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Beitske, die einzige Bäuerin auf der Warft, hatte schon seit Jahren keine Kühe mehr. Kurz vor der Einführung des Milchtanks hatte sie ihre Tiere zusammen mit den Melkeimern und dem Melkschemel verkauft und ihre Rinderweiden umgepflügt, um Möhren auszusäen. Nach ein paar Jahren war sie auf Brokkoli umgestiegen, ein neues Gemüse, das sich offenbar wachsender Beliebtheit erfreute. So war sie von der Viehhalterin zur Gemüsebäuerin geworden.

Aber nicht ganz. Denn von ihrer kleinen Schafherde hatte sie sich nicht trennen können. Nicht dass sie an den Schafen wirklich etwas verdiente, doch ohne Schafe wäre kein Leben mehr auf dem Hof gewesen, und diese Vorstellung fand sie als Alleinstehende erschreckend. Ein Brokkoli-Kopf sagt nichts, und eine ganze Ernte Brokkoli, das ist geballtes Schweigen.

Und so hielt sie weiterhin um die zwanzig Schafe und dazu eine Handvoll Ziegen, die sie wie die Schafe lammen ließ. So hatte sie für den Fall, dass ein Mutterschaf ein Lamm verstieß oder dass es zu viele Mehrlingsgeburten gab, immer eine Ziege mit Milch, die ein Schaflamm säugen konnte. Die Ziegenlämmer selbst gab sie möglichst schnell weg, vor allem die Böckchen. In den umliegenden Dörfern fanden sich immer Kinder, die gern ein Böckchen mit der Flasche aufzogen.

»Ich habe sie noch, aber sie sind störrisch«, antwortete Beitske dem Koch, der zu ihrem Hof gekommen war und gefragt hatte, ob sie ihre Ziegen schon verkauft habe. Eine überflüssige Frage, die nur dazu diente, ein Gespräch einzuleiten. Jeder konnte sehen, dass auf der Schafweide auch Ziegen herumliefen. »Sieh selbst«, sagte Beitske und ging vor Lammert her zur Längsseite der großen reetgedeckten Stallscheune, von der aus sie die Wiese weiter unten überblicken konnten. Dort grasten die Schafe, eine kleine Horde Lämmer rannte am Zaun entlang, im entferntesten Winkel hatten sich die Ziegen abgesondert.

»Jede Menge Gras, siehst du?«

»Jede Menge Gras«, bestätigte Lammert.

»Trotzdem wollen sie weg, die Ziegen, egal, wie viel Gras es hier gibt. Immer wollen sie weglaufen und sehen, ob irgendwo noch besseres Gras ist.«

»Eine Ziege will immer weg«, sagte Lammert nachdenklich.

»Eine Ziege will immer ausreißen«, sagte Beitske.

»Und ein Schaf will für immer bei dir bleiben«, sagte Lammert.

»Haha«, lachte Beitske. »Ja«, antwortete sie, »ein Schaf schon.«

Sie schauten noch einen Moment schweigend auf die Herde hinunter. Schwalben sausten in wildem Auf und Ab über die noch ungeschorenen Rücken.

»Aber ein Schaflamm trinken zu lassen, das macht den Ziegen wieder nichts aus«, sagte Beitske. »Deshalb behalte ich ein paar.«

»Wie ich sehe, hast du noch ein Böckchen«, sagte Lammert.

»Damit ist nichts anzufangen«, erwiderte Beitske. »Aber ich habe niemanden, der es nimmt.«

»Die Mädchen haben alle schon einen Bock«, sagte Lammert.

»Und irgendwie ist es auch wieder schade drum«, sagte Beitske.

Das war eine etwas seltsame Äußerung, aber Lammert brauchte nicht unbedingt zu wissen, wie sie das meinte, und Beitske erklärte es auch nicht. Schulter an Schulter beobachteten sie das Böckchen, das mit allen vier Beinen gleichzeitig ein paar seitliche Sprünge machte und auf einem liegenden Schaf landete.

»Ich würde es gern haben«, sagte Lammert.

»Haha«, lachte Beitske.

»Ich meine es ernst.«

Beitske schaute Lammert an und hörte auf zu lachen. »Zum Schlachten«, sagte sie dann. »Natürlich.«

»Ja, auf dem Schiff«, antwortete Lammert.

Sie blickten wieder einen Moment auf die Herde.

»Es soll wunderbares Fleisch sein«, sagte Beitske. »Machst du’s selbst?«

Der Koch schwieg, rieb sich die Augen, räusperte sich dann. Er schien sich zu ärgern.

»Ich hole es nächste Woche«, sagte er. »Bekommst du noch was dafür?«

»Ich nehme schon seit Jahren nichts mehr«, antwortete Beitske.

»Nächste Woche«, wiederholte Lammert und hob die Hand zum Gruß.

Beitske blieb nachdenklich stehen und fing wieder an zu lachen.

»So ein Tier auf einem Schiff«, rief sie ihm nach, »da musst du aufpassen, das will weg.«

»Das wollen da alle«, rief Lammert, ohne sich umzublicken.

Der Schiffskoch

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