Читать книгу Time of Lust | Band 1 | Gefährliche Liebe | Roman - Megan Parker - Страница 6
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»Danke, David ... es geht schon.«
Zurück in meinem Zimmer verarztete David meine Hand. Ich hatte sie mir bei dem Sturz im Badezimmer aufgeschürft und einige Kratzer bluteten ziemlich stark.
»Ich liebe ihn«, erklärte ich David leise seufzend.
»Ja, ich weiß ...« Er nickte verständnisvoll und wickelte einen Verband um meine Hand.
Meine Wange war gar nicht so schlimm, sie wurde nur mit einer Creme behandelt, die Blutergüsse verhindern sollte. Die Schmerzen in meiner Seele waren viel größer ... Ich verzehrte mich nach seiner Liebe und fühlte mich von ihm verstoßen. Am liebsten hätte ich laut schluchzend geheult, aber ich konnte nicht ... vor David. Meine Selbstbeherrschung kostete mich alle Kraft, sie quälte mich und David sah mehrmals besorgt in mein Gesicht. Ich war mir sicher, er wusste, was in mir vorging ... aber er konnte mir auch nicht helfen.
David war mir in den wenigen Tagen, die ich ihn zu diesem Zeitpunkt kannte, sehr ans Herz gewachsen. Er war vorsichtig und vernünftig, man konnte ihm vertrauen und ich fühlte mich bei ihm sicher ... vielleicht auch durch seinen Beruf. Wie ich später noch öfter feststellen musste, war Santiago hingegen unberechenbar und launisch. Manchmal entstand direkt der Eindruck, dass es keine glückliche Fügung war, dass David als sein Geliebter und engster Vertrauter über ein Medizinstudium verfügte, sondern eine Notwenigkeit oder sogar Berechnung.
Als er seinen Job getan hatte, ging er mit mir hinunter zum Frühstück. Die Tafel war bereits reich gedeckt. Es gab Champagner, Lachs, tropische Früchte, frisches Gebäck und vieles mehr. Keathan, Edward, Marcus und zwei blonde junge Männer, die ich bis dahin noch nicht kannte, unterhielten sich angeregt bei Tee und Kaffee. Für Santiago wurde das Kopfende des Tisches freigehalten, zu seiner Rechten war mein Platz und mir gegenüber saß David.
»Santiago wird gleich da sein, aber du kannst inzwischen ruhig mit dem Essen beginnen«, gab er mir zu verstehen.
Und tatsächlich, kaum hatte er ausgesprochen, kam Santiago in männlicher Begleitung die Treppe herunter.
»Das ist Damian, Santiagos erster Leibwächter«, flüsterte mir David zu. Mir fielen sofort seine extrem langen, schwarzen Haare ins Auge, er trug sie glatt und offen ... fast so wie ich.
Plötzlich hörten alle auf zu sprechen und erhoben sich. Wie vermutet, beanspruchte Santiago das Kopfende für sich, mit dem Rücken zur Treppe, und Damian nahm den freien Platz neben mir. Alle setzten sich wieder. Santiago warf mir kurz einen unterkühlten, strengen Blick zu und begann dann einfach zu frühstücken. Er redete über alles Mögliche ... mit allen anderen ... aber für mich hatte er weder ein freundliches Lächeln, noch ein paar versöhnliche Worte, ganz zu schweigen von einer Entschuldigung. Er strafte mich mit Missachtung und ich kämpfte mit meinen Gefühlen für ihn.
»Ich möchte heute mit der Sea Star rausfahren. David, Keathan, Marcus, Edward und Zahira. Wir treffen uns in einer halben Stunde. Damian, ihr könntet den Tag hier inzwischen für ein Outdoor-Programm nutzen«, verkündete Santiago gegen Ende des Frühstücks.
***
Auf der Rückseite der Insel lagen mehrere große Yachten vor Anker. Das Speedboot brachte uns wie angekündigt zur Sea Star, eine Luxusyacht vom Feinsten. Marcus steuerte sie vom obersten Deck aus. Santiago hatte für diesen Ausflug sämtliches Personal verweigert, also waren Marcus und Edward auch dazu eingeteilt worden, später für die Verpflegung zu sorgen.
