Читать книгу Time of Lust | Band 3 | Devote Begierde | Roman - Megan Parker - Страница 5
ОглавлениеSantiagos Geburtstag
»Zahira, wach auf! ... Jana!«
»Was ist passiert? Wie spät ist es?«, fragte ich verwirrt. Draußen war es noch dunkel. Jana rieb sich verschlafen die Augen.
»Sechs Uhr«, flüsterte Damian. »Santiago hat heute Geburtstag!«
»Heute? ... Warum sagt uns das niemand?«, beschwerte ich mich.
»Jetzt ist früh genug! Geht ins Bad und macht euch fertig! Um halb sieben erwarte ich euch vor seinem Schlafzimmer.«
»Ja ... aber ... was passiert heute? Wer schenkt ihm was? Dürfen wir ihm auch etwas schenken?«
»Das werdet ihr alles sehen. Geht mal ins Bad. Beeilt euch! Wir haben große Pläne.«
Ich seufzte. »Was sollen wir anziehen?«
»Die goldenen Seidenkimonos. Darunter nichts.«
***
Wie bestellt standen wir eine halbe Stunde später perfekt gestylt und reichlich nervös vor Santiagos Schlafzimmer ... Insgeheim hoffte ich, an Santiagos Geburtstag nicht selbst zur Attraktion werden zu müssen. Am Ende hatte Amistad irgendeinen exotischen Bondage-Kurs belegt, der nun Früchte tragen sollte. Aber damit wollte ich Jana nicht belasten.
»Denkst du, wir müssen singen?«, fragte ich sie leise.
»Nackt?« flüsterte sie mit Entsetzen in ihrem Gesicht.
»Also ich kann weder nackt noch angezogen singen«, versicherte ich ihr.
»Weißt du ... seit ich blind bin ...«, erklärte sie mir flüsternd, »finde ich es viel schlimmer, nackt zu sein, denn ich kann selbst nicht kontrollieren, wie ich aussehe, fühle nur die Blicke auf meinem Körper, wie unzählige Hände, aber ich weiß nie, ob sie mich bewundern oder auslachen ...«
»Dafür hast du mich. Und ich sage dir, du siehst sensationell aus, Jana! Sexy und bildhübsch. Niemand lacht über dich!« Sie war wirklich sexy, und ich beneidete sie um ihre schönen Brüste. Während meine eher klein und rund waren, standen ihre spitz verlaufend von ihr ab, als wollten sie uns durch die anschmiegsame Seide hindurch den Weg weisen.
Plötzlich kam Amistad aus Santiagos Schlafzimmer und nahezu gleichzeitig stieg Damian aus dem Lift. Mit leiser Stimme, aber beschwörendem Tonfall begannen sie, gemeinsam auf uns einzureden.
»Das Wichtigste«, erklärte Damian, »Santiago mag es nicht, wenn man ihm gratuliert!«
»Das erübrigt sich jedoch«, nahm Amistad ihm das Wort aus dem Mund, »denn ihr werdet nicht sprechen.«
Damians Handy piepte. »Ich muss hinunter!«, entschuldigte er sich und war weg.
»Zahira!« Amistad griff nach meinem Kinn. »Du bist für sein ›positives Erwachen‹ zuständig. Du bist die Einzige, die das verlässlich hinkriegt!«
»Mit meinem Mund meinst du?«
»Ja. Aber er schläft noch. Ich möchte, dass du es vorsichtig angehst, langsam. Er soll so spät wie möglich davon erwachen.«
»Bin ich allein mit ihm?«
»Nein, ich gehe mit euch.« Er ließ mein Kinn los und griff nach Jana. »Du wirst dich um Cheyenne kümmern.«
Erschrocken schnappte ich nach Luft. »Cheyenne ist auch da drin? Das geht nicht!«, protestierte ich leise. »Ich darf das nur machen, wenn ich mit Santiago allein bin. Er ist da sehr empfindlich!«
Amistad lächelte. »Empfindlich?«
»Ich kann nicht darüber reden. Es ist ein Geheimnis.«
»Santiago hat vor mir keine Geheimnisse! Und Jana wird es nicht mitbekommen.«
»Weißt du überhaupt, wovon ich rede?«
»Ja, Baby, ich weiß, worum es geht. Mach dir keine Sorgen, auch nicht wegen Cheyenne! Es ist meine Anweisung und meine Verantwortung.«
Ich schluckte. Amistad öffnete lautlos die Tür. Mein Herz klopfte. Lieber hätte ich gesungen ...
