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Vorbemerkung

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Die markanten der hier folgenden Sozialen Auferstehungsgedichte sind, wie die beigefügte Jahreszahl ergibt, schon während des Krieges entstanden, konnten aber mit Rücksicht auf die militärische Zensur erklärlicherweise nicht erscheinen. Die Gedichte sind als Niederschlag meiner immer rein gebliebenen Empfindungen für die Armen und Bedrückten zu betrachten, wie ich sie im Laufe von 40 Jahren in meinen grossen sozialen Romanen „Die Verkommenen“, „Die Betrogenen“, „Drei Weiber“, Meister Timpe“, „Die Bergpredigt“, „Das Gesicht Christi“ usw. und in zahlreichen Erzählungen und Skizzen zum Ausdruck gebracht habe.

Die als zweiter Teil beigefügten Zeitsatiren wolle man freundlich als Gelegenheitsverse gelten lassen. Die zum Teil scharfen Revolutionsvierzeiler entheben mich des Verdachtes, vor den sozialpolitischen Auswüchsen meine Verbeugung zu machen. Dagegen habe ich von jeher den Standpunkt vertreten, dass die Arbeiter, in weitestem Sinne auch die geistigen, ewig die Betrogenen bleiben werden, so lange sie sich nicht selbst aus eigener elementarer Kraft von der ökonomischen Fesselung befreien. Hier ist das Wort von der kompakten Masse einfach eine ethische Notwendigkeit. Braucht man sich zu wundern, dass diese kompakte Masse, der man Jahrelang mit aller schmeichelhaften Überredungskunst das Paradies versprochen hat, nun, da sie am Erlösungstage die Pforte verschlossen findet, den Versuch unternimmt, sich mit Gewalt Eingang zu verschaffen, um sich die Früchte ihrer Gutgläubigkeit zu holen? Um diese Pforte mit einem goldenen Schlüssel zu öffnen — dazu hätte es allerdings eines zweiten Lassalles bedurft. Sein Flammengeist hätte den historisch sowohl wie sozial missbrauchten Empörungsnamen Spartakus zur Sonne führen können. Seine Epigonen als bequeme Bodenkleber sind dazu nicht im Stande.

Charlottenburg, Ostern 1919.

Max Kretzer.

Kreuz und Geißel

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