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2. Kapitel

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In den folgenden Tagen, wir waren inzwischen eiligst und unversehrt zum Kaiser zurückgekehrt, regten sich das Herz und der Verstand des römischen Adels. Sie verabscheuten den jungen Papst und tadelten seinen Lebenswandel aus tiefster Seele. Zunächst aber suchte eine drückende, ganz außergewöhnliche Hitze die Stadt heim und der Gestank in den Vorstädten muss zu dieser Zeit noch unerträglicher gewesen sein. Für zwei Wochen verfiel alles in eine schlafende Starre. Als die Wiederkehr des Gestirns der Jungfrau die Hitze wohltätig linderte, erwachte der Lebensgeist der Stadt wieder. Die adligen Römer bemächtigten sich des Kastells Sankt Paulus und sandten dem geheiligten Kaiser ganz offen und sogar unter Stellung von Geiseln eine höfliche Einladung. Der Kaiser sammelte hierauf sein Heer und bezog am dritten Iden des November8) sein Lager vor der Stadt Rom.

Kaum, dass er angekommen war, entflohen miteinander der Herr Papst und der Herr Adalbert. Die adeligen Herren von Rom aber nahmen noch am gleichen Tage den geheiligten Kaiser und sein ganzes Heer in der Stadt auf, erneuerten ihr Treuegelöbnis und schworen überdies einen feierlichen Eid, dass sie niemals einen Papst wählen noch weihen lassen wollten ohne die Zustimmung und Bestätigung des gerechten und erhabenen Kaisers Otto und seines Sohnes, König Otto.

Franco und ich kehrten in Ottos Gefolge nach Rom zurück. Wir bezogen die gleiche Herberge wie schon zuvor und wurden vom edlen Herrn Stephanus de Imiza und seinem Bruder Rikhardus erneut auf das Herzlichste begrüßt, was mich persönlich sehr erfreute, weil es mir die Verheißung auf viele weitere gelehrte und ausgezeichnete Gespräche bei gutem Essen, Wein und Tanz brachte.

Zur Mittagszeit des darauffolgenden Tages klopfte Salek, der Kammerdiener des Herrn Papstes, unerwartet an das Tor unserer Herberge. Rikhardus öffnete ihm und geleitete ihn eine Treppe hinauf, wohin Franco und ich einquartiert worden waren. Ich hatte seine Ankunft bereits bemerkt.

Der Salek war ein gedrungener Bursche, kaum dreißig Jahre alt, so schätzte ich. Von seiner Größe her lag er zwischen der Francos und der meinigen, aber er bewegte sich ständig mit nach vorn geneigtem Kopfe, als trüge er schwer an der Last seiner Gedanken. Sein kurzes und zotteliges Kraushaar war sicher voller Ungeziefer, weshalb ich wohl gut daran tat, mich von ihm ein wenig fernzuhalten. Auch seine Kleidung zeugte nicht von erlesenem Geschmack. Ich fürchtete fast, ihm läge nicht viel daran, nach außen hin eine gute Erscheinung abzugeben, wie es sich für einen Mann seines Amtes gebührte. Als er so die Treppe hinaufkam, blickte ich ihm für einen kurzen Moment in die finsteren Augen. Sogleich wich er mir aus und verlangsamte seinen Schritt, um ihn dann, wiederum mit gesenktem Kopfe, umso schneller fortzusetzen. Mir fiel auf, dass er entsetzlich nach Knoblauch und schlechtem Schweiße stank.

„Der Papst verlangt nach dem Knaben“, sagte er ohne Umschweife und ohne eine Form von Höflichkeit.

„Das kann er nicht“, erwiderte ich etwas unbedacht, denn ich wusste, dass er dies sehr wohl tun konnte, wann immer ihm danach gelüstete. Um meinem Ausspruche zumindest ein wenig mehr Legalität zu verleihen, fügte ich hinzu: „Der Junge ist Teil unserer kaiserlichen Gesandtschaft, er kann nur mit mir oder dem Bischof Landward gemeinsam vor den Heiligen Vater treten.“

Salek sah mich aus seinen dunklen Augen mit erkennbarer Verachtung an. „Ich tue, was mir gesagt wird. Schickt den Knaben heute zur vierten Abendstunde gewaschen und in festlichem Aufzuge vor das Tor. Ich werde ihn hier abholen. Tut Ihr das nicht, wird er geholt werden.“

Daraufhin händigte er mir ein reich besticktes orangegelbes Festgewand aus, welches wohl für den Jungen gedacht war, drehte sich auf dem Absatze und stapfte finster die Treppe hinab, ohne noch ein weiteres Wort oder einen Gruß an mich oder einen der Umstehenden zu richten.

„Sagt, Herr Salek“, rief ich ihm hinterher, „wie kann der Papst nach dem Jungen verlangen, wenn er doch gar nicht mehr in der Stadt ist? Ist sein überstürzter Ausflug ins Umland denn so schnell beendet?“

Der Salek verlangsamte seine Schritte, drehte sich um und funkelte böse hinüber. „Ihr solltet mehr Bedacht auf die Wahl Eurer Informanten legen, Bischof! Manch einer hat in diesen Zeiten schon für weniger seine Zunge verloren.“

Es bedurfte nicht einmal der darauffolgenden abfälligen Geste, um zu wissen, wen er damit meinte.

