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Späte Reue

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»Wenn meine brachiale Ouvertüre dich erschreckt, dann leg das Buch zur Seite. Nur wenn du den elementaren Hintergrund meiner Lage erfahren willst, wirst du mich erkennen – wirst du sie erkennen: Dana — meine Frau. Von ihr erzählt das Buch. Sie war der Reichtum, sie war das Glück meines Lebens – zwanzig Jahre lang. Alles, was gut an mir ist, hat sie in mir erweckt. Ich hatte es nur nicht mehr gesehen, dabei war ein Leben ohne sie über Jahre nicht vorstellbar, bis geschah, was nie hätte geschehen dürfen…

Die Lust an Jodies Verrücktheiten hatte meine Augen getrübt, hatte meine Sinne verwirrt. Natürlich – wenn es um Eigenbetrachtung geht, schließt man vieles aus, zugleich lässt man noch mehr zu.

Ich versuche, schonungslos zu sein, die Anatomie meines Lebens zu beschreiben, wie ich es sehe – jetzt, und wie sie es sah – damals.

Ich bin nicht besser als diejenigen, die ich in guten Jahren verurteilt habe. Ich sah nur mich, meine Lust, meine Freude, meinen Erfolg — und Erfolg gibt uns Recht. So sagt man schließlich.

Selten habe ich mich so schlecht gefühlt, zugleich so ungerecht bestraft. Ich kenne keine Situation in meinem Leben, die schwerer zu ertragen war, als die Erkenntnis: Du bist nicht der, der du immer sein wolltest. Noch nie in meinem Leben spürte ich eine so wachsende Abneigung gegen mich, gegen alles, was ich sein wollte und noch mehr gegen das, was ich bin. Ich verfluche den Tag, an dem ich ihr sagte: Ich will die Scheidung.

Ich habe nichts begriffen. Gar nichts. Unheimlich, wenn die Erkenntnis wie in Stein gemeißelt vor einem steht: Wäre ich ihr nie begegnet, es wäre mir, es wäre ihr besser ergangen…

Ich habe den Gipfel des Erfolgs in mir selbst gesehen, die männliche Erfüllung im Sport, die sexuelle Befriedigung mehr und mehr in Jodie. In deren Augen war ich die Verkörperung des Erfolges. Was wundert es, wenn Jodie mich himmelhochjauchzend bewunderte und ich ihr nur deshalb völlig verfallen war. Danas Bewunderung hielt sich längst in Grenzen - mit Recht.

In diesem Augenblick, wo ich gerechterweise auf die Scherben meines Lebens blicke, verstehe ich, was es wert war, mein «ausgefülltes Leben». Von Erfüllung will ich nicht reden, weil nichts geblieben ist.

Mein Leben mit Dana war zwanzig Jahre lang auf Liebe gegründet, auf Achtung, auf Geben und Nehmen.

Was war mein Trugschluss? Die Liebe kann reisen, wohin sie will? Nein, sie kennt klare Grenzen und ist endlich wie das Leben. Wer sie verliert, findet sie nicht wieder – nicht dieselbe jedenfalls. Auf einmal gibt es noch so viel zu sagen, so viel zu tun, so viel zu verändern. Wer gibt mir diese Chance? Nicht einmal mein Sohn. Auch er wird eines Tages in dieselbe Lage kommen, weil wir Männer so gestrickt sind.

Wer mir jetzt seine Aufmerksamkeit schenkt, wird alles über Dana erfahren. Ob er mich versteht, ist fraglich…«

Nur noch einmal - bis zuletzt

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