David mochte die Sonne nicht so gern. Er blieb im klimatisierten Wohnbereich und las ein Buch, während wir es uns im Freien gemütlich machten. Santiago und Keathan waren ganz in weiß gekleidet. Die beiden sahen umwerfend aus. Auch mir war aufgetragen worden, ein weißes Kleid anzuziehen, kurz und sexy, wie ich es liebte. In bequemen Sonnenstühlen saßen wir zu dritt am Pool, Edward brachte uns Cocktails und Santiago war wie auf Knopfdruck wieder nett zu mir. Mit seinem hinreißenden Lächeln sah er mich an. »Gefällt dir meine Yacht?«
Was für eine Frage! Wem nicht? »Ja ... ist wirklich beeindruckend«, antwortete ich.
»Ich werde dich später ein wenig herumführen. Unten gibt es noch einen zweiten großen Wohnraum, drei Schlafzimmer und zwei Badezimmer!«
»Bleiben wir über Nacht hier?«
»Nein, wir fahren raus zu einem Korallenriff, um zu Schnorcheln ... und wenn wir dann hungrig sind, verwöhnt uns Edward mit ein paar Spezialitäten vom Grill.«
Das hörte sich gut an. Und es war noch viel schöner als erwartet. Zu dritt schnorchelten wir durch unglaubliche Korallengärten. Exotische bunte Fische kamen vertrauensselig ganz dicht an uns heran. Das Meer war wohlig warm. Santiago hielt mich unter Wasser ständig an der Hand und zeigte mir eine ganze Reihe maritimer Naturschönheiten, die ich ohne ihn vermutlich nie entdeckt hätte. Geradezu euphorisch und voller Glücksgefühle kamen wir nach zwei Stunden wieder an Bord.
Edward hatte inzwischen seine Kochkünste unter Beweis gestellt. Es gab gegrillten Lobster, Jacobsmuscheln, Salat, Burritos und Enchiladas. Santiago und David zogen sich in den überdachten Speiseraum zurück und begannen zu essen. Ich spülte noch schnell im Pool das Salzwasser aus meinen Haaren ... als Keathan an Deck erschien. Er brachte mir einen neuen trockenen Bikini und stieg ebenfalls ins Wasser. Ich war fast erschrocken von seiner plötzlichen Nähe und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte ... Ich wollte ganz bestimmt keinen Ärger mit Santiago. Ich bewegte mich Richtung Stufen und war gerade im Begriff, aus dem Wasser zu steigen, als er mich an der Hand fasste.
»Warte, warum gehst du jetzt?«
»Ich ... ich weiß nicht ...«
»Dann bleib!« Er ließ meine Hand wieder los und setzte sich zu einer Whirlpooldüse. Mit einer Kopfbewegung deutete er mir, ich solle mich neben ihn setzen.
»Keathan ... ich möchte Santiago nicht eifersüchtig machen«, entgegnete ich.
»Mach dir keine Gedanken. Ich bin zu dir in den Pool gestiegen, wenn er ein Problem damit hat, muss er das mit mir klären.«
»Bist du dir sicher?«
Er lachte. »Ja, glaub mir, ich bin schon lange genug mit ihm zusammen.«
»Keathan, ich will ihn nicht provozieren, ich geh lieber raus.«
Mein linker Fuß war schon auf der ersten Stufe, als Keathans Stimme plötzlich lauter wurde. »Hey, du bleibst hier, wenn ich dir das sage!«
Ich erschrak und blieb stehen. Er sah mich mit todernster Miene an.
»Du machst mir Angst!«, gestand ich ihm verschreckt.
»Zahira, du musst lernen, mir zu gehorchen!«
Ihm gehorchen? Wieso ihm? Ich war mit Santiago zusammen! »Aber ...«
»Ich warte!«, unterbrach er mich.
Ich überlegte kurz und dann wandte ich mich von ihm ab ... Klatschnass lief ich zu Santiago, der noch immer mit David beim Essen saß. Und er war nicht minder überrascht.
»Zahira, was ist los? Geh raus hier, du tropfst alles voll!«
Jetzt war ich schon ziemlich aufgebracht und verzweifelt. »Nein, ich kann nicht! Keathan möchte mit mir in den Pool und ich weiß nicht, ob dir das recht ist!«
Santiago verdrehte die Augen und seufzte. Dann stand er auf, packte mich am Oberarm und führte mich wortlos ins Freie. Keathan war inzwischen aus dem Wasser gestiegen und trocknete sich gerade ab.
