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Was schwierige Menschen schwierig macht

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„Die Hölle, das sind die anderen.“

Jean-Paul Sartre, Schriftsteller, Bühnenautor, Philosoph

„Wenn der nur ein bisschen weniger reden würde, könnte die Arbeit richtig Spaß machen“ - „Wäre die nicht immer so nörgelig, die Zusammenarbeit würde Hand in Hand laufen.“ - „Die Aufgabe macht richtig Spaß, wäre da nicht mein cholerischer Chef ...“ Kennen Sie solche Gedanken auch? Wenn das Wörtchen wenn nicht wär’, könnte alles so schön, gut und unproblematisch sein.

47 Prozent der deutschen Angestellten haben schon einmal wegen eines Vorgesetzten gekündigt, fand die Unternehmensberatung Information Factory heraus. Und fast 70 Prozent der 1000 Befragten fühlten sich schon mal von ihrem Chef unter Druck gesetzt oder kontrolliert.2 Eine Gallup-Studie von 2015 zeigte, dass Mitarbeitende, die von Vorgesetzten keine Anerkennung erhalten, sich doppelt so häufig ausgebrannt fühlen wie Kolleginnen und Kollegen, die sich regelmäßiger Wertschätzung erfreuen. Das zeigte sich auch am Krankenstand: „Beschäftigte mit hoher Bindung ans Unternehmen geben 3,8 Fehltage pro Jahr an, jene ohne Bindung 8,8 Tage. Sogar die Zahl der Arbeitsunfälle korreliert mit der Zufriedenheit mit der Leitung.“3

Und die schlechten Gefühle beschränken sich nicht nur auf den Chef oder die Chefin. Auch die lieben Kolleginnen und Kollegen auf gleicher Hierarchiestufe werden oft als schwierig empfunden. „Büro ist Krieg“ sagt Bernd Stromberg, der Horror-Chef aus der gleichnamigen Fernsehserie. Es ist eine Binsenweisheit, dass es da, wo Menschen zusammentreffen, zu Meinungsverschiedenheiten, Reibungen, Konflikten oder Streitereien kommen kann. Erst recht in Zeiten, wo Ängste z. B. vor dem Verlust des Arbeitsplatzes wachsen und demzufolge auch der Konkurrenzdruck. Das Klima wird rauer, und gleichzeitig wachsen die Empfindlichkeiten. Schulz von Thun dazu: „Die Mitarbeiter eines Unternehmens stehen vor einem unlösbaren Dilemma: Einerseits unterliegen Sie dem offiziellen Appell zur Zusammenarbeit (Und müssen daher aufnahmefreudig sein für alles, was die Kooperation fördert – z. B. Fehler zugeben, keine Energieverschwendung zur Wahrung des Gesichts); andererseits unterliegen sie dem inoffiziellen Appell zur ,Gegeneinander-Arbeit‘: Wem es gelingt, sich selbst herauszustellen und womöglich den anderen schlecht aussehen zu lassen, erhöht die Chance auf eine Karriereprämie.“4

Verständlich, dass in einer solchen Gemengelage nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Auf der Arbeit ist es ähnlich wie im Privatleben: So wenig, wie man sich die eigene Verwandtschaft aussuchen kann, hat man die Wahl, mit wem man das Büro teilt. Einen Unterschied gibt es doch: Verwandtenbesuche lassen sich reduzieren, Kollegenkontakte oft nicht. Wir sind unter Umständen gezwungen, tagtäglich mit Leuten auszukommen, die uns ärgern oder richtig auf die Nerven gehen. Woran liegt es eigentlich, dass man Menschen als schwierig empfindet – oft sogar immer wieder den gleichen Typus? Da sitzt man zum dritten Mal zusammen, um die letzten Schritte vor dem Projektstart zu besprechen. Alles ist geklärt, alle Fragen sind beantwortet – dachten Sie. Da erhebt sich Bedenkenträger Meier und stellt grundsätzlich den Ansatz in Frage: Ob man nicht doch mal überlegen sollte, ganz anders an die Sache ranzugehen ... Sie hatten erwartet, dass endlich der Startschuss fällt. Schließlich gilt es, den Zeitplan einzuhalten. Und nun das: Wieder eine Zeitverzögerung. Sie sehen Ihr Ziel bedroht. Sie sind der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, sofort zu beginnen, um der Konkurrenz nicht noch mehr Vorsprung zu lassen. Und nun bahnt sich eine Endlosdiskussion an. „Nur das nicht“, denken Sie. Verständlich, dass Sie von Kollege Meier genervt sind.

Nervensägen im Griff

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