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KAPITEL 1 DAS UNSICHTBARE PROBLEM
Оглавление„Der Mensch sollte wissen, dass aus dem Gehirn, und nur aus dem Gehirn, Leidenschaft, Freude, Lachen und Scherze hervorgehen, ebenso Sorgen, Schmerzen, Trauer und Tränen. Es lässt uns denken, sehen, hören und das Hässliche vom Schönen unterscheiden, das Böse vom Guten, das Angenehme vom Unangenehmen. Gleichsam kann es uns verrückt oder verwirrt machen, Angst in uns auslösen, Schlaflosigkeit und unbegründete Sorgen auslösen … In diesem Sinne halte ich das Gehirn für das wirkungsvollste Organ im menschlichen Körper.“
–HIPPOKRATES
Sind Sie bereit für die guten Nachrichten?
Eingebettet in unserem Schädel, nur wenige Zentimeter von unseren Augen entfernt, befinden sich 86 Milliarden der effektivsten Transistoren des Universums. Dieses neurale Netzwerk, welches das Betriebssystem verwaltet, das wir Leben nennen, sind Sie, und bisher kommt kein bekannter Computer an die fantastischen Fähigkeiten des Gehirns heran. Unser Gehirn hat sich in den Abermillionen Jahren, in denen es Leben auf der Erde gibt, weiterentwickelt, und ist in der Lage, beinahe so viele Informationen zu speichern wie 8000 iPhones. Alles, was wir sind, tun, lieben, fühlen, was uns am Herzen liegt, wonach wir uns sehnen und wonach wir streben, wird von einer unheimlich komplexen, unsichtbaren Symphonie neurologischer Prozesse möglich gemacht. Elegant, reibungslos und überaus schnell – als Wissenschaftler versuchten zu simulieren, wozu ein menschliches Gehirn in einer Sekunde fähig ist, brauchten ihre Supercomputer 40 Minuten dafür.
Nun zu den schlechten Nachrichten: Unsere moderne Welt ist wie Die Tribute von Panem, und unser Gehirn ist, ohne es zu wollen, in einen Wettkampf involviert, in dem es von allen Seiten gnadenlos und unablässig gejagt wird. Die Art und Weise, in der wir heute leben, untergräbt unser unglaubliches Geburtsrecht, greift unsere optimale kognitive Leistung an und setzt uns dem Risiko einiger richtig fieser Leiden aus.
Die Ernährung mit industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln versorgt uns massenhaft mit billigen Kalorien, die geringen Nährwert und giftige Zusatzstoffe haben. Unsere Berufe zwingen uns dazu, die gleichen Aufgaben immer wieder zu erledigen, unser Gehirn aber blüht auf bei ständiger Veränderung und Stimulation. Wir haben eine Menge Stress, die Naturverbundenheit ist uns verloren gegangen, wir entwickeln unnatürliche Schlafangewohnheiten, sind Nachrichten und tragischen Vorkommnissen zu stark ausgesetzt und unser soziales Netz ist von den sozialen Netzwerken abgelöst worden – all das führt letztendlich zu vorzeitiger Alterung und Verfall. Wir haben eine Welt geschaffen, die so weit von der entfernt ist, in der sich unser Gehirn entwickelte, dass es nun Schwierigkeiten hat zu überleben.
Diese modernen Konstrukte verleiten uns dazu, die Schäden mit unseren täglichen Aktionen auszugleichen. Wir überzeugen uns selbst davon, dass 6 Stunden im Bett bedeuten, wir hätten eine volle Nacht geschlafen. Wir konsumieren Junk Food und Energy Drinks, um wach zu bleiben, nehmen Schlaftabletten ein, und sobald das Wochenende da ist, übertreiben wir es mit unserem Eskapismus – alles klägliche Versuche, kurzfristige Erleichterung vom alltäglichen Stress zu erfahren. Das führt zu einem Kurzschluss im Inhibitoren-Kontrollsystem (unserer inneren Stimme der Vernunft) und wir verwandeln uns in Laborratten, die verzweifelt nach der nächsten Dopamin-Gabe suchen. Dieser Zyklus hält sich selbst aufrecht, und mit der Zeit verstärken sich Angewohnheiten und Veränderungen werden vorangetrieben, die nicht nur dazu führen, dass wir uns schlecht fühlen, sondern letztendlich kognitiven Abbau bedingen.
Ob es uns bewusst ist oder nicht – wir befinden uns im Kreuzfeuer zwischen verschiedenen Interessensgruppen. Lebensmittelkonzerne, geleitet von der unsichtbaren Hand des Marktes, werden von ihren Aktionären dazu angetrieben, immer größere Profite zu machen, um nicht zu riskieren, irrelevant zu werden. Im Grunde genommen bringen sie Lebensmittel auf den Markt, die explizit dafür entworfen wurden, eine unstillbare Sucht hervorzurufen. Auf der anderen Seite versucht unser unterfinanziertes Gesundheitssystem mitzuhalten und gibt Richtlinien aus, die zwar gut gemeint sind, jedoch unzähligen Voreingenommenheiten unterliegen – von harmlosen Denkfehlern zu unumwundener Korruption in der Branche in Form von Studien, die von der Lebensmittelindustrie finanziert werden, oder wissenschaftlichen Karrieren, die von der Finanzierung von Firmen mit Privatinteressen abhängen.
Kein Wunder, dass selbst gut ausgebildete Menschen verwirrt sind, wenn es um Ernährung geht. Einen Tag heißt es, wir sollten Eier vermeiden, am Tag drauf, wir sollten sie essen. Am Montag hören wir, dass körperliche Aktivitäten die beste Möglichkeit sind, um abzunehmen, und am Dienstag erfahren wir dann, dass die Auswirkungen auf den Hüftumfang zu vernachlässigen sind, verglichen mit einer Diät. Es wird uns immer wieder gesagt, dass das Vollkorngetreide der Schlüssel zu einem gesunden Herzen sei, aber werden Herzerkrankungen wirklich dadurch ausgelöst, dass wir morgens nicht oft genug Vollkornmüsli essen, oder spielt hier etwas ganz anderes eine Rolle? Sowohl Internetblogs als auch traditionelle Informationsmedien versuchen über die neuesten Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung zu berichten, doch ihre Berichterstattung (und sensationellen Schlagzeilen) scheinen häufiger eher darauf ausgerichtet zu sein, für mehr Klicks auf den Webseiten zu sorgen, als die Öffentlichkeit zu informieren. Unsere Ärzte, Ernährungsberater und sogar die Regierung haben alle eine Meinung, doch diese wird bewusst oder unbewusst von Mächten beeinflusst, die dem bloßen Auge verborgen bleiben. Woher soll man wissen, wem und auf was man vertrauen kann, wenn so viel auf dem Spiel steht?