Mit ruhiger, gefasster Stimme fragte Santiago ihn: » Wo ist dein Problem?«
Keathan lachte blasiert. »Tja, sie kennt die Regeln nicht.«
»Was hast du anderes erwartet? ... Dann erklär sie ihr!«
»Ich? ... Dafür bist du doch zuständig!«
»Sind wir heute schlecht gelaunt, oder was? Wenn ich sage, du erklärst ihr die Regeln, dann erklärst du ihr die Regeln!«, herrschte ihn Santiago an. »Und jetzt lasst mich in Ruhe essen!«
Aber Keathan ging ebenfalls nach drinnen ... und ich blieb allein an Deck zurück. Etwas verwirrt trocknete ich mich ab und schlüpfte in den neuen Bikini.
Kurz darauf kam David zum ersten Mal ins Freie ... nur mit einer Shorts bekleidet. Ich konnte ihn gar nicht ansehen. Sein Körper war von derart edler Blässe und Schönheit ... wie eine Elfenbeinstatue.
»Tut mir leid, dass ich Ärger gemacht habe«, entschuldigte ich mich bei ihm.
Er legte zärtlich seine Hand an meinen Nacken und ließ damit wie auf Knopfdruck mein Herz schneller schlagen. David wirkte irgendwie viel nackter, als alle anderen ... und ich fühlte mich leicht überfahren von seiner Berührung. Gleichzeitig hatte ich Mühe, mich nicht in seinen schönen Augen zu verlieren.
»Hast du Hunger?«, fragte er.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis seine Worte zu mir durchgedrungen waren. »Ja, sehr.«
»Komm, wir setzen uns hier an den Tisch. Edward soll uns das Essen rausbringen.«
Ich saß ihm gegenüber und traute mich keine einzige Frage zu stellen. Sein Blick ruhte kurz auf mir, dann schweifte er hinaus aufs offene Meer. Er kniff seine Augen zusammen, so, als würde er angestrengt nachdenken. Je länger ich ihn ansah, umso mehr fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Seine blonden glatten Haare fielen ihm ins Gesicht und er wirkte etwas unrasiert. Ich stellte mir vor, wie es wäre, ihn zu küssen ... seine Haut zu berühren. Er war so viel älter als ich ... trotzdem fand ich den Gedanken reizvoll. Aber mein schöner Tagtraum wurde von seinen Worten unterbrochen.
»Weißt du, Zahira, wenn du hier bei uns bleiben möchtest, dann musst du ein paar Dinge verstehen, und das Wichtigste davon ist die Hierarchie. Keathan und ich sind Santiago gleichwertig unterstellt und wenn wir von dir was auch immer verlangen, dann hast du das zu befolgen und es nicht zu hinterfragen. Gleich nach uns kommen Santiagos Leibwächter, Damian, Edward und Marcus. Wobei du wahrscheinlich am meisten mit Damian zu tun haben wirst, er saß heute Morgen beim Frühstück neben dir. Und dann erst bist du an der Reihe.« Jetzt sah er mir sehr ernst und tief in die Augen. »Wie du siehst, liegen im Ranking, einschließlich Santiago, sechs Männer vor dir, denen du gehorchen wirst. Und du brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen, ob Santiago mit einer Anweisung einverstanden ist oder nicht. Das muss jeder, der in der Hierarchie über dir liegt, selbst verantworten.«
Mir verging der Appetit. Santiago hatte mich als Spielzeug für sechs Männer importiert? Wohl bemerkt, sechs sehr attraktive Männer ... Aber so hatte ich mir ein Leben mit ihm nicht vorgestellt. Mit David konnte ich mich gedanklich noch recht gut anfreunden, aber die ganzen anderen? Mir schauderte.