„Ich hasse ihn“, flüsterte ich.

„Ja, er ist schon ein gemeiner Dreckskerl“, sagte Rikhardus, als Salek kaum das Tor passiert hatte, aber so laut, dass nicht nur ich es hören konnte.

Natürlich wusste ich sofort, was diese Einladung des Papstes zu bedeuten hatte. Mir war während unserer Audienz nicht verborgen geblieben, welche begehrlichen Blicke er auf meinen jungen Schüler richtete. Und ich gestehe auch, dass dies kein Gedanke war, der mich in irgendeiner Weise beruhigen konnte. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass Franco hinter mir im Türrahmen stand.

„Meister?“, fragte er mit sanfter Miene, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. „Ihr seht sehr besorgt aus. Was hat der Camerlengo von Euch gewollt?“

Mit einer Geste gebot ich ihm, Platz zu nehmen und versuchte indes, meine Gedanken zu ordnen. Franco war ein guter Junge. Er tat, wie ihm geheißen und wartete geduldig, was ich zu sagen hätte. Aus den Augenwinkeln musterte ich ihn aufmerksam und fragte mich, wie viel von dem kurzen Gespräch er wohl mitbekommen hatte. Sollte ich ihn zu seinem Schutze belügen, ihn gar verstecken? Konnte ich ihn denn überhaupt beschützen? Vor dem Papste? Vor meinem obersten und heiligsten Dienstherrn? Nein. So entschloss ich mich, nichts dergleichen zu tun. Stattdessen wollte ich ihm reinen Wein einschenken und setzte mich behutsam zu ihm.

„Der Heilige Vater will Dich sehen, Franco. Heute Abend schon“, sagte ich mit einiger Betrübnis und beobachtete, wie er es aufnehmen würde.

Franco jedoch sah keineswegs unglücklich aus.

„Aber ist das denn kein Grund zum Jubel, Meister? Der Papst ist doch sehr mächtig und stark. Ist es denn nicht gut, wenn wir ihn zu unserem Freunde haben können?“

„Nun ja, mein guter Franco. Das wäre wohl durchaus ein guter Grund zum Jubel. Nur leider glaube ich nicht, dass wir aus dieser Beziehung, wie ich es einmal nennen möchte, irgendeinen Vorteil werden ziehen können. Meine Erfahrung sagt mir, dass er Dich nicht eingeladen hat, um Dich nach Deiner Meinung oder einem besonders schwierigen Ratschluss zu fragen, wie es unter Freunden recht schicklich wäre.“

„Meister, Ihr sprecht davon, als wolltet Ihr mich nicht begleiten?“

„Ja, Du hast recht gehört, Franco. Der Papst hat seine Einladung nur an Dich gerichtet. Weder ich noch der Landward werden Dich dorthin begleiten können.“

„Wünscht er denn nicht, Euren Rat zu hören?“

„Oh, nein. Nicht dieser Papst! Für das, was er vorhat, wäre mein Ratschluss nur hinderlich.“

„Das verstehe ich nicht, Meister.“

Ich stöhnte leise, wusste aber keine passende Erwiderung.

Franco lief ein paar Schritte in der Kammer auf und ab. Seine Miene hellte sich plötzlich auf. Er schien nun ob dieser Nachrichten recht freudig erregt zu sein und einer ehrenvollen Aufgabe entgegenzusehen.

„Ich kann sicherlich nicht so gut argumentieren und disputieren wie Ihr, verehrter Bischof Liutprand“, sagte er, „aber ich will gern meinen Teil, so gut ich kann, leisten, wenn Ihr es wünscht.“

Er hatte wirklich keine Ahnung.

Ich forderte ihn auf, sich wieder zu mir zu setzen und legte meine Hand behutsam auf seine Schulter. „Und Du hast keine Vorstellung, weshalb der Herr Papst nach Dir geschickt haben könnte?“, vergewisserte ich mich.

Franco verneinte arglos, was die Aufgabe für mich nicht eben leichter werden ließ.

„Wie Du sicherlich vernommen hast“, begann ich, „ist er den weltlichen Dingen weit weniger abgeneigt, als er sollte. Er betreibt die Hurerei und allerlei sündigen Frevel in den Gemächern des Lateranensischen Palastes. Seine Begierden sind manchmal wider die Natur, musst Du wissen. Man sagt, er treibt es nach Art der Hunde und hat ungehörigen Verkehr.“

„Wie meint Ihr das, Meister?“

Ich zögerte gewiss etwas zulange und es war mir eine abscheuliche Qual, dem armen Jungen all dies in den Einzelheiten beschreiben zu müssen, glaubte aber, in diesem Falle keine andere Wahl zu haben, damit er wisse, worauf er sich einließ, wenn er der Einladung des Papstes Folge leistete. Und dass er genau dies tun musste, stand außer Zweifel.

