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3 WER IST EIGENTLICH PUDEL? Wie ein Spitzname zum weltberühmten Markenzeichen wird

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Carl Heinrich Laeisz ist ein Einzelkind und wächst privilegierter auf als sein Vater Ferdinand. Er muss kein Handwerk mehr erlernen, sondern absolviert gleich eine solide kaufmännische Ausbildung. Erste Erfahrungen sammelt er im Bremer Handelshaus E. C. Schramm, in dem ihn der Vater unterbringt. Anschließend durchläuft er, heute würde man sagen, ein Trainee-Programm, das ihn nach Frankreich, England und sogar nach Übersee führt. Hanseatische Kaufleute sind zu dieser Zeit weltgewandt, sprechen mehrere Fremdsprachen und sammeln ihre Erfahrungen oft in fernen Ländern. Wie selbstverständlich diese internationalen Verbindungen schon Mitte des 19. Jahrhunderts sind, hat Thomas Mann in den „Buddenbrooks“ geschildert, und zwar am Beispiel des eher geschäftsuntüchtigen Christian Buddenbrook, der seine Lehrjahre nicht nur in London, sondern auch in Valparaíso absolviert, wenn auch ohne den gewünschten Erfolg. Carl Laeisz ist aus anderem Holz geschnitzt, er lernt offenbar schnell und ist in kaufmännischer Hinsicht sehr begabt. Am 1. März 1852 tritt er in die väterliche Firma ein und wird dort mit knapp 24 Jahren Teilhaber.

Schnell arbeitet er sich ein, organisiert geschickt den schwierigen Handel mit Gegenerlös-Importwaren und erweist sich mit neuen Ideen als ebenso kompetent wie zuverlässig. Der Vater ist jedenfalls sehr zufrieden und verbindet rückblickend mit dem Eintritt des Sohnes einen „weiteren bedeutenden Aufschwung“ der Firma. Er vertraut dem jungen Kaufmann von Anfang an voll und ganz und nutzt seinen eigenen neu gewonnenen Freiraum für ausgedehnte Geschäftsreisen, die ihn oft mehrere Monate lang nach Skandinavien, in den Mittelmeerraum, in die Levante, auf die Krim und 1853 sogar bis in die USA führen.


Könnte man die dabei gewonnenen neuen Geschäftsbeziehungen nicht noch viel besser nutzen, wenn man eigene Schiffe einsetzen würde? fragt sich derweil in Hamburg Carl Laeisz. Und er fragt natürlich nicht nur sich selbst, sondern schon bald auch den Vater, der angesichts der negativen Erfahrungen mit der Brigg CARL zunächst offenbar noch zögert. Aber Carl lässt nicht locker, und schließlich einigt man sich darauf, doch wieder ins Reedereigeschäft einzusteigen, allerdings vorsichtig und mit Augenmaß. So kauft die Firma 1856 den Schoner SOPHIE UND FRIEDERIKE, ein ziemlich bescheidenes Holzschiff von 26 Meter Länge. Aber der Anfang gelingt, das Reedereigeschäft lässt sich gut an, deshalb erwerben Vater und Sohn im Jahr darauf die deutlich größere Brigg ADOLPH.


Die Pudelskulptur auf dem Mittelgiebel des Laeiszhofes ist eine humorvolle Reverenz an Sophie Laeisz.

Das Schiff heißt so nach seinem Vorbesitzer, dem Reeder Adolph Godeffroy. Und den kennt Ferdinand Laeisz bestens, denn 1847 haben die beiden gemeinsam mit drei weiteren Geschäftsleuten die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) gegründet, freilich ohne zu ahnen, welche enorme Bedeutung diese Reederei einst haben wird. Laeisz ist erst einmal mit seinen zwei Schiffen zufrieden, denn die sind gut ausgelastet und bringen der Firma ordentlichen Gewinn. Bald entschließen sich Vater und Sohn jedoch dazu, bei der Hamburger Stülcken-Werft einen Neubau in Auftrag zu geben. 1857 wird die hölzerne Bark, an der übrigens zur Hälfte der befreundete Geschäftsmann Wilhelm Reimers beteiligt ist, auf den Namen PUDEL getauft. Ein merkwürdiger Name für ein Schiff, könnte man meinen, aber ein Name mit besonderer Bedeutung.