»David, ich ...«
»Warte, lass mich ausreden ... Für alle gibt es gewisse Regeln, und das sind ganz strenge bei den Leibwächtern. Die drei sind ohnehin fast rund um die Uhr mit Aufgaben beschäftigt, die Santiago ihnen zugeteilt hat. Aber, was dich betrifft, keiner von ihnen darf dir irgendetwas befehlen, ohne dass er dazu angewiesen wurde. Keiner darf ohne Erlaubnis im Haus den ersten Stock betreten, dich sexuell belästigen oder dich auch nur nackt sehen. Für Keathan und mich gibt es natürlich auch Regeln und durch dich haben wir zurzeit sogar eine Ausnahmesituation, sprich, eine Unterteilung in davor und danach. Wie du dir vielleicht denken kannst, solange du mit Santiago noch keine Nacht verbracht hast, haben wir strengere Regeln, welche danach dann aber wegfallen werden. All diese Vorschriften sollten dich jedoch nicht belasten. Vertrau uns einfach, wir wissen schon, was wir dürfen und was nicht.«
Ich nickte ... und war verwirrt. Also stellten die Bodyguards nicht wirklich ein Problem dar. Aber die ganzen Beziehungen untereinander durchblickte ich noch nicht so richtig.
»Wer waren die beiden jüngeren blonden Männer heute beim Frühstück?«
»Liam und Hayle, sie gehören zu mir, wohnen aber wie Santiagos Leibwächter im Erdgeschoss.«
»Und sie dürfen mir nichts sagen ... oder?«
»Nein.« Er lächelte.
Also war ich doch nicht ganz das letzte Glied in der Kette. »Okay«, hauchte ich etwas abwesend. Davids nackte, glatte Brust war für mich fast unerträglich anzusehen und meine Gedanken gingen schon wieder mit mir durch ... Wie war das noch mal, durfte mich David jetzt sexuell belästigen oder nicht?
»Hast du noch eine Frage?«, unterbrach er meine Überlegungen.
»Ähm ...«, ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen, »bei dir wäre ich nicht aus dem Pool geflüchtet.«
David griff nach meiner Hand und lachte. »Das sehe ich dir an!«
Peinlich berührt wandte ich meinen Blick zur Seite. So leicht war ich zu durchschauen?
»Vielleicht haben wir eines Tages die Gelegenheit dazu ...«, versuchte er mich zu entlasten und drückte kurz meine Hand, bevor er sich unter Deck zurückzog.
Mittlerweile war es Nachmittag und wir ankerten noch immer nahe dem Korallenriff. Zufällig stand ich an der Reling und betrachtete die Wellen am Horizont, als nur etwa fünfzig Meter vor mir eine Gruppe Delfine aus dem Wasser sprang. Ein ergreifendes Schauspiel, immer wieder tauchten sie unter und flogen anschließend durch die Luft. Es waren gut zwanzig Stück und sie bewegten sich im Wasser wie grazile Synchronschwimmerinnen. Schade, dass ich keine Kamera bei mir hatte ... Aber ich wollte wenigstens Santiago Bescheid sagen und noch bevor ich mich umdrehen konnte, stand er auch schon hinter mir und umschlang meine Taille. Er drückte mich an seinen nackten Oberkörper und küsste mich am Hals.
»Die hab ich nur für dich bestellt«, flüsterte er und brachte mich damit zum Lächeln.
Seine Hände fühlten sich warm und geschmeidig an, sie streichelten über meinen Bikini und er liebkoste währenddessen mein rechtes Ohr mit feuchten Küssen. Ich versuchte, mich in dieser engen Umarmung umzudrehen ... und er ließ es wohlwollend zu. Jetzt konnte ich nicht nur seinen Körper spüren, sondern auch in sein Gesicht sehen, und wieder einmal raubte mir seine Schönheit den Atem. Er blickte in meine Augen und ich verspürte das quälende Bedürfnis, sein Gesicht zu berühren. Irgendwie war es vertraut und doch so fremd, ich hatte richtig Angst, meine Hand zu erheben, aber ich musste es einfach tun. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln und das gab mir Mut. Vorsichtig wollte ich mit zwei Fingern meiner rechten Hand sein Kinn berühren, aber er wich mir sofort aus und sah mich sehr skeptisch an.
»Darf ich das nicht?«, fragte ich enttäuscht.
Santiago senkte seinen Blick, ohne zu antworten. Wieder versuchte ich, diesmal mit beiden Händen, in die Nähe seines Gesichtes zu gelangen, aber er fing sie noch in der Bewegung ab und hielt sie fest. Es machte mich verrückt, ihn nicht berühren zu können ... Er sah mir lange in die Augen, seine Lippen waren leicht geöffnet, als wollte er es mir erklären, aber ich wartete vergeblich. Stattdessen spürte ich seinen heißen Atem und meine Sehnsucht wurde immer größer. Sein sinnlicher Mund zog mich magisch an und ich versuchte, an ihn heranzukommen, aber sogar davor wich er plötzlich zurück und hielt mich weiter fest an meinen Handgelenken. Ich hatte nur noch einen Wunsch: Er sollte mit mir schlafen.
