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Kapitel 4, Leben

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Ich starrte ihr fassungslos hinterher. Ich saß vollkommen reglos, doch meine Gedanken überschlugen sich. Sie stolperten so wirr durcheinander, dass sie zu einem unverständlichen Rauschen verschwammen. Ich konnte nicht glauben, was eben geschehen war.

Als ich durch unsere einsame Straße auf unser kleines blaues Haus zuging, erinnerte ich mich kaum, wie ich vom Bus hierher gekommen war. Ich begann, mich unendlich müde zu fühlen. Es war doch gerade erst alles wieder in Ordnung gewesen mit Dala!

„Hallo!“, sagte Saat.

„Hallo", murmelte ich und setzte mich.

„Was ist los?“

„Ich bin nur müde...“

„Ein Tag noch, dann hast du es geschafft“, lachte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Er stellte mir einen Berg Essen vors Gesicht. „Iss, dann geht es dir besser.“

Ich aß, damit ich nicht reden musste.

Als ich fertig war, ging ich auf mein Zimmer. Ich dachte nach. Ich hatte mich nicht zu Recht für meine Amnesie geschämt, das wusste ich. Sah Dala das denn nicht genauso? Hatte sie etwa Angst vor mir? Oder war sie wütend? Sie musste doch verstehen, dass ich ihr nicht schon früher davon erzählt hatte! Dachte sie etwa, ich vertraute ihr nicht?

Ich musste mit ihr reden.

Ich kramte das Handy aus meinem Rucksack und wählte zum ersten Mal seit langem ihre Nummer. Im vergangenen Monat hatte immer nur sie mich angerufen, damit Saat auf der Telefonrechnung nicht sah, dass wir noch Kontakt hatten.

Es klingelte kurz, dann kam das Besetztzeichen. Sie hatte mich abgewiesen.

Ich starrte fassungslos auf mein Telefon. Sie weigerte sich, mit mir zu reden! Ich rief noch einmal an und diesmal antwortete eine Tonbandstimme. Ich warf mich auf mein Bett und mir kamen Tränen. In all den Monaten, an die ich mich erinnern konnte, hatte ich nicht geweint.

Ich war verletzt und verwirrt. Fragen, Ängste und Unsicherheit, die ich überwunden glaubte, holten mich wieder ein. Außerdem war ich furchtbar wütend. Auf mich selbst, weil ich Dala von meiner Amnesie erzählt hatte, auf meine Amnesie und den Unfall, und auf Dala, die so falsch reagierte.

Am nächsten Vormittag überhörte ich beinahe, dass ich in Biologie zur Klärung meiner Endnote zur Prüfung aufgerufen wurde. Der letzte Schultag war auf der Erik Raske Skole wie jeder andere. Die Prüfung lief nicht besonders gut, doch das war mir egal, ich würde das Fach trotzdem gut bestehen. In Gedanken war ich schon auf der Heimfahrt, wo ich Dala treffen würde.

Als ich endlich im Bus saß, zwang ich mich, ruhig zu bleiben. Ich überlegt, was ich tun würde, wenn sie sich nicht zu mir setzte.

Wir hielten an ihrer Haltestelle und sie war nicht da. Ich sprang auf und stieg aus.

Die Eingangshalle des Altersheims war hell, der Geruch wie im Krankenhaus. Links neben der Tür gab es einen Empfangsschalter.

„Suchen Sie jemanden, junger Mann?“, fragte die Frau, die dahinter saß und leicht als Bewohnerin hätte durchgehen können.

„Ja, Dala DeLuca, sie arbeitete hier.“

„Ach das liebe Fräulein DeLuca, natürlich", lächelte sie. „Da dürften Sie Glück haben, die ist heute noch nicht an mir vorbeigestoben. Sie ist ja immer so in Eile. Nimm doch den späteren Bus, Mädchen, sage ich immer zu ihr. Dir läuft ja nichts davon. Aber für euch jungen Leute dreht sich die Welt eben noch schneller...“ Sie lachte, erzählte mir ihr halbes Leben und setzte schließlich ihre Brille auf, um mit zwei Fingern Dalas Namen in einen Computer zu tippen.

„Oh", machte sie nach beinahe unerträglich langer Zeit. „Das Fräulein DeLuca war heute ja gar nicht hier, sie hat sich frei genommen! Na so ein Pech, und Sie haben sich extra so fein gemacht...“

Ich konnte nur annehmen, dass sie meine Schuluniform meinte. Ich bedankte mich und ging. Noch einmal versuchte ich, Dala anzurufen, doch wieder antwortete nur die Tonbandstimme. Nun war ich richtig wütend. Sogar noch viel wütender, als ich es gestern gewesen war und heute richtete sich mein ganzer Zorn auf Dala. Wie kam sie dazu, mich so zu verurteilen? Mich einfach zu ignorieren, mir keine Chance zu geben, mich zu erklären? Ich war mir sicher, dass sie heute nur zu Hause geblieben war, um mir auszuweichen.

