Читать книгу Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand - Maureen Johnson - Страница 18

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Das Hauptquartier des Aktionskunstkollektivs Burlington war zu Fuß etwa zehn Minuten von dem Café in der Church Street entfernt, beziehungsweise sieben, wenn man den ganzen Weg mit einer riesigen Tüte voller Klamotten und Winterstiefel in der Hand rannte. Stevie guckte gar nicht erst auf die Uhr, denn knapp wurde die Zeit so oder so. Eigentlich war ihr selbst nicht ganz klar, was sie mit dieser Aktion bezweckte, aber sie hatte das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, und darum galt: Je weniger Hinderungsgründe (zum Beispiel die Frage danach, ob etwas durchführbar oder unbedingt vernünftig war), desto besser.

Sie musste keine Hausnummern abgleichen, um zu wissen, dass sie richtig war. Das Kunstkollektiv lag in Fentons Wohngegend, einem Stadtteil voller viktorianischer Villen in höchst unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Manche davon befanden sich im Besitz der Uni, andere waren zu Mehrfamilienhäusern umgebaut worden. Das Gebäude des Kunstkollektivs glich den übrigen in Größe, Form und Baustil, aber das war es auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Es war in einem tiefen, irgendwie schmuddelig wirkenden Fliederton gestrichen mit dunkellilafarbenen Strahlen, die sich vom Giebel über die gesamte Fassade erstreckten. An den Balken der abgesackten Veranda hingen gut und gern ein Dutzend Mobiles aus alten Konservendosen, Glas- und Tonscherben, rostigen Schraubenmuttern und anderen Maschinenteilen und Steinen. In einer Makramee-Blumenampel steckte ein Schaufensterpuppenkopf, der sich verträumt im Wind drehte. Ein Bein der Puppe stand in der hinteren Verandaecke und diente als Aschenbecherständer. In einer Holzkiste an der Tür lehnten eine Schneeschaufel und ein Sack Katzenstreu.

Stevie zog das Fliegengitter auf und klopfte an die weinrot lackierte Eingangstür. Ein Typ mit Patchworkhose und dicker Strickmütze, aber dafür mit freiem Oberkörper, machte auf.

»Hi«, sagte Stevie. Dann hatte sie einen kleinen Aussetzer, als ihr bewusst wurde, dass sie zu diesem seltsamen Haus gekommen war, um mit den vermutlich genauso seltsamen Leuten darin über etwas zu reden, worüber sie sich im Grunde selbst noch nicht ganz klar war. Da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, hielt sie einfach den Flyer hoch und zeigte auf das Foto.

»Ellie war eine Freundin von mir. Ich glaube, sie war öfter mal hier …«

Schweigen.

»Ich dachte mir … Ich … ich versuche bloß herauszufinden …«

Der Typ trat zurück und hielt einladend die Tür auf.

Das Hauptquartier des Aktionskunstkollektivs Burlington war ziemlich groß. Eine Wand war komplett hinter Bücherregalen verschwunden, vollgestopft bis unter die Decke. Weiter hinten gab es eine kleine Bühne mit einem alten Klavier und einem Haufen anderer Instrumente. Wohin man auch blickte, alles war voller Zeugs. Federboas und Zylinder, halb fertige Töpferprojekte, Trommeln, Yogamatten, Kunstbücher, eine einsame Querflöte, die in einem leeren Aquarium steckte … An einer Wand lag eine Matratze mit zerwühltem Bettzeug auf dem Boden; offenbar diente dieser Bereich jemandem als Schlafzimmer. Die Decke zum nächsten Stockwerk war offen und gab den Blick auf eine breite, mit einem weißen schmiedeeisernen Geländer abgetrennte Empore frei, von der mehrere Transparente hingen. Über allem hing schwerer Salbeiduft.

Außerdem stand in diesem Haus ein Baum. Kein lebendiger – vielmehr sah es aus, als wäre er gefällt und anschließend im Ganzen hineinmanövriert worden. Er füllte eine Ecke des Erdgeschosses aus und erstreckte sich bis hoch in die erste Etage. Stevie hatte keinerlei Zweifel daran, dass das hier Ellies Freunde waren. Genauso musste es in Ellies Kopf ausgesehen haben.

