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Dagmar Mein Weg mit meinem Untermieter (Herrn Parkinson)

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Zuerst möchte ich mich bei euch vorstellen.

Ich bin weiblich, Jahrgang 1963, verheiratet und habe zwei erwachsene Töchter. Meine Kindheit verbrachte ich gemeinsam mit meinen Eltern, Großeltern und einem Bruder. Ich wuchs in sehr behüteten Verhältnissen auf und kann mich auch heute noch auf meine Familie voll und ganz verlassen.

Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich im Alter von etwa 25 Jahren bemerkte, dass ich fast keinen Geruchssinn mehr hatte. Ich beschloss, zum Hals-Nasen-Ohren Arzt zu gehen. Nach eingehenden Untersuchung, das Ergebnis, alles okay. Es gibt halt Menschen, die weniger riechen. Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich ein inneres Zittern im linken Arm bekam, wenn ich in Stresssituationen kam. Es war äußerlich nicht sichtbar und schwer zu erklären. Ich arbeitete zu dieser Zeit im Einzelhandel und hatte regelmäßig Schmerzen im linken Schulterbereich mit Ausstrahlung in den linken Arm. Ich bekam Spritzen zur Schmerzlinderung in den Schulterbereich, Salbe zum einreiben und regelmäßige Massagen verordnet. Das alles half für einige Zeit, aber die Unruhe im Arm blieb. Meine Hausärztin überwies mich zu einem Neurologen. Als ich ihm meine Beschwerden schilderte, meinte er, Sie sind überarbeitet, machen sie mal Urlaub dann geht das wieder. Nach Rücksprache mit meiner Hausärztin, wo ich mal wieder für Schmerzspritzen war, meldete ich mich im Nachbardorf zum Schnupperkurs bei der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson an:

Ich sage euch, das hatte die Gruppe noch nicht erlebt.

Die Gruppenleitung empfing mich freundlich und erklärte mir alles. Nach und nach kamen die anderen Gruppenmitglieder und ich wurde freudig begrüßt. Das schien ja ein lustiger Haufen zu sein. Ich fühlte mich wohl. Dann suchte sich jeder im Raum einem Platz und die Gruppenleitung fing an. Erste Übung, wir schließen die Hände und halten für einige Sekunden die Spannung, dann entspannen wir wieder. Zweite Übung, wir ziehen die Ohren zur Schulter und halten wieder für einige Sekunden die Spannung, dann wieder Entspannung. So ging es weiter. In mir kam aber keine Entspannung hoch, sondern Aggression. Als wir den Körper von oben bis unten und von unten nach oben durch hatten legte sie eine CD über Träumereien auf der Blumenwiese auf. Da war es aus. Was fiel der Frau ein mir zu sagen, was ich anspannen sollte oder nicht. Meine Aggression war bei 95 % angelangt.

Ich lebte mit der Unruhe im Arm weiter, ging hin und wieder zur Hausärztin und gewöhnte mich daran.

So gingen einige Jahre ins Land und mein Weg führte mich nach Wachtberg bei Bonn.

Eine sehr schöne Zeit begann. Meine Schmerzen wurden weniger und die Unruhe in meinem Arm ging zurück. Ich fühlte mich wohl und dachte, das kriegst du schon hin. Im September fuhr ich mit meinem damaligen Lebensgefährten nach Kroatien. Wir genossen fast drei Wochen Sonnenschein, Meer und nette Leute. Auf der Rückfahrt erzählte mir mein Lebensgefährte dann, dass er im beruflichen Umfeld eine Frau kennengelernt hätte und wenn wir zu Hause wären, würde er zu ihr ziehen. Die Welt um mich zerbrach. Mein linker Arm zitterte, mein Kopf hämmerte und mir war total schlecht. Ich wurde laut und dann leise, ich wollte den Schmerz in mir fühlen. Der Arm zitterte mehr als zuvor und mir war nur noch schlecht.

Irgendwie gingen die Monate weiter.

Es kam Weihnachten und der Jahreswechsel stand an. Ich fuhr zu meiner Familie und verbrachte Silvester bei Freunden. Es ging mir langsam wieder besser. Ab Mitte Januar fuhr ich für sechs Wochen zu einem Prüfungskurs. Hier erlebte ich das erste Mal sehr heftig, wie sich Stress auf Parkinson auswirkt.

In der zweiten Woche fing ich an, mich immer schlechter zu fühlen. Mein Gedächtnis wurde zum Sieb, alles was ich vorne aufsaugte, ging hinten verloren. Meine linke Seite machte sich wieder durch inneres Zittern bemerkbar. Ich fühlte mich von Tag zu Tag schlapper und quälte mich zur Schulung. Meine Stimme wurde immer leiser und ich hatte Probleme mit dem Gleichgewicht. Irgendwie überstand ich die Woche. Montagvormittag nutzte ich, um meine Hausärztin aufzusuchen. Klare Diagnose: Machen Sie Urlaub, Sie sind überarbeitet.

Na klar, alles wie immer!

Am Ende der fünften Woche stand Donnerstagvormittag eine interne Prüfung an. Sie bestand aus einem schriftlichen und einem praktischen Test und nur, wer hier durchkam, ging zur IHK Prüfung. Aufregung und Stress war vorprogrammiert.

Mein Parki freute sich, endlich wieder Gelegenheit zu haben, zu zeigen, was in ihm steckt.

Meine Prüfung bestand ich, aber dann kam der Zusammenbruch. Meine Neurologin erklärte mir immer noch, ich müsse Urlaub machen.

Ich recherchierte im Internet, immer wieder stieß ich auf Parkinson. Ich ging zu meiner Neurologin und bestand auf einen DAT-Scan (radiologische Untersuchung im Rahmen der Parkinsondiagnostik).

Termin 22.12.2015; seitdem geht es bergauf. Ich bin super eingestellt, gehe 120 Stunden im Monat arbeiten und bin glücklich.

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