Blind vor Wut stolperte ich durch Tromsø, bis plötzlich mein Handy läutete. Ich zog es so eilig aus der Hosentasche, dass es beinahe zu Boden fiel. Doch es war nur Saat.

„Wo bleibst du?“, fragte er.

Ich sah auf die Uhr. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie viel Zeit vergangen war. „Ich bin noch im Zentrum", murmelte ich.

„Was machst du dort?“

„Ich wollte mit Dala reden.“ Ich hatte keine Lust, mir irgendeine Lüge einfallen zu lassen.

Kurz schien er fassungslos zu sein. „Dieses verdammte Mädchen!“, schimpfte er dann. „Ich dachte, du wärst bei ihr abgeblitzt!“

„Das ist über einen Monat her.“

„Hatte ich nicht gesagt, du sollst dich von ihr fernhalten?“

„Du kannst dich abregen, sie geht mir ohnehin aus dem Weg, seit ich ihr von meiner Amnesie erzählt habe.“

„Was?“, krächzte er und klang ernsthaft schockiert. Ich hätte mir eher erwartet, dass er froh sein würde.

„Sie will anscheinend nicht... Sie will nicht mit jemandem-“ Meine Stimme brach.

„Das tut mir leid", sagte Saat nach einer längeren Stille. „Wo bist du genau? Ich hole dich ab.“

Zwanzig Minuten später saß ich in seinem Auto.

„Wo fährst du hin?“, fragte ich ihn, als er nicht den Weg nach Hause einschlug.

„Ich bringe dich auf andere Gedanken", sagte er. „Heute beginnen die Ferien und du hast das Jahr auf der Raske Skole erfolgreich hinter dich gebracht. Eigentlich solltest du dich freuen!“

„Mein Zeugnis kommt erst nächste Woche", sagte ich, einfach nur um ihm zu widersprechen.

„Aber du weißt, dass du gut abgeschnitten hast", sagte er und wuschelte mir durch die Haare.

Ich schob gereizt seine Hand beiseite. „Verrätst du mir endlich, wo wir hinfahren?“

„Nach Kvaløya", sagte er und ließ sich seine Fröhlichkeit offenbar nicht verderben. Kvaløya war eine große, gebirgige Insel, die Tromsøya, auf der der Hauptteil der Stadt Tromsø lag, zwischen sich und dem Festland einschloss. „Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, endlich einmal das offene Meer zu sehen.“

Ich gab mir Mühe zu verbergen, dass ich von dieser Idee tatsächlich angetan war. Es würde mir guttun, abgelenkt zu sein.

Wir näherten uns dem Flughafen und ein Tunnel führte uns unter der Rollbahn hindurch. Auf der anderen Seite erreichten wir eine Brücke. Sie war noch größer als jene, die ich zu Anfang in Tromsø so bestaunt hatte, und die später zu meinem täglichen Schulweg geworden war. Wir überquerten sie und Saat bog in Richtung Norden ab. Bald schon ließen wir die letzten Häuser hinter uns. Die Straße verlief parallel zur Küste. Zu unserer Linken stiegen Berghänge empor, rechts grasten Schafe auf grünen Wiesen. Zum Wiederkäuen legten sie sich am liebsten auf den warmen Asphalt. Saat hupte genervt, und mein Handy stimmte mit ein. Mein Herz machte einen Satz. Nur zwei Menschen hatten meine Nummer, und einer davon saß neben mir.

„Ist das dieses Mädchen?“, fragte Saat. „Schreib ihr, sie soll dich in Ruhe lassen.“

Ich ignorierte ihn und las Dalas Nachricht:

Triff mich in einer Stunde am Hafen

Ein Satz, mehr stand da nicht. Kein 'Es tut mir leid, ich habe mich blöd benommen'. Kein Wort davon, dass sie all meine Anrufe ignoriert hatte und sogar von der Arbeit zu Hause geblieben war, um mich nicht sehen zu müssen. Dafür hatte ich nun den Beweis, denn krank war sie ja offenbar nicht. Trotzdem wusste ich, dass ich zum Treffpunkt gegangen wäre, wäre ich zu Hause gewesen. Ich wollte schließlich mit ihr reden.

Vielleicht war es besser so. So sah es zumindest aus, als hätte ich ein wenig Stolz.

Ich fahre mit Saat ans Meer

schrieb ich und legte das Handy beiseite.

„Hast du sie abgewiesen?“, fragte Saat.

Ich nickte.

