Читать книгу Du gehörst mir, Sophie! - Melanie Weber-Tilse - Страница 9
- 4 -
ОглавлениеSophies Nacken tat weh und ihre Augen brannten. Wie immer hatte sie die Zeit vergessen. Diesmal allerdings hatte sie beim Schreiben nicht abschalten können und ihre Gedanken waren immer wieder zwischen Tristan und Chris hin und her gerast.
Chris, dem gegenüber sie sich seit dem Vorfall verpflichtet fühlte, und Tristan, der sie magisch anzog. Und doch konnte sie Tristan nicht nachgeben, da es noch Chris gab. Immer wieder waren ihr die Tränen wegen dieser aussichtslosen Situation über die Wangen gelaufen. Aber auch, weil sie damals einen guten Freund verloren hatte. Sie wollte ihn wieder haben und nicht das Tier, welches aus ihm geworden war.
Das Klingeln an der Haustür ließ sie aufschrecken. Für die Post war es zu spät und Tracy erwartete sie nicht. Ansonsten kam nie jemand unangemeldet bei ihr vorbei.
Sophie ging zur Tür, öffnete sie und riss erschrocken die Augen auf. Was um Gottes Willen machte Tristan bei ihr?
„Du hast nicht geantwortet, Sophie.“
Ihr Herz raste und schlug ihr bis zum Hals. Kleine Lichtblitze tanzten am äußeren Rand ihrer Augen. Sie stand kurz vor einer Panikattacke. Das war nicht gut. Gar nicht gut.
Tristan vor ihrer Tür und Chris, der jeden Augenblick auftauchen konnte. Er würde sofort riechen, wer hier stand.
„Ich … ich … mein Handy“, stammelte Sophie und bekam kaum noch Luft.
Tristan erkannte sofort, dass sie kurz vor einen Anfall stand und er der Grund dafür sein musste.
Er dirigierte sie zu den Stufen der Treppe, die ins Obergeschoss führte. „Hinsetzen, Kopf zwischen die Beine, Augen schließen“, befahl er ruhig. „Achte auf deine Atmung. Ein- und ausatmen. Werde ruhiger, Sophie.“
Er hatte sich vor sie gehockt und hielt ihre Oberarme fest. Seine ruhige Stimme brachte sie wieder ins Hier und Jetzt und das Rauschen in ihren Ohren ließ nach.
„Danke“, murmelte sie kaum hörbar und hob den Kopf.
„Es tut mir leid Sophie, es war keine gute Idee, zu dir zu kommen.“
„Mein Handy liegt dort drüben. Ich habe kein einziges Mal darauf geschaut. Ich war am Schreiben“, sprudelte es aus ihr heraus. Immer wieder schaute sie Richtung Wohnzimmer.
Tristan spürte, dass sie schreckliche Angst hatte, von wem auch immer erwischt zu werden. Entweder gab es einen Mann in ihrem Leben, von dem keiner wusste, oder aber es war etwas ganz anderes. Egal was, es jagte ihr eine Höllenangst ein, und auch wenn ihm normalerweise egal war, was andere wollten, vor allen Dingen seine Spielgefährtinnen, so würde er hier nichts tun, um Sophie in Gefahr zu bringen.
Denn er war sich sicher, hier ging es etwas vor sich, was sie in große Gefahr bringen konnte. Dafür war ihre Reaktion auf ihn zu schwerwiegend, aber vor allen Dingen echt gewesen.
Sie sah aber nicht nur immer wieder zum Wohnzimmer, sondern auch auf seine Hände, die immer noch um ihre Oberarme lagen. Langsam ließ er Sophie los und stand auf. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
„Noch einmal, es tut mir leid, Sophie. Ich gehe jetzt besser, wir sehen uns sicher wieder im Krankenhaus.“
Damit verschwand er und ließ sie auf den Stufen zurück. Ihr Kopf fiel wieder auf ihre Arme und sie wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Lange würde sie die ganze Situation nicht mehr aushalten.
„Er war das, stimmt’s?“
Seine Stimme ließ Sophie zusammenzucken und sie schnappte nach Luft. Verdammt, Chris war hier und hatte ihn gerochen.
