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Lumpikus

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Wie war das noch mit dem Thema Eigenleben? Besser nicht. Dem verlockenden Zettel war einfach nicht zu trauen. Von anderen Mitschülern hatte Mathilda schon die allerschlimmsten Schauermärchen über Nachhilfelehrer gehört. Nein, zu so einem Drachen wollte sie nicht gehen. Niemals. Weg mit dem blöden Zettel!

„Na ja, noch ist nicht aller Tage Abend“, sprach sich die unglückliche Hexe Mut zu. Ein bisschen was konnte sie ja zaubern. Mathilda besaß zum Beispiel eine fliegende Haarbürste, die ihre widerspenstige Frisur im Nu zu zähmen wusste. Was für ein Zauber! Schließlich standen unserer Hexe die Haare im wahrsten Sinne des Wortes zu Berge! Ja, die flinke Bürste war pure Zauberei...

...die sie allerdings einst von ihrer Großmutter Rabenkrähe Pfefferblum-Scheppernase geschenkt bekommen hatte. Fremdzauber, Mist.

Doch wie war es mit dem sich selbst kauenden Kaugummi, der sich zu einem rosa Luftballon aufblasen konnte und dann mit einem unanständigen Geräusch durch die Luft sauste? Diesen hatte Mathilda tatsächlich selbst herbeigehext. Sie nannte den Spruch Ploppdüse. Sprach man ihn aus, ploppte ganz nebenbei auch alles, was eben ploppen konnte: Kaugummis, Luftballons, Fahrradreifen und Flaschenstöpsel. Das Problem war allerdings, dass niemand einen sich selbst kauenden Pupskaugummi benötigte.

Aber vor ein paar Jahren waren ihr einmal durch Zufall zwei handgenähte Topflappen gelungen, die selbständig kochen konnten. Aber hallo!

Gut, bei einer Vorführung in der Schulküche hatte sich leider gezeigt, dass der Zauber noch nicht ganz ausgereift war. Denn bedauerlicherweise wollten besagte Topflappen wirklich ALLES kochen, was ihnen vor die nicht vorhandene Nase lief. Zwei Tage lang konnte die Schulküche nicht mehr betreten werden. Es hatte Spinat geregnet und Spiegeleier gehagelt. UND WER MUSSTE DIE KÜCHE ANSCHLIESSEND PUTZEN?!!

Damals musste Mathilda zwei Wochen lang Strafarbeiten verrichten, weil sie die verfluchten Lappen genäht hatte. In Hexenkreisen war es nämlich alles andere als gern gesehen, wenn eine Schülerin ein Talent zum Nähen zeigte.

Hexende Näherinnen taugen nichts, sagte ja schon der smaragdländische Volksmund. Aber es bestand nunmal kein Zweifel, dass Mathilda ein gewisses Talent zum Nähen besaß...

Wenn sie mit ihrem linken Schuh gegen das krumme Ofenrohr ihrer Schornsteinkammer trat, konnte sie einen kleinen treuen Gehilfen herbeirufen. Diesen hatte sie sich selbst ausgedacht und anschließend aus alten Lumpenstücken gebastelt. Eine ganz schöne Arbeit war das gewesen, auch wenn natürlich niemand etwas davon erfahren durfte.

Die Hexe klopfte mit besagtem Schuh gegen das rostige Ofenrohr und rief dann laut: „Hex, hex, Mathilda!“

Prompt flatterte da eine kleine schwarze Kreatur aus dem Rohr, die sich allerhand Ruß vom Gefieder schüttelte, wobei man ihre Flügel kaum mit dem Wort Gefieder bezeichnen konnte. Das lustige Ding bestand nämlich vollends aus vernähtem Leder. Eine Ledermaus sozusagen. Kopfüber hing sie sich an die flackernde Laterne über Mathildas Schreibtisch und begann, lustig hin und her zu schaukeln.


„Wo hast du denn schon wieder gesteckt?“, fragte die Hexe den flatternden Kobold. Doch Lumpikus zuckte nur kurz mit seinen schmalen Schultern und ließ seine Augen leuchten.

Warum ausgerechnet er so tadellos funktionierte, konnte sich Mathilda nicht erklären. Das Basteln war ihr damals ganz leicht von der Hand gegangen. Lumpikus war im Handumdrehen vollendet gewesen!

Als sie sich später beim Nähen einer Puppe besonders viel Mühe gab, war alles schiefgegangen. Die Puppe zeigte keine Spur von Leben - und war schon am nächsten Tag verschwunden gewesen.

Hex, hex, Mathilda!

Du bist und bleibst eine Wundertüte!


Die Lumpenpuppenhexe

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