Er sah das Verlangen und die Verzweiflung in meinen Augen ... und begann zu lächeln. Als hätte er meine Gedanken gelesen, drehte er sich zur Seite und ging mit mir an der Hand unter Deck. Mit wackligen Beinen folgte ich ihm über eine Wendeltreppe nach unten. Ich bemerkte ein unkontrolliertes Zittern an meinen Fingern und mein Herz drohte jeden Moment auszusetzen. In meinen Ohren hatte ich ein eigenartiges Rauschen, welches kurz durch seine Stimme unterbrochen wurde.
»David! ... Keathan! ...«
Mein Wahrnehmungsvermögen war stark eingeschränkt, ich konnte nichts sehen, außer dieses übergroße weiße Leder-Bett, nachdem er mich durch mehrere Zimmer und Türen geführt hatte. Die letzte verriegelte er, sobald David und Keathan links und rechts vom Bett in wuchtigen Polstermöbeln Platz genommen hatten. Natürlich wollte ich mit Santiago lieber allein sein, aber ich konnte nicht sprechen, meine Kehle war wie zugeschnürt. Santiago setzte sich an die vordere Bettkante und ich stand vielleicht zwei Meter von ihm entfernt ... bewegungsunfähig und sehr verloren. Das Blut stieg mir ins Gesicht und ich spürte regelrecht, wie meine Wangen vor Hitze glühten. Ich versuchte, mich hinter meinem Vorhang aus Haaren zu verstecken und sah Santiago verängstigt an.
»Leg deine Haare nach hinten. Ich will dein Gesicht sehen!«, forderte er mit ruhiger Stimme.
Ich seufzte, drehte sie einmal zusammen und ließ sie über meinem Rücken fallen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Bestimmt konnte er jetzt meine Röte erkennen. Verlegen fasste ich meine Hände und verschränkte meine Finger.
Er stützte sich mit beiden Unterarmen auf seine Knie und sah mich verführerisch von unten herauf an. Angezogen von seiner Geste wollte ich einen Schritt auf ihn zu machen, wurde jedoch von seiner abwehrenden Handbewegung eingebremst ... Also blieb ich stehen, wo ich war.
»Wie kommt es, dass du mit siebzehn Jahren noch Jungfrau bist?«, fragte er interessiert.
Ich schluckte ... Drei Augenpaare waren auf mich gerichtet. Das konnte er doch jetzt nicht von mir verlangen ... Aber Santiago wartete ungeduldig.
»Ähm ... ich weiß auch nicht«, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen.
Seine Kiefermuskulatur spannte sich an. Er war nicht glücklich mit dieser Antwort und streckte eine Hand Richtung Keathan aus. Der gab ihm eine Zigarette. Santiago blies Rauch in die Luft und hakte nach: »Ich will wissen, warum du es bis jetzt nicht zugelassen hast. Du kannst mir nicht erzählen, dass noch keiner an dir interessiert war!«
»Der Richtige war noch nicht dabei«, entgegnete ich entschlossen.
Santiago rauchte. »Und ich bin der Richtige?«
Er machte mir Angst, seine Augen durchbohrten mich und es verschlug mir die Sprache ... aber ich nickte.
Er lächelte und streckte mir endlich eine Hand entgegen. Dankbar kniete ich zwischen seinen Beinen nieder.
»Was haben die anderen falsch gemacht?«, wollte er wissen und legte andächtig seine Stirn auf meine Schulter ... zu beiden Seiten hielt er meine Handgelenke fest. Sein Gesicht an meiner Wange machte mich nervös. Ich konnte mich kaum noch auf seine Fragen konzentrieren.
»Da war nur einer ...«, bekam ich schließlich über die Lippen.
»Sein Name?«
»Tyler ... Wir waren fast zwei Jahre zusammen ...«
Santiago sah mich erschrocken an. »Was habt ihr zwei Jahre lang gemacht?«
Ich lächelte verlegen. »Er wollte keinen Sex vor der Ehe.«
»Welch edler Charakter! ... Und da konntest du ihn nicht umstimmen? Du hast zwei Jahre mit ihm in einem Bett geschlafen und er wollte keinen Sex mit dir?« Santiago war entsetzt. Er hielt jetzt nur noch mit einer Hand meine Unterarme fest zusammen, damit er rauchen konnte, und wartete skeptisch auf eine Erklärung.
