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Und dann war „Tusche“ auf einmal weg

Vorwort von Matthias Koch

Es muss im Spätherbst 2013 gewesen sein. Da standen einige Reporterkollegen und ich mal wieder in der kleinen Zuschauerbox am Trainingsplatz des 1. FC Union Berlin gleich neben dem Stadion An der Alten Försterei. Wir hatten gerade mit Torsten Mattuschka über eines seiner 299 Pflichtspiele für die Eisernen gesprochen. Mattuschka reicherte das Pool-Interview wie immer mit der einen oder anderen witzigen Aussage an. Zum Abschied sagte er zu den Medienvertretern traditionell: „War es das, Jungs? Dann Sport frei, Jungs!“ Alle lachten. Die Sätze Mattuschkas – egal über wen und zu welchem Thema – waren praktisch schon druckreif.

Die meisten Journalisten kannten Mattuschka seit Jahren. Er galt inzwischen als das Gesicht des Vereins. Der immer etwas füllig wirkende Mittelfeldspieler, den es so nicht im Katalog gab, war zum populärsten Unioner aufgestiegen – spätestens nach dem Weggang von Karim Benyamina und Mattuschkas Freistoßtreffer zum 2:1-Sieg gegen Hertha BSC im Berliner Olympiastadion, der im Februar 2011 die historische Stadtmeisterschaft sicherte.

Als Kapitän der Mannschaft übernahm Mattuschka in dieser Zeit stets Verantwortung. Wenn sich andere Spieler nach Niederlagen wegduckten, konnte man sich auf Aussagen von Mattuschka immer verlassen. Er war auch selbstkritisch und erschien nur in absoluten Ausnahmefällen nicht in der Mixed Zone oder zum Smalltalk nach dem Training. Geschichten mit oder über Mattuschka wurde ich als freier Journalist und Fotograf bei fast jeder Zeitung los – egal, ob es um den nächsten Gegner oder den Weltfrieden ging.

Die Medienvertreter, die bei Union mit Mattuschka zu tun hatten, machten sich Ende 2013 aber schon ein bisschen Sorgen. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem sich die Wege der Köpenicker und Mattuschka trennen sollten. Verlässliche Aussagen mit solch großem Stellenwert würde es dann vorläufig nicht mehr geben.

Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass Mattuschka bereits Ende August 2014 fluchtartig zu Energie Cottbus wechseln würde. Das Ende der Trainer-Ära von Uwe Neuhaus überlebte er nur wenige Monate. Dass er 2013/14 mit jeweils zwölf Toren und Vorlagen Topscorer der 2. Bundesliga gewesen war, nutzte ihm nichts mehr. „Tusche“ war auf einmal weg.

Ich habe seinen Weg weiter verfolgt, erst bei Energie Cottbus, dann bei der VSG Altglienicke. Schon vor seinem Abschied bei Union war das gemeinsame Buchprojekt mit Torsten Mattuschka längst besprochen. Nun ist es mit Hilfe des Verlags Die Werkstatt auch tatsächlich verwirklicht worden. Dabei kam mir als Autor zugute, dass ich ihn seit zwölf Jahren mit dem Stift und der Kamera in guten wie in schlechten Momenten bei Wind und Wetter „verfolgt“ habe.

Das erste Foto von Mattuschka machte ich allerdings bereits am 30. April 2003, als ich Porträtaufnahmen der Amateurmannschaft von Energie Cottbus schoss. Den jungen Mann mit einem Piercing über dem rechten Auge kannte ich damals nicht persönlich. Das sollte sich nach seinem Wechsel zu Union im Sommer 2005 ändern. Wir führten bis heute unzählige Interviews und Telefonate. In meiner Bilddatenbank www.matzekoch.com gibt es inzwischen über 4.000 beschriftete Mattuschka-Fotos. Selbst private Momente des Fußballers – bei seinem Junggesellenabschied, seiner Hochzeit, einem seiner Umzüge oder dem Wiedereintritt ins Berufsleben nach dem Wechsel nach Altglienicke – durfte ich dokumentieren.

Ich habe bereits Vereinsbücher über Energie Cottbus (2004), den 1. FC Union (2013) und den FC Carl Zeiss Jena (2014) geschrieben. Eine Biografie ist für mich Neuland. Aber der „Fall“ Mattuschka ist es den Versuch allemal wert, denke ich. Gespräche mit ihm, seiner Familie, Freunden und Weggefährten haben hoffentlich ein rundes Werk über den Kicker und Menschen Torsten Mattuschka entstehen lassen.

Torsten Mattuschka

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