Читать книгу Time of Lust | Band 1 | Gefährliche Liebe | Roman - Megan Parker - Страница 5
ОглавлениеIvory - Insel deiner Träume
Nach einer knappen Stunde Bootsfahrt erschien am Horizont ein flacher Palmenhügel. Santiagos Insel. Sie war gar nicht so klein, wie man sich eine Privat-Insel vorstellte. Während wir uns näherten, nahm sie beachtliche Ausmaße an. Sie verfügte über eine traumhafte, gebogene Bucht mit weißem Sandstrand und regelmäßig angeordneten Palmen. Dahinter ragte ein sanfter Hügel mit gemischter Vegetation empor. Santiago drosselte die Geschwindigkeit und streckte seine Hand nach mir aus. Ich stand auf und er nahm mir Edwards Sakko ab. Sein starker Arm schlang sich um meine Taille und berührte dabei die nackte Haut in meinem tiefen vorderen Ausschnitt. Stolz zeigte er mir seine Insel.
»Das ist Ivory ...«, mit der Zigarette in der anderen Hand machte er eine weitläufige Bewegung, »... die Insel deiner schlimmsten Träume!« Grinsend und erwartungsvoll sah er in mein Gesicht, um sich kurz darauf selbst zu korrigieren: »... schönsten Träume ... wollte ich natürlich sagen!«
Verlegen lächelte ich ihn an.
Er küsste mich auf die Wange und flüsterte: »Träume mit dir können nur schön sein, Miss FHM!«
Ich fühlte mich zutiefst geschmeichelt und fragte mich, ob er wohl auch – oder zumindest nur ansatzweise – so sehr in mich verliebt war, wie ich in ihn. Er drückte mich an sich und ich schmiegte glücklich die Stirn an seinen Hals ...
Wir steuerten auf den einzigen Steg zu, der unweit der Sandbucht ins Meer ragte. Von dort aus führte ein steiniger, breiter Weg hinauf zu einer riesigen, modernen Villa. Sie war weiß, mit großen hohen Glasfronten, grundsätzlich rechteckig, aber in zwei Stufen versetzt in den Hang hineingebaut. Erdgeschoss und erster Stock bildeten die untere Stufe, darüber thronte ein gläsernes Penthouse.
Als wir den Steg betraten, nahm mich Santiago zur Seite. »Zeig mir deine Handgelenke!«, forderte er.
Etwas verwundert drehte ich meine Handflächen nach oben und sah ihn fragend an.
Mit einer Fingerspitze strich er meine Unterarme zärtlich auf und ab. »Willst du immer noch mir gehören?«, fragte er mit samtiger Stimme und einem Augenaufschlag, dem ich nie im Leben hätte widerstehen können.
Ich nickte.
Santiago zog mein Kinn zu sich heran und versetzte mir mit einem sanften Kuss auf meine Lippen einen Stich in mein Herz, der mir den Atem raubte. Ein plötzlich auftretendes Schwindelgefühl kündigte schon wieder eine kurz bevorstehende Ohnmacht an. Nur am Rande konnte ich beobachten, wie er hinter sich griff und einen dünnen schwarzen Schal von Marcus’ Hals zog. Er legte zwei Achterschleifen um meine Handgelenke und umfasste den entstandenen Knoten in der Mitte fest mit seiner rechten Hand.
»Wie fühlt sich das für dich an?«, fragte er neugierig.
Ich blickte betroffen auf meine Hände und kämpfte noch immer gegen mein Schwindelgefühl, das mir auch die Sprache verschlagen hatte. Santiago wartete kurz, dann legte er seine freie Hand auf meine Wange und hauchte in mein gegenüberliegendes Ohr: »Ich weiß, dass es sich gut für dich anfühlt ... Das wird dir helfen, es zu spüren ...«
Mein Herzklopfen nahm gar kein Ende und mein Atem drohte jedes Mal zu kollabieren, wenn er mir so nahe kam. Endlich gingen wir los. Die Männer hatten das Boot befestigt, einer trug meine Tasche und Santiago zog sanft an meinen Handgelenken. Ich musste mich bei jedem einzelnen Schritt konzentrieren, um nicht zu stolpern. Die Bretter auf dem Bootssteg hatte ich glücklich überstanden und gerade als ich aufatmen wollte, fiel mein Blick auf den steinigen Weg, der zum Haus hinaufführte. Santiago ging etwas zu schnell für mich und die unförmigen Steine gaben mir kaum Halt unter den Füßen. Meine Hände hatte ich seitlich zu ihm gestreckt, damit er bequem gehen konnte. Alle Männer rund um mich hielten locker Schritt, aber meine Stöckel sanken immer wieder ein und der grobe Kies raubte mir das Gleichgewicht.
