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3.6 Relevanz des Schemamodells in der klinischen Praxis

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Schemata sind der Niederschlag unserer frühen Beziehungserfahrungen und stellen deswegen eine Art »Verbindungsglied« zwischen den »alten Bildern« und den aktuellen Problembereichen dar. Zwei Patienten können bspw. im Schema-Modus Inventar (SMI) hohe Werte beim verletzbaren Kindmodus erreicht haben. Bei Betrachtung der Ergebnisse der Schemafragebögen stellt man jedoch starke Unterschiede in den Schemata der ersten zwei Domänen fest. Patient 1 erreicht hohe Werte in den Schemata Verlassenheit, Unzulänglichkeit, Erfolglosigkeit und Verletzbarkeit. Patientin 2 erreicht dahingegen hohe Werte in den Schemata Emotionale Entbehrung, Verlassenheit, Misstrauen/Missbrauch, Unzulänglichkeit, Isolation und Verstrickung. Die »emotionale Qualität« des Modus des verletzbaren Kindes unterscheidet sich in diesen Fällen in der Tat sehr, was sich auf die sehr unterschiedlichen biografischen Entstehungskontexte zurückführen lässt und in den unterschiedlichen »dahinterliegenden Schemata« erkennen lässt: Der erste Patient wurde von seinen Eltern häufig alleingelassen, stand gleichzeitig unter hohem Leistungsdruck bzgl. seiner Schulnoten und wurde auch von ihnen stark kritisiert und streng erzogen. Die zweite Patientin wurde von ihrem Vater regelmäßig misshandelt und ab der Pubertät sexuell missbraucht. Aber auch die Schemaauslöser, welche den Modus des verletzbaren Kindes aktivieren, sind entsprechend unterschiedlich: Patient 1 reagiert v. a. stark auf Situationen, in denen eine andere Person ihm so nah kommen könnte, dass diese seine »Fehler« erkennen und ihn möglicherweise verlassen würde, wenn er keine perfekten Leistungen mehr erzielt. Patientin 2 reagiert v. a. auf Annäherungen von Menschen, die ihr Vertrauen missbrauchen und sogar ihre Existenz physisch gefährden könnten.

Darüber hinaus entscheidet der Umgang eines Patienten mit dem Schema (die sogenannte Schemabewältigung), in welchem Modus es später erscheint: Hinter einer starken Ausprägung des Modus des impulsiven/undisziplinierten Kindes können z. B. bei einem Patienten v. a. die Schemata Grandiosität und Ungenügende Selbstkontrolle in »erduldeter Form« stehen. Bei einem anderen Patienten können stattdessen z. B. die Schemata Verstrickung, Abhängigkeit und Verletzbarkeit in »kompensierter Form« erscheinen, d. h. in gegenteiliger Weise. Erst durch einen gezielten Blick auf die Lebensgeschichte, die Schemata und die jeweiligen Bewältigungsreaktionen kann in einer Schemaaktivierungssituation der sichtbare Modus und seine (historisch entstandene) Funktion verstanden werden.

Schematherapie

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