Santiago lag bäuchlings ausgebreitet auf dem überdimensionalen Doppelbett. Er hatte sein Gesicht von Cheyenne abgewandt und ein Bein leicht angezogen. Jana hatte es einfacher. Cheyenne lag auf dem Rücken, bis zur Hüfte mit einem leichten Tuch bedeckt, jedoch so dicht neben Santiago, dass sich ihre Arme berührten ... und ihre Hände, nein, ihre Finger waren ineinander verschränkt. Santiago hielt seinen Geliebten sogar im Schlaf fest.
Wir legten unsere Kimonos ab und Amistad half zuerst Jana auf das Bett. Vorsichtig kniete sie sich zwischen Cheyennes Beine und durch das dünne Tuch hindurch begann sie, sanft seine Lenden zu liebkosen. Amistad zeigte ihr, wo sie ungehindert ihre Hände aufstützen konnte und er ermahnte sie, dass sie auf ihre Haare achten sollte, um ihn nicht zu kitzeln. Dann beobachtete er sie kurz und streichelte über ihren gebogenen Rücken, zum Zeichen, dass sie es gut machte.
Amistad deutete auf die andere Seite des Bettes und ich folgte ihm. Auf dem Weg legte auch er selbst seinen Morgenmantel ab und zum Vorschein kamen eng anliegende weiße Shorts, die mich sofort in ihren Bann zogen. Beinahe wäre mir lieber gewesen, er hätte sie ausgezogen, denn es war kaum zu ertragen, wie dieses feine weiße Material seine Männlichkeit nur noch unterstrich und kaum etwas von der gesamten Pracht dem Auge vorenthielt. Ich war sofort erregt von dem Anblick und befand diese Shorts eindeutig als nicht jugendfrei. Amistad griff an mein Kinn und zwang meine Augen, sich von seinen Lenden zu lösen. Ich schluckte schwer und strich verlegen durch meine langen Haare. Wie gern wäre ich vor ihm niedergekniet und hätte mein Gesicht in dieser Verlockung vergraben, um tief einzuatmen und seinen Duft zu inhalieren. Er lächelte, als könnte er meine Gedanken lesen – doch er deutete auf Santiago.
Ich seufzte und erinnerte mich wieder an meine eigentliche Aufgabe – an meine Ehre, Santiago an seinem Geburtstag aus den Träumen holen zu dürfen. Lautlos krabbelte ich auf die zum Glück recht feste Matratze, so vorsichtig, als könnte sie jeden Moment unter meinen spitzen Knien zerplatzen. Etwas zurückhaltend blickte ich unter sein leicht angezogenes Bein und stellte fest, dass dort bereits eine ausgewachsene Erektion auf mich wartete. Ich fragte mich, ob er vielleicht gerade von mir träumte? Und wie sollte ich am besten an ihn herankommen? Aber, noch bevor ich einen Plan geschmiedet hatte, fasste Amistad mit einem gekonnten Griff in meine Haare und führte mein Gesicht an Santiagos Lenden – als bräuchte ich seine Hilfe dafür. Zwangsläufig musste ich mich auf die Seite legen. Gerade mal mit meinen Lippen konnte ich nun die pralle Spitze seines Gliedes erreichen. Ich hauchte feuchte Hitze auf seine sensible Haut, um ihn nicht zu erschrecken, bevor ich ihn behutsam in meinen Mund aufnahm. Gleichzeitig merkte ich, dass Amistad sich hinter mich legte. Vorsichtig begann ich ein sanftes Zungenspiel an dem Objekt meiner Begierde.