Der Kaufmann Adolph Godeffroy (1844–1893) war einer der erfolgreichsten Hamburger Reeder des 19. Jahrhunderts.

Um zu verstehen, was es mit PUDEL auf sich hat, müssen wir einen Blick auf das Privatleben des Juniorchefs werfen. Carl Heinrich Laeisz ist 24 Jahre alt, als er am 10. November 1852 die Kaufmannstochter Sophie Christine Knöhr heiratet. Die 21-Jährige ist die fünfte Tochter des Schiffsmaklers Christian Ludwig Knöhr, dessen Firma Knöhr & Burchard schon seit 1814 besteht. Es ist keine aus Geschäftskalkül begründete Ehe, sondern offenbar eine Liebesheirat. Jugendbilder zeigen, dass Sophie eine hübsche junge Frau mit ziemlich krausen Haaren ist. Auf späteren Fotos ist zu sehen, dass sie oft hochgetürmte Frisuren trägt, was imposant und auffällig wirkt. Auf jeden Fall haben die Haare ihr den Spitznahmen Pudel eingebracht, der nicht nur in ihrer Familie üblich, sondern auch weit darüber hinaus bekannt zu sein scheint. Pudel, oder auch Pudelchen, wie sie gern genannt wird, führt sich gut ein in der Familie Laeisz, der Schwiegervater ist sehr angetan von ihr. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Carl führte uns nicht nur eine vortreffliche Schwiegertochter, sondern auch einen großen Familienkreis von ehrenwerten und liebenswürdigen Leuten zu, mit welchen wir allzeit in intimer Verbindung geblieben sind.“

Ferdinand Laeisz wird also garantiert nichts dagegen gehabt haben, den ersten Schiffsneubau nach der allseits beliebten Schwiegertochter zu nennen. Interessant ist, dass man das neue Schiff aber eben nicht SOPHIE nennt, was eigentlich nahegelegen hätte, sondern den Kosenamen wählt. Das offenbart zumindest einen ausgeprägten Sinn für Humor. Es kann aber auch daran gelegen haben, dass der eigentliche Name durch den Schoner SOPHIE UND FRIEDERIKE schon vergeben war. Der Kosename ist jedenfalls so beliebt, dass sich der Pudel schon bald zum Maskottchen der Reederei entwickelt. Eine Pudelskulptur krönt sogar bis heute weithin sichtbar den imposanten Mittelgiebel des 1897/98 am Nikolaifleet errichteten Kontorhauses Laeiszhof, des Firmensitzes der Reederei. Folgenreicher ist allerdings die Tatsache, dass später fast alle Namen der Laeisz-Schiffe von Sophies Kosenamen abgeleitet werden, genauer gesagt, von dessen erstem Buchstaben: PACIFIC, PERU, PANAMA, PRINZESS, POMMERN, PASSAT, PADUA oder auch die PEKING.

An solche großen und schnellen Schiffe ist zunächst noch gar nicht zu denken, aber immerhin ist seit der Indienststellung der Bark PUDEL 1857 klar, dass sich die Handelsfirma F. Laeisz immer mehr zur Reederei entwickeln wird. Doch die Zeiten sind schwierig: Viele Hamburger Firmen leiden erheblich unter der im Spätsommer 1857 ausbrechenden internationalen Wirtschaftskrise, manche gehen sogar Bankrott, und Ferdinand rechnet schon mit der Zahlungsunfähigkeit. Doch sein Sohn Carl kann ihn beruhigen, ihm gelingt es auch, durch besonnenes Handeln, die Reederei wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Mehr noch: Jetzt geht es erst richtig los. In den folgenden Jahrzehnten lässt F. Laeisz Schiffe bauen oder kauft sie anderen Reedern ab, verzichtet zunächst aber noch auf die P-Namensgebung. So trägt die 1858 erworbene Brigg den Namen SCHILLER, was Ferdinand gewiss zusagt, da er ein großer Bewunderer des deutschen Nationaldichters ist. Zwei Jahre später folgen die Barken INDIA und COSTA RICA. 1862 kommt es gleich zu vier Ankäufen, so erwirbt F. Laeisz die Bark NEPTUN, die Brigg PERU sowie die Barken PANAMA und PERSIA: Drei der vier Neuzugänge haben das P als Anfangsbuchstaben, was zu dieser Zeit wohl schon Absicht ist, aber noch keine strenge Firmenrichtlinie.