»Seine Eltern waren sehr religiös ... Wir haben nicht zusammen gewohnt ... und ich wollte ihn auch gar nicht umstimmen. Ich fand es okay.«
»Und sonst gab es keinen?«
»Nein ... Ich war Tyler treu ... Er war mein erster Freund und vor zwei Monaten haben wir Schluss gemacht.«
»Er oder du?«
»Er ... aber ich wollte auch nicht mehr. Er war so ... wie soll ich sagen ... er hatte keine eigene Meinung. Tyler war nett, lieb und selbstlos, fast schon unterwürfig ... einfach zu brav für mich.«
Santiago lächelte bedeutungsvoll und sah kurz nach hinten zu David. »Fast mein Ebenbild!«
Er machte seine Zigarette aus und fasste mit derselben Hand unerwartet brutal meine Haare im Nacken. Schmerzen ließen mich aufstöhnen und ich musste ihm mein Gesicht entgegenstrecken.
»Hat er dich berührt?«, fragte er mit nach unten gezogenen Mundwinkeln.
»Jaaa ...«, stöhnte ich, »... aber nicht so!«
»Hast du es so lieber?«
»Ich weiß nicht ...«
»Na dann kannst du ja froh sein, dass ich es weiß!«, brüstete er sich.
Ich schluckte sichtbar.
»Erzähl, wie hat er dich berührt? Ich will wissen, was du schon erlebt hast!«
»Wir haben alles getan, außer miteinander zu schlafen ... geküsst ... gestreichelt ...«
»Hast du seinen Schwanz gelutscht?« Er riss mich wieder fester an den Haaren.
Ich brachte es nicht fertig, ihn mit meiner Antwort zu verletzten. »Es tut mir leid ...«, entschuldigte ich mich.
Santiago spuckte mir ins Gesicht und atmete dabei angestrengt und zornig.
»Ich hab ihn nicht geliebt ... bitte glaub mir!«, verteidigte ich mich.
»Ist er mit seinen Fingern in dich eingedrungen?«
»Nein, nie! ... Du warst der Erste ... im Flugzeug.«
Endlich schien er sich ein bisschen zu beruhigen.
»Denkst du noch an ihn?«
»Wenn du mich nicht erinnerst, dann nicht ...«, log ich, und sah die lange Autofahrt vor mir, als ich zwischen Santiagos Beinen kniete und an Tyler denken musste. Aber ich weinte ihm keine Träne nach. Tyler war für mich Geschichte.
»Ich will ihn aus deinem Hirn haben!«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Er kann dir nicht das Wasser reichen«, beteuerte ich, »ich brauche einen Mann, zu dem ich aufsehen kann! Deine Spucke in meinem Gesicht erregt mich mehr, als alles, was ich jemals mit Tyler erlebt habe!«
Seine Mundwinkel verrieten, dass er sich geschmeichelt fühlte. Der Griff in meinem Nacken wurde lockerer und er ließ meine Hände los. »Wisch sie weg!«, forderte er.
Ich strich mit dem Zeigefinger über mein Gesicht und versuchte gleichzeitig so viel wie möglich von seiner Spucke mit meinem Mund aufzunehmen. Lasziv lutschte ich an meinem Finger und sah ihm dabei unschuldig in die Augen.
Endlich hatte ich ihn überzeugt ... Wie in Zeitlupe legte er seine Hand unter mein Kinn und seine Lippen berührten meine. Prickelnde Wärme breitete sich in meinem Körper aus, all die Verlegenheit fiel von mir ab ... und wir versanken in einem innigen Kuss. Wieder wollte ich nach ihm greifen, aber noch bevor ich ihn berühren konnte, wehrte er meine Hände ab. Er zog mich mit sich auf die weiche Decke und öffnete meinen Bikini. Schließlich lag ich splitternackt vor ihm ... und vor den anderen beiden Männern.