Plötzlich seufzte Cheyenne. Er streckte sich und ich spürte, dass Amistad etwas unruhig hinter mir gestikulierte. Im selben Moment drehte sich Santiago auf den Rücken. Ich folgte seiner Bewegung und nun konnte ich erstmals etwas sehen. Cheyenne war wach, er hatte das Tuch zur Seite gezogen und seine Hand wohlwollend in Janas Haaren vergraben. Santiagos Augen waren noch geschlossen, seine Hände regungslos und er atmete tief. Sein Penis war nun steil aufgerichtet und verlangte direkt nach meiner Behandlung. Zum zweiten Mal begrüßte ich ihn mit meiner warmen Zunge, hüllte seine Spitze in geschmeidige Feuchtigkeit und ließ meine Lippen langsam über die gesamte Länge gleiten. Aufmerksam hielt ich meine Haare aus dem Geschehen und schenkte ihm großzügige Bewegungen, die tief in meiner Kehle landeten, wo er unausweichlich gegen meinen natürlichen Widerstand stieß. Ich empfand diesen Punkt stets als meinen lustvollsten bei dieser Praktik, denn er signalisierte völlige Hingabe und ich wusste, dass ich ihm damit tiefe Befriedigung verschaffen konnte. Gleichzeitig lösten diese sanften Stöße unzählige Reaktionen in meinem Körper aus, über die ich keine Kontrolle hatte, aber so berauschend fand, dass ich es immer wieder tun musste. Wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal von einer Zitrone probiert, für einen Moment erstarrt, bis die Wirkung der Säure sich entfaltet, der Reiz im Gehirn eintrifft und den gesamten Körper zu unkontrolliertem Schütteln motiviert. Es fühlt das Prickeln, die Gänsehaut, und reißt geschockt die Augen auf, um kurz darauf verblüfft zu lachen und voller Neugier ein zweites Mal in die spannende Frucht zu beißen. Ich war bereits süchtig nach der Gänsehaut, den erzwungenen Tränen, den bedrohlichen Zuckungen in meinem Magen ... und nach der spannenden Frucht. Nachdem ich meine erste Gier gestillt hatte, widmete ich mich seiner empfindlichsten Stelle, der prallen Knolle, die nun violett glänzte und von den beherzten Stößen deutlich angeschwollen war. Ich umkreiste sie mit meiner Zungenspitze, massierte den kantig abgesetzten Ring und saugte sanft an der ganzen Schönheit. Zwischendurch warf ich einen verstohlenen Blick in die Runde – alles war ruhig, Santiago schlief. Amistad hatte befohlen, ich solle mir Zeit lassen, aber mir wurde bereits heiß zwischen den Beinen und ich fühlte meine eigene Erregung wachsen.
Mutig wagte ich mich nun an die kleine trichterförmige Öffnung heran, von der ich wusste, dass Santiago dort besonders empfindlich war und er antwortete mir auch prompt mit einer heftigen Kontraktion. Ich wechselte sofort wieder zu ein paar tiefen Stößen, aber plötzlich richtete er seinen Kopf auf und sah mich an. Er wollte gerade sein Wort erheben, als Amistad ihn zärtlich niederdrückte und mögliche Einwände mit einem Kuss erstickte. Santiago wollte nach meinen Haaren fassen, aber Amistad fing seine Hand ab. Er schien ihn zärtlich überwältigen zu wollen. Und es gelang ihm. Santiago gab nach, wehrte sich nicht mehr und ließ mich gewähren.
Von Neuem vertiefte ich mich in ein Wechselspiel aus intensiven Stößen und gezielter Zungentechnik. Ich war ganz versessen darauf, ihm höchstes Vergnügen zu bereiten ... Und mit Erfolg ... Santiago atmete schwer, sein Schwanz war hart erregt und zuckte kraftvoll in meinem Mund. Ich war dankbar für alle Zeichen, die mir verrieten, wie gut er sich fühlte. Immer kürzer wurden seine Atemzüge und die Bewegung seines Beckens deutete bereits Verlangen nach mehr an. Dann kam der Moment, wo er einladend sein Bein aufstellte ... und plötzlich wandte sich auch Cheyenne Santiago zu. Mit dieser Annäherung war er zum ersten Mal ins Fadenkreuz meiner Eifersucht gerückt, im Affekt warf ich ihm einen giftigen Blick zu, aber mein verbaler Protest ließ noch auf sich warten. Eilig benetzte ich die Finger meiner linken Hand mit meiner eigenen Feuchtigkeit und legte sie sanft an die Rosette meines Geliebten. Mit vollem Mund, aber wachsamen Augen, führte ich einen Finger in seine glühende Höhle ... um kurz darauf festzustellen, dass mich niemand daran gehindert hatte und ich aufatmen konnte.
