Читать книгу Wild Claws (3). Im Visier der Haie - Max Held - Страница 11

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Der Rückweg schien endlos zu dauern. Immer wieder warfen die drei Freunde nervöse Blicke zurück. Aber sie sahen keine dreieckige Flosse aus dem Wasser aufsteigen. Falls der Hai ihnen folgte, zeigte er sich nicht.

Erleichtert erreichten sie schließlich den Strand. Jack informierte die Strandwacht über die Sichtung des Hais und die Rettungsschwimmer versprachen, das Wasser im Auge zu behalten und zusätzlich mit einer Drohne aus der Luft nach verräterischen Schatten zu suchen. Schließen wollten sie Miami Beach vorerst nicht, denn der Strand füllte sich gerade mit sonnenhungrigen Menschen, die den Tag am Meer verbringen wollten. Erst wenn sich der Hai in Küstennähe zeigte, würden die Mitarbeiter der Strandwacht reagieren und die Leute aus dem Wasser rufen.

Logan, Jack und Charlotte ließen sich in einem Café auf der Promenade nieder und bestellten Slush-Ice. Als der Kellner die bunten Eisbecher brachte, sagte er: »Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen.«

»Die Sache steckt mir ganz schön in den Knochen«, sagte Jack, als der Kellner gegangen war, und rührte unschlüssig mit dem Strohhalm im gecrushten Eis. »Das hätte leicht schiefgehen können.«

»Tut mir leid, dass ich euch in Gefahr gebracht habe«, beteuerte Logan. »Hätte ich euch nichts vom Wrack erzählt, wären wir nicht so weit rausgeschwommen. Es war meine Schuld.«

»Es war niemandes Schuld«, stellte Charlotte klar. »Du konntest nicht wissen, dass ein Tigerhai auftauchen würde. So etwas scheint hier ja die große Ausnahme zu sein. Also vergessen wir dieses Ich habe Schuld-Gequatsche, das führt zu nichts.«

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Jack. »Wir haben ein Wrack gefunden und wurden von einem Hai attackiert. Wenn wir das zu Hause erzählen, ist die Reaktion unserer Eltern ja wohl klar.«

»Kein Miami, kein Schwimmen ohne Erwachsene«, leierte Logan gebetsmühlenartig herunter. »Zumindest für eine ganze Weile.«

Charlotte war überrascht. »Wollt ihr das etwa verschweigen?«

»Das müssen wir uns jetzt überlegen«, sagte Jack. »Die Frage ist ja: Kommt der Hai zurück?«

»Die Frage ist eher, ob unsere Angst uns vom Wasser fernhält«, widersprach Logan. »Jeder weiß, dass es hier Haie gibt. Sogar Weiße, und die gehören zu den gefährlichsten Raubtieren überhaupt. Immer wieder werden Menschen von ihnen attackiert. Manche sterben auch.«

Logan hatte recht: In Florida kam es jedes Jahr zu zehn bis zwanzig Haiangriffen auf Menschen. Der Südosten der USA war damit diejenige Region Amerikas, an der die meisten Attacken stattfanden. Ein ziemlich hohes Risiko, das die Leute eigentlich vom Wasser fernhalten müsste.

Andererseits wurden weltweit mehr als 3.000 Menschen im Straßenverkehr getötet – pro Tag! Trotzdem käme niemand auf die Idee, Autofahren zu verbieten. »Dasein ist Risiko«, sagte Logans Mum immer. »Und es geht darum, sich so gut wie möglich zu schützen, ohne den Spaß am Leben zu verlieren.«

»Angenommen, das mit dem Hai war ein blöder Zufall«, überlegte Logan. »Was ist dann mit dem Wrack? Das müssten wir eigentlich melden.«

Jack nickte. »Stimmt. Aber wäre das klug?«

»Wieso?«, fragte Charlotte. »Was ist denn mit dem Wrack?«

Jacks Blick verdüsterte sich. »Das weiß ich nicht genau. Aber ein normales Wrack ist es jedenfalls nicht. In der Kajüte habe ich mich nach Dingen umgesehen, die uns einen Hinweis auf die Herkunft der Jacht geben könnten: Kartenmaterial, Logbuch und so weiter. Aber da war nichts.«

»Vielleicht wurde alles von der Strömung weggeschwemmt«, überlegte Charlotte. »Oder es ist in einem Schrank verstaut.«

Jack schüttelte den Kopf. »In den Schränken habe ich nachgesehen. Da war nichts.«

»Vielleicht hat auch der Besitzer alles mitgenommen«, sagte Logan achselzuckend. »Hätte ich vermutlich auch getan, wenn es mein Boot gewesen wäre.«

»Und hättest du auch den Namen von der Bordwand gekratzt? Beim Runtertauchen habe ich nämlich extra darauf geachtet, weil es ein zentrales Register gibt, in dem alle Boote ab einer bestimmten Größe registriert werden. Meine Mum hat Zugriff darauf, wegen unseres Propellerbootverleihs. Deshalb hatte ich die Idee, dort mal nachzusehen. Aber der Name wurde entfernt. Genauso wie alle anderen Hinweise auf die Herkunft der Jacht.«

»Dann hat der Besitzer sie vielleicht absichtlich versenkt«, überlegte Charlotte. »Ich habe doch dieses Ding gesehen – wie hieß das noch gleich?«

»Lenzklappe«, sagte Logan. »Sie war offen.«

»Und warum sollte der Besitzer das getan haben?«, fragte Jack.