»Warte ...«, machte ich mich bemerkbar. »Du gehst zu schnell!«
Santiago hielt kurz an, küsste mich auf die Schläfe und raunte: »Nicht sprechen!« Dann ging er einfach weiter.
Leichte Verzweiflung schlich sich in meine Gefühlswelt und ließ Tränen in mir aufsteigen. Nur noch verschwommen konnte ich die schöne Umgebung wahrnehmen und beim nächsten großen Stein stolperte ich und fiel neben ihm auf die Knie. Ein Schmerzenslaut kam über meine Lippen, als ich den Boden berührte. Santiago hielt meine Hände fest in der Schlinge und sah mich mitleidig und gleichzeitig so vorwurfsvoll an, als hätte ich einen dummen Fehler gemacht. Alle waren stehen geblieben, aber keiner half mir hoch. Mühsam versuchte ich, wieder Halt zu finden und meine innere Verzweiflung wuchs. Als ich mich endlich aufgerichtet hatte, liefen bereits mehrere Tränen über meine Wangen und obwohl er dies bemerkt hatte, reagierte er nicht darauf.
Oben angekommen, kurz vor dem Eingang, befreite Santiago meine Hände. Er nahm mich in seine Arme und drückte liebevoll meinen Kopf an seine Brust, als wollte er mich trösten ... genau wie David es in meiner Wohnung mit mir gemacht hatte, nur dass es mit Santiago noch viel schöner war. Von ihm geliebt zu werden, war mein Himmelreich. Anschließend verzauberte er mich mit seinem strahlenden Lächeln und hatte dadurch weder Vorwürfe noch Fragen von meiner Seite zu befürchten.
Wir standen jetzt direkt vor dem Eingang. Eine Schiebetür öffnete sich inmitten der gigantischen Glasfront und wir betraten den loftähnlichen Wohnbereich. Angenehm klimatisierte Luft legte sich um meinen erhitzten Körper. Mein erster Blick fiel auf eine überbreite prunkvolle Treppe, an deren oberen Ende man den Flur der ersten Etage weit einsehen konnte. Zu meiner Rechten beherrschte eine meterlange Tafel aus edlem Tropenholz den Raum, umringt von achtzehn wuchtigen Stühlen, von denen jedoch nur ein einziger über Armlehnen verfügte. Ich sah den Eingang zur Küche und eine imposante Cocktailbar. An der anderen Seite erstreckte sich der gemütliche Lounge-Bereich mit mehreren samtigen Sofas, Ledergarnituren, Felldecken und hellen, kuschelweichen Hochflor-Teppichböden. Palmen und abstrakte Bilder belebten die hohen weißen Wände und hinter der breiten Treppe lag auch im Erdgeschoss ein mittiger Gang, der auf weitere Räumlichkeiten schließen ließ.
Alle versammelten sich rund um Santiago und warteten auf sein Wort. Er war sichtlich erschöpft von der Fahrt und wollte jetzt seine Ruhe haben. Er bat David, mir mein Zimmer zu zeigen und die Tasche nach oben zu tragen, alles Weitere würden wir morgen besprechen. Er küsste mich kurz, aber zärtlich, auf meinen Mund und setzte sich mit Keathan auf eine bequeme Couch. Edward und Marcus, die ich zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich für Leibwächter hielt, verschwanden in der unteren Ebene hinter der Treppe. Ich ging mit David.