Ich schloss meine Augen und gab mich der innigen Vertrautheit hin, die dieser Akt erforderte. Kleine Vibrationen, sanfte Stöße mit meinem Finger und gleichzeitig die Enge meines Mundes ließen Santiagos Liebesmuskel unter meinen Bemühungen schwellen und lustvoll zucken. Santiago drehte sich mit mir zur Seite, Amistad schloss ihn bereitwillig in seine kräftigen Arme, während Cheyenne sich nun an seinen Rücken schmiegte. Sie umklammerten ihn mit ihren anmutigen Körpern und hielten ihn gefangen in seiner wachsenden Ekstase. Eine Ekstase, die allein ich ihm bescherte! Ich konnte zwar nichts mehr sehen, aber ich fühlte eine Welle von Stolz und Euphorie, die mich überrollte. Ich war es, die ihn an seinem siebenunddreißigsten Geburtstag zum Orgasmus bringen würde! Doch es war nur ein kurzer Wunschtraum ...
Santiagos Stöhnen wurde lauter, sein Glied spannte sich unter meinen Lippen und ich spürte, er war kurz davor zu kommen ... als plötzlich eine große Hand an meinen Hinterkopf fasste – es war Cheyenne, er drückte mir Santiagos gewaltige Erektion noch tiefer in den Hals, sodass ich nicht mal mehr im Traum einen Ton herausgebracht hätte. Dann entfernte er dreist meinen Finger aus Santiagos geheimem Paradies ... und drang offenbar selbst in ihn ein. Ich war entsetzt. Wie konnte er so etwas tun? Amistad hatte es mir versprochen! Woher wollte er wissen, dass es Santiago recht war, vor meinen Augen von einem Mann genommen zu werden? Seine Erektion war jedenfalls auf der Stelle leicht abgeflaut. Dafür glich sein Stöhnen nun einem schwerfälligen Brummen.
Cheyenne hielt meinen Kopf noch immer fest in seiner Hand und die Stöße, die er Santiago versetzte, landeten indirekt in meiner Kehle. Seine Bewegungen waren voller Energie, kräftig und schnell. Tränen schossen aus meinen Augen und mein Herz raste. Irgendwann schlugen die Männer ihre Beine über mich und hielten mich in dem hitzigen Gefecht zwischen ihren Körpern gefangen. Cheyenne steckte in Santiago, Santiago in meinem Mund und Amistads harter Prügel sauste an meinem Ohr vorbei. Zu guter Letzt zog Amistad auch noch meine Arme nach oben und suchte in der so entstandenen Höhle zwischen meiner Schulter und meinem Hals mit seinem Glied nach Befriedigung. Für Santiago hielt ich meinen Mund weit geöffnet und ergab mich den tiefen Stößen, denen ich ohnehin nicht entrinnen konnte. Obwohl ich kaum noch Luft hatte, konzentrierte ich mich darauf, wehrlos zu bleiben, keine Reaktion der Abwehr zu zeigen, auch wenn mein Körper sich innerlich aufbäumte und rebellierte, so rüde benutzt zu werden. Ich wusste, es würde nicht mehr lange dauern, das Pumpen wurde immer schneller, der harte Schwanz in meinem Mund immer größer und widerspenstiger. Er drängte sich tief in meine Kehle. Ich konnte nur noch fühlen und mich meinen Reflexen ergeben ...
Plötzlich kam mir Santiago mit ungeahnter Kraft entgegen, er zitterte am ganzen Leib, stöhnte laut ... und ergoss sich in meinen Mund. Amistad hielt mich noch für einen Moment fest, während ich schluckte – dann ließ er meine Hände los und gab meinen Körper frei.
Alle drehten sich auf den Rücken. Ich flüchtete nach unten und rutschte entkräftet über die Bettkante auf den Boden. Vorsichtig bewegte ich meine Kiefer, massierte meine Wangen, die in einem einzigen Krampf schmerzten und ich überlegte, wie viel Jana wohl von all dem mitbekommen hatte. Sie saß noch immer neben Cheyenne auf dem Bett.
Kaum eine Minute später erschien Damian, um uns abzuholen. »Ist noch alles dran an mir?«, fragte ich ihn mit leicht anklagendem Ton vor dem Zimmer.
Er schenkte mir ein zynisches Lächeln, legte einen Finger auf meinen Mund und überging meine Frage. Ich fand sein Verhalten seltsam. Obwohl Santiago mittlerweile wach war, flüsterte Damian noch immer ... »Im Bad sind Dessous und festliche Kleider für euch hergerichtet. Ihr habt eine knappe Stunde Zeit. Alice und Natalie sind fast fertig, vielleicht können Sie euch helfen. Auf jeden Fall bleibt ihr im Badezimmer, bis ich euch abhole. Verstanden?«
Jana hatte nicht viel zu tun im Bad, sie sah noch fast so perfekt aus, wie vor einer Stunde. Ich hingegen fühlte mich optisch komplett zerstört und schaffte es kaum, zeitgerecht fertig zu werden. Als Damian zurückkam, war ich zwar gestylt und geschminkt, aber noch nackt. Ungeduldig wartete er, bis ich in die hübschen Dessous und das kurze Kleid geschlüpft war. Nebenbei erhielten wir neue Instruktionen ...