»Ich, äh …«

Der Typ deutete auf die Empore. Stevie legte verwirrt den Kopf schief.

»Soll ich …«

Wieder der ausgestreckte Finger.

»… da oben hin?«, fragte sie.

Er nickte.

»Ich? Soll da rauf?«

Er nickte erneut und diesmal zeigte er auf eine schmale Wendeltreppe im hinteren Bereich, dann marschierte er zur nächsten Wand und machte einen Kopfstand. Während Stevie die Treppe hochging, fiel ihr auf, dass an den Zweigen des Baums Papierschnipsel befestigt waren. Darauf standen Sachen wie »Denk dir den Himmel« und »Jetzt ist nicht die Zeit, jetzt ist die Zeit«. In der oberen Etage saß ein Mädchen auf einem Stapel Kissen und für einen kurzen Moment dachte Stevie, sie hätte Ellie vor sich. Ihr Haar war zu kleinen verfilzten Knoten gebunden, sie trug ein schlabbriges T-Shirt mit dem Aufdruck »Withnail & I« und eine ausgeblichene Micky-Maus-Leggings. Als Stevie sich ihr näherte, sah sie von ihrem Laptop auf und schob ihre Kopfhörer von den Ohren.

»Hey«, sagte Stevie. »Entschuldige.«

»Man sollte sich niemals zur Begrüßung entschuldigen«, erwiderte das Mädchen.

Da war was dran.

»Der Typ unten hat mich reingelassen. Er meinte, ich soll hochgehen. Oder eigentlich hat er nur nach oben gezeigt …«

»Paul ist gerade in einer Schweigephase«, sagte das Mädchen, als wäre damit alles erklärt.

»Oh, okay. Ich bin Stevie. Ich bin … war … eine Freundin von Ellie …«

Kaum dass die Worte aus Stevies Mund waren, sprang das Mädchen auf und schlang die Arme um sie. Sie roch süßlich-ungeduscht mit einem Hauch von Räucherstäbchen und war bemerkenswert durchtrainiert, vermutlich das Resultat täglicher intensiver Yogaeinheiten. Stevie fühlte sich wie in einen warmen, müffelnden Gartenschlauch gewickelt.

»Du bist gekommen! Du bist hier! Sie wäre ja so glücklich! Du bist hier!«

Stevie hatte keine Ahnung gehabt, wie ihr Empfang im Kunstkollektiv ausfallen würde, aber mit dem hier hätte sie nie im Leben gerechnet.

»Ich bin Bath. Kurz für Bathsheba. Setz dich, setz dich«, sagte das Mädchen und löste sich von ihr.

Bath deutete auf die Kissen auf dem Boden. Sie sahen alt und fleckig und verdächtig nach Bettwanzen aus, aber Stevie ließ sich trotzdem darauf nieder. Als sie einmal saß, fiel ihr auf, dass sich vor einer der Wände eine Reihe leerer Weinflaschen mit halb heruntergebrannten Kerzen fast von einem Ende bis zum anderen erstreckte.

»Von Ellie«, erklärte Bathsheba und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. »Von wem auch sonst? Französischer Wein. Französische Lyrik. Deutsches Theater. Das war mein Mädchen.«

Und im nächsten Moment brach Bath in Tränen aus. Stevie rutschte unbehaglich auf ihren Kissen hin und her und kramte eine Weile lang ausgiebig in ihrem Rucksack herum.

»So schön, dass du hier bist«, schniefte Bath, als sie sich ein wenig beruhigt hatte. »Sie mochte dich total, hat ständig von dir erzählt. Du bist die Detektivin.«

Plötzlich hatte Stevie einen Kloß im Hals. Ellie hatte ihr Interesse an Kriminalistik von Anfang an ernst genommen. Sie hatte so fest an ihren Erfolg als Detektivin geglaubt, dass es regelrecht ansteckend gewesen war und Stevie daraufhin selbst ein bisschen mehr an sich geglaubt hatte. Ellie hatte sie genauso offen und freundschaftlich empfangen wie jetzt Bathsheba. Wenn Stevie genauer darüber nachdachte, konnte es durchaus sein, dass Ellie Bathshebas Look und vielleicht auch ihr Verhalten ein kleines bisschen kopiert hatte.