Er führte mich über die Treppe hinauf und öffnete die erste Tür auf der rechten Seite. »Hier ist das Badezimmer. Du kannst das mittlere Waschbecken benutzen, Handtücher findest du in den Regalen dort drüben.«
Sprachlos stand ich neben ihm. Es war das mit Abstand größte und edelste Bad, das ich je gesehen hatte. An der linken Seite führte eine geschwungene Treppe hinauf zu einem mehr als großzügigen Whirlpool, der auf seiner Empore bestimmt den halben Raum einnahm. Gegenüber der Tür glänzten drei breit gezogene Waschtische mit goldenen Armaturen, dahinter eine meterlange Spiegelwand. Die halbe rechte Seite füllte ein Schiebetürschrank mit abwechselnd offenen und geschlossenen Elementen aus. An der Wand zum erhöhten Whirlpool gab es Bidets und weiße Leder-Sitzgelegenheiten. Aber mein Staunen sollte noch übertroffen werden, denn das wahrscheinlich eindrucksvollste Prunkstück des Hauses lag direkt hinter mir. Die gesamte rechte Ecke war eine Felswand aus hellgrauem Marmor, an der leise das Wasser herunterlief. Erst auf den zweiten Blick konnte man erkennen, dass dieses gediegene Kunstwerk als Dusche dienen sollte. In den Felsen eingearbeitet gab es mehrere dezente Armaturen und kleine Regen-Auslässe an der Decke.
David lächelte, als er meine Begeisterung erkannte und führte mich weiter zu einem Raum auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs. »Das ist dein Zimmer.« Er schaltete das Licht ein und stellte meine Tasche ab. »Brauchst du noch irgendetwas?«
»Nein danke, ich glaube nicht ... oder ... warte! Ist es egal, wann ich ins Bad gehe? Gibt es nur dieses eine Bad?«
David lächelte, vermutlich wegen meiner Schüchternheit. »Unten gibt es mehrere Bäder ... in etwas kleinerer Ausführung. Hier oben wohnen nur Santiago, Keathan, du und ich. Mit jedem von uns kannst du das Bad gegebenenfalls gleichzeitig benutzen.«
Gleichzeitig? Das wollte ich mir lieber nicht vorstellen, aber ich nickte.
David merkte bestimmt die Überforderung in meinem Gesicht und versuchte, mich mit seiner sanften Stimme zu beruhigen. »Mach dir keine Gedanken, das kommt alles ganz von selbst, du wirst schon sehen. Schlaf jetzt.« Mit einem Lächeln strich er über meine Wange, sagte: »Wir sehen uns morgen«, und ging.
Mein Zimmer war düster. Es gab offenbar nur gedämpftes Licht. Gegenüber der Tür blickte man durch zwei große Fenster in üppige Vegetation, mehr konnte ich aufgrund der Finsternis draußen nicht erkennen. Davor stand ein zierlicher Schreibtisch, ein umso wuchtigeres Doppelbett an der rechten Seite, eine helle Sitzgarnitur an der linken Wand, darüber ein Flachbildfernseher und neben der Eingangstür Schränke und Regale. Ich zog die dunkelrote schwere Tagesdecke vom Bett und ließ mich in ein Meer von cremefarbig glänzenden Kissen fallen. Ich war müde und trotzdem noch so sehr aufgekratzt, dass ich unmöglich hätte schlafen können. Die Aufregung des ganzen Tages war einfach zu viel für mich. Ich hätte mir gewünscht, Santiago irgendwo allein treffen zu können. Hier waren so viele Männer ... Santiago liebte auch Männer, damit musste ich erst zurechtkommen. Ich hatte ja schon vermutet, dass ich nicht die einzige Frau in seinem Leben sein würde ... aber das! Andererseits hatte ich zu diesem Zeitpunkt wenigstens noch die Hoffnung, dass es zumindest keine anderen Frauen hier gab.
***
Ich erwachte durch ein leises Knurren. Mein Magen. Als ich die Augen aufschlug, musste ich mich erst einmal orientieren und stellte erschrocken fest, dass ich gestern anscheinend doch recht schnell eingeschlafen war. An meinem Körper konnte ich noch das hübsche Kleid fühlen und meine Reisetasche stand ungeöffnet neben dem Bett. Ich befreite mich aus der Decke und so hungrig ich auch war, vor einem Frühstück mit möglicherweise fünf gutaussehenden Männern, musste ich unbedingt ins Bad.
