkeit beträgt 135 kn.

Jetzt spüre ich nichts mehr von Nervosität so fixiert bin auf das bevorstehende Aufsetzen. Und dann ist es soweit. Die Landebahn ist unter uns. Paul zieht die Schubhebel auf Leerlauf und bei der Ansage des Bordcomputers „20 Fuß“ Höhe nehme ich die Nase leicht hoch zum ausschweben, so nennt man das. Ohne großen Stoß setzt die Maschine auf. Paul fährt die Störklappen aus und ich beginne mit beiden Füßen in den Pedalen zu bremsen. Wir landen ohne Umkehrschub, da die Landebahn sehr lang ist.

Und jetzt mache ich einen großen Fehler. Mein Tritt in die Bremspedale ist zu stark und das Flugzeug fängt leicht an zu schlingern. Sofort Füße von den Pedalen und dann wieder bremsen, aber nicht mehr so heftig. Die Maschine beruhigt sich sofort und läuft nun bis zum Stillstand perfekt geradeaus und kommt zu stehen.

Noch kann ich es nicht fassen, dass ich das Flugzeug gestartet, geflogen und wieder gelandet habe. Die Spannung löst sich und ich empfinde ein bisschen Genugtuung und Stolz in mir.

„Ich glaube ich werde Sie bei unserer Fluggesellschaft als Pilot vorschlagen“ sagt Herr Melzer lachend und spaßeshalber zu mir. „Aber man merkt, dass Sie schon Segelflugzeuge geflogen sind und auch am Microsoft FlighSimulator viel geübt haben. Sie haben viel Gefühl zum Fliegen.“

Bei Horst und Paul habe ich mich herzlich bedankt, dass sie mir zu diesem schönen und spannendem Erlebnis verholfen haben.

Nach dieser Erfahrung im Simulator, nachdem ich gesehen habe wie diese perfekt ausgebildeten Piloten auch schwierigste Situationen beherrschen und lösen, ist mein Vertrauen in die Sicherheit des Fliegens noch größer geworden als es auch schon vorher war. Entspannt habe ich mich bei meinen nächsten echten Flügen in den Sitz zurückgelehnt und war mit meinen Gedanken oft bei den Piloten im Cockpit.

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