Eine halbe Minute später kam schon Dalas Antwort:

Nein!!Ich flehe dich an fahr nicht mit saat zum meer komm zu deiner haltestelle ich bin in 10 min dort!

‚Ich flehe dich an’ – das klang ja geschwollen. Jetzt verstand ich sie wirklich nicht mehr. Was war so wichtig?

Geht nicht, wir sind schon auf Kvaløya

schrieb ich.

„Wieso reagierst du jetzt doch wieder auf sie?“, fragte Saat gereizt.

„Schon gut, reg dich ab", murmelte ich.

Plötzlich läutete mein Handy. Mein Bruder protestierte lautstark, doch ich hob ab. Ich hörte ein Rauschen, dazwischen unverständliche Wortfetzen von Dala und schließlich, nach einem Klicken, das Besetztzeichen.

„Kein Empfang?“, fragte Saat, als ich das Handy genervt ausschaltete. Ich antwortete nicht, ich konnte seinen zufriedenen Gesichtsausdruck nicht ausstehen.

Inzwischen waren die Felder neben uns verschwunden, die Straße verlief direkt am Ufer. Noch immer konnten wir das offene Meer nicht sehen, nur einen Meeresarm, auf dessen anderer Seite eine weitere große Insel lag. Wir kamen zu einem Tunnel, der die beiden Inseln verband, fuhren jedoch weiter geradeaus. Unsere Straße wurde nun deutlich schmäler.

Nach einiger Zeit bogen wir in eine Bucht ein, in der ein kleines Fischerdorf lag. Gerade als ich überlegte, ob ich hier den Empfang noch einmal prüfen sollte, ging die asphaltierte Straße in einen Schotterweg über. Saats altes Auto holperte nun ächzend über Schlaglöcher hinweg. Dala würde warten müssen. Mit Funkmasten war hier draußen wohl wirklich nicht mehr zu rechnen...

Ziemlich durchgeschüttelt erreichten wir nach einigen weiteren Kilometern zwei einsame Scheunen. Hier endete der Weg, alles schien verlassen zu sein. Saat stellte das Auto ab.

„Und jetzt?“, fragte ich.

„Jetzt gehen wir zu Fuß weiter.“

Ich seufzte, obwohl ich eigentlich nichts dagegen hatte. Im Gegenteil, es würde mir sogar guttun, mich ein wenig zu bewegen. Saat holte unsere zwei Schwimmbad-Rucksäcke aus dem Kofferraum und drückte mir Jeans, ein T-Shirt und den dicken, grünen Pullover in die Hand, den er mir zum Julfest geschenkt hatte. Ich zog mich um, den Pullover verstaute ich genervt. Hätte er sich zum Packen eine Minute mehr Zeit gelassen, hätte er wohl auch einen gefunden, der nicht viel zu heiß war...

„Hast du etwas zu trinken dabei?“, fragte ich.

Er wühlte in seinem Rucksack herum und warf mir eine Flasche mit einem Powerdrink zu. „Einen Schokoriegel habe ich auch noch für dich.“

Noch bevor ich zum zweiten Mal abgebissen hatte, marschierte er los. Ich musste mich beeilen, ihm nachzukommen, er schien plötzlich ungeduldig zu sein. Unser Weg führte uns über leicht ansteigendes Gelände, das mit Heidesträuchern, grobem Gras und einigen wettergebeugten Birken bewachsen war. An einer sumpfigen Stelle schreckten wir ein paar Rentiere auf. Ab hier gingen wir einem kleinen Bach entlang wieder bergab, verfolgt von lästigen Fliegen

„Pass auf, dass du nicht hineinfällst", sagte Saat, bevor ich sicher übers Wasser sprang. Er selbst trat eine Sekunde später hinein und versank bis zum Knie. Ich lachte und konnte nicht mehr aufhören, obwohl es wirklich nicht so lustig gewesen war. Es fühlte sich an, als würde Gewicht von meinen Schultern abfallen, es tat einfach gut - Saat wirkte allerdings sauer.

Der Bach mündete in einer kleinen Bucht im Meer, ein paar verlassene Hütten standen daneben. Ab hier konnten wir direkt dem schmalen Strand folgen. Erst als der schütter bewaldete Berghang zu unserer Linken flacher wurde und das Ufer einen Bogen machte, tat sich endlich ein Streifen des offenen Meeres vor uns auf.

„Hast du dir mehr erwartet?“, fragte Saat.

„Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß, denn der Anblick, der sich uns bot, war wunderschön. Der Himmel war bewölkt und der Horizont nah, doch Lichtstrahlen hingen so deutlich in der Luft, dass man das Gefühl hatte, sie berühren zu können. Wo sie auf das ruhige Wasser trafen, hinterließen sie goldene Flecken. Wir waren vollkommen allein und hörten nichts als die vereinzelten Schreie von ein paar Möwen.

