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Kapitel 1


Abby

Schweigend starrte ich aus dem Seitenfenster auf die vorbei ziehenden Häuser. Das letzte Mal, dass ich hier in Sinners Field gewesen war, war vor elf Jahren gewesen. Nach Dads Tod war Mom mit mir nach L.A. gezogen. Ich kann mich nur wenig an meine Kindheit in Sinners Field erinnern, doch der Ort musste erheblich gewachsen sein. Die Häuser, an denen wir vorbei fuhren, waren alle neu. Auch die Gebäude entlang der Hauptstraße hatten sich verändert. Einige mussten um die eine oder andere Etage erweitert worden sein. Andere Häuser waren offenbar abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt worden. Der Ort hatte jetzt sogar seine eigene High School. Sinners High. Mir wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, dass ich am Montag in der neuen Schule anfangen würde. Ich war nicht gerade der Typ, der Freunde machte. Ich brauchte niemanden. Ich war ganz okay damit, allein zu sein. Doch in einem Ort wie Sinners Field war ein neues Gesicht wahrscheinlich eine Sensation und die Aasgeier würden sicher über mich her fallen.

„Du wirst dich schnell einleben“, sagte Tante Claire in dem wohl hundertsten Versuch, eine Unterhaltung mit mir anzufangen.

„Hmpf“, erwiderte ich.

„Bethany ist ja im selben Alter wie du. Sie kann dir helfen, dich auf der neuen Schule zurechtzufinden.“

Bethany. Meine Cousine. Ich hatte nur vage Erinnerungen an Bethany aus unserer Kindheit, doch ich wusste, dass ich sie damals nicht leiden konnte. Sie war eine kleine Hexe gewesen. Sie hatte mich schikaniert, doch nie vor Zeugen. Für alle anderen war sie der perfekte Engel. Niemand hatte mir damals geglaubt. Ich fragte mich, ob sie sich geändert hatte. Sollte ich zu hoffen wagen, dass die Zicke plötzlich nett sein würde? Ich seufzte leise. Irgendwie bezweifelte ich das. Ich konnte mich wahrscheinlich darauf einstellen, dass sie schlimmer war denn je.

„Hier sind wir schon“, sagte Tante Claire und lenkte den SUV auf die Auffahrt. „Dein neues Zuhause.“

Ich starrte auf das dreigeschossige Monster von einem Haus. Ja, ich erinnerte mich. Ich hatte das Haus gehasst. Es gab so viele dunkle Winkel in diesem verdammten Gebäude. Als Kind hatte ich mir eingebildet, dass es hier spuken würde, doch wahrscheinlich hieß der Poltergeist meiner Kindheit Bethany. Für den größten Teil waren die Erinnerungen an meine Kindheit verschwommen. Man sollte meinen, dass ich bereits in einem Alter gewesen war, indem sich meine Erinnerungen besser ausgebildet haben sollten. Doch das meiste aus meiner Zeit vor Daddys Tod war unerreichbar. Ich konnte mich nicht einmal an meinen Dad erinnern. Mom hatte keine Bilder von ihm gehabt. Sie hatte mir gesagt, dass sie alle Bilder vernichtet hatte, weil die Erinnerungen zu schmerzhaft waren. Manchmal hatte ich das nagende Gefühl, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte. Dass meine Vergangenheit ein Puzzle war, von dem die meisten Teile fehlten. Seit ich zurückdenken konnte, war ich ein stilles, zurückhaltendes Kind gewesen. Ich litt von Kindheit an unter Albträumen. Meine Mom hatte mich für eine Weile zu einem Psychiater geschickt, doch das hatte nichts geholfen. Im Alter von dreizehn Jahren verschwanden die Albträume für ganze zwei Jahre. Bis zu dem Tag, an dem... Ich schloss die Augen, als die Erinnerungen auf mich einpressten. Nein! Ich wollte nicht daran denken. Alles, nur das nicht. Mein Blick fiel auf meine Hand, die sich um den Türgriff klammerte, dann langsam aufwärts über meinen Arm, der mit einem Ärmel bedeckt war. Ich zeigte niemandem, was unter dem Ärmel lag. Ich trug stets langärmelige Kleidung. Selbst beim Sport. Die Narben waren mein.