Auf dem Gang war es ruhig und ich hoffte auf eine einsame Dusche. Barfuß öffnete ich die Tür zum Badezimmer und ... meine Hoffnung zerplatze. Ich stotterte: »Guten ... Morgen, ähm, entschuldige ... Ich komme später wieder ...«
Keathan sprach durch den Spiegel mit mir: »Guten Morgen. Nein, bleib da, du störst mich nicht. Ich bin auch gleich fertig.«
Ich schämte mich ... mit meinen zerzausten langen Haaren, verwischter Schminke und dem Kleid von gestern. Wie gern hätte ich mich auf der Stelle wieder umgedreht, aber ich atmete tief durch und blieb. Keathan stand an einem der Waschbecken und rasierte sich. Um seine schlanken Hüften hatte er ein schwarzes Handtuch gewickelt und ich konnte seinen nackten muskulösen Rücken sehen. Seine sonnengebräunte Haut glänzte seidig und mehrere Tätowierungen zierten seinen Körper. Ein großes abstraktes Muster an seiner rechten Schulter, mystische Schriften an beiden Unterarm-Innenseiten, eigenartige Zeichen auf der linken Hand.
Ich drehte meine schweren Haare zu einem Knoten und putzte mir eilig die Zähne. Er lächelte, als sein Blick auf mein Kleid fiel. Vielleicht hätte ich mich mit diesem Dekolleté doch nicht nach vorn beugen sollen. Ich klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, ihn nicht zu beachten. Als ich wieder aufsah, verließ er gerade das Badezimmer. Endlich war ich allein.
Ich brauchte unbedingt eine Dusche. Schnell streifte ich das Kleid ab und fand auch tatsächlich den richtigen Knopf an der Felswand. Gleichzeitig verdunkelten sich alle Lichter und leise, langsame Musik ertönte, die mich irgendwie an sphärische Weltraumklänge erinnerte. Ein tropisch-warmer Nieselregen kam von der Decke und meine persönliche Dusche sprühte zusätzlich angenehm in meine Richtung. Mit geschlossenen Augen massierte ich meine Haare mit Shampoo, der Schaum streichelte über meine Schultern und ich vergaß alles um mich herum. Ich ließ mir das Wasser ins Gesicht spritzen, genoss die feinen Strahlen auf meiner Haut und spülte die letzten Schaumkronen von meinem flachen Bauch. Das Wasser lief mir angenehm über die Haare und den Rücken ... Dann öffnete ich die Augen. Und es traf mich wie ein Blitz. Santiago stand vor mir ... in einem schwarzen Bademantel, den er gerade im Begriff war zu öffnen. Mein Herz stolperte und eigentlich wollte ich mich reflexartig umdrehen, um meine Blöße zu verbergen, aber ich war wie erstarrt. Als er den Bademantel zu Boden gleiten ließ und einen Schritt auf mich zu machte, musste ich mich ganz fest auf seine Augen konzentrieren, um nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren. Er war viel größer als sonst, denn zum ersten Mal stand ich ihm barfuß gegenüber. Ich wich einen Schritt zurück, doch da war schon der grobe Stein hinter mir. Er trat durch den feinen Wasserstrahl und seine kräftigen Arme stützten sich links und rechts von mir an die Felsen. Sein schönes Gesicht kam mir tropfend nass immer näher. Ohne zu zögern, legten sich seine Lippen auf meine und er küsste mich ... Anfangs ganz zärtlich, als wollte er nur von mir naschen. Vor Aufregung hatte ich wieder einmal vergessen zu atmen ... die Feuchtigkeit, der Wasserdampf, alles begann sich zu drehen. Sanft griff er nach meiner Taille und zog mich an sich heran. Zu meiner Überraschung war er nicht nackt, ganz deutlich fühlte ich einen noch halb trockenen Stoff an seinen Lenden. Seine Küsse wurden fordernder ... und ich spürte die Anspannung von mir weichen. Ich kam ihm bereitwillig entgegen und gierte förmlich danach, von seiner Zunge besessen zu werden. Sie bewegte sich aufdringlich und selbstbewusst in meinem Mund. Sie versetzte meinen ganzen Körper in einen süßen Rauschzustand und ließ mich hilflos in seiner Leidenschaft ertrinken.
