Читать книгу Ein Engel für Luzifer - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 6

Luzifer -Eine Hure bitte

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Standesgemäß, wie immer, wenn er auf der Erde verweilte - was viel zu selten vorkam -, wurde er an seinem Durchgang zur Unterwelt mit einer Limousine abgeholt und zum Hotel gebracht.

Der Fahrer war eine willenlose Marionette und Luzifer würde ihm nach Bedarf die Erinnerungen nehmen oder manipulieren. Manchmal machte es ihm aber auch einen mordsmäßigen Spaß, sie ihnen zu lassen, nur um dann zu beobachten, wie sie langsam aber sicher irre wurden.

Es gab zwar noch genug Menschen, die meinten, sie würden an Gott und auch an die Hölle glauben, wenn jedoch einer von ihnen erzählte, er habe wahrhaftig den Teufel gesehen, so wurde er schnell als Spinner abgestempelt und landete in der Klapse.

Luzifer freute sich jedes Mal, wenn er es wieder geschafft hatte, einen von diesen kleinen Würmern in den Wahnsinn zu treiben.

Diese kleinen Einfaltspinsel. Einen auf gläubig machen, aber dann ihre eigenen Leute unter Medikamente setzen, wenn einer von ihnen leibhaftig dem Fürsten des Untergrundes begegnet war.

Gemütlich lehnte er sich in die Polster des Wagens und freute sich jetzt schon auf die ganzen Manipulationen, die kleinen fiesen Dinge, der er aushecken würde und auf das weibliche Fleisch.

Danach gelüstete es ihn schon länger, seit er die ganze Zeit nur seine Dämoninnen hatte nehmen können. Diese waren willig und nur allzu bereit ihm die Beine zu öffnen. Er wollte lieber wieder mit einer Menschenfrau spielen, die sich erst zierte und letztendlich dann doch in seinem Bett landete.

Am Hotel hielt ihm der Fahrer die Tür auf, sodass er und sein buckliger Diener aussteigen konnten. Ein Hotelpage kam mit einem kleinen Wagen herbeigeeilt, um das Gepäck zu übernehmen. Luzifer war sich der Blicke nur allzu bewusst, weil Barofan, der hässliche Gnom, neben ihm herging. Es musste sonderbar auf die Menschen wirken. Ein höchst attraktiver Mann und neben ihm eine Missgeburt der Hölle.

Er grinste in sich hinein, denn die Menschen legten so viel Wert auf Äußerlichkeiten, dass sie viel zu oft vergaßen, was wichtig war. Ihm kam das nur zugute, so wurde es von Jahrhundert zu Jahrhundert einfacher, seine kleinen Spielchen mit ihnen abzuziehen.

Wenn da nicht diese kleine Schlampe wäre, die seit Neuestem überall ihre Nase – wobei Flügel traf es eher – hineinsteckte. Aber wenn er auf der Erde war, dann konnte sie ihm nicht mehr dazwischenfunken. Ihre Macht reichte nicht aus, um gegen ihn anzukommen.

Die Türen des Hotels glitten lautlos auf und er musste zugeben, dass die Halle schon sehr eindrucksvoll aussah. Er musste seinem kleinen Wicht von Innenarchitekt unbedingt damit beauftragen, einiges davon in der Unterwelt umzusetzen.

Von wegen Höhlen und Dreck. Er legte großen Wert auf Sauberkeit, schönes Ambiente und noch schönere Dämoninnen. In der Hölle herrschten vielleicht heiße Temperaturen, ansonsten waren die Schauergeschichten alle nur Märchen. Im Himmel saßen ja auch nicht die Engel den ganzen Tag und spielten Harfe. Man musste denen da oben aber schon lassen, dass sie sehr geschickt gewesen waren, den Menschen solche Bilder in den Kopf zu pflanzen. Dafür wurden die kleinen Adonisse angebetet und er gehasst.

»Herzlich willkommen im Four Seasons«, wurde er an der Rezeption begrüßt.

»Lord Adrian Scott«, meldete ihn sein Diener an und Luzifer zog eine Augenbraue hoch. Soso, er hieß jetzt auf der Erde Adrian. Was sich Barofan dabei gedacht hatte, wusste er nicht, denn normalerweise bevorzugte er es, sich mit seinem echten Namen einzutragen.

