Читать книгу Kreuz und Geißel - Max Kretzer - Страница 7
Heilandsaugen.
ОглавлениеAls Christus ward ans Kreuz geschlagen,
Da hörte sterbend man ihn sagen:
„Es ist vollbracht.“ Der Himmel wurde finster,
Und in dem fahlen, blutgetränkten Ginster
Erstarb der Blumen frische, bunte Pracht.
Verstummt war rings der Vögel heller Sang,
Der noch zuvor der Knechte Hohn durchdrang.
Der letzte Stern erlosch, die Welt war Nacht.
Drauf stand die Erde still. Das Leben schwand,
Und alles starb, was Gottes Zorn gekannt.
Das Blut des Heilands war zur hellen Flamme,
Die feurigrot sich nährt am Marterstamme.
Und lodernd über kleinlichem Gewimmel
Ragt’ schreckhaft gross das Kreuz zum Himmel.
Der Geist entfloh. Am weltenöden Schacht
Hielt brünstig betend noch Maria Wacht.
Die Liebe blieb! Wenn auch im Kreis umher
Die Welt nur starrte als ein Totenmeer.
Doch Aschefunken, die das Kreuz durchglühten,
Verweht vom sanften Wind, — sie trieben Blüten.
Die „Heilandsaugen“ wuchsen aus der Erde,
Ihr Duft verkündete eine neues „Werde“:
Die heisse Frucht vom Golgatha-Erbarmen,
Ein Ostern für die Elenden und Armen!