„Abby?“, riss mich Tante Claires Stimme aus meinen Gedanken. „Ist alles okay, Sweetheart?“

Ich riss meinen Blick von meinem Arm fort und sah meine Tante an. Ihre braunen Augen musterten mich besorgt. Die arme Frau wusste nicht, was für eine Bürde sie sich aufgeladen hatte, als sie zustimmte, mich aufzunehmen. Ich war ein Fiasko. Gestört. Eine Katastrophe. Ich war ein Wrack.

„Alles okay. Ich... ich hab nur gerade an Mom gedacht“, sagte ich.

Mitgefühl schien warm in ihren Augen, die plötzlich ein wenig feucht zu sein schienen. Sie streckte eine Hand aus und legte sie auf mein Knie, drückte leicht.

„Es tut mir so leid, Sweetheart. Deine Mom war ein Engel. Sie und Dan waren wie Tag und Nacht.“

Dan. Mein Onkel. Er erinnerte mich kaum an ihn, doch ich wusste, dass er sich zwei Jahre nach Dads Tod erhängt hatte. Warum, wusste ich nicht. Niemand hatte mir jemals irgendwelche Details verraten. Meine ganze Familiengeschichte war im Großen und Ganzen ein einziges Mysterium.

„Okay“, sagte Tante Claire schließlich erzwungen enthusiastisch. „Bereit, ins Haus zu gehen und dein neues Leben zu starten?“

„Klar“, erwiderte ich, auch wenn es das Letzte war, was ich wollte. War ja nicht so, als wenn ich eine Wahl hätte. Es war entweder Tante Claire oder das System. Ich hatte kein Verlangen, im System zu landen. Ich wusste, wie viele Kids von ihren Pflegeeltern misshandelt oder missbraucht wurden. Davon hatte ich genug. Nein, danke. Da nahm ich es lieber mit meiner zickigen Cousine auf.

Kent

„Sooo – du hast sie nicht gesehen, seit ihr – was? – fünf gewesen wart?“, fragte Nate, Beth einen irritierten Blick zu werfend.

„Jupp. Dann verschwanden sie und ihre Hure von einer Mutter. Gott sei Dank! Wenn sie doch nur für immer verschwunden wäre.“

„Was genau hast du eigentlich gegen sie? – Ich meine – ihr wart fünf, verdammt noch mal. Was für Probleme können Fünfjährige haben? Hat sie dich bei den Haaren gezogen oder was?“, warf ich ein.

Seit Beth erfahren hatte, dass ihre Cousine bei ihnen einziehen würde, war sie voll aufgeladen. Ich verstand das Problem echt nicht. Was immer zwischen den beiden damals vorgefallen war, war Kinderkram. Wortwörtlich. Vielleicht war diese Abigail jetzt ganz in Ordnung?

„Kent hat recht, Baby. Warte doch erst einmal ab, wie sie ist. Vielleicht ist sie cool.“

Beth sah Nate vorwurfsvoll an und ich konnte an ihren Augen sehen, dass sie dabei war, das Wasserwerk anzuschmeißen. Beth war eine Dramaqueen. Typische Queen B. Zickig, hohl und manipulativ. Ich hatte echt keine Ahnung, was Nate in ihr sah. Sicher, sie war heiß. Blonde Locken, hübsches Gesicht, volle Lippen und Kurven ohne Ende. Doch innerlich war da Nada. Kein Hirn und kein Herz. Ehrlich gesagt war sie es nicht einmal wert, meinen Schwanz in eines ihrer Löcher zu stecken. Sie hatte es mit der halben Schule getrieben. Nämlich der männlichen Hälfte. Inklusive der Lehrer. Ich war wohl einer der wenigen, die ihr Ding noch nicht in sie gesteckt hatten. Und das war auch gut so. Allein der Gedanke verursachte mir Übelkeit. Nicht, dass ich was gegen lockere Mädels hatte, doch sie mussten zumindest etwas Klasse haben.

„Sie ist noch nicht einmal hier, und schon bist du auf ihrer Seite“, schniefte Beth dramatisch und ich rollte mit den Augen.

„Und hier geht’s los“, murmelte ich, mich im Sessel zurücklehnend, um das Drama, welches sich vor mir entfaltete, zu verfolgen.