»Guten Tag, Lord Scott. Es ist uns eine Freude, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Ihre Suite ist vorbereitet und das Gepäck wird Ihnen sofort in Ihre Räumlichkeiten gebracht. Sie können sich jederzeit an uns wenden, sollten Sie einen Wunsch haben, Lord Scott.«

»Oh, den hätte ich tatsächlich ...« Er ließ seinen Blick auf das Namensschild des Mannes gleiten, »Mr. Frey. Es gibt doch sicherlich noch Huren in New York?«

Der arme Mann wurde knallrot. »Ich gehe davon aus, Lord Scott«, stammelte er unsicher.

»Sehr schön, dann besorgen Sie mir für morgen früh eine.« Er beugte sich verschwörerisch zu Mr. Frey über den Tresen und dieser kam ihm leicht entgegen. »Ich stehe auf schlanke Frauen. Keine Monstertitten, lieber eine Handvoll. Und einen kleinen Knackarsch.«

»Sehr … sehr wohl, Mr. … Lord Scott.«

Luzifer wandte sich mit einem gehässigen Grinsen ab, ging zwei Schritte, drehte sich dann aber noch einmal herum. »Ach, Mr. Frey?«

Der Mann schaute schnell von seinen Unterlagen auf. Wahrscheinlich war er in dieser Sekunde schon auf der Suche nach einem Etablissement, um die geforderte Frau zu besorgen.

»Ja, Lord Scott?«

»Lange Haare. Sie muss lange Haare haben. Ich liebe es diese mir um die Hand zu wickeln, während ich mich von hinten … Sie verstehen schon.« Er zwinkerte und Barofan schnaufte entnervt neben ihm auf, weil der arme Mr. Frey sicher gleich ein Schleudertrauma erlitt, wenn er weiter so mit dem Kopf nickte.

Geöffnete Aufzugtüren empfingen ihn und in rasender Geschwindigkeit erreichten sie die Suite, die im obersten Stockwerk gelegen war. Barofan öffnete ihm die Türen und Luzifer musste auch hier zugeben, dass der erste Eindruck ein sehr guter war.

»Hm, ich muss zugeben, dass sich der Geschmack der Menschen wirklich gewandelt hat. Durch den Spiegel wirkte alles nicht so lebendig, aber jetzt hier zu sein … doch, ich werde meinen Aufenthalt hier sehr genießen.«

Den ersten Abend verbrachte Luzifer damit, durch die Kanäle des TVs zu zappen. Er schaute sich die aktuellsten Nachrichten an, lauschte dummen Talkshows und grinste, als eine alte Folge von 'Eine himmlische Familie' kam. Dabei genoss er den Geschmack des teuren Whiskeys, der nicht halb so stark brannte wie das Gesöff in der Hölle.

Egal, ihm machte es Spaß, das Geld, welches er gar nicht besaß, mit vollen Händen auszugeben, nur um die Menschen später dumm aus der Wäsche schauen zu lassen. Denn wenn er wieder in sein Reich verschwand, würde allen auffallen, dass die Buchhaltung vorn und hinten nicht stimmte.

Eigentlich musste er nicht schlafen, aber er war auf der Erde und würde sich an die Gepflogenheiten anpassen. Wobei er jetzt Lust hätte, sich zu einem dieser Schuppen fahren zu lassen, um sich gleich in eine dieser Weiber zu versenken.

Aber er würde sich auch noch bis morgen gedulden können. Auf jeden Fall war er gespannt, wozu dieser Frey fähig war. Ihm kam er wie eine männliche Jungfrau vor und wenn dem so sein sollte, würde er vielleicht … nachdem er die Frau getestet hatte … sie diesem verkrampften Hotelier überlassen. Aus eigener Erfahrung wusste Luzifer, wie entspannend es war, wenn eine Frau mit dem Mund geschickt umgehen konnte.

***

Barofan hatte den kleinen Wicht vom Zimmerservice verscheucht. Da wollte der Winzling Luzifer ein Omelette, oder was auch immer er versucht hatte herzustellen, direkt am Tisch zubereiten, und dann setzte er sich fast selbst in Brand. Die Stichflamme war haarscharf am Gesicht des Mannes vorbeigeleckt und er konnte froh sein, dass Luzifer so geistesgegenwärtig reagiert hatte.