Feiner Regen plätscherte über unsere Körper und ich musste mich kurz von seinen Lippen lösen, um Luft zu holen. Er nutzte die Gelegenheit, um seinen Blick von meinem Gesicht nach unten über meine Brüste gleiten zu lassen. Gefühlvoll streichelte er über meine zierlichen Rundungen, die noch etwas ängstlich vor ihm zurückzuckten. Mein Brustkorb hob und senkte sich heftig vor Aufregung und trotzdem genoss ich seine sanften Berührungen ... bis er unerwartet plötzlich streng in meine Haare fasste und meinen Kopf nach hinten riss. Kurz war ich erschrocken, aber bereits im nächsten Moment konnte ich mich sogar dafür begeistern. Heiße gierige Küsse breiteten sich über meinen ganzen Hals aus, mein Atem wurde unweigerlich schneller und ich musste mich richtig beherrschen, um nicht laut zu stöhnen.
Mittlerweile hatte ich das Gefühl, er wollte mich verschlingen. Ich spürte seine Zähne an meinem Hals und in meinem Gesicht. Auf einmal drückte er mich mit seinem ganzen Körper gegen die kantige Felswand und der Schmerz in meinem Rücken ließ mich aufschreien. Jetzt stöhnte auch er ... fast so, als hätte es ihn selbst getroffen. Unbeirrt von meinem Schrei küsste er mich weiter auf den Mund und hörte nicht auf, mich so fest zu drücken. Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, aber dadurch verstärkte sich nur der Zug in meinem Nacken. Ich ertrug grobe Bisse an Wange und Hals. Immer wieder entkam mir ein seufzendes »Nein«, aber er beachtete es nicht und genoss jedes gequälte Stöhnen, das meine Lippen verließ und für jedes »Nein« wurde ich mit einem brutalen Stoß gegen die Wand bestraft, der mir einen weiteren Schmerzenslaut entlockte ... bis ich nicht mehr widersprach.
Ich bekam Angst ... wusste nicht, warum er das tat. Er hatte meine rechte Hand fixiert und als er merkte, dass ich mit der anderen ihn wegzustoßen versuchte, hielt er plötzlich inne ... Er drückte mich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Felsen und flüsterte in mein Ohr: »Hast du Schmerzen?«
Ich keuchte: »Jaaa ...«
Er atmete schwer. »Liebst du mich noch? ... Oder willst du mich schon verlassen, bevor wir angefangen haben?«
Ob ich ihn liebte? Wie sollte ich in diesem Moment Liebe empfinden? Ich kämpfte gegen die Schmerzen in meinem Rücken, die sich bei jedem tiefen Atemzug verstärkten. Und ich konnte jetzt nicht denken. Mein Herz klopfte so stark, als würde es seine letzten Schläge tun.
Er riss mich an den Haaren und blickte erbost in mein Gesicht, seine Kiefer fest zusammengebissen. Er wartete auf eine Antwort.
Wirres Durcheinander vereinnahmte meinen Kopf und zwischendurch ... immer, wenn er in meine Augen sah ... war ich wie gefesselt. Seine zornige Miene war noch viel schöner, als alle, die ich bisher von ihm gesehen hatte. Wasser tropfte über seine langen Wimpern und in dem Moment vergaß ich meine Schmerzen. Ich konnte gar nicht anders antworten, als: »Ich liebe dich!«
Er nickte ... und wich endlich zwei Schritte von mir zurück.
Ich löste mich erleichtert von der Felswand und griff mit beiden Händen an meinen gepeinigten Rücken.
Santiago presste die Lippen zusammen und schien irgendetwas zu überlegen. Im nächsten Moment traf mich ein harter Schlag im Gesicht und ich fiel zu Boden ...
»Das nächste Mal denkst du nicht so lange nach!«, tadelte er mich.
Ich rollte mich zusammen und hielt erschrocken meine Wange fest. Er hatte mich geschlagen! Kurz darauf hörte ich, wie er den Raum verließ und spürte Enttäuschung und Entsetzen in mir aufsteigen.