»Wie ist Ellie eigentlich bei euch gelandet?«, erkundigte sich Stevie. »Gehört das alles hier nicht zur Uni?«

»Nicht direkt«, erwiderte Bath, »aber es stimmt schon, dass die meisten von uns da studieren. Der Hausbesitzer ist so eine Art Schirmherr der örtlichen Kunstszene. Das hier soll einfach eine offene Anlaufstelle für Künstler sein. Eine Woche, nachdem Ellie an der Ellingham angefangen hatte, stand sie bei uns vor der Tür. ›Ich mache Kunst. Lasst ihr mich rein?‹, hat sie gefragt. Und das haben wir natürlich getan.«

»Ich wüsste gerne …« Was für ein Anfängerfehler. Man ging nirgends hin, ohne seine Fragen parat zu haben. Aber auch als Detektivin konnte man nun mal nicht immer im Voraus ahnen, mit wem man reden würde. Dann musst du aber auch reden, ermahnte Stevie sich im Stillen. Fang einfach an, der Rest kommt schon von allein. »… mehr über Ellie. Wie sie so war und …«

»Sie war echt«, antwortete Bath. »Sie war Dada. Sie war spontan. Sie war lustig.«

»Hat sie mal was über Hayes gesagt?«, fragte Stevie weiter.

»Nee.« Bath rieb sich die Augen. »Hayes ist der Junge, der gestorben ist, richtig? So hieß er doch?«

Stevie nickte.

»Nein. Sie hat mal erwähnt, dass sie ihn gekannt hatte, aber das war’s auch schon. Und dass sie traurig war.«

»Hat sie was von einem Projekt erzählt, bei dem sie ihm geholfen hat?«

»Einem Projekt? Cabaret, oder was? Hey, kennst du eigentlich schon unsere Show?«

»Nein, ich –«

Aber Bath hatte sich bereits ihren Laptop geschnappt und ein Video geöffnet.

»Das hier musst du dir unbedingt angucken«, sagte sie. »Wird dir gefallen. Einer von Ellies besten Auftritten.«

Anstandshalber sah Stevie sich zehn Minuten unterbelichtetes, verwirrendes Filmmaterial voller schrägem Saxofongedudel, Lyrik, Handständen und Getrommel an. Ellie mischte tatsächlich dabei mit, aber eigentlich war es zu dunkel, um sie richtig auszumachen.

»Ja«, seufzte Bath, als es zu Ende war. »Ellie. Viel hab ich seit ihrem Tod nicht auf die Reihe gekriegt. Ich geb mir echt Mühe, aber meistens sitze ich einfach nur hier rum. Ich weiß, sie würde wollen, dass ich das Ganze mithilfe von Kunst verarbeite, und das hab ich auch versucht. Mache ich immer noch. Ich will sie nicht enttäuschen.«

Ich auch nicht, dachte Stevie.

»Wenn ich nur an sie denke …«, redete Bath stockend weiter, »daran, wie sie gestorben ist … dann hab ich das Gefühl, ich drehe durch.«

Auch das ging Stevie ähnlich. In einem dunklen Tunnel unter der Erde gefangen zu sein, ohne dass jemand die Hilfeschreie hörte – die Vorstellung war einfach zu grauenhaft. Ellies Panik musste immer schlimmer geworden sein, je weiter sie sich in der Finsternis vorantastete und je klarer ihr wurde, dass es keinen Ausweg gab. Irgendwann musste sie begriffen haben, dass sie da unten sterben würde. Stevie war froh, dass das Lorazepam sich inzwischen in ihrem Blutkreislauf ausgebreitet hatte und das pulsierende, Übelkeit erregende Erstickungsgefühl in Schach hielt, das immer in ihr aufkam, sobald sie sich Ellies Qualen vor Augen rief.

Ellies Tod war nicht ihre Schuld. Wirklich nicht. Oder? Stevie hatte schließlich keine Ahnung von der Geheimtür in Ellinghams Arbeitszimmer gehabt oder dem Tunnel im Keller. Und hinter ihr verschlossen hatte sie ihn erst recht nicht. Sie hatte lediglich versucht, die Einzelheiten von Hayes’ Tod zu rekonstruieren, und zwar vor Zeugen, an einem Ort, an dem keinerlei Gefahr zu drohen schien.

