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Sachkonten
ОглавлениеFür einen ordnungsgemäßen Jahresabschluss (mit Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnungen, letztere künftig mit GuV abgekürzt) würde die Verwendung von Sachkonten theoretisch komplett ausreichen. Im Prinzip gibt es vier Sachkontentypen: Aktiv-, Passiv-, Erlös- und Kostenkonten. (Die fünfte Gruppe, Statistikkonten, spielt für die Finanzbuchhaltung keine Rolle; hier können Sie bei Bedarf beliebige Dinge „buchen“, die Sie später auswerten wollen, z.B. die Anzahl Ihrer Kunden in einem bestimmten Monat o.ä.).
Rein technisch werden alle Sachkontentypen völlig identisch bebucht; der Typ gibt lediglich an, wo im Jahresabschluss das jeweilige Konto (normalerweise) aufgeführt wird:
Aktivkonten enthalten Ihre Vermögenswerte (z.B. Anlagen, Maschinen, Büro- und Geschäftsausstattung, aber auch Ihr Bankguthaben und Forderungen – d.h. offene Rechnungen gegenüber Ihren Kunden) und stehen auf der Aktivseite der Bilanz;
Passivkonten enthalten Ihr Eigenkapital (z.B. das Stammkapital bei Kapitalgesellschaften wie einer GmbH), Verbindlichkeiten (d.h. unbezahlte Rechnungen gegenüber Ihren Lieferanten, aber auch ans Finanzamt geschuldete Steuer etc.) und Rückstellungen und stehen auf der Passivseite der Bilanz;
Erlös- und Kostenkonten stehen (in dieser Reihenfolge) in der GuV und ergeben (voneinander abgezogen) den Gewinn (genauer eigentlich: Jahresüberschuss).
Keine Regel ohne Ausnahme: Ist ein Kontostand zum Bilanzzeitpunkt gerade negativ (z.B. weil Ihr Bankkonto am 31.12. in den Miesen ist), wechselt das entsprechende Konto mit umgedrehtem Vorzeichen von den Aktiva zu den Passiva (bzw. umgekehrt). (In der GuV ändert sich da allerdings nichts, da gibt es auch negative Beträge dort, wo sie hingehören.)
Der Vollständigkeit halber gibt es wohl auch Ausnahmen von den Ausnahmen, also negative Beträge in Bilanzen. Das sind meiner Erfahrung nach aber sehr spezielle Spezialfälle, die nur in den oben erwähnten Großkonzernen mit dem ebenso erwähnten Heer von Steuerberatern vorkommen.
Damit Sie Ihre Fibu-Konten nicht komplett neu erfinden müssen (und Ihr Steuerberater deswegen durchdrehen würde, wenn Sie damit bei ihm ankämen), gibt es etliche sogenannte „Kontenrahmen“ für (fast) alle Eventualitäten, die Sie entweder eins zu eins oder mit nur geringen Anpassungen übernehmen können (und auch sollten). Am gebräuchlichsten sind die Kontenrahmen SKR03 und SKR04 (ob das „S“ für „Standard“, „Spezial“ oder „Sach“ steht, dürfen Sie sich aussuchen), wobei in beiden genau die gleichen Konten drinstehen, nur in anderer Reihenfolge (und damit auch mit anderen Fibu-Kontonummern). Für welchen von beiden Sie sich entscheiden, bleibt Ihnen überlassen; jeder Steuerberater und jede Fibu-Software kann mit beiden arbeiten. Der SKR03 zählt die Konten in „Prozessreihenfolge“ auf, der SKR04 in „Bilanzreihenfolge“. Die Fibu-Kontonummern sind vierstellig und reichen demzufolge von 0001 bis 9999 (in den meisten Fibu-Programmen können Sie führende Nullen auch weglassen; in den meisten Auswertungen werden sie allerdings wieder angezeigt).
