Читать книгу Wild Claws (3). Im Visier der Haie - Max Held - Страница 7

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»Nicht bewegen«, sagte Logan und hob mahnend die Hand. »Und keinen Mucks!«

Die kleine Gruppe Männer, Frauen und Kinder hinter ihm im Boot starrte gebannt zu dem abgeknickten Baumstamm, der etwa fünfzig Meter weit entfernt von einer Kieferninsel ins Wasser ragte. Auf ihm balancierte ein Luchs und spitzte die Ohren. Ein Schatten im Wasser näherte sich ihm.

»Ein Alligator?«, fragte ein Mann in Hawaiihemd und Bermudashorts. Logan nickte. »Und zwar ein großer.«

»Der arme Luchs«, murmelte der Mann.

Das Reptil kam dem Baumstamm immer näher. Die Leute auf dem Boot hielten den Atem an. Der Alligator wurde schneller – der Luchs stand stocksteif da. Plötzlich durchbrach ein Schrei die Stille: »Hey-a-hey!«

Reflexartig sprang der Luchs auf die Kieferninsel und flüchtete ins Dickicht der Bäume. Der Schatten im Wasser verharrte einen Augenblick und verschwand dann im trüben Nass.

Logans Miene verfinsterte sich. Wütend drehte er sich zu dem Mann im Hawaiihemd um und funkelte ihn böse an. »Ich sagte doch: keinen Mucks!«

»Sorry«, erwiderte der Mann. »Aber ich konnte einfach nicht tatenlos zusehen, wie die fiese Echse den armen Luchs killt.«

Aus der Gruppe kam zustimmendes Gemurmel.

»Der Alligator ist nicht fies«, stellte Logan klar. »Und der Luchs ist auch kein armes Opfer. Beide verhalten sich so, wie es Tiere nun mal tun: Sie fressen und werden gefressen. Das ist der Lauf der Natur.«

»Aber wenn ich die Gelegenheit habe einzugreifen und damit das Leben eines Tieres retten kann, mache ich das auch«, verteidigte sich der Mann.

»Wir befinden uns in einem Schutzgebiet«, erwiderte Logan. »Der Everglades Nationalpark wurde eingerichtet, damit sich Tiere und Pflanzen ohne Eingriffe durch den Menschen entwickeln können. Wir sind hier Gäste.« Er seufzte. »Ich verstehe ja, dass Sie das Leben des Luchses retten möchten. Aber indem Sie das tun, gefährden Sie das Leben des Alligators. Der geht jetzt nämlich leer aus. Und wenn er nichts anderes zu fressen findet, ist er derjenige, der stirbt.«

Einige Gäste nickten.

»Wenn wir den Tieren einen Gefallen tun wollen«, fuhr Logan fort, »mischen wir uns so wenig wie möglich ein. Die Natur kommt auch ohne den Menschen zurecht. Meistens sogar besser.« Er rückte sein Käppi zurecht. »Okay, fahren wir zur Station zurück.« Damit startete er den Motor und der große Propeller am Heck des Boots begann zu rotieren. Logan lenkte den Bug Richtung Norden und gab Gas.

Als die Scorpion den Anleger der Wildtierstation Wild Claws erreichte, warteten bereits Jack und Charlotte auf Logan und die achtköpfige Touristengruppe.

»Hier gibt’s Souvenirs!«, rief Jack wie ein Marktschreier und zeigte zum kleinen Tisch neben sich, auf dem Käppis, Tücher und Andenken zum Verkauf auslagen, allesamt mit dem Schriftzug Ringo’s Flamingo Tours und dem Logo eines auf einem Bein stehenden Flamingos versehen.

»Und hier können Sie Fotos mit unserem Maskottchen Sam machen!«, rief Charlotte und kraulte den Waschbären auf ihrer Schulter hinterm Ohr. »Heute zum Schnäppchenpreis von nur fünf Dollar pro Bild!«

Einige Besucher kauften Mützen, andere machten Fotos mit Sam. Als die Gruppe schließlich wieder im Shuttlebus nach Homestead saß, winkten ihnen die drei Freunde noch nach.

»Schnäppchenpreis?«, fragte Logan. »Seit wann haben wir einen Schnäppchenpreis?«

»Seit ich das beschlossen habe«, strahlte Charlotte, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

»Ja, aber die Fotos kosten doch immer fünf Dollar.«

»Das wissen unsere Gäste aber nicht.«

»Ist das nicht Betrug?«, fragte Logan skeptisch.

»Nein, das nennt sich Marketing«, sagte Basil, einer der beiden fest angestellten Wildhüter auf Wild Claws, und kam breit grinsend auf sie zugeschlendert. »Und ihr seid die geschäftstüchtigsten jungen Leute, die mir je begegnet sind.« Vor dem Verkaufstisch blieb er stehen und stemmte die Hände in die Seite. »Wildlife-Touren, Andenken, Waschbär-Fotos – das habt ihr echt klasse aufgezogen.« Die drei Freunde grinsten.

Die Idee mit den Wildlife-Touren war Jack, Logan und Charlotte vor ein paar Wochen gekommen, nachdem sie den Fall mit den Diamantenschmugglern aufgeklärt hatten – der ziemlich gefährlich gewesen war.

»Keine Heldentaten mehr!«, hatte Logans Mutter Sarah, die Leiterin der Wildtierstation, danach zur Bedingung gemacht. Seitdem beschäftigte sich das Trio mit dem Aufbau von Ringo’s Flamingo Tours, um Besuchern des Nationalparks die Notwendigkeit des Naturschutzes vor Augen zu führen.

Und der Erfolg gab ihnen recht: Schon über einhundert Gäste hatten auf Jacks Propellerboot Scorpion die Everglades erkundet und dabei die Tiere und Pflanzen des Nationalparks kennengelernt. Die Einnahmen wollten die drei Freunde eigentlich komplett dem Erhalt der Station zukommen lassen. Aber Sarah hatte darauf bestanden, dass sie zumindest einen Teil als Taschengeldaufbesserung selbst behielten. Schließlich sollte RFT nicht nur Spaß machen, sondern sich auch lohnen.

»Nur komisch, dass die Leute immer meinen, sie müssten sich in die Natur einmischen«, wunderte sich Logan und dachte an den Touristen mit dem Hawaiihemd.

»Sie wissen es eben nicht besser«, sagte Basil. »Aber dafür gibt es jetzt ja euch. Apropos: Macht ihr morgen auch eine Tour?«

Jack schüttelte den Kopf. »Nein. Eigentlich hatte sich eine Reisegruppe aus New York angemeldet, aber die haben kurzfristig abgesagt.«

»Das trifft sich gut«, sagte Basil. »Ich fahre nämlich morgen nach Miami und habe dort einige Dinge zu erledigen. Vielleicht habt ihr Lust, mitzukommen und einen Strandtag am Meer zu verbringen?«

»Na klar«, freute sich Jack und sah zu Charlotte. »Warst du schon mal im Atlantik baden?«

Das Mädchen mit den schwarzen Haaren schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht.«

»Dann sind wir dabei«, sagte Jack.

»Eine gute Gelegenheit, meine neue GPS-Armbanduhr zu testen«, sagte Logan, der die Uhr zum Geburtstag von seiner Mum bekommen hatte. »Die ist wasserdicht bis hundert Meter!«

»So tief kommst du mit deiner Schnorchelmaske aber nicht«, lachte Basil. »Also dann: Morgen um acht Uhr geht es los.«


Wild Claws (3). Im Visier der Haie

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