„Ich bin nicht auf ihrer Seite. Sei nicht immer gleich so dramatisch“, wandte Nate halb genervt, halb verzweifelt, ein. „Ich hab lediglich gesagt, dass sie vielleicht gar nicht so schlimm ist, wie du dir ausmalst. Vielleicht werdet ihr Besties.“

„Diese Schlange und ICH? BESTIES?“, kreischte Beth.

„Kann ich Popcorn haben?“, rief ich den beiden zu. „Dass ich die Drama-Show besser genießen kann?“

Beth schenkte mir einen mörderischen Blick, während Nate mir einen Hilf-mir-Bro-Blick zuwarf. Ich zuckte mit den Schultern. Beth war ganz allein sein Problem. Ein Problem, das ich froh war, nicht zu haben. Wenn ich jemals in die Beziehungsfalle tappen sollte, dann mit einem Mädel, das neben dem obligatorischen TMA (Titten, Möse, Arsch) auch das Doppel H (Herz und Hirn) hatte. Nicht, dass mir Miss Perfekt bis jetzt über den Weg gelaufen wäre. Jedes Mädel unserer Schule, die halbwegs ansprechend aussah, war wie Beth. Und wenn nicht, dann war sie schon vergeben. Ich weiß, ich weiß. Ich sollte nicht auf Äußerlichkeiten gucken, doch war es so falsch, dass ich die Frau, mit der ich zusammen war, wenigstens attraktiv genug finden wollte, dass ich nicht gezwungen war, ihr den Rock über den Kopf zu ziehen, um einen hochzukriegen? Das Drama, welches sich vor mir entfaltete, kam zu einem abrupten Ende, als ein Wagen auf die mit Kies bedeckte Auffahrt fuhr. Beth wischte sich ihre Krokodilstränen aus den Augen und richtete ihr Aussehen. Die Braut war eine Schauspielerin par excellence, das musste ich ihr zugestehen. So wie ihre falschen Tränen von zuvor. Ich wusste, sobald ihre Mom die Haustür öffnete, würde Beth der blonde Engel sein, dessen Herz aus nichts als Gold bestand. Das war einer der Gründe, warum ich die Frau nicht ausstehen konnte. Sie war Fake. Innen und Außen. Ihre Persönlichkeit so Plastik wie ihre Titten und ihre Fingernägel.

„Wir sind daaaa!“, rief Mrs Duncan.

„Wir sind in der Lounge“, erwiderte Beth mit gespielter Fröhlichkeit.

Wenig später näherten sich Schritte und Mrs Duncan kam in den Raum. Hinter ihr ein Mädchen, welches sich halb hinter ihrer Tante versteckt hielt. Mrs Duncan wandte sich zu dem Mädchen um und fasste sie bei der Hand, um sie in den Raum zu ziehen. Mein Herz schien für eine Sekunde auszusetzen. Abigail Baker, Beth’ Cousine, war das schönste Wesen, das ich jemals zu Gesicht bekommen hatte. Und sie gab sich nicht einmal Mühe. Sie trug abgewetzte Jeans, schwarze Chucks und ein langärmeliges T-Shirt. Ihre schwarzen, langen Haare hingen ihr bis zu den Hüften hinab. Sie war kleiner als Beth. Zierlich.

„Oh mein Gott!“, rief Beth theatralisch, die Hände zusammen klatschend. „Ich hätte dich gar nicht wieder erkannt, Abby. Wenn Mom sagte, dass du kommen würdest, dann hab ich mir dieses fette Mädchen vorgestellt...“

„Bethany!“, unterbrach ihre Mom sie scharf.

„Was?“, erwiderte Beth unschuldig. „Das war ein Kompliment. Sie war so fett als Kind und jetzt ist sie so dünn wie...“

„Das ist genug, Baby“, mischte sich Nate ein, Beth auf seinen Schoß ziehend. „Hey, Abby. Nett, dich kennenzulernen.“

Beth lächelte, doch ich konnte die Wut in ihren Augen sehen. Erst unterbrach Nate sie und dann grüßte er das Mädchen, welches sie offenbar als ihre Erzrivalin auserkoren hatte. Und sie war eifersüchtig, denn auch sie musste sehen, dass ihre Cousine umwerfend aussah.