»Vielleicht hat er Drogen mit dem Boot geschmuggelt«, überlegte Logan. »Oder Diamanten. Denkt an den Fall mit den aufgeschlitzten Tieren. Schmuggler können ziemlich einfallsreich sein.«

Bei ihrem letzten Fall hatte es das Trio mit einer Bande Schmuggler zu tun, die nicht davor zurückschreckten, Tiere als Transportmittel für Diamanten zu missbrauchen. Die drei Freunde hatten das Rätsel zwar gelöst, waren dabei aber in eine äußerst gefährliche Situation geraten, weshalb sowohl Logans Mum als auch Jacks Eltern ihnen anschließend klargemacht hatten, dass sie sich künftig gefälligst von Abenteuern fernzuhalten hatten.

»Wenn wir das Boot melden und es stellt sich heraus, dass es Schmugglern gehört, können wir Miami vergessen«, seufzte Logan. »Mit oder ohne Hai.«

»Ihr überlegt also echt, die Sache zu verschweigen?«, sagte Charlotte.

Jack zuckte mit den Achseln. »Bevor wir riskieren, nicht mehr alleine an den Strand zu dürfen, sollten wir checken, ob es sich wirklich um Schmuggler oder dergleichen handelt. Vielleicht gibt es ja auch eine ganz andere, völlig harmlose Erklärung für den entfernten Namen und die fehlenden Unterlagen.«

»Zum Beispiel könnte der Besitzer alle Erkennungsmerkmale beseitigt haben, weil er kein Geld hat, um die Jacht zu heben. Und das müsste er. Schließlich darf er sie nicht einfach im Wasser liegen lassen.«

»Aber ohne Namen wird es schwierig herauszufinden, wem sie gehört.«

»Trotzdem sollten wir noch mal darüber nachdenken«, schlug Logan vor. »Bevor wir auf Miami Beach für lange Zeit verzichten müssen. Charlotte?«

»Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es vermutlich nicht an«, sagte sie.

Logan nickte. »Bin auch dabei. Und was machen wir jetzt mit dem Rest des Tages? Für heute ist mir die Lust aufs Schwimmen vergangen.«

»Wir könnten zu Sweeney’s gehen«, schlug Jack vor. »Billard spielen.«

»Klingt gut«, sagte Logan.

»Dieser Sweeney ist doch hoffentlich schön weit weg vom Wasser?«, fragte Charlotte.

Die drei Freunde lachten. Dann verließen sie das Café.

*

»Und? Was habt ihr getrieben?«, fragte Basil, als sich die drei Freunde um sechs Uhr am vereinbarten Treffpunkt einfanden.

»Dies und das«, sagte Logan. »Hauptsächlich Billard gespielt.«

»Ihr wart Billard spielen?«, fragte Basil überrascht. »Ich dachte, ihr wolltet schwimmen gehen.«

»Waren wir ja auch«, erwiderte Jack. »Erst schwimmen, dann Billard.«

»Kann ich voll verstehen«, sagte der Mann, der hinter Basil stand. »Ich habe früher auch immer Billard gespielt. Besonders dann, wenn die Erwachsenen wollten, dass ich was anderes mache.« Er zwinkerte den drei Freunden verschwörerisch zu.

»Darf ich vorstellen.« Basil trat zur Seite. »David Thornton aus Charleston.«

Der braun gebrannte, schlanke Mann reichte ihnen lächelnd die Hand. »Ich habe schon viel von euch gehört.«

»Ach ja?«, fragte Jack. »Was denn?«

»Ihr habt eine Schmugglerbande hochgehen lassen«, sagte Thornton. »Stand groß in der Zeitung. Und vorher habt ihr einen Chemieskandal aufgeklärt. Ich muss schon sagen: Ihr seid ganz schön tough. In eurem Alter habe ich noch mit Lego gespielt und keine Kriminellen gejagt.«

»Das mit dem Lego glaube ich nicht«, sagte Logan und reichte Thornton die Hand. »Trotzdem danke für die Blumen.«

»Über Sie haben wir auch schon einiges gehört«, sagte Jack. »Sie schwimmen mit Weißen Haien. Ohne Käfig.«

»Stimmt«, sagte Thornton. »Aber das ist bei Weitem nicht so gefährlich wie das, was ihr macht. Schließlich sind Haie keine Kriminellen, sondern bloß Fische.« Er lachte laut und sein Humor hatte etwas so Befreiendes, dass die drei Freunde und Basil einfielen.

Wild Claws (3). Im Visier der Haie

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