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Geschichte und Bedeutung des Mt. Fujis in Japan

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In vielen Regionen und Kulturen dieser Erde haben die höchsten Berge eines Landes eine religiöse und kultische Bedeutung. Wie der Olymp in Griechenland galt auch der Fuji jahrhundertelang als Sitz der Götter. Bereits vor über 2000 Jahren begannen die Menschen, der Überlieferung nach, auf Geheiß des Kaisers Suinin damit, rund um den Fuji Schreine zu errichten, um den Berg und die Gottheit Asama no okami zu ehren und zu besänftigen und sich somit vor Vulkanausbrüchen zu schützen. Auch in der heutigen Zeit hat der Fuji seinen heiligen Status nicht eingebüßt und ist immer noch umgeben von zahlreichen Shinto-Schreinen; meist rot lackierte Torbögen.

Die Entstehung seines Namens ist nicht eindeutig geklärt und es gibt dazu zahlreiche Theorien. Eine besagt, dass „Fuji“ aus dem Wort „Huci“ abgeleitet ist. Dieses stammt aus der früher in Japan gesprochenen Ainu-Sprache und steht für „Feuer“. Demnach wäre der Mt. Fuji schlicht und einfach der Feuerberg. Eine weitere Theorie lautet, dass das japanische Wort „Fushi“ (Unsterblichkeit) dem Vulkan seinen Namen gab, was aufgrund seiner fortwährenden Beständigkeit ebenfalls naheliegend ist.

In der modernen Schriftweise wird der Name des Fuji mit den Kanji-Schriftzeichen 富 (fu = reich) und 士 (ji = Krieger) sowie 山 (san =Berg) zusammengesetzt. Einer uralten Legende nach, ließ der japanische Kaiser auf dem Vulkangipfel von seinem Gefolge an Kriegern einen Trank gegen Unsterblichkeit vernichten. Mit dieser Legende werden gleich zwei etymologische Theorien behandelt, einerseits wird das Thema Unsterblichkeit aufgegriffen und andererseits der Kaiser als „reich an Kriegern“ dargestellt.

Die im Ausland, speziell in Europa, gängige Bezeichnung „Fujiyama“ (oder auch „Fudschijama“) ist dabei nicht korrekt und geht auf eine falsche Übersetzung des Zeichens 山 zurück. Dieses aus dem chinesischen stammende Kanji-Schriftzeichen kann sowohl „yama“ als auch „san“ ausgesprochen werden. Die korrekte Aussprache lautet jedoch „Fujisan“. Aber es ist in Japan allgemein bekannt, dass besonders von Ausländern häufig die Aussprache „Fujiyama“ für ihren heiligen Berg verwendet wird. „Fujisan“ wiederum kann im Übrigen ebenso für Verwirrungen sorgen und fehlerhaft übersetzt werden, da die Silbe „san“ im Japanischen auch als neutrale Anrede sowohl für Männer als auch für Frauen verwendet wird. Wer also das Wort „Fujisan“ in ein Übersetzungsprogramm eingibt, der sollte sich nicht wundern, wenn womöglich „Herr Fuji“ oder „Frau Fuji“ als Übersetzung ausgegeben wird. Eine in Japan gebräuchliche Aussprache des Vulkans, die ohne jegliche Missverständnisse auskommt, ist somit schlicht und einfach „Fuji“.

Dass Menschen sich aufmachen, um auf den Berg zu steigen, ist keine neuartige Erscheinung, sondern hat eine jahrhundertealte Geschichte. Wie auch seinerzeit in Europa, waren es auch in Asien vor allem Mönche, die sich im Mittelalter als Erstes auf den Weg machten, um die sagenhaften hohen Berge ihrer Umgebung zu erkunden. Der Aufstieg wurde dabei meist aus spirituellen Motiven heraus gewagt. Normalbürgern fehlte es in diesen Zeiten sowohl an Zeit als auch an Motivation für eine Bergtour. So wurde auch der Fuji, der Überlieferung nach, als Erstes bereits im Jahr 663 n. Chr. von einem unbekannten Mönch bestiegen. Lange bevor das Bergsteigen in Europa populär wurde, wurde der Fuji dann in der Muromachi-Zeit vom 14. – 16. Jahrhundert das Ziel von zahlreichen Pilgern, die noch heute ihre Nachahmer finden. Das Besteigen des Fujis gilt für die Anhänger des Shintoismus als besonderer Ausdruck ihres Glaubens.

Bis heute gibt es in Japan im Übrigen einen weit verbreiteten Aberglauben (den sogenannten Hatsuyume), der besagt, dass ein Mensch mit Glück gesegnet sein wird, wenn sein Traum in der ersten Nacht eines Jahres erstens den Berg Fuji, zweitens einen Falken und drittens eine Aubergine beinhaltet. Wie oft dieser in meinen Augen recht unwahrscheinliche Fall tatsächlich eintrifft, ist mir allerdings nicht bekannt. Mir selbst ist jedenfalls noch nie ein derartiger Traum in Erinnerung geblieben.

Seiner Höhe und seiner nahezu perfekten symmetrischen Form hat es der Fuji zu verdanken, dass er im Laufe der Jahrhunderte zu dem von Künstlern meistportraitierten Berg der Welt geworden ist. Eines der bekanntesten Motive im europäischen Raum ist dabei das Werk „Die große Welle vor Kanagawa“ des Künstlers Katsushika Hokusai, welches um das Jahr 1830 entstanden ist. Einen Ausschnitt dieses Werkes findet sich sogar als Icon bei Whatsapp. Der Farbholzschnitt ist allerdings nur ein Teil der Serie „36 Ansichten des Berges Fuji“ des Künstlers, die in Japan sehr berühmt ist.

Durch seine enorme religiöse und kulturelle Bedeutung, die der Berg auf die japanische Bevölkerung hat und aufgrund der zahlreichen Kunstwerke, in denen der Fuji seit dem Mittelalter abgebildet wurde, die zudem einen starken Einfluss auf Kunstschaffende auch in Europa ausübten, wurde der Vulkan im Jahr 2013 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Das Welterbe in Japan wurde somit um eine weitere bedeutende Sehenswürdigkeit erweitert und die Anziehungskraft des Mt. Fujis speziell auch auf ausländische Touristen hat sich seitdem noch einmal deutlich erhöht.

Zu Fuß auf den Mt. Fuji

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