Meine Fresse, den ersten Morgen auf der Erde und schon hatte er, anstatt Gemeinheiten zu streuen, dem ersten Menschen sein kleines erbärmliches Leben gerettet.

Barofan richtete ihm ein schnelles Frühstück her. Nachdem er gegessen und auch den letzten Krümel mit einem starken Kaffee heruntergespült hatte, blickte er aus der großen Glasfront auf New York. Die Stadt war gerade erwacht und sie hatte schon immer eine Faszination auf ihn ausgeübt. Er überlegte gerade, was er heute noch anstellen würde, als es an der Tür klopfte.

»Herein«, befahl er, wobei ihm einfiel, dass er nicht in seinen Hallen saß und der Herrscher war. Wobei, wenn es die Hure war, wusste sie gleich, wo sie dran war und dass es ihm gefiel, das Sagen zu haben.

Die Tür öffnete sich und er drehte sich langsam herum.

Verdammte Scheiße! Was …?

»Sind Sie die Frau, die für mich zuständig ist?« Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. So minderbemittelt hatte er den Typen an der Rezeption nicht eingeschätzt.

»Ja, Lord Scott.«

Hm, interessant. Eine Französin. Luzifer erinnerte sich gern an seinen letzten Besuch in Frankreich zurück. Auch wenn es schon Jahrzehnte her war, so würde er die Kleine nicht vergessen. Schade, dass sie nach ihrem Tod nicht den Weg zu ihm gewählt hatte.

Aber diese hier, sie war zu bieder, zu schüchtern und die Klamotten gingen gar nicht. Wobei Letzteres kein Problem darstellen sollte, wenn er diese erst einmal von ihrem Körper entfernt hatte.

»Wie ist dein Name?«

Warum schaute sie ihn so irritiert an? War es nicht mehr normal wenigstens nach dem Namen zu fragen, wenn man sich danach leidenschaftlich vergnügte?

»Angelique le Ciél, Sir.«

Kurz stutze er. Der Name war höchst seltsam.

»Was ist das für eine Kluft, die du da trägst?«

»Sir, das ist meine Arbeitskleidung.« Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht.

Anscheinend war das heute so üblich. Schrecklich.

»Nun gut. Löse den Zopf, ich will sehen, für was ich bezahle.«

»Sir?«, keuchte diese Angelique auf.

Das dauerte ihm alles zu lange. Er wollte nicht reden … entschlossen trat er zu ihr und zog in einer schnellen Handbewegung die ersten Nadeln aus ihrem Haar.

»Was machen Sie? Hören Sie auf!« Sie drehte sich zur Seite, legte ihre Hand auf seinen Arm und drückte ihn herunter.

Wut wallte in ihm auf und mit einem Ruck zog er sie an sich.

»Herr«, mischte sich auch noch sein Diener ein. »Ich glaube, das ist eine Angestellte des Hotels.«

Ihre Pupillen waren geweitet und ihr Atem ging schneller. Immer noch hatte er sie an seine Brust gezogen.

»Stimmt das?«

»Ja«, hauchte sie atemlos. »Ich bin während Ihres Aufenthaltes für das Housekeeping zuständig.«

Fuck, dieser Akzent fuhr ihm direkt in die untere Region.

»Wirklich zu schade«, murmelte er und strich ihr eine Strähne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, hinter das Ohr. »Nun gut«, abrupt ließ er sie los. »Dann sind Sie für meine anderen Belange zuständig.«

»Äh, ja, natürlich, Lord Scott.«

»Dann sehen Sie zu, dass die Hausbar wieder befüllt wird. Und diesmal nicht so sparsam.«

»Natürlich!« Sie hastete zur Tür und er konnte ihren Hintern in dem engen Rock begutachten. Schade, wirklich. Ihr Körper sprach seine untere Region auch jetzt noch an.

Sie öffnete die Tür und blieb stehen. Immer noch ruhte sein Blick auf ihren straffen Arschbacken, als ihn ein Räuspern von dem heißen Blick ablenkte.