Bath nahm ihre Hand, was für Stevie dermaßen unerwartet kam, dass sie beinahe zurückgezuckt wäre.

»Es tut gut, sich an sie zu erinnern«, sagte Bath.

»Ja«, stimmte Stevie ihr heiser zu.

Auf der Suche nach Ablenkung blickte sie sich im Raum um. Was gab es hier zu sehen? Welche Informationen ließen sich daraus ziehen? Farbkleckse, Lichterketten, eine Gitarre, Glitzerpulver, ein Haufen Schmutzwäsche in der Ecke, vor sich hin trocknende Leinwände, jede Menge Weinflaschen …

Hier hatten so einige Partys stattgefunden. Und David war auch dabei gewesen.

Natürlich. David hatte Stevie erzählt, dass er manchmal mit Ellie zu ihren Kunstfreunden in Burlington gefahren sei. Das hier waren diese Freunde. Ob sie wussten, wo er jetzt war? Der Gedanke war wie ein Rettungsanker und Stevie stürzte sich darauf.

»Ich glaube, ein anderer Freund von uns war auch hin und wieder mal hier. David?«

»Schon lange nicht mehr«, erwiderte Bath. »Früher schon, ja, mit Ellie.«

»Aber nicht in letzter Zeit?«

»Nein.« Bath überlegte. »Ist bestimmt schon ein Jahr her.«

Keine Spur von David also, keine neuen Erkenntnisse über Hayes. Alles, was Stevie erreicht hatte, war, dieses Mädchen zum Weinen zu bringen und spät dran zu sein.

»Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast.« Stevie stand auf und schüttelte ihr eingeschlafenes Bein aus. »Hat mich wirklich gefreut, dich kennenzulernen.«

»Gleichfalls«, entgegnete Bath. »Schau doch mal wieder vorbei, bei einer unserer Performances zum Beispiel. Oder wann auch immer, du bist hier jederzeit willkommen.«

Stevie nickte zum Dank und griff nach ihren Sachen.

»Tut mir echt leid, was du alles durchmachen musstest«, bemerkte Bath, als Stevie schon an der Treppe war. »Ganz schön übel. Besonders das mit deiner Wand.«

Stevie blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich um.

»Meiner Wand?«, wiederholte sie.

»Darauf hat doch jemand eine Botschaft projiziert, oder?«, führte Bath aus. »Echt das Letzte. Ellie war stinksauer deswegen.«

Hätte Bath gesagt: »Ach, übrigens, ich kann mich in einen Schmetterling verwandeln, guck mal!«, wäre Stevie wohl kaum überraschter gewesen. In der Nacht vor Hayes’ Tod war sie von einem leuchtenden Schriftzug an ihrer Wand geweckt worden, einer Art Rätsel im Stil des Wahrhaftigen Lügners. Das Beben, das jetzt durch ihren Körper lief, war jedoch nur teilweise der Erinnerung an diese seltsame nächtliche Begebenheit zuzuschreiben.

»Das war nur ein Traum«, antwortete sie und ignorierte dabei ihr Handy, das in ihrer Tasche zu vibrieren angefangen hatte.

»Ellie schien das anders gesehen zu haben.« Bath lehnte sich zurück, sodass ihr Tanktop den Blick auf ihr Seitendekolleté, garniert mit einem selbstbewussten Busch Achselhaar, freigab. »Sie war tierisch sauer deswegen.«

»Wusste sie denn, wer das war?«

»Kam mir zumindest so vor.«

»Ach …« Stevies Gedanken überschlugen sich. »Ich dachte immer, wenn es überhaupt real war, wäre es am ehesten Ellie selbst gewesen. So als Streich, weißt du?«

»Ellie?« Bath schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Nein. Ellies Kunst war demokratisch«, erklärte sie. »Sie hat nie mit Furcht gearbeitet. Ihre Kunst war eine Einladung und die setzt Einverständnis voraus. Sie wäre niemals ungefragt in deine Privatsphäre eingedrungen, erst recht nicht mit dem Ziel, dich zu erschrecken oder sich über dich lustig zu machen. So war sie einfach nicht.«

Stevie dachte daran, wie Ellie auf Roota herumgetrötet hatte, ihrem geliebten Saxofon. Nicht dass Stevie direkt einverstanden mit diesem Lärm gewesen wäre, doch aggressiv hatte das Ganze absolut nicht gewirkt. Ungeübt ja, und vielleicht ein bisschen rücksichtslos. Aber alles in allem eher witzig.