Er begann mich zu streicheln und seine Finger glitten dabei so sanft und liebevoll über meinen Körper, dass es beinahe kitzelte. Seine Lippen wanderten von meinem Hals über die kleine Erhebung an meinen Schlüsselbeinen hinunter zu meinen Brüsten. Voller Begeisterung reckten sich ihm meine zarten Knospen entgegen. Er umkreiste sie geschickt mit seiner Zunge, um sie kurz darauf zwischen seine Zähne zu nehmen und mir mit einem angedeuteten Biss ein ängstliches Stöhnen zu entlocken. Aber er tat mir nicht weh ... Er gab sie ziemlich schnell wieder frei und bedeckte sie schützend mit seinen Händen.
Ich nutzte die Gelegenheit und hob kurz meinen Kopf, um all meine langen Haare, auf denen ich bis jetzt gelegen hatte, nach oben zu ziehen und auf dem Kissen auszubreiten. Ein kurzes Lächeln überkam ihn bei meinem Anblick und er flüsterte anerkennend: »Du weißt gar nicht, wie sexy du aussiehst ...«
Ich fühlte mich geschmeichelt ... mehr als geschmeichelt ... Sein Kompliment ließ Tränen in mir aufsteigen. Denn angesichts dessen, was mir heute Morgen in der Dusche zugestoßen war, überwältigte mich nun seine Zuneigung.
Er beobachtete meinen kleinen Gefühlsausbruch und ich war mir fast sicher, er wusste, warum ich weinte. Liebevoll küsste er die nassen Perlen von meiner Wange, bevor seine Lippen wieder zurück zu meinem Mund fanden und zu einem leidenschaftlichen Kuss ansetzten ... Diesmal sehr intensiv und fordernd. Ich vergaß sogar David und Keathan neben ihm. Nur noch meine Hände versuchte ich unter Kontrolle zu halten. Santiago legte sich langsam auf mich ... und ich genoss es vom ersten Augenblick an, wie sich die Schwere seines Körpers auf mir ausbreitete. Er sollte mich erdrücken mit seiner Liebe. Ich wollte unter ihm liegen ... unter ihm atmen ... nur sein Gesicht an meiner Wange ... und jeder Zentimeter meiner Haut bedeckt von seinem anmutigen Körper.
Er begann, sich wellenförmig auf meinen Hüften zu reiben und durch das dünne Material seiner lockeren Hose konnte ich bereits seine kräftige Erregung erahnen. Er hauchte mir süße Atemgeräusche ins Ohr und machte damit meine Begierde nahezu unerträglich. Ich verzehrte mich nach ihm ... obwohl ich wusste, er würde mir diesmal noch wehtun.
Seine Finger streichelten über die Innenseiten meiner Schenkel und tasteten sich vorsichtig an die feuchte Quelle meiner Lust. Ständig sah er in meine Augen ... sah, wie ich keuchte ... vor Verlangen. Dann stahl er mir für einen Moment die Hand zwischen meinen Beinen, um das Band an seiner Hose zu öffnen. Und als er sie vom Leib gestreift hatte und mir zum ersten Mal das Vergnügen zuteilwurde, seinen stolzen Muskel auf meiner nackten Haut zu fühlen ... hätte ich schreien können vor Erregung. Sein Schwanz legte sich zärtlich zwischen meine Schenkel ... und sofort wurde jeder einzelne meiner Atemzüge sehnsüchtig von meiner Stimme begleitet.
Meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken und ich konnte kaum noch stillhalten. Doch er nahm meine Hände von sich und hielt sie links und rechts ausgestreckt auf der Matratze fest. Sehr fest. Er zerdrückte mir fast die Handgelenke. Zielsicher fasste er danach wieder zwischen meine Beine und nachdem meine Hände noch immer fixiert waren, blickte ich erschrocken zur Seite. David und Keathan hatten sich auf die Bettkanten gesetzt und hielten mir die Arme nieder. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, wurde meine aufflackernde Angst von einem anderen Gefühl verdrängt. Santiago sah mir in die Augen, sein heißer Atem strömte in mein Gesicht und er begann, ganz langsam in mich einzudringen.
Sofort verspürte ich einen stechenden Schmerz, der mir einen zaghaften Schrei entlockte. Meine Arme verkrampften sich und ich erkannte so etwas wie Genugtuung in seinem Gesicht. Nur ein paar Zentimeter war er in mir und schon hatte ich das Gefühl, dass er viel zu groß für mich war. Ich wusste, dass mein Blut ab jetzt das weiße Laken beflecken würde.