Saat führte mich an die Spitze einer schmalen, felsigen Landzunge und verkündete, dass wir nun schwimmen gehen würden.

„Dazu ist es doch viel zu kalt!“, protestierte ich.

„Sei kein Feigling!“, sagte er, während er seine Badehose anzog.

„Es scheint nicht einmal richtig die Sonne!“

Er lachte nur, stopfte seine Kleidung in seinen Rucksack und verstaute ihn zwischen zwei Felsen. Von einem angeschwemmten Baumstamm aus sprang er ins Meer. Ich erschrak, weil ich nicht gesehen hatte, dass es hier bereits tief genug für einen Kopfsprung war. Dann beobachtete ich ungläubig, wie er seelenruhig ein paar Runden kraulte. Ich zog meine Schuhe aus und tauchte einen Zeh ins Wasser. Saat sah mich und schwamm auf mich zu.

„Na?“ Er stemmte sich neben mich auf den Stamm.

„Lieber nicht", sagte ich.

Er zuckte mit den Schultern und stand auf. Dann sah er sich gemächlich in alle Richtungen um und plötzlich bemerkte ich einen grimmig entschlossenen Ausdruck in seinen Augen. Noch bevor ich reagieren konnte, hatte er mich gepackt und versuchte, mich ins Meer zu stoßen. Einen Moment lang gelang es mir, mich an seinem Arm festzuklammern, dann rutschte ich an seiner nassen Haut ab und fiel. Mir blieb nur noch Zeit, die Luft anzuhalten und die Augen zuzukneifen.

Das Wasser war so kalt, dass sich mir der Brustkorb einschnürte.

„Bist du verrückt geworden?“, prustete ich, als ich wieder auftauchte. Ich rieb mir zornig die Augen und sah ans Ufer, doch Saat stand nicht mehr dort. Auch im Meer war er nirgends zu sehen. Ich fluchte leise und begann, mich halb watend halb paddelnd zum Baumstamm hinzubewegen. Da schoss er plötzlich neben mir aus dem Wasser und stürzte sich auf mich. Meine Schrecksekunde nutzend, tauchte er mich unter und drehte mir die Arme auf den Rücken. Er fixierte sie mit einer Hand und packte mit der anderen meinen Nacken. Er drückte so fest zu, dass es wehtat. Ich fand das absolut nicht komisch und trat mit den Beinen nach ihm, doch er wich mir geschickt aus.

Als ich versuchte, mich vom Untergrund abzustoßen und nach oben zu stemmen, stießen meine Füße ins Leere. Verwundert riss ich die Augen auf. Nach einigem Blinzeln erkannte ich, dass Saat mich in tieferes Wasser zog. Jetzt bekam ich ein wenig Angst. Warum ließ er mich nicht auftauchen? Ich musste doch Luft holen!

Ich wand mich und zappelte, und hoffte inständig, dass er verstand, dass ich nicht mehr konnte. Doch umsonst. Mit eisernem Griff hielt er mich nach unten gedrückt und über mir fühlte ich den regelmäßigen Paddelschlag seiner Füße. Er trieb uns zügig voran, fort vom seichten Wasser, wo ich vielleicht noch eine Chance gehabt hätte. Inzwischen konnte ich den Grund unter mir schon nicht einmal mehr ausmachen, ich sah nur noch schwarze Tiefe.

Mit einem Mal wurde das vorbeiströmende Wasser sogar noch kälter und ich begriff, dass wir sanken. Saat tauchte mit mir ab. Ich versuchte den Kopf zur Seite zu drehen um nach oben zu sehen, doch er ließ es nicht zu. Jetzt wurde ich panisch. Was hatte er vor? Er war verrückt geworden! Nicht für einen Moment dachte ich, er könnte durch sein eigenes Untertauchen bald einsehen, dass ich dringend Luft brauchte. Ich wusste, wie lange er tauchen konnte. Für mich bedeutete das nur, dass sich die rettende Oberfläche immer weiter entfernte. Mir wurde klar: Wenn Saat mich nicht bald losließ, brachte er mich um. Ich konnte es fühlen. Meine Lungen pumpten und krampfen sich zusammen, dumm gegen mein unterdrücktes Atmen ankämpfend. Mein Kopf begann zu dröhnen und ich konnte meinen eigenen Pulsschlag in meinen Ohren rauschen hören. Ich versuchte, mit wilden Paddelschlägen nach oben gegenzusteuern, doch im Wasser war gegen Saat nicht anzukommen. Beinahe mühelos drückte er mich zurück in seine Bahn. Ich kämpfte, bis der Sauerstoffmangel meine Waden lähmte.

