Читать книгу Ratschlag zum Verzehr der Seidenraupe - Matthias Politycki - Страница 16

Schrecklich schöner Tag

Оглавление

»für dich!«

Ein paar Inseln gibt’s vor der Küste

von North Carolina, eine Serie an Sandbänken, nicht

viel breiter als die Straße, jedoch

fast zweihundert Meilen lang! nichts

als Leuchttürme, Dünen und graugelbes Gras

und Möwen, natürlich, mit weißen

und mit schwarzen Köpfen

Nun stell dir mal vor, wie ich

in meinem glitzergrünen Chevrolet sitze

und ziemlich oberlässig so durchs Meer fahre:

Der Mann im Radio spielt die passende Musik,

die Aircondition schnurrt ganz sanft dazu, sogar die

Geschwindigkeit hab ich am Lenkrad eingestellt,

im Grunde brauch ich bloß noch

die Augen aufzureißen und die Ohren

Verstehst du,

die Welt hat sich an diesem Tag,

ich will mich wirklich nicht beschwer’n,

hat sich verteufelt angestrengt für mich:

so viele Wellen, so viel leerer Raum darüber,

so viel an weichem Wind und … trotzdem!

Wenn ich daheim bald wieder bin

(in ein, zwei Wochen, vielleicht drei),

dann wird es keinen geben, der

meine Erinn’rung teilt an diesen fastperfekten Tag.

»Ah, interessant«, wird man mir bestenfalls

ein Nicken gönnen, »so ’ne Art Sylt

auf am’rikanisch« …

Aber weißt du,

dieser Tag auf der Straße, im Meer,

der war nicht interessant –

der war vielmehr so schön,

daß ich fast lauthals losgeheult hätte

mit meinen vierundvierzig Jahren,

weil ich ja wußte,

weil ich in jeder Sekunde wußte,

daß ich den Rest des Lebens

verdammt alleine bleiben würde mit

all diesen Leuchttürmen, den Möwen, den Wellen,

mit all den Brownies, die ich dabei gegessen,

dem Rootbeer, das ich dabei getrunken,

in meinem fetten Glitzerchevrolet

an diesem schrecklich schönen Tag

Ratschlag zum Verzehr der Seidenraupe

Подняться наверх