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Die Zaandam brauchte fast eine Stunde länger als gewöhnlich bis zur Texel. Und weil der Wind aus Süd kam, die Ebbe eingesetzt hatte und das Feuerschiff gegen den Ebbstrom genau im Wind lag, war der Seegang an Steuerbord und Backbord gleich hoch. Keines der beiden Schiffe konnte für das andere Lee machen, erst recht nicht für ein Boot. Die Zaandam hielt sicheren Abstand zur Texel, und die beiden Schiffe stampften schwesterlich nebeneinander.

»Sie wollten ja unbedingt von Bord, dann sollen sie auch ihr Beiboot zu Wasser lassen«, sagte Gijs.

Auf dem Feuerschiff standen die Männer schon in einer Reihe an Deck, die Seesäcke in den Händen. Sie starrten zur Zaandam hinüber und dann wieder auf die Wellen. Der Ladebaum am Mast auf dem Bootsdeck setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und hob das Boot an. Es schaukelte im Wind.

Einer der Maschinisten des Feuerschiffs ging mit einem Kanister Öl aufs Vorschiff, wartete, bis achtern das Beiboot über den Wellen schwebte, und leerte den Kanister ins Wasser. Eben noch voller Schaumstreifen, wurde es nun glasig und matt. Die Zaandam fuhr ein kleines Stück voraus, verkürzte dabei geringfügig den Abstand zur Texel und gierte dann langsam mit dem Heck in ihre Richtung. Zwischen den Schiffen beruhigte sich die See ein wenig, bis sie wie der Bauch eines riesigen, dicken, schwer atmenden Tieres war.

Das Beiboot hob und senkte sich, die Seesäcke landeten klatschend auf seinem Boden. Erst dann kletterten die Männer einer nach dem anderen die Jakobsleiter hinunter, warteten am schwingenden Ende ab, während das Boot in der Tiefe verschwand, und sprangen, kurz bevor es den höchsten Punkt erreichte. Es war nicht leicht, die Männer verletzten sich. Und alles war voller Öl. Glitschig wie Schnecken, schaukelten sie schließlich zur Zaandam, griffen mit abrutschenden Händen nach der kurzen, eisernen Leiter und stiegen hinauf.

Der Koch hatte das Böckchen zur Gänze in seinen Seesack geschoben, den Sack sicher zugeknotet und ihn sich auf den Rücken gebunden: ein zuckender und meckernder Buckel an seinem gedrungenen Körper. Er schaute auf das ölige Wasser und murmelte etwas, das nur das Böckchen hören konnte. Er spürte die spitzen Klauen im Rücken, drehte den Seesack ein wenig und beobachtete, wie die Vorräte ins Beiboot hinabgelassen wurden.

Die Zaandam war eigentlich ein Tonnenleger. Ihr Schanzkleid war mittschiffs vor dem Decksaufbau nicht durchgängig, sondern ließ eine breite Lücke; dort konnten mit dem Ladebaum, der am Mast auf dem Vorschiff angebracht war, sehr einfach Gegenstände an oder von Bord gebracht werden. Etwas ganz anderes als das Feuerschiff, das vor Anker Orkanen trotzen musste wie eine Festung im Meer.

Mit finsterer Miene sah der Koch Öl auf die Paletten mit Lebensmitteln spritzen. Er griff mit einer Hand nach hinten und strich, so gut es ging, über den Seesack, um das Böckchen zu beruhigen. Als die letzte Palette im Beiboot gelandet war, trat er vor.

»Ich fahr schon mal mit«, sagte er.

»Wirf deinen Sack einfach runter«, sagte der Matrose an der Pinne und zeigte ins Boot.

Doch Lammert schüttelte den Kopf, drehte sich um, stellte die Füße auf die Leiter, suchte und fand die nächste Sprosse, und die nächste, und hing mit dem heftig zappelnden Sack auf dem Rücken einen Moment zwischen Schiff und Boot. Dann wagte er den Schritt und hielt sich an einer Palette mit Apfelmusdosen fest. Das Gewicht des Sacks zog ihn nach hinten, er machte einen Schritt rückwärts und fand in dem schaukelnden Boot das Gleichgewicht wieder. Das Böckchen hatte aufgehört zu zappeln und pinkelte vor Angst. Der warme Urin verteilte sich auf Lammerts Rücken und rann die Wirbelsäule entlang abwärts.

»Einfach stehen bleiben«, flüsterte er. »Nichts anmerken lassen.«

»Setz dich, Chef!«, rief der Matrose an der Pinne.

Aber Lammert blieb stehen, schien nichts zu hören, kämpfte mit der aufkommenden Angst. Auch als sich das Beiboot von der Zaandam löste und über die schmutzigen hohen Wellen zur Texel tuckerte, blieb er stehen wie unter einer Fahne, an einem Grab.

Dass er auf See war, dass das Boot tanzte, nichts davon schien noch in sein Bewusstsein zu dringen. Bei der Texel angekommen, griff er nach der Jakobsleiter, und als würde er zu Hause zum Spitzboden hinaufsteigen, so kletterte er an Bord, das Böckchen still im Seesack. Das Brausen des Windes, das Brummen des Dieselgenerators, der Geruch von Öl und Metall, sie erreichten ihn nicht mehr.

Er ignorierte eine ausgestreckte Hand und stieg grußlos an Deck, bückte sich vor der Tür des Decksaufbaus, stieg den Niedergang zu seiner Kabine hinunter, öffnete die Tür, schloss sie hinter sich, nahm den Sack vom Rücken, befreite das Böckchen, das die Beine streckte und sich ängstlich umschaute, zog die schmutzigen Sachen aus und legte sich in seine Koje.

»Sie haben es nicht gesehen«, sagte er. »Das haben wir gut gemacht.« Er schloss die Augen. »Jetzt warten, bis sie weg sind.«

Es dauerte lange, bis seine Beine nicht mehr zitterten und die Angst sich wieder irgendwo im Dunkel seines Herzens verkrochen hatte.

Der Schiffskoch

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