Mit der Kraft der Verzweiflung begann ich, an meinen Armen zu rütteln. Sein einhändiger Griff war vielleicht die einzige Schwachstelle in seiner Fixierung. Als ich fühlte, dass seine Finger ein wenig nachgaben, machte ich einen letzten kräftigen Ruck. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, ihm entgleiten zu können, da rammte er mir die Knie in den Rücken und riss meine Arme so weit nach hinten, dass ich dachte, meine Schultern müssten zerbersten. Ich schrie auf vor Schmerz und verlor dadurch die wenige wertvolle Luft, die ich noch in mir hatte. Diesen Moment nutzte er, mich wieder sicher in seinen erbarmungslosen Griff zu bekommen. Er umklammerte meine Handgelenke nun mit so roher Gewalt, dass ich fühlte, wie seine Fingernägel meine Haut durchbohrten.

Und endlich begriff ich: Das war kein völlig verrückter Spaß, Saat war nicht nur durchgedreht. Er wollte, bewusst und gezielt, dass ich ertrank. Er war dabei, mich umzubringen.

Absoluter Horror packte mich. Ich paddelte stärker denn je, bis ein Krampf meine Beine verkrümmte. Ich bäumte mich auf und wand mich. Verzweifelt, in Todesangst bündelte ich meine letzten Kräfte, um noch ein Mal zu versuchen, meine Arme zu befreien. Doch was konnte ich schon noch erreichen, geschwächt wie ich war? Ich rüttelte und er trat mir wieder in den Rücken.

Von nun an hielt ich still. Ich war am Ende. Mir war schlecht, als würde ich an den Beinen festgebunden im Kreis geschleudert und Sterne blitzten vor meinen Augen auf. Meine Lungen stachen und fühlten sich an, als müssten sie jeden Moment zerbersten. Ich war ernsthaft versucht, dem unbändigen Verlangen nachzugeben, meinen Brustkorb zu heben. Wasser einzuatmen. Doch ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt und nicht so. Nicht grundlos. Nicht durch die Hand meines Bruders...

In diesem Moment, als meine Verzweiflung am größten war und jede Hoffnung schwand, wurden wir plötzlich gerammt. Ich fühlte einen Ruck, Saat prallte auf mir auf und wir wurden herumgewirbelt. Ich brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass ich frei war. Hektisch versuchte ich, die Orientierung wiederzuerlangen. Mit schmerzenden Armen rotierte ich meinen Körper, bis ich Licht sah. Ich begann, mit letzter Kraft darauf zu zu schwimmen, da schob sich ein dunkler Umriss vor mich.

Saat!

Panisch versuchte ich abzudrehen, als ich bemerkte, dass er sich wand und kämpfte. Verschwommen sah ich eine Gestalt an seinem Rücken hängen. Sie schien ihn anzugreifen.

Für einen wilden Augenblick glaubte ich, gerettet zu sein – doch dann war plötzlich alles zu spät.

Ich verlor ich den Kampf gegen meine eigenen Lungen, atmete Wasser ein. Nicht viel, doch es brannte fürchterlich, wie tausend eisige Nadeln, die auf mein Inneres einstachen. Mein Körper entglitt meiner Kontrolle und ich sank wie ein Stein in die Tiefe. Der Druck in meinen Ohren wurde unerträglich. Ich würgte und erbrach ins Wasser. Um mich herum wurde es immer schwärzer und das Pochen meines schwer kämpfenden Herzen begann zu stocken.

Ich würde sterben - und ich verstand nicht warum!

Angst, Schmerzen und Verzweiflung vermischten sich und meine Wahrnehmung begann, sich einzutrüben. All die furchtbaren Gefühle verschwammen und dann fühlte ich mich mit einem Mal sogar gut! Trotz allem glücklich!

Ich schloss die Augen. Ein grauer Schleier legte sich über mich. Ich löste mich auf...

Und etwas seltsames geschah. Etwas, das meine Ruhe störte, meine Schmerzen zurückbrachte und das selbst wie ein Schmerz war. Ein heißer Strahl schoss durch meinen Hals in meinen Kopf und hinab in meinen Körper. Mein Herz begann, wie wild zu schlagen und trieb die Hitze weiter voran. Wo sie hinkam, kehrte das Leben zurück. Meine erschlafften Muskeln spannten sich und im nächsten Moment wurde ich nach oben gezogen.

Und alles wurde wieder schwarz... Doch erneut breitete sich die Glut von meinem Hals durch meinen Körper aus und weckte mich. Mein Brustkorb zog sich zusammen und ich spie Wasser aus. Ich atmete ein und meine Lungen füllten sich mit Luft.

Luft!

Zum zweiten Mal brach das Einströmen der Hitze ab, so jäh, wie es begonnen hatte, doch diesmal blieb ich wach. Genug von ihr war in mir geblieben.