Seine schönen Lippen vereinnahmten wieder meinen Mund und gleichzeitig bewegte er sich in sanften rhythmischen Bewegungen in mir. Meine intimste Stelle fühlte sich an wie eine offene Wunde, die nun durch seine kräftige Erregung gequält wurde. Meine Beine schlugen auf die Matratze, am liebsten hätte ich ihn weggetreten. Meine verzweifelten Laute klangen schon mehr nach Weinen, als nach Stöhnen, mein ganzer Körper hatte sich verkrampft und ich blickte hilfesuchend zu Keathan. Aber der sah mich nur an, ganz ernst, überhaupt nicht mitfühlend ... und David hatte nur Augen für Santiago.
Plötzlich unterbrach er seine Bewegungen und ich spürte, wie er sich fast völlig aus mir zurückzog. Ich atmete erschöpft. Er küsste meine Wangen, meine Schläfen und meine Stirn. Kurz sah er mir in die Augen, dann öffnete sich sein Mund weit an meiner Kehle und im selben Moment stieß er in mich. Mit dem gesamten Ausmaß seiner Erektion. Diesmal schrie ich richtig. Aber er hörte nicht auf, mir heftige Stöße zu erteilen. Ich keuchte vor Schmerzen. Er begann, sich mit seinen Bewegungen in Ekstase zu schaukeln, sein ganzer Körper war angespannt und er stöhnte immer lauter. Ich sah sein hinreißendes Gesicht, wie es den heftigen Atemzügen ausgeliefert war, fast schmerzverzerrt, und die Augen zusammengekniffen. Dann verlangsamte er abrupt seine Stöße, um noch zwei- oder dreimal gezielt und fest bis an meine innere Grenze zu gehen. All seine Muskeln zitterten, ein letztes tiefes Stöhnen floss über meine Schulter, er sackte über mir zusammen ... und ich war erleichtert, denn ich spürte, es hatte ihm gefallen.
Überschwängliche Glücksgefühle stiegen in mir hoch und trieben Tränen aus meinen Augen. Flehend sah ich David an ... Sie gaben meine Handgelenke frei und trotzdem war ich unfähig, mich zu bewegen ... überwältigt von der intimen Nähe und der Begierde meines Geliebten. Jetzt etwas von ihm in mir zu tragen, war wie ein Beweis seiner Liebe, als hätte er mich markiert und zu seinem Besitz erklärt.
Santiago drehte sich auf den Rücken und zog mich neben sich, einen Arm um meine Taille geschlungen. Vorsichtig legte ich meine rechte Hand auf seine Brust. Die Befürchtung, gleich wieder Probleme zu bekommen, bedachte ich leider viel zu spät. Santiago hatte bereits meine Hand gegriffen, er hielt sie fest und führte sie an seinen Mund ... Zärtlich küsste er meine Finger und legte sie danach zu meiner anderen Hand, die ihn nicht berührte.
In meinem Unterleib kribbelten Schmetterlinge, vergessen war jeder Schmerz ... Raum und Zeit verloren an Bedeutung ... so, als hätte ich eine schwere Droge bekommen, auf die ich umgehend süchtig wurde, und all mein Sinnen von jetzt an sich nur noch darauf zu konzentrieren hätte, die kleinen Schmetterlinge in meinem Bauch zu füttern. Jede Aufmerksamkeit von ihm, jeder Blick und jede Berührung würden mich am Leben erhalten und meine Sucht befriedigen ... und ich war bereit, alles dafür zu geben.
Für Santiago war es offensichtlich, was sich in meiner Gefühlswelt abspielte. Er drehte sich zu mir und zog meinen Kopf an seine Brust ... und in seiner innigen Umarmung verspürte ich Beruhigung.
»Wirst du bei mir bleiben?«, flüsterte er in meine Haare.
»Ja«, seufzte ich ... und er drückte mich ganz fest an sich.
»Auch wenn es wehtut?«
»Ja«, antwortete ich ergeben.
Er atmete tief, fast so, als hätte ich ihn mit meiner Antwort erregt. Ich spürte unsere leidenschaftliche Verbundenheit. Dann küsste er meine Stirn und sprach leise zu David oder Keathan: »Sag Marcus, wir fahren nach Hause!«