»Natalie und Jana, ihr werdet einstweilen in Janas Zimmer bleiben, bis wir wissen, ob er euch heute dabei haben möchte. Zahira und Alice, ihr stellt euch am oberen Ende der Treppe auf und wartet. Aber das Wichtigste, von euch allen möchte ich jetzt keinen einzigen Ton hören, egal, was ihr da unten im Wohnzimmer seht!«
Damian öffnete die Tür für uns und ich hielt mir sofort die Hand vor den Mund, um einen Laut zu ersticken. Dasselbe taten Alice und Natalie. Jana blieb zwar von diesem Anblick verschont, sie erschrak jedoch durch unsere Reaktionen, die sich für sie in stockenden Atemzügen äußerten. Es war kein Bild des Schreckens, das sich unseren Augen offenbarte, viel eher ein überwältigendes, beeindruckendes, auf jeden Fall ein höchst ungewöhnliches Bild. Aber extrem schön anzusehen.
Alice und ich stellten uns, wie besprochen, einander gegenüber auf, während Jana und Natalie sich zurückziehen mussten. Ich konnte mir nicht erklären, warum er die beiden nicht dabei haben wollte. War Santiago vielleicht auf Natalie noch böse, weil sie ihn angefasst hatte? Bei Jana konnte es nur etwas mit ihrem Augenlicht zu tun haben, denn grundsätzlich liebte er ihre Gesellschaft. Aber noch bevor ich lange darüber nachgedacht hatte, öffnete sich Santiagos Schlafzimmertür und er zeigte sich in Begleitung seiner beiden Geliebten.
Sie hatten sich offensichtlich in den Privatbadezimmern gestylt. Santiago trug einen lässig geschnittenen schwarzen Anzug, dem ein feiner Glanz anhaftete und der bei genauerer Betrachtung eine gewisse Lederoptik in sich barg. Das schwarze Seidenhemd darunter hatte er verführerisch weit aufgeknöpft, es gewährte einen Blick auf seine dekorativ gebräunte Brust. An seinem Handgelenk funkelte eine kostbare Uhr von der Sorte, die er nur ganz selten trug, genau wie die handgemachten Schuhe, sie waren auf Hochglanz poliert und schwarz wie sein Haar. Amistad und Cheyenne präsentierten sich in reinweißen Anzügen, die den Goldton ihrer Haare und die ebenfalls leicht gebräunte Haut anmutig in Szene setzten. Doch sie boten damit auch einen deutlichen Kontrast zu Santiago, der sich nun abheben sollte, wie ein Scheich aus seinem Harem, denn auch Damian war heute in Weiß gekleidet, genau wie wir ... und all die anderen ...
Santiagos Blick fiel als Erstes auf Alice und mich. Noch nie hatten wir ihn an der obersten Treppenstufe erwartet, um ihn auf dem Weg zum Frühstück zu begleiten. Bestimmt machte ihn unsere Anwesenheit misstrauisch, aber an seinem Geburtstag wollte er es offenbar dulden, dass nicht alles wie gewohnt nach seinen strengen Regeln ablief. Als er näher kam und sich ihm allmählich die Aussicht auf sein eigenes Wohnzimmer eröffnete, wurden seine Schritte langsamer. Dennoch ging er bis zur Kante und genehmigte sich einen umfassenden Überblick. Schwer seufzend fuhr er sich danach mit beiden Händen durch die Haare ...
Ich bewunderte seine Ruhe. Wäre ich er gewesen, ich hätte vermutlich mehrmals den Flur auf und ab laufen und jedes Mal aufs Neue einen Blick ins Wohnzimmer werfen müssen, nur um zu begreifen, dass ich nicht träumte. Aber Santiago war ja einiges gewohnt und so reagierte er auch anders.
»Du übertreibst es!«, sagte er vertraulich zu Amistad.
»Ich weiß«, antwortete der gelassen.