Durch das Rauschen und Dröhnen meines Kopfes hindurch hörte ich eine Stimme. Im nächsten Moment wurde ich gewürgt. Ich schrie, schlug wild um mich, riss die Augen auf, ohne etwas zu sehen, und versuchte gleichzeitig, nach hinten zu fliehen. Ich wurde zu Boden gedrückt und etwas klatschte mir mit voller Wucht ins Gesicht.

„Robinson, hör auf! Ich bin’s!“, hörte ich die Stimme rufen.

Und jetzt erkannte ich sie. Sie lag auf meiner Brust und presste ihre Hand auf meinen Hals.

„Dala?! “, krächzte ich.

„Tut mir leid, so fest wollte ich nicht zuschlagen", keuchte sie, völlig außer Atem.

„Mein Hals!“ Ich starrte sie mit weiten Augen an.

„Ich muss die Blutung stillen.“

„Blutung?“

„Halb so schlimm.“

Ich atmete stoßweise. „Wie kommst du hierher?“

„Ich bin euch gefolgt. Saat-“

Saat! Erneut überkam mich Panik. „Wo ist er?“

Ich wollte aufspringen, doch sie drückte mich nieder. „Bleib liegen!“, schimpfte sie.

„Er ist durchgedreht! Er ist gefährlich! Wir müssen von hier fort!“, schrie ich, doch sie hielt mich weiter eisern am Boden fest. Plötzlich bekam ich auch vor ihr Angst. „Lass mich los!“, brüllte ich und rollte sie von mir herunter.

„Rob, ich will dir nur helfen!“, rief sie, während ich beim Versuch aufzustehen einknickte und sofort wieder zu Boden ging. Sie kroch auf mich zu und ich schlug ihre Hand fort.

Jetzt wurde sie wütend. „Nun hör aber auf!“, schrie sie. „Ich hab dir das Leben gerettet!“

Ich lag still. „D-du warst das im Wasser?“

„Na was denkst du denn? Saat ist fort, du kannst dich also mal beruhigen. Wenn du mir einen Augenblick lang zugehört hättest...“

„Wo ist er?“

„Im Meer.“

Ich starrte sie an. „Hast du ihn... du hast ihn doch nicht-?“ Es war ein entsetzlicher Gedanke. In diesem Moment sah ich Saat plötzlich wieder als meinen Bruder. Das machte alles nur noch unerträglicher...

„Natürlich nicht", sagte Dala. „Ich hab ihn nur... verjagt.“

Ich war unendlich erleichtert, dass er nicht tot war - gleichzeitig bedeutete das aber, dass er jederzeit wiederkommen konnte. Wie hatte Dala es bloß geschafft, ihn zu vertreiben? Plötzlich überkam mich unheimliche Dankbarkeit.

„Dala, du hast mir das Leben gerettet!“, krächzte ich.

„Na, sag ich doch.“

Meine Lungen brannten. Noch immer hatte ich das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Plötzlich fühlte ich eine warme Flüssigkeit meinen Hals hinab sickern und zuckte zusammen.

„Oh Mann, die Blutung!", sagte Dala, robbte hastig zu mir heran und drückte wieder auf meinen Hals.

Da erinnerte ich mich an die Hitze, die von dieser Stelle aus meinen Körper durchströmt hatte. „Dala, wie hast du mich gerettet? Ich war fast tot!“

„Ich hab dich an Land gezerrt.“

„Was hast du mit meinem Hals gemacht?“

„Du hast dort Schnitte, von Saats Nägeln.“

Sie verschwieg mir etwas. Warum sollte sie das tun? „Da war etwas, hier, das... das mich aufgeweckt hat!“, rief ich.

Sie wirkte verstört.

„Was immer es war, ich bin dir dafür unheimlich dankbar!“, fügte ich schnell hinzu.

„Rob... bitte lass uns später darüber reden", bat sie und klang wirklich elend.

Ich war verwirrt, doch ich ließ sie in Ruhe.

„Ist dir kalt?“, fragte sie. Ich schüttelte zitternd den Kopf.

„Saat trug nur eine Badehose. Wo ist seine Kleidung?“

Ich beschrieb ihr, wo unsere Rucksäcke lagen.

Sie griff nach meiner Hand und presste sie gegen meinen Hals. „Schaffst du das alleine?“

Ich nickte. Als sie ihre eigene Hand wegnahm, war sie über und über blutverschmiert.

Sie stolperte zwischen den Felsen umher und hob irgendwo ihr blaues T-Shirt auf. Sie zog es über das seltsame schillernde Korsett, das sie eng um den Oberkörper geschlungen trug. Mit unseren Rucksäcken kam sie schließlich wieder. Sie zog mir mein nasses T-Shirt aus und streifte mir vorsichtig meinen dicken, grünen Pullover über.

