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„Sein Trikot hat bei mir einen Ehrenplatz“

Vorwort von Christoph Kramer

Da war ich also mit meinen 20 Jahren angekommen in der 2. Liga. Für mich so unerwartet wie wunderschön. Ich entwickelte ein sehr großes Interesse für alle Gegner und Mannschaften, mit denen wir uns mit dem VfL Bochum messen konnten. Anstatt der Champions League und Bundesliga schaute ich jetzt fast ausschließlich die 2. Liga, und das mit Begeisterung. Aber lassen wir das mit der überschwänglichen Einleitung …

Ja, ich muss zugeben, Torsten Mattuschka ist mir direkt aufgefallen. „Tusche“ sah ich in einer meiner ersten Zweitliga-Konferenzen im TV – vermutlich an einem Sonntagnachmittag. Zwischen viel Hektik, noch mehr Kampf und teilweise Krampf stach „Tusche“ doch deutlich heraus.

Vielleicht war er nicht mehr der Allerschnellste. Und böse Zungen würden behaupten, dass er zwei Kilogramm zu viel auf den Rippen hatte, aber er faszinierte mich trotzdem. Er war ein unfassbar spielintelligenter und begnadeter Kicker. Ich habe ihm einfach gern zugeschaut bei seinen Kreiseln, Drehungen, Raffinessen und Freistößen. Eine Idee hatte er immer, und er fand in der Regel auch die richtigen Lösungen.

Am fünften Spieltag der Saison 2011/12 spielten wir an der Alten Försterei gegen Union Berlin. Bei der 1:2-Niederlage erlebte ich dieses Stadion zum ersten Mal. Ich bekam Gänsehaut beim Einlaufen. Es ist einfach ein geiles Stadion. Ein zweites Mal Gänsehaut bekam ich bei einem Freistoß, zu dem „Tusche“ antrat. Es muss eine ganz besondere Ehre sein, wenn Anhänger eines Klubs wie Union Berlin dir ein eigenes Lied widmen. Das hat sich „Tusche“ aber auch einfach verdient und erarbeitet.

Am 18. Februar 2012, einen Tag vor meinem 21. Geburtstag, kam es dann zum Rückspiel gegen Union in Bochum. Wir siegten mit 4:2. Sowohl „Tusche“ als auch ich mussten in die Dopingkontrollen. Die sind immer sehr nervig, aber diese war mit Sicherheit die bisher angenehmste meiner Karriere. Als heimlicher Mattuschka-„Fan“ lernte ich „Tusche“ dabei ein wenig kennen.

Er zog Bier um Bier weg, damit es lief. Und wir kamen ins Plaudern. Er imponierte mir mit seiner Art. Er war total offen, sagte sowohl lustige als auch vernünftige Sachen. Und er interessierte sich auch für mich. Als junger Spieler fand ich das irgendwie cool. Seitdem mochte ich ihn noch mehr: fußballerisch sowieso, aber auch menschlich. Nach seinem Trikot zu fragen, kostete mich damals ein wenig Überwindung. Bis heute hat es einen Platz bei mir zu Hause. Aktuell über einer kleinen Bar.

Schade, dass „Tusche“ nicht mehr zur besten Sendezeit in Liga zwei oder drei zu sehen ist. Sein Abgang bei Union war sicherlich nicht so, wie er es verdient gehabt hätte. Aber im Fußballgeschäft ist es manchmal so, dass es brutal schnelllebig zugehen kann.

„Tusche“ wird dennoch seinen Weg finden und gehen. Fußballertypen wie er sterben leider nach und nach aus. Im von Normen geprägten Profi-geschäft ist wenig Platz für Individualisten wie „Tusche“, der eher weniger über Dynamik und Athletik kam. Deswegen bin ich froh, dass ich ihn sowohl auf als auch neben dem Platz erlebt habe.

Wir fingen alle mit dem Fußballspielen an, weil es uns Spaß gemacht hat. Verkörpert wird dieser Spaß bei den Profis sehr selten. „Tusche“ hat man immer angesehen, dass er Spaß am Fußball hat, und deswegen hat er mich am Fernseher stets begeistert. Dafür Danke. Ehre ist natürlich ein großes Wort. Dennoch ist es mir eine kleine, dass ich das Vorwort zu diesem Buch schreiben durfte.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Christoph Kramer.


Christoph Kramer wurde 2014 in Brasilien Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft. Der 1991 in Solingen geborene Fußballer startete seine Profikarriere beim VfL Bochum. Seit 2013 spielt er – unterbrochen von einer Saison bei Bayer Leverkusen – bei Borussia Mönchengladbach.

Torsten Mattuschka

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