Читать книгу Wild Claws (3). Im Visier der Haie - Max Held - Страница 8
ОглавлениеDie Everglades liegen in den Tropen und es ist fast das ganze Jahr über sehr warm und sehr feucht. In der Regenzeit, die von April bis November dauert, gibt sich das Wetter besonders launisch, und es kann passieren, dass morgens die Sonne vom strahlend blauen Himmel scheint, mittags ein Unwetter über den Süden Floridas hinwegzieht und abends wieder alles so friedlich wirkt, als wäre man im Garten Eden. Die einzige Konstante in diesem Wechselbad der Elemente sind die Mückenschwärme, die sich in dem schwülen Klima pudelwohl fühlen und hemmungslos über ihre Opfer herfallen, um sie auszusaugen. Kein Wunder, dass der Osten Floridas in alten Zeiten Moskito County genannt wurde.
Dennoch liebten die Bewohner von Devils Horn, dem kleinen Ort mitten im Sumpfgebiet, ihre Heimat und wollten um nichts in der Welt mit einem Leben in der Stadt tauschen. Auch Charlotte gehörte seit ein paar Wochen zu ihnen und genoss ihre neue Heimat bereits in vollen Zügen. Nach einem Missverständnis war das Mädchen von seinen Pflegeeltern ans Jugendamt zurückgegeben worden. Daraufhin hatten ihr Jacks Eltern das Angebot gemacht, sie zu adoptieren, denn den Matthews war nicht entgangen, dass sich Charlotte bei ihnen wohlfühlte. Außerdem hatte sie in Jack und Logan zwei enge Freunde gefunden. Deshalb war Charlotte schließlich zu den Matthews gezogen und richtete sich ihr neues Zuhause nach ihren Wünschen ein – worüber sich Logan manchmal lustig machte, denn Charlottes Lieblingsfarbe war Schwarz. Sie trug schwarze Klamotten und hatte sogar ihre Haare schwarz gefärbt. In ihrem Zimmer hängte sie schwarze Gardinen auf und lackierte auch die Regale schwarz.
»Das ist kein Zimmer, sondern eine Gruft«, witzelte Logan hin und wieder. Aber Charlotte mochte es nun mal dunkel und damit war sie nicht alleine: Auch Waschbär Sam schien die Finsternis zu schätzen und hielt sich immer öfter in Charlottes Zimmer auf, obwohl er eigentlich in Wild Claws zu Hause war. Aber wenn die Sonne unterging und es langsam dunkel wurde, schlich Sam immer häufiger zu den Matthews, um unter Charlottes Bett zu schlafen.
»Sam versteht mich«, sagte Charlotte manchmal. Und wenn sie ihn dann angrinste, tastete der Waschbär mit seinen kleinen Pfoten ihre Nase ab.
Am Sonntagmorgen fuhren die drei Freunde mit Basil im Wagen Richtung Norden. Es gab nur eine einzige feste Straße im Nationalpark und für gewöhnlich fuhren die Bewohner von Devils Horn mit dem Propellerboot in den nächstgelegenen Ort Homestead.
Weil die vier aber noch weiter nach Miami wollten, nahmen sie den Pick-up der Tierstation. Die Luft war warm und die Sonne schickte ihre goldenen Strahlen von einem blauen Himmel. Schwärme von Insekten surrten umher und weiter westlich flog ein Schwarm Pelikane Richtung Meer – vermutlich, um sich dort ein Fischfrühstück zu gönnen. Die Fenster des Fords waren heruntergekurbelt und aus dem Radio tönte entspannte Musik. Die perfekte Stimmung für einen relaxten Tag am Strand.
»Was hast du eigentlich in Miami zu tun?«, fragte Logan, der auf dem Beifahrersitz saß.
»Ich helfe heute im Zoo aus«, antwortete der stämmige Kerl mit dem kantigen Gesicht. »Zwei Reptilienpfleger sind krank geworden und die Zooleitung konnte erst ab morgen Ersatz organisieren. Deshalb haben sie deine Mum angerufen und gefragt, ob jemand von uns einspringen kann. Danach hole ich dann noch unseren neuen Gast ab: David Thornton, ein Haiforscher aus South Carolina.«
»Wir bekommen Besuch?«, wunderte sich Logan. »Davon hat mir Mum gar nichts erzählt.«
»Das hat sich spontan ergeben«, erklärte Basil. »Thornton ist wohl ein alter Bekannter deiner Mum und war zufällig in der Gegend.«
»Und er ist Haiexperte?«, fragte Jack neugierig.
Basil nickte. »Sein Spezialgebiet sind Weiße Haie. Sarah meinte, David würde auch ohne Käfig mit ihnen schwimmen. Er könne das Verhalten der Tiere ziemlich gut einschätzen.«
»Dem musst du unbedingt deinen Survival-Woofer vorführen«, sagte Jack. »Vielleicht funktioniert der ja auch bei Haien. Das wäre doch der Hit!«
Logan hatte in den vergangenen Monaten nämlich an einem würfelförmigen Gerät gebastelt, das über einen Lautsprecher ein extrem hohes Signal aussandte. Der Ton war für Menschen unhörbar, aber einige Tiere konnten ihn mit ihren sensiblen Sinnesorganen wahrnehmen. Waschbär Sam beispielsweise war Hals über Kopf geflüchtet, als Logan das Gerät bei ihm ausprobiert hatte.
Logan hoffte, dass die Box vor allem gefährliche Tiere auf Abstand halten konnte – zu ihrem eigenen Schutz. Es kam nämlich immer wieder vor, dass sich Menschen von wilden Tieren bedroht fühlten und sie deshalb erschossen. Zuletzt war das einem Puma passiert, der sich in einen Supermarkt in Homestead verirrt hatte. Mit einem SuWo, wie Logan seinen Woofer nannte, hätte man das Tier vielleicht vertreiben und damit sein Leben retten können. Der Gedanke, ob die Box auch bei Haien funktionierte, war Logan allerdings noch nicht gekommen.
»Ich weiß nicht«, murmelte er. »Für den Einsatz im Wasser habe ich den SuWo eigentlich nicht konstruiert.«
»Trotzdem solltest du Thornton die Box zeigen«, ermunterte ihn Basil. »Wenn dir ein Haiexperte über den Weg läuft, musst du die Gelegenheit beim Schopfe packen. Und verlieren kannst du dabei ja nichts.«
Logan nickte. »Ich denk drüber nach.«