„Bitte tu ihm nichts. Er wusste es nicht besser.“
Chris trat vor Sophie und hielt ihr die Hand entgegen. Vorsichtig legte sie ihre, im Gegensatz zu ihm, winzige Hand in seine. Chris zog sie auf die Füße direkt in seine Arme. Als er diese um sie schloss, versteifte sich Sophie.
„Wann habe ich mich in dieses Monster verwandelt, vor dem du solche Angst hast?“, fragte er sie unvermittelt. „Es tut mir leid, Sophie. Es hätte nie so weit kommen dürfen. Ich lasse dich schon viel zu lange für etwas büßen, wofür du nichts kannst.“
Sophie schluchzte laut auf. „Oh Chris. Du hast mir so gefehlt.“
„Ich weiß und es tut mir unendlich leid, dass ich dir die ganze Zeit wehgetan habe. Nur, weil ich deine Eltern gerettet habe, bist du nicht schuld, dass ich mich verändere. Das mich dieses Zeugs in etwas verwandelt, was ich nicht will.“
Er sah sie aus seinen schräg stehenden glitzernden Augen an. Sein Gesicht hatte immer mehr etwas Raubtierhaftes an sich. Wobei Sophie nicht sagen konnte, welchem Tier er ähnelte.
„Wenn du dich mit jemandem treffen möchtest, dann tu das. Ich werde dir nicht länger im Weg stehen. Ich muss lernen, auch alleine zurechtzukommen. Im Wald, da gibt es eine Hütte, die vom Wildhüter. Könntest du bitte dafür sorgen, dass du sie kaufen …“
„Gib mir mein Handy, ich werde mich sofort darum kümmern. Aber Chris, du musst nicht ausziehen.“
„Doch das muss ich! Es wird Zeit.“
Während Sophie das Telefonat führte, beobachtete Chris sie. Sophie war schon immer eine Schönheit gewesen, aber mittlerweile war sie zu einer reifen, aber vor allen Dingen absolut sinnlichen Frau herangewachsen. Ihre langen braunen Haare fielen in langen Wellen über ihren Rücken. Die Natur hatte ihr diese Haarpracht geschenkt und noch nie hatte sie diese gefärbt. Spitzenschneiden war das höchste der Gefühle, ansonsten ließ sie nichts mit den Haaren machen.
Ihre weibliche Figur fiel mittlerweile jedem Mann auf. Sie war kein dünnes Model, sondern hatte an den richtigen Stellen weibliche Kurven. Auch wenn Sophie immer jammerte, dass sie etwas zu dick war, so sah das Chris und sicher die ganze Männerwelt komplett anders. Sie war weich und ihre Rundungen schmiegten sich perfekt an ihren Körper.
Und doch blitzte schon wieder ein ganz anderes Bild auf. Eine hochgewachsene Blondine, die komplett das Gegenteil von Sophie war. Groß und schlank und ein Wirbelwind. Sophie dagegen war klein und weiblich und eine ruhige Person. Chris hatte immer gedacht, dass ihn genau das an ihr so anzog. Aber mittlerweile schlich sich der andere Wirbelwind immer mehr in seine Gedanken.
„Die Hütte gehört mir. Nachher bringt mir die Maklerin den Schlüssel vorbei.“ Sophie riss ihn aus seinen Gedanken.
„Danke.“ Dann zog er sie in seine Arme. „Entschuldige, dass ich so ein Arschloch war. Ich wollte dir nie Angst machen und doch habe ich das getan.“
„Ich möchte nur meinen Freund von früher zurückhaben“, flüsterte Sophie in seinen Armen.
„Der ist damals leider in den Stollen gestorben.“
„Dann möchte ich einen neuen Freund haben. Bitte, Chris!“
„Ich kann dir nichts versprechen, Sophie. Ich brauche erst einmal Abstand. Ich möchte dich nicht weiter verletzen. Ich hole morgen den Schlüssel ab.“
Er gab ihr einen leichten Kuss auf den Scheitel und rannte hinaus in die inzwischen herrschende Dunkelheit.