Dieses Gemälde zeigt die Bark PUDEL im Trockendock der Stülcken-Werft.

Seit Anfang der 1860er-Jahre besitzt die Reederei F. Laeisz bereits eine ansehnliche Flotte. Im Jahr 1870 verfügt sie über zehn Schiffe und nimmt inzwischen unter Hamburgs Segelschiff-Reedereien den fünften Platz ein. Nach und nach werden die in die Jahre gekommenen ersten Schiffe ausgemustert und durch größere, modernere und leistungsfähigere ersetzt. Fast jedes Jahr kauft die Reederei mit der FL-Flagge, die für Ferdinand Laeisz steht, nun Schiffe dazu, meistens von der Hamburger Reederei J.T. Bahr. Deren Besitzer ist Julius Theodor Bahr, der vorzügliche Geschäftsbeziehungen nach Südamerika unterhält, vor allem nach Chile und Peru.


Die hölzerne Brigg PERU gehörte zu den Flying-P-Linern. Dieses Foto entstand in Port Chalmers auf der Südinsel von Neuseeland.

So vermittelt Bahr zum Beispiel ein äußerst lukratives Geschäft zwischen einer gewissen Dona Carolina Garcia de la Huerta, die offenbar über beträchtliche Mittel verfügt, und der Hamburger Stülcken-Werft. Der Auftrag umfasst den Bau einer größeren Anzahl von Barken, die alle spanische Namen tragen und unter chilenischer Flagge fahren. Das ist insofern von Bedeutung, als Hamburg 1864 von den Auswirkungen des Deutsch-Dänischen Kriegs betroffen ist. Hamburger Schiffe können die dänische Blockade nicht durchbrechen, chilenische Schiffe aber durchaus. So ist es ziemlich clever, dass F. Laeisz aus diesem Bestand gleich mehrere Barken erwirbt und deren spanische Namen beibehält. Sie heißen MERCEDES, ROSA Y ISABEL, CAROLINA, HENRIQUE, THEODORA, RICARDO und DON JULIO. Mehr noch, auch dank der Kontakte von Julius Theodor Bahr kann die Reederei F. Laeisz nun noch stärker in Südamerika Fuß fassen. 1862 erreichen Segler mit der FL-Flagge erstmals den chilenischen Hafen Valparaíso. Ob sie da schon wissen, welche Bedeutung dieser und weitere südamerikanische Häfen in den kommenden Jahrzehnten für die Reederei haben werden?

Aber schauen wir noch einmal auf Pudel, also Sophie Laeisz, und ihren Ehemann Carl. Ein Jahr nach der Eheschließung wird am 10. August 1853 der Sohn Carl Ferdinand geboren, der wie sein Vater ein Einzelkind bleibt. Der Großvater ist glücklich, er kümmert sich besonders intensiv um den Enkel, verbringt viel Zeit mit ihm und unternimmt mit ihm auch Ausflüge in die Stadt, die Umgebung und weit darüber hinaus. Dazu schreibt er: „Im Sommer 1873 machte ich mit meinem Enkel eine Wanderung, meist zu Fuß, durch das Salzkammergut und hatte die Befriedigung bei der Besteigung des Schafberges noch ganz gut mitkommen zu können und durch eine prachtvolle Aussicht belohnt zu werden. Im Anschluss an diese Reise besuchten wir die Wiener Weltausstellung, welche an Umfang und Großartigkeit ihre Vorgänger zu London und Paris noch erheblich übertraf. Im folgenden Jahre besuchte ich meinen Enkel in London und konnte mich, da er dort gut Bescheid wusste, noch einmal gründlich in dieser mir immer vorragend interessanten Handelsmetropole durch den Augenschein orientieren. 1875 begleitete ich meinen Enkel auf seiner Reise nach Südamerika bis Paris und sah mich noch eine Woche lang in seiner Begleitung in dieser Stadt des Luxus und des Wohllebens um, welche ich seit 20 Jahren nicht besucht hatte und ganz außerordentlich verschönert fand.“