»Stimmt«, räumte Stevie schließlich ein. »So war sie wirklich nicht.«

»Ist schon ’ne echt krasse Geschichte«, fuhr Bath fort. »Ein bisschen wie beim Gastmahl des Belsazar.«

»Was?«

»Na, wegen dieser Schrift an der Wand – wie Belsazars Menetekel im Alten Testament. Glaub mir, wenn man so heißt wie ich, interessiert man sich zwangsläufig für Bibelgeschichten. Und in der von Belsazar erscheint bei einem Fest auf einmal eine geheimnisvolle Schrift an der Wand, die keiner lesen kann.«

Stevies Bibelkenntnisse waren nicht gerade berauschend. Als Kind war sie zwar hin und wieder in der Sonntagsschule gewesen, aber da hatten sie nur Bilder von Jesus ausgemalt und zur Klavierbegleitung der Lehrerin Kirchenlieder gesungen. Ansonsten war ihr aus der Zeit hauptsächlich ein Junge namens Nick Philby im Gedächtnis geblieben, der sich ständig Gras in den Mund gestopft und sie dann mit riesigen grünen Zähnen angegrinst hatte. So viel zu ihrer religiösen Bildung. Aber diese Geschichte mit der Schrift an der Wand kam ihr tatsächlich vage bekannt vor.

»Rembrandt hat das Motiv in einem Gemälde verarbeitet«, erklärte Bath weiter, während sie etwas in ihren Laptop eintippte und ihn dann zu Stevie umdrehte.

Das Bild, das sie aufgerufen hatte, zeigte einen Mann, der offenbar gerade von seinem Platz an der Festtafel aufgesprungen war und entsetzt hinter sich blickte. Dort griff eine Hand aus einer Nebelwolke heraus und zeichnete leuchtende hebräische Buchstaben an die Wand.

»Das Menetekel. Die Botschaft an der Wand«, sagte Bath.

Stevies Handy vibrierte erneut. Sie drückte ihre Einkaufstüte wie einen Schalldämpfer darauf.

»Aber sie hat dir nicht gesagt, wer es war?«, fragte sie.

»Nein. Nur, dass sie es total daneben fand, wie irgendwer versucht hat, dir Angst zu machen.«

Brrrrrr.

Also war es wirklich passiert. Jemand hatte eine Nachricht an ihre Wand projiziert. Und wenn es nicht Ellie gewesen war, wer dann? Etwa Hayes? Diese faule Socke, die nichts selbst erledigte? Wer hätte denn überhaupt genug Interesse an ihr gehabt, um zu solchen Maßnahmen zu greifen?

Höchstens David. David war so was zuzutrauen. Und jetzt war er verschwunden.

Brrrrrr.

»Ja«, murmelte Bathsheba vor sich hin. »Ellie hat sowieso immer viel von den Wänden geredet.«

»Den Wänden?«

Brrrrrr.

Und wenn das Handy aus ihrer Tasche geklettert und explodiert wäre – es hätte Stevie nicht weniger interessieren können.

»Sie meinte, in den Wänden an der Ellingham könnte man die krassesten Sachen finden. Geheimverstecke und so. Klang, als hätte sie da einiges entdeckt.«

Geheimverstecke. Sachen. In den Wänden.

Da hatte sie ihre Information. In den Wänden waren Sachen. Sie war sich nicht ganz sicher, was das bedeutete oder wonach sie überhaupt suchen sollte. Aber wie es schien, spielten Wände in dieser Geschichte eine wichtige Rolle, ob nun jemand darauf schrieb oder dahinter verschwand.

Und irgendjemand hatte auch eine Botschaft an ihrer Wand hinterlassen.

Ellingham Academy - Die Botschaft an der Wand

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