Читать книгу Spanische Literaturwissenschaft - Maximilian Gröne - Страница 28
4.3 StrukturanalyseStrukturanalyse: Vorgehensweise
ОглавлениеKein Patentrezept Es gibt keine eindeutige und für die gesamte Breite literarischer Texte gleichermaßen anwendbare Vorgehensweise bei einer StrukturanalyseStrukturanalyse. Nicht nur, dass verschiedenartige Texte unter Umständen andere Anforderungen an die StrukturanalyseStrukturanalyse stellen, es spielt gemäß den Grundsätzen der Hermeneutik auch eine Rolle, was ich als Leser bereits verstehe, mit welchen Fragen ich an den Text herantrete. Hierin liegt der erste Schritt, auch bei einer StrukturanalyseStrukturanalyse, die textfundierte ObjektivitätObjektivität anstrebt. Die folgende Vorgehensweise soll der allgemeinen Orientierung im Umgang mit Texten dienen. Sie ist zunächst nicht gattungsspezifisch; mögliche Besonderheiten im Umgang mit Lyrik kommen gleich im Anschluss zur Sprache.
1 Vorschlag: Vorgehensweise bei der StrukturanalyseStrukturanalyse Lesen Sie den Text oder Textauszug mehrmals. Klären Sie dabei evtl. unbekannte Wortbedeutungen und markieren Sie, ohne jeden systematischen Anspruch, inhaltliche und formale Eigenheiten, die Ihnen auffallen.
2 Erste Beobachtungen Formulieren Sie eine Hypothese zum ThemaThema des Textes und stellen Sie (schriftlich oder gedanklich) die vorkommenden MotiveMotiv zusammen. LesehypotheseWenn möglich, formulieren Sie den mutmaßlichen Inhalt des Textes, d.h. die dargestellten Vorgänge und/oder Zustände, wie Sie sie aus den ersten Lektüren entnehmen.
3 Inhaltsseite: ThemaThema, MotiveMotiv, IsotopienIsotopie, Entwicklung Untersuchen Sie, welche Teile des Textes (MotiveMotiv, Wortbedeutungen) zu Ihren inhaltlichen Hypothesen passen und welche nicht. Lassen sich etwaige Widersprüche in einer modifizierten Hypothese aufheben?
4 Äquivalenzen, OppositionenOpposition Suchen Sie die IsotopienIsotopie des Textes und ordnen Sie sie nach Relevanz (Häufigkeit des Vorkommens im Text, Bezug zum ThemaThema). Wo gibt es Überschneidungen (Elemente, die zwei oder mehreren IsotopienIsotopie zugehören), wo Brüche (Elemente, die die IsotopieIsotopie wechseln, also eine andere Bedeutung annehmen)? Welche der IsotopienIsotopie entsprechen einander (Äquivalenz), sei es durch lebensweltlichen Zusammenhang, sei es durch gemeinsame Elemente? Welche stehen zueinander in Gegensatz (OppositionOpposition)?
5 Teilen Sie, wenn möglich, den Text vor diesem Hintergrund in inhaltliche Etappen ein und/oder beschreiben Sie die Entwicklung des ThemasThema/der ThemenThema.
6 Ausdrucksseite: Einschnitte, Wiederholungen, Äquivalenzen, OppositionenOpposition Ermitteln Sie die formalen Einschnitte auf makro- und mikrostrukturellerMikrostruktur Ebene (Kapitel, Absätze, Sätze, Verse).
7 Suchen Sie nach Wiederholungen, Äquivalenzen und OppositionenOpposition auf den verschiedenen Ausdrucksebenen: Syntax (z.B. Satzwiederholungen oder Parallelismen), Lexik (z.B. Wortverknüpfungen, Wortlänge), Lautung (z.B. ReimReim, Paronomasien oder LautoppositionenOpposition).
8 Zusammenführung von Inhalt und Ausdruck Setzen Sie die formalen Betrachtungen in Beziehung zum Inhalt des Textes. Welche Inhalte werden durch formale Mittel aneinander gekoppelt (z.B. ReimwörterReim) oder einander gegenübergestellt? Stützen die formalen Eigenschaften die Befunde der Inhaltsanalyse oder widersprechen sie ihnen?
9 Rückkehr zur Lesehypothese Kehren Sie zu Ihrer Lesehypothese zurück. Lässt sich durch die ermittelte StrukturStruktur des Textes dieser Leseeindruck erklären? Wenn nötig, ergänzen oder korrigieren Sie die erste Beschreibung.