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Xavier Naidoo „Live” (1999)

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Das Album ist wirklich live. Sogar mit klanglichen Unreinheiten. Der Erlöser darf das. Jesus trug auch kein Armani-Gewand, als er am Kreuz hing. Xavier, den man „Saviour“ (Heiland) aussprechen soll, gibt sich als jener Sinn, den die ziellose Jugend sonst vergebens im Durchtanzen der Nächte sucht. Mit selbstauferlegtem Lächelverbot, Grönemeyers Stimme, gut geerdetem Soul und Exotenbonus fasziniert er die Jünger. „Alles klar?“, ruft er jovial in die Menge, und die Frage ist rhetorisch bis zum Haaransatz. Klar ist alles klar. Die Fans teilen seine Bedenken, seine Sorge, aber blicken sie auch durch, wenn ihr Führer singt: „Führ mich ans Licht“, wo sie ihn doch just für den halten, der das für sie übernehmen soll? Naidoos christlich durchwirkter Deutschsoul folgt sicher keinem reinen Kalkül, doch den Erfolg verdankt er wohl weniger eigener Originalität als einer dumpfen, mit hohem Trostbedarf verbundenen Endzeitstimmung. Oder hätte man vermutet, 1999 n. Chr. ein deutsches Poppublikum mit minutenlangem „Amen“- und „Halleluja“-Gestöhne euphorisieren zu können? Er schafft das. Ich bin jetzt auch in Endzeitstimmung.

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