»Wie viele sind das?«
»Einhundert.«
Santiago nickte, drehte sich gemächlich um und wich ein paar Schritte zurück. Gegen eine Wand gelehnt seufzte er und blickte – nun doch ein wenig überwältigt – Hilfe suchend zur Decke.
Ich versuchte, mir vorzustellen, was in ihm vorging ...
Das gesamte Wohnzimmer war gepflastert mit Mädchen, die auf ihren Knien warteten, nur um heute eventuell von ihm auserwählt zu werden. Jeder Quadratmeter, der nicht von einem Designermöbelstück verstellt war, wurde von einer kleinen Schönheit in einem weißen, mit Perlen bestickten Bikini besetzt. Sie saßen geduldig und vermutlich nicht so bequem auf ihren mit edlen Riemchen geschnürten Fersen, denn diese speziellen High Heels gehörten zur Etikette und wurden für diesen Anlass extra zur Verfügung gestellt. Von hier oben blickte man auf ein Meer von langen Haaren in allen Farben und Strukturen, genauso beeindruckend, wie ihre grazilen Körper und ihre Gesichter, jung und strahlend, fast übermütig, und bereit für ein Abenteuer. Alles war perfekt organisiert ... nur Santiagos Laune drohte nun zu kippen.
Amistad folgte ihm mit einem versöhnlichen Lächeln auf den Lippen. »Seit wann diese Scheu?«, fragte er.
Santiago sah ihn geringschätzig an. »Wofür sind die bezahlt?«
»Für vierundzwanzig Stunden.«
»Vierundzwanzig Stunden was?«
»Das kannst du selbst herausfinden!«
»Ich denke nicht daran!«
»Es sind erstklassige Mädchen dabei«, versicherte ihm Amistad. »Du brauchst nicht mehr zu tun, als ein paar davon für die Feier heute Abend auszuwählen. Betrachte es als Casting.«
Santiago dachte nach. »Haben alle ein Attest?«
»Natürlich. Sie sind gesund.«
»Unberührt?«
»Einige.«
»Und woran erkenne ich die?«
»Sie können sprechen.«
Santiago verdrehte die Augen.
»Von welcher Agentur kommen sie?«
»Verschiedene. Teilweise auch Beziehungen. Es ist bekannt, dass du unverheiratet bist. Einige werden vielleicht versuchen, dich zu erobern ...«
»Du meinst, sie wollen ein Brandmal und in den Keller?«
Amistad grinste. »Das würde ich nicht beschwören ...«
Er zischte verächtlich. »Vielleicht sollte ich gleich danach fragen?«
»Wie du meinst«, reagierte Amistad gelassen, »du kannst sie auch alle nach Hause schicken! Die Boote warten unten. Die Statisten sind bezahlt!«
Santiago stieß ihn zur Seite. »Ich möchte jetzt frühstücken. Sie sollen warten!« Dann sah er mich an und fragte Damian: »Wo ist Jana?«
»In ihrem Zimmer ... Willst du auch Natalie?«
»Nein. Nur Jana.«
Er begrüßte sie mit einem sanften Kuss, dann kam er zu mir und küsste mich ebenfalls zärtlich. Ich seufzte glücklich und sah es als Anerkennung für meinen Einsatz in der Früh.
»Sie sollen Platz machen!«, forderte Santiago, noch bevor er einen Fuß auf die Treppe gesetzt hatte.
Damian ging nach unten und wies ein paar Mädchen zur Seite. Andere wichen in die hinteren Reihen.
Das Unbehagen stand Santiago ins Gesicht geschrieben, als er mit uns durch die Menge schritt, ohne einzelnen Gesichtern Beachtung zu schenken, denn sein vorrangiges Ziel war der Frühstückstisch, wo sich Marcus und Edward gerade ehrerbietig erhoben.
Eine schöne Bescherung. Bis jetzt hatte er nicht mal ansatzweise Freude an seiner Überraschung. Wir nahmen unsere gewohnten Plätze ein und ich musste den fremden Mädchen somit den Rücken zuwenden. Santiago frühstückte gemütlich und unbeirrt davon, dass einhundert Augenpaare auf ihn gerichtet waren, die alle seine Gesten und affektierten Bewegungen beobachteten, um herauszufinden, ob er dem entsprach, was man ihnen angekündigt hatte ... ob er ihnen als Mann zusagte, wie viel sie bereit wären, für ihn zu tun oder wie weit sie heute Abend für ihn gehen wollten.