Ich persönlich arbeite mit dem SKR03, was aber nur den Grund hat, dass mein erster Steuerberater vor dreißig Jahren ungefragt damit begonnen hat und ich mich daher inzwischen daran gewöhnt habe (d.h. ich kann die Konten inzwischen ziemlich auswendig herunterleiern).
Wenn Sie eine neue Fibu-Software installieren, können Sie beim Anlegen Ihres Mandanten gewöhnlich zwischen dem SKR03 und dem SKR04 (und möglicherweise noch ein paar anderen) auswählen. Treffen Sie hier eine weise Entscheidung; den Kontenrahmen nachträglich zu ändern ist fast ein Ding der Unmöglichkeit!
Manche Fibu-Software bietet Ihnen außerdem auch noch eigene Kontenrahmen (mit Buchstaben und/oder mehr als vier Stellen bei den Ziffern) zur detaillierteren Unterscheidung beim Buchen an. Wenn Sie ganz sicher sind, dass Sie in Ihrem Leben niemals Daten aus Ihrer Fibu-Software exportieren müssen (z.B. zum Steuerberater und/oder in ein externes Programm, z.B. zur eBilanz-Übermittlung oder anderen Fremdauswertungen etc.), können Sie solche speziellen Kontenrahmen verwenden. Da man aber eigentlich nie weiß, was einen im Leben noch alles erwartet, rate ich von solchen Kontenrahmen ganz extrem ab! Bleiben Sie also unbedingt beim SKR03 (oder SKR04) – individuelle Anpassungen hierzu können Sie, falls nötig, immer noch durchführen, ohne dass Ihr Steuerberater einen Herzinfarkt bekommt.
Wenn ich in allen weiteren Kapiteln dieses Buches Beispiel-Fibu-Konten aufführe, werde ich zunächst das Konto aus dem SKR03 nennen und dahinter das des SKR04 in Klammern, also z.B. für Ihr Bankkonto 1200 (1800).
Damit haben wir auch gleich schon ein Beispiel für ein Aktivkonto. Ein Passivkonto wäre z.B. 1400 (3300) „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen“, ein Erlöskonto 8400 (4400) „Erlöse 19% USt“, ein Kostenkonto 4930 (6815) „Bürobedarf“.
Eine besondere Stellung bei den Aktiv- und Passivkonten nimmt die Kontenklasse 9 ein (die „Klasse“ ist die erste Ziffer des Fibu-Kontos, hier also 9000-9999). Abgesehen von den Statistikkonten (siehe oben) finden hier unterjährig keine Buchungen statt; es handelt sich um Saldovortragskonten, d.h. diese Konten sind quasi die „Gegenkonten“ zu den Anfangswerten des jeweiligen Wirtschaftsjahrs: Auf Ihrem Bankkonto befindet sich ja z.B. am 1.1. eines Jahres ein Guthaben – Fibu-Konto 1200 (1800) im Soll, siehe unten – und die entsprechende Gegen-(Haben-)Buchung eben auf dem „EB-Konto“ 9000. („EB“ = „Eröffnungsbilanz“; eine reale Eröffnungsbilanz gibt es nur, wenn Sie Ihr Unternehmen gerade gründen oder von der EÜR zur Bilanzierung übergehen; ansonsten meint man mit „EB-Werten“ einfach den Fibu-Kontostand zu Beginn des Wirtschaftsjahrs).
Die Summe der Saldovortragskonten muss übrigens 0,00 Euro ergeben, d.h. die Soll- und Habenseite muss den gleichen Betrag aufweisen, sonst stimmt etwas nicht mit der Übernahme aus dem Vorjahr (oder eben Ihrer Eröffnungsbilanz, wenn Sie eine erstellen). Solange diese Jahresanfangswerte nicht stimmen, brauchen Sie im laufenden Jahr gar nicht erst versuchen, eine ordentliche Bilanz hinzubekommen – es wird so lange nicht funktionieren, bis Ihre EB-Werte in Ordnung sind.