Die Familie Laeisz gehört zur tonangebenden Schicht in Hamburg. Man ist stolz auf den Erfolg, weltgewandt, pflegt eine bürgerliche Lebensweise und schaut mit Zuversicht in die Zukunft. Ferdinand Laeisz wird als erfolgreicher Geschäftsmann geschätzt, ist sich seiner Stellung dabei durchaus bewusst. Er ist geistig interessiert und sehr belesen, hat eine liberale Grundeinstellung, ist sozial engagiert und lehnt zum Beispiel die Sklaverei, die er bei seinen Reisen kennengelernt hat, grundsätzlich ab. Er kann poltern und seine Meinung ohne viel diplomatisches Gespür zum Ausdruck bringen, gilt aber zugleich als warmherzig und gütig. Im „Hamburgischen Correspondenten“ findet sich später als Nachruf die folgende Charakterstudie:

„Die kräftige Gestalt mit dem energischen Kopfe und den lebhaften Augen, die rasche, energische Sprache und ein kaustischer (gemeint ist beißender) Humor, dem das rechte Schlagwort im gegebenen Augenblick immer zu Gebot stand, zeigen ihn als eine volle und ganze Persönlichkeit, die mit echt hamburgischer Derbheit und rücksichtslosem Dreinfahren ihre Kraft kundzugeben pflegte. Unter seiner rauen Weise schlug ein warmes Herz und nicht selten setzte er seiner eigenen Weichmütigkeit ein polterndes Wort als Damm entgegen.“

Der Enkel Carl Ferdinand entwickelt sich ganz so, wie sich das die Eltern und der Großvater wünschen. Selbstverständlich absolviert er eine kaufmännische Ausbildung, die er in London abschließt. Dann tritt er eine zweijährige Weltreise an, bevor ihn Vater und Großvater 1879 als Teilhaber ins Geschäft aufnehmen. Acht Jahre später wird der Seniorchef hochbetagt sterben. Carl Ferdinand setzt inzwischen eigene Akzente, baut ein Seeversicherungsgeschäft auf, beteiligt sich auch an einer Dampfschiffreederei, wirkt zeitweise als Aufsichtsrat bei der Hapag, zählt zu den Begründern der See-Berufsgenossenschaft und gehört auch dem Vorstand der Handelskammer an, einige Jahre sogar als Präses. Außerdem betätigt er sich politisch. Von 1892 bis zu seinem Tod ist er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Auf Porträts wirkt er im Gegensatz zu seinem eher bärbeißig anmutenden Vater wie ein Feingeist, ein Intellektueller. Er ist erfolgreich, hat zwei Söhne, und eigentlich sind seine Zukunftsaussichten glänzend. Doch völlig unerwartet stirbt er mit nur 47 Jahren auf eine merkwürdige, geradezu unsinnige Weise. Dazu schreibt Johannes Gerhardt in seiner biographischen Studie „Sophie und Carl Heinrich Laeisz“:


Auf dem zentralen Treppenabsatz der Laeiszhalle trägt eine Gedenktafel mit Porträtmedaillons die Namen der beiden Stifter.

„Zu Beginn des Jahres 1900 wurde die Stadt Hamburg von einer Grippewelle erfasst, von der auch Carl Ferdinand Laeisz betroffen wurde. Nachdem er einige Wochen an der Krankheit laboriert hatte, kam er auf die seltsame Idee, an einem Tag mit dem Fahrrad von Hamburg nach Schwerin und zurück zu fahren, um dadurch den Infekt loszuwerden. Nach dieser Parforcetour verschlimmerte sich jedoch seine Lage dramatisch infolge einer ‚Vergrößerung des Herzens‘, und er verstarb am 22. August 1900, ohne sich noch einmal erholt zu haben. Der unerwartete Verlust des Sohnes, auf den er besonders stolz gewesen war, traf Carl Laeisz schwer.“