„Geht schon...", sagte ich verlegen, als sie mir auch die Hose auszuziehen begann. Sie schenkte mir ein blasses Lächeln und drehte sich um, während ich umständlich in Saats trockene Jeans schlüpfte. Sie schaffte es in der Zwischenzeit mit Hilfe ihrer Zähne vom Handtuch aus meinem Rucksack einen Streifen abzureißen. Nun hatte ich ein trockenes Stück Stoff, das ich auf meinen Hals pressen konnte.

„Dala, du bist furchtbar blass", sagte ich besorgt.

Sie nickte, murmelte ihr wäre kalt und begann, sich Saats T-Shirt überzuziehen. Plötzlich schwankte sie und sackte zu Boden.

„Dala!“, rief ich, beugte mich über sie und drehte ihr Gesicht nach oben. Ihre Augen waren weit aufgerissen und unfokussiert. „Was ist mit dir? Bist du verletzt?“

Sie blinzelte. „Schon gut, mir ist nur schwindlig", sagte sie mit dünner Stimme.

Ich fühlte mich hilflos. „Was kann ich - wie kann ich dir helfen?“, stammelte ich.

„Der Pullover..."

Ich half ihr, durch die Ärmel zu schlüpfen. Sie fragte, ob etwas zu Essen in den Rucksäcken sei. Ich fand noch einen Riegel und den restlichen Powerdrink und gab ihr beides.

„Hast du dein Handy dabei?“, fragte ich, während sie den ersten Bissen nahm. „Wir müssen einen Notruf absetzen!“

Sie verschluckte sich beinahe. „Kein Notruf", keuchte sie. „Ich meine...“ Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche. „Da, siehst du? Kaputt...“

Ich wunderte mich immer mehr über sie. „Na gut, kein Notruf...", murmelte ich.

Nachdem Dala den Riegel gegessen und ein paar Schlucke getrunken hatte, sah sie schon wieder besser aus.

„Lass uns von hier verschwinden", sagte ich, nervös aufs Wasser blickend.

„Blutest du noch?“, fragte sie.

Ich nahm die Hand vom Hals und das Stück Stoff blieb auf der Wunde kleben. „Nein.“ Ich versuchte, es abzulösen.

„Nicht!“, rief Dala und riss noch einen zweiten Streifen von meinem Handtuch, lang und schmal. Den band sie mir um den Hals. Dann nickte sie und erhob sich wackelig. „Gut. Lass uns gehen.“

„Dala, wie hast du uns hier gefunden?“, fragte ich, sobald wir die steinige Halbinsel hinter uns ließen.

„Glück", sagte sie knapp und starrte weiter konzentriert zu Boden.

„Woher hast du gewusst, dass ich in Gefahr war?“, versuchte ich es mit einer anderen Frage. Ich hatte genügend. Viele davon machten mir Angst.

Dala stolperte und ich fing sie auf. „Bitte, Rob, später...", keuchte sie. „Ich verspreche dir, ich erkläre dir alles später.“ Sie war schon wieder schrecklich blass.

„Okay", sagte ich besorgt und ließ sie in Ruhe. Das Gehen alleine schien ihr bereits alles abzuverlangen. Es war mir beinahe unerträglich, sie so zu sehen. Ich fühlte mich verantwortlich und ich konnte nichts tun, als sie zu stützen. Ich selbst war körperlich erstaunlich in Ordnung. Mein Geist hingegen war das reinste Chaos... Alle paar Sekunden sah ich mich um und die Schreie der Seevögel ließen mich zusammenzucken. Immer wieder glaubte ich, Saat auf uns zustürzen zu sehen.

Auf halbem Weg zur Straße mussten wir Rast machen und Dala trank wieder ein paar Schlucke.

Ich fand unter all den Fragen doch eine, die nicht warten konnte. „Dala, wie bist du nach Kvaløya gekommen?“

„Mit dem Taxi“, sagte sie.

„Und... wartet dieses Taxi am Ende der Straße auf dich?“

„Nein.“

„Wie kommen wir dann von hier fort?“

Lange würden ihre Kräfte nicht mehr reichen. Ich wollte nicht einmal daran denken, sie alleine zurücklassen zu müssen, um Hilfe zu holen. So geschwächt wäre sie Saat hilflos ausgeliefert.

„Was ist mit dem Auto?“, fragte sie. „Hast du den Schlüssel?“

Ich fasste in die Hosentasche von Saats Jeans. „Ja, der ist hier.“

„Na dann... So schwer kann Auto fahren nicht sein.“ Sie packte die Flasche zurück in den Rucksack und stand auf. „Wir fahren, bis wir Empfang haben und rufen dann ein Taxi.“

Ich nickte zögerlich. „Aber glaubst du denn, dass das Auto noch da sein wird?“

„Rob, du hast den Schlüssel.“

„Ach ja...", murmelte ich. „Aber was, wenn Saat uns dort auflauert?“

„Vertrau mir. Wir sind vor ihm sicher.“

Ich blieb stehen. „Ist er wirklich nicht tot?“

„Nein. Bitte Rob, ich kann jetzt nicht..."