Abby

Jede Hoffnung, dass Bethany sich geändert haben könnte, zerplatzte wie eine Seifenblase. Sie war noch genau wie damals. Nach außen zuckersüß, innen giftig wie eine Natter. Der Typ, der offenbar ihr Freund war, ließ seinen Blick über mich gleiten, und ich sah das Interesse in seinem Blick aufblitzen. Noch ein Grund mehr für Bethany, mich zu hassen. Auch wenn ich null Interesse daran hatte, ihr ihren Freund auszuspannen, so war sein offensichtliches Interesse bereits genug, um eine Zielscheibe auf meine Brust zu malen. Mein Blick ging zu dem anderen Typen, der in dem Sessel auf der anderen Seite der Sitzecke saß. Sein dunkler Blick war auf mich geheftet und für einen Moment fühlte ich mich, als wenn jemand den Boden unter meinen Füßen weggezogen hätte. Er war attraktiv, wie Beth’ Freund, doch er hatte eine lässige Unordnung an sich, mit seinen etwas zu langen Ponyfransen, die ihm beinahe in die Augen hingen und dem Dreitagebart, der wahrscheinlich eher ein Fünftagebart war. Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch, als er seine Unterlippe zwischen seine weißen Zähne zog. Ich war froh, als Tante Claire mich aus meiner Starre riss.

„Setz dich doch, Abby. Beth kann uns etwas zu trinken holen.“

Sie sah ihre Tochter an, die sich große Mühe gab, ihre Eifersucht nicht zu zeigen. Sie lächelte so krampfhaft, dass ich befürchtete, sie würde sich einen Muskel im Gesicht ausrenken.

„Aber natürlich. Ich hätte daran denken sollen, Erfrischungen vorzubereiten, um die arme Abby ordentlich willkommen zu heißen. Ich meine, nach allem was sie...“

„Danke, Beth!“, unterbrach Tante Claire, ehe Beth ihren Satz vollenden konnte.

Ich folgte meiner Tante zu der Sitzecke, auch wenn ich nichts lieber getan hätte, als auf dem Absatz kehrt zu machen und aus dem Haus zu stürmen. Ich wollte nicht hier sein. Ich wollte zurück nach L.A. Ich wollte, dass Mom lebte und dass sie mir ihre spezielle Limonade machte und mir sagte, dass alles okay wäre. Meine Augen wässerten. Ich spürte, wie die dunklen Wolken in meinem Inneren sich mehr und mehr zu zogen. Die Narben an meinen Armen und Innenseiten meiner Oberschenkel juckten. Der Drang, eine Rasierklinge in die Hand zu nehmen und eine weitere Narbe hinzuzufügen, wurde beinahe unerträglich. Ich hatte es die letzten drei Wochen geschafft, mich nicht zu schneiden, doch ich spürte, wie die Taubheit, die mich seit Moms Tod ergriffen hatte, sich langsam auflöste und ohne die Taubheit kam die Dunkelheit zurück. Meine Hände zitterten, als ich mich in einen freien Sessel setzte und ich grub meine Finger in das Sitzpolster rechts und links von mir, um das Zittern zu verbergen. Jetzt, wo Beth aus dem Raum war, gab sich ihr Freund nicht einmal mehr die Mühe, sein offenkundiges Interesse zu verbergen. Die Einzige, die es nicht zu bemerken schien, war Tante Claire. Sie hatte sich neben mich auf einen weiteren Sessel gesetzt und strich mir sanft den Arm auf und ab.

„Abby, der nette junge Mann auf dem Sofa ist Nate, Beth’ Freund. Und dies hier...“ Sie deutete in die Richtung des Typen zu meiner Linken. „... ist Kent. Sie gehen auch auf die Sinners High School. Du wirst dich schnell einleben, jetzt, wo du schon Beth, Nate und Kent kennst. Sie werden dich schon unter ihre Fittiche nehmen.“ Sie wandte sich an die Jungs. „Nicht wahr, Jungs?“

„Klar doch, Mrs Duncan. Abby ist bei uns in den besten Händen“, versprach Kent mit einem anzüglichen Funkeln in seinen dunklen Augen.