Der Vater überlebt den Tod des Sohnes nur um sieben Monate und stirbt am 23. März 1901 im Alter von knapp 73 Jahren in Hamburg. Weniger als einen Monat zuvor, am 28. Februar 1901, haben Sophie und Carl Laeisz ein gemeinschaftliches Testament aufgesetzt. Das ist einerseits wichtig, um den Bestand der Firma und deren weitere Entwicklung zu sichern, andererseits verfolgt das Ehepaar damit einen mäzenatischen Ansatz. Während die Reederei künftig von drei leitenden Mitarbeitern weitergeführt wird, die Carl Laeisz noch kurz vor seinem Tod zu Prokuristen bestimmt hat, wird er gemeinsam mit Sophie als bedeutender Stifter in die Hamburger Geschichte eingehen. Im Testament bestimmen sie nämlich 1,2 Millionen Mark zur Erbauung einer „würdigen Stätte für die Ausübung und den Genuss edler und ernster Musik“. Nach dem Tod ihres Mannes stockt Sophie Laeisz die Summe sogar auf zwei Millionen Mark auf.

Dass Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts dringend eine hochklassige Konzerthalle braucht, steht außer Frage. Der Senat nimmt die großherzige Stiftung auch dankend an, hat aber mit der damit verbundenen Bedingung zunächst seine liebe Not. Denn Sophie Laeisz legt Wert auf den Vorbehalt, dass die Stadt ein geeignetes Grundstück zur Verfügung stellt. Darüber wird heftig diskutiert, bis sich die Herren Senatoren 1903 schließlich darauf einigen, ein etwa 5000 Quadratmeter großes Areal am damaligen Holstenplatz zur Verfügung zu stellen. Den Zuschlag erhalten die namhaften Hamburger Architekten Martin Haller, der schon den Rathausbau federführend geleitet hat, und sein Kollege Wilhelm Emil Meerwein. Von ihm stammt auch der imposante Laeiszhof am Nikolaifleet, der Firmensitz der Reederei, den er 1897/98 gemeinsam mit Martin Haller und Bernhard Hansen errichtet hat, ebenso wie der Kaispeicher B, in dem heute das Internationale Maritime Museum Hamburg untergebracht ist. Im Lauf von nur fünf Jahren errichten Haller und Meerwein eine neobarocke Konzerthalle mit zwei Sälen, die am 4. Juni 1908 mit einem Festkonzert eingeweiht wird. Obwohl der Name Laeiszhalle von Anfang an in einer von Putten bekrönten Kartusche als Schriftzug zu lesen ist, spricht man in Hamburg zunächst meistens von der Musikhalle. Vor allem in der NS-Zeit wird allein diese Bezeichnung gebraucht. Erst im Januar 2005 kommt es zur Rückbenennung in Laeiszhalle, deren Name sich inzwischen längst durchgesetzt hat. Damit soll an das mäzenatische Engagement des Reederehepaars erinnert werden, außerdem heißt es in einer damals veröffentlichten Erklärung: „Die jetzigen Eigentümer der Reederei F. Laeisz, die Familie Schües und insbesondere der derzeitige Vorsitzende unseres Freundeskreises, Nikolaus W. Schües, haben mit diesem Datum dankenswerter Weise eine neue Verantwortung für die ehrwürdige Halle übernommen.“

Und Sophie Laeisz alias Pudel? Sie bringt sich während des Bau- und Planungsprozesses des Konzerthauses intensiv ein, aber ausgerechnet zum Eröffnungskonzert kann sie nicht kommen, weil sie krank im Bett liegt. Dafür kann man ihr und ihrem Mann noch immer im Konzerthaus am Johannes-Brahms-Platz begegnen: In der Mitte des Haupttreppenhauses sind zwei Porträtmedaillons zu sehen, darunter die Inschrift: „Carl Heinrich Laeisz und Frau Sophie Laeisz, geb. Knöhr. Stifter dieses Hauses. Erbaut 1903 – 1908.“ Die wenigsten Konzertbesucher werden allerdings wissen, dass diese Dame, die 1912 hochbetagt verstorben ist, mit ihrem Kosenamen bis heute dafür sorgt, dass überall auf der Welt Hamburger Schiffe unterwegs sind, deren Namen mit dem Buchstaben P beginnen.

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