So war ich schon wieder allein mit meinen Gedanken. Ich konnte einfach nicht begreifen, was hier geschehen war. Plötzlich traten mir Tränen in die Augen. Was hatte ich Saat denn getan? Gab er mir etwa die Schuld am Tod unserer Eltern? Warum hatte ich nichts bemerkt, nichts kommen gesehen?

Dala hatte mich gewarnt, nicht mit ihm zum Meer zu fahren. Sie war uns sogar gefolgt. Das konnte doch keine bloße Intuition gewesen sein! Woher um alles in der Welt hatte sie gewusst, was passieren würde? Sie kannte Saat doch nicht einmal!

Ich hatte das Gefühl, verrückt zu werden. Meine Welt fiel in sich zusammen. Was konnte ich überhaupt noch glauben, wem konnte ich vertrauen? Wenn es nach meinem Kopf ging, niemandem - schon gar nicht diesem blassen, schwachen Mädchen, das da an meinem Arm hing und offenbar Geheimnisse vor mir hatte, von deren Ausmaßen ich keine Ahnung hatte.

Der Weg war mühevoll und erschien mir sehr viel länger als am Nachmittag mit Saat. Die Sonne stand tief und wanderte bereits gegen Norden, als wir endlich vor uns die Scheunen, an denen die Straße endete, erblickten. Mein Herz begann zu rasen und ich hob einen schweren Stein hoch. Dala sah mich fragend an.

„Nur für den Fall", murmelte ich.

Sie schien mir nicht böse zu sein, dass ich ihr noch immer nicht ganz glauben konnte. Während ich um Saats Auto herumging, hinein und sogar darunter spähte, stand sie gegen die Motorhaube gelehnt und wartete stumm. Sobald ich aufsperrte, ließ sie sich erschöpft auf die Rückbank fallen. Ich nahm mein Handy vom Beifahrersitz und schaltete es an. Wie erwartet hatte es keinen Empfang.

„Wie geht es dir?“, fragte ich Dala.

„Im Liegen gleich viel besser."

Tatsächlich wurden ihre Wangen bereits ein wenig rosiger und ihre blassen Lippen füllten sich mit Farbe. Man konnte beinahe zusehen, wie ihr das Blut aus den Beinen zurück in den Kopf floss, als hätte sie nicht genug davon für ihren ganzen Körper.

„Bist du sicher, dass du nicht verletzt bist?“, fragte ich und ließ meinen Blick auf der Suche nach dunklen Flecken über ihre Kleidung wandern. „Du kommst mir vor, als hättest du viel Blut verloren.“

„Es ist alles in Ordnung", sagte sie. „Lass uns fahren, Rob.“

Ich setzte mich nach vorne und schnallte mich an. Erst einmal versuchte ich herauszufinden, welches Pedal welche Funktion hatte und wie um Himmels Willen ich mit zwei Füßen alle drei bedienen sollte. Schließlich drehte ich am Zündschlüssel. Die Reaktion des Autos kam mir so zwar nicht bekannt vor, doch es hopste ohnehin nur zwei, drei Mal, und dann fuhr es ganz normal.

„Pass auf, das Haus!“, kreischte Dala und ich riss das Steuer herum.

„Du hast mich erschreckt!“, rief ich. „Wir waren noch weit davon entfernt!“

„Ja, tu mir einen Gefallen und bleib bei diesem Abstand", maulte sie, während sie vom Boden zurück auf die Rückbank kletterte.

Im Schritttempo fuhr ich um die Scheune herum, bis die Straße wieder vor uns auftauchte. Auf ihr angekommen, trat ich aufs Gas und der Motor wurde furchtbar laut.

„Vielleicht solltest du einen Gang höher schalten!“, brüllte Dala.

„Okay!“, schrie ich nervös, doch es klappte problemlos, sah man davon ab, dass Dala zum zweiten Mal zu Boden katapultiert wurde.

Nach einigen langen Kilometern mit vielen Engstellen und Kurven erreichten wir schließlich die Fischereisiedlung. In diesem Augenblick ertönte mein Textnachrichten-Klingelton. Ich erschrak so sehr, dass ich auf die Bremse sprang.

„Das ist Saat!“, rief ich.

„Nein“, keuchte Dala vom Boden herauf. „Das bin ich. Das sind all meine Warnungen. Jetzt kommen sie wohl etwas zu spät...“

Robinson.Leva

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