Jetzt wurde es interessant. Während Angel ihn mit knallrotem Kopf anschaute, rekelte sich vor der Tür die Hure. Sie konnte es nur sein, denn genau so hatte Luzifer sich die leichte Frau vorgestellt. Ihre Reize hatte dieses leckere Weib vorzüglich in Szene gesetzt. Mit gekonntem Augenaufschlag lächelte sie ihn an.

»Ah, die Hure.«

Er sah, wie Angelique zusammenzuckte. Mit einem süffisanten Grinsen wandte er sich an sie. »Entschuldigen Sie bitte, Miss le Ciél, dass ich Sie eben mit einer Hure verwechselt habe. Wobei nun deutlich der Unterschied zu sehen ist. Aber sollten Sie die Nase voll von dem Hoteljob haben, Ihr Körper …« Luzifer ließ seinen Blick aufreizend über diesen wandern. »… würde die Männer verrückt machen.«

Mit einem empörten Schnauben drängelte sie sich an der anderen Frau vorbei, die ihr lachend nachschaute.

»Komm rein. Ich hoffe, du zierst dich nicht so.«

Lächelnd kam die Frau auf ihn zu. »Das junge Ding war mit so einem stattlichen Mann wie dir sicher überfordert.« Aufreizend langsam trat sie zu ihm und strich mit der Hand über sein Jackett.

»Herr, kann ich Euch kurz sprechen?«

Luzifer zog die Hand der Frau an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf. »Mein Diener. Immer im unpassendsten Moment. Geh schon vor ins Schlafzimmer, ich werde dir sofort folgen.«

»Lass mich nicht zu lange warten … Herr«, schnurrte sie und strich im Vorbeigehen über seine Wange.

Mit mürrischem Gesicht wandte er sich zu Barofan. »Was willst du?«

»Herr, Sie haben sie nicht erkannt?«

»Wenn soll ich nicht erkannt haben?«, fragte er ungeduldig nach.

»Ms. le Ciél, Herr.«

»Barofan, hör mit deinem verdammten Herr auf und sag mir gefälligst, wer diese le Ciél sein soll«, knurrte er seinen Diener an.

»Sie ist es, Herr!«

Er überlegte gerade, wie er Barofan foltern könnte, als ihn die Erkenntnis wie ein Blitz traf. »Mit sie meinst du tatsächlich sie? Die, die sich immer wieder eingemischt hat? Die, deren Gesicht so lieblich im Spiegel aussah? Die, die eigentlich ein Engel sein sollte? Diese sie meinst du?«

»Ja Herr, genau diese sie meine ich. Den Engel, der sich immer wieder eingemischt hat.«

»Das verstehe ich nicht«, murmelte er. »Sie ist ein Mensch. Eindeutig. Da war nichts Himmlisches an ihr. Abgesehen von ihrem göttlichen Körper.«

»Verbannt, bestraft, ausgestoßen. Diese Möglichkeiten gibt es, wenn sie jetzt ein Mensch ist.«

»Das ist höchst interessant. Hat der große Gabriel etwa durchgegriffen? Ich hätte da ja andere Mittel gehabt.« Er grinste breit. »Wobei sie wahrscheinlich danach immer und immer wieder die Regeln gebrochen hätte, damit sie in den Genuss meiner Strafe kommt. Aber es kommt mir entgegen, dass die da oben so impotente Idioten sind. Wahrscheinlich zu viel Anabolika gezogen.« Luzifer rieb sich zufrieden über das Kinn. »Eins muss man ihm lassen. Mit dem Namen hat er mal richtig Humor bewiesen. Ich sollte ihm, wenn alles vorbei ist, eine Botschaft zukommen lassen. Aber nun, werde ich mich ganz unserer kleinen Miss le Ciél zuwenden.« Seine Augen funkelten, als er Barofan ansah. »Sie hat mich nicht erkannt, und ich möchte, dass das auch vorerst so bleibt.«

»Natürlich, Herr.«

Als es diesmal klopfte, ging er selbst zur Tür und ließ das Engelchen hinein. Fragend und misstrauisch sah sie ihn an, schob dann aber energisch den Wagen, der befüllt mit Getränken war, in die Suite.

Mit einem äußerst zufriedenen Grinsen schloss er leise die Tür hinter ihr.

Ein Engel für Luzifer

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