„Keine Sorge, Mrs Duncan. Abby wird keine Probleme haben. Dafür sorgen wir schon“, versprach Nate im selben Moment, als Beth mit einem Tablett voller Erfrischungen den Raum betrat. Die Gläser auf dem Tablett klirrten und für einen Moment befürchtete ich, sie würde das Tablett fallen lassen, doch sie fing sich schnell wieder und lächelte honigsüß.

„Du kannst dich auf uns verlassen, Mom“, versprach sie, doch der Blick, den sie mir zuwarf, war voller Gift.


Der Tag hatte sich schmerzlich in die Länge gezogen. Zum Glück waren Beth und die beiden Jungs irgendwann abgehauen, um sich einen Film anzuschauen. Tante Claire hatte versucht, mich zu überreden, mich den dreien anzuschließen, doch ich hatte Müdigkeit vorgeschoben. Jetzt lag ich hier im Bett in meinem neuen Zimmer und starrte an die Decke. Meine Finger zuckten mit dem Verlangen, eine Klinge in mein Fleisch zu pressen, doch bis jetzt hatte ich es geschafft, den Drang zu kontrollieren. Ich wollte meine Tante nicht misstrauisch machen und nach einem Rasierer fragen. Ich musste mir dringend ein paar Klingen besorgen, wenn ich allein war. Nach dem Abendessen hatte Tante Claire mich überrascht, als ich mich auf der Toilette übergeben hatte. Zum Glück hatte sie nicht gesehen, wie ich zuvor meinen Finger in den Hals gesteckt hatte. Ich hatte ihr vorgelogen, dass ich vor Kummer kaum Essen bei mir behalten konnte. Nun, im gewissen Sinne war das ja gar nicht gelogen. Essen machte mich wirklich krank. Nur wenn ich es ausgekotzt hatte, fühlte ich mich besser. Dass ich nachhelfen musste, um das Essen wieder loszuwerden, musste niemand wissen. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war, dass Tante Claire mich zu einem verdammten Psychiater schickte. Aus mir unerfindlichen Gründen wanderten meine Gedanken zu Kent. Die Art, wie er mich angesehen hatte. Ich hatte nie zuvor Schmetterlinge in Gegenwart eines Jungen gehabt. Im Gegenteil. Sie widerten mich an. Manche jagten mir Angst ein. Kent war ein Typ, der beides in mir auslösen sollte. Widerwillen und Angst. Doch aus irgendeinem Grund war das nicht der Fall. Das beunruhigte mich. Machte mich nervös. Beth’ Freund Nate hingegen jagte mir Angst ein. Er hatte eine Dunkelheit an sich, die mir eiskalte Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich würde mich nicht wundern, wenn der Kerl kleine Welpen zum Vergnügen folterte. Er und Bethany schienen so gar nicht zusammen zu passen. Auch wenn sie beide offensichtlich reich und oberflächlich waren. Bethany war die typische Barbie. Alles aus Plastik. Ich war mir sicher, dass ihre Möpse vom Chirurgen stammten. Ihre Lippen schienen auch viel zu voll, um echt zu sein. Und dann diese unmöglichen, falschen Wimpern und Acrylnägel. Ihre Bräune war zu gelb, was mich vermuten ließ, dass sie aus der Sprühflasche kam. Ja, Kerle fanden sie sicher attraktiv. Die interessierten sich wahrscheinlich weder dafür, ob die Schönheit natürlichen Ursprungs war, noch, ob die Barbiepuppe eine Seele oder ein Herz besaß. Oder Gehirn. Ich hatte meinem Leben mit Tante Claire und Bethany mit Unwohlsein entgegen gesehen, doch nicht nur hatte sich mein schlechtes Gefühl bestätigt, es schien sogar noch schlimmer zu sein, als ich mir ausgemalt hatte. Ich konnte nur hoffen, dass die Zeit bis zu meinem achtzehnten Geburtstag schnell vergehen würde, dann konnte ich von hier verschwinden. Ich mochte zwar so gut wie mittellos sein, doch ich würde schon irgendwie über die Runden kommen. Und wenn ich als Kellnerin in einem dreckigen Diner arbeiten und in einer Bruchbude hausen musste. Wenigstens wäre ich dann auf mich selbst gestellt.

Beautiful Mess

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