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Warum Schematherapie?

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Was macht Schematherapie besonders? Die Schematherapie ist an sich ja keine wirklich neue Therapieform, sondern ein integratives, fast eklektisches Behandlungskonzept, welches explizit für die komplexe Arbeit mit Patienten mit PS konzipiert wurde. Vielleicht ist das das »Besondere«: ein sehr breites Spektrum an erlebnisorientierten Techniken, kognitiven Interventionen sowie Strategien zur Verhaltensmodifikation wird unter dem Mantel eines nicht nur neurobiologisch und lerntheoretisch fundierten, sondern auch für Patienten sehr gut verständlichen Erklärungsmodells kombiniert und zielgerichtet angewendet.

Die Punktprävalenz von Persönlicheitsstörungen unter psychiatrischen-psychotherapeutischen Patientenpopulationen scheint mit 40–60 % sehr hoch zu sein (Oldham et al. 1992; Herpertz et al. 1994; Kröger et al. 2010).

In anderen Worten: Jedem psychotherapeutisch tätigen Menschen begegnet täglich die Herausforderung, mit Patienten mit Persönlichkeitsstörungen zu arbeiten – sogar, wenn diese Diagnose nicht gestellt wurde.

Wie häufig kommen wir an unsere Grenzen z. B. bei der Anwendung von standardisierten Verfahren zur Behandlung von Achse-I-Störungen, wie etwa Konfrontationstechniken bei Angst- oder Zwangsstörungen, der Besprechung von Selbstbeobachtungsprotokollen und der stufenweisen Veränderung von Ernährungsgewohnheiten bei Essstörungen oder auch dem stufenweisen Aktivitätsaufbau bei Depressionen? Die Komorbidität mit PS ist bei all den o. g. Störungsbildern nicht gering, und das könnte eine mögliche Erklärung für den Auftritt von »Widerstand« während der Behandlung oder für negative therapeutische Reaktionen liefern. Und wenn wir noch einmal die hohe Prävalenz unter klinischen Populationen betrachten, dann sind wir als Psychotherapeuten im Grunde genommen darauf angewiesen, einen Pool an effektiven Techniken und einen konzeptuellen Rahmen für die Arbeit mit interaktionellen Problemen und PS zu haben.

Wenn Sie dieses Buch in der Hand halten und mit dem Lesen schon so weit gekommen sind, dann muss ich vermutlich nicht mehr versuchen, Sie von der Wirksamkeit und der klinischen Relevanz der Schematherapie (ST) zu überzeugen. Deswegen erspare ich uns jetzt die Aufzählung von Wirksamkeitsbelegen und Studienergebnissen und möchte mit Ihnen stattdessen meine persönlichen Gründe teilen, nach inzwischen fast 15 Jahren Schematherapieerfahrung weiterhin von ihr so begeistert zu sein:

• ST bietet uns ein sehr konkretes Instrumentarium für den Umgang mit den größten Herausforderungen in der Arbeit mit PS: Beziehungsaufbau und Umgang mit Konflikten in der Therapie, Stabilität der Therapiemotivation, Zielklärung, Arbeit mit emotionalen und kognitiven Mustern und Verhaltensmodifikation.

• ST ist auch ein Instrument zur systematischen Selbsterfahrung, denn mit dem Modusmodell lässt sich nicht nur das Verhalten eines persönlichkeitsgestörten Patienten erklären. Einerseits können wir bei der Bearbeitung interaktioneller Probleme zwischen uns und unseren Patienten »die gleiche Sprache« und die gleichen Techniken anwenden, um seine und unsere emotionalen, kognitiven und motorischen Reaktionen zu erklären sowie um den Konflikt zwischen uns zu begreifen. Andererseits bietet es sich natürlich an, auch im Kontext reiner Selbsterfahrung mit dem Modell zu arbeiten und diese Prinzipien auf uns und unsere eigenen Probleme anzuwenden.

• ST ist aufgrund ihrer transdiagnostischen, neurobiologischen und verhaltensanalytischen Fundamente hoch kompatibel mit zahlreichen anderen, nicht nur verhaltens-, sondern im Allgemeinen psychotherapeutischen Techniken und modernen Methoden.

• ST macht Spaß! Die Arbeit mit erlebnisorientierten Techniken wie z. B. Übungen mit mehreren Stühlen stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, in verhältnismäßig wenig Zeit einem Menschen zu helfen, eigene Muster besser zu verstehen sowie mit unserer Hilfe aktiv zu intervenieren, um neue Möglichkeiten des Umgangs mit eigenen Gefühlen, Gedanken und Handlungstendezen auszuprobieren. Nicht nur ermöglichen solche Übungen sehr gezielt emotionale Aktivierung, Distanzierung und schaffen Raum für neue Interventionen, sie sind auch sehr lebendig und häufig »spielerisch-erfrischend«, was Patienten und Therapeuten motiviert. Auch das ist eine wichtige persönliche Antwort auf die Frage »Wieso Schematherapie?«: Weil sie Spaß macht! Und ganz nebenbei gesagt: Kinder lernen viel besser und effektiver, wenn sie in einer spielerischen Atmosphäre Spaß haben – wieso soll es bei uns Erwachsenen anders sein?

Schematherapie

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