„Wir Männer des Glaubens“, erklärte ich deshalb umständlich, „haben die Enthaltsamkeit und die Zügelung unserer Begierden und Lüste zu unserem hohen Ideal erhoben. Wie Du weißt, steht für uns die Liebe zu Gott und die völlige Hingabe im Glauben an ihn weit höher als die profane Befriedigung von Lustgefühl und Triebhaftigkeit. Deshalb haben wir der gemeinen Fleischeslust und auch dem Institut der Ehe abgeschworen. Aus gutem Grund also. Denn wir verstehen die Fleischeslust als Folge des Verlustes der paradiesischen Unschuld. Überdies steht in der Bibel geschrieben, dass der Beischlaf mit dem Weibe allein der Zeugung dienen solle. ‚Seid fruchtbar und vermehret euch!’ steht dort, womit gemeint ist, dass der Beischlaf mit dem Weibe ohne eine Ehe wider die Natur ist und ein Zeichen von Triebhaftigkeit und Gottlosigkeit. Verstehst Du das?“

Franco nickte verständnisvoll, so als könne er spüren, welche Nöte mir dieses Gespräch innerlich bereitete.

„Nun hat der Herr Papst, wie es offensichtlich ist, eine andere Meinung. Er schert sich nicht um sein Seelenheil, versündigt sich gegen den Herrn und gegen das Fleisch. Er schart lasterhafte Weiber um sich, treibt Sodomie und schlimmere Dinge, von denen ich hier nicht sprechen kann.“

„Aber dann droht doch mir keinerlei Gefahr, Meister Liuzo! Ich bin kein Weib!“

„Oh, mein armer Junge“, klagte ich. „Wie kann ich Dir nur begreiflich machen, welches Schicksal Dich erwartet, wo Du doch selbst von den einfachsten Dingen nichts weißt?“

Franco jedoch schien immer noch ohne jede Sorge. Anstatt sich selbst in höchstem Maße zu beunruhigen, versuchte er, mir die Furcht zu nehmen.

„Ängstigt Euch nicht um mich, Meister Liuzo“, sagte er. „Ich werde sorgsam darauf achten, nicht der Sünde, wie Ihr sie mir beschrieben habt, zu verfallen.“

Ohnmächtig stöhnte ich auf. Was konnte ich nur tun, um das kommende Unheil abzuwenden? Die Stunde nahte, zu der Franco sich bereithalten sollte, und ich wusste keinen Weg, wie ich es hätte verhindern können noch wie ich ihm die Gefahr, in die er sich offenen Herzens begab, hätte verständlich machen können.

In der vierten Abendstunde stand der Salek, wie angekündigt, vor dem großen Tore und erwartete den Jungen, der in jenes orangefarbene Gewand gehüllt war. Immer noch hatte ich den Eindruck, dass der gute Franco nicht wusste, was ihn im Lateranensischen Palast erwartete. Ein beinahe glücklich zu nennendes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er sich zu mir umdrehte und mir zudem aufmunternd zuwinkte. Ich indes machte mir die größten Sorgen. Ich konnte und wollte nicht zulassen, dass er in seinen jungen Jahren schon zur Verderbtheit, zur Triebhaftigkeit und zu Schlimmerem hingerissen wurde. Meine Aufgabe, die ich seinem Vater feierlich in die Hand versprochen hatte, war, ihn zu beschützen, auf sein Seelenheil Acht zu geben und ihn nach besten Möglichkeiten auszubilden. Keinesfalls wollte ich auch nur eines davon auf eine so schändliche und unwerte Art preisgeben. Ich war fest entschlossen zu verhindern, was zu verhindern war.

Als Salek und Franco außer Sichtweite waren, schlüpfte ich in meine besten Sandalen und folgte ihnen. Ich musste sie nicht sehen, um zu wissen, welchen Weg sie nahmen. Salek wählte immer den kürzesten und direkten Weg, denjenigen, der ohne Umschweife zum Ziele führte. Ich entschied mich deshalb für einen anderen, der zwar mit einiger Verzögerung, aber ebenso sicher zum Palast führte. Auf die Verspätung mochte es in diesem Falle nicht ankommen, dessen war ich gewiss, weil der erste Teil dieser unheiligen Gesellschaft ganz sicher ein ausgiebiges Mahl bei Wein und Tanz sein würde. Und dieses beneficium sollte Franco ruhig und in Freuden genießen können.

Als ich den päpstlichen Palast erreichte, war bereits die Dämmerung über die Stadt hereingebrochen. Aus einer seitlichen Gasse kommend, nahm ich die breite Straße zum großen Portale und wurde zu meinem beträchtlichen Erstaunen von der Palastwache schroff abgewiesen, noch bevor ich etwas zu meinem Begehr sagen konnte. Beinahe schien es mir, als sei mein heimlicher Besuch bereits erwartet worden. Ich stellte mich den Männern sodann als Abgesandter des Kaisers Otto vor und verlangte, noch in dieser Stunde in dringender gesandtschaftlicher Angelegenheit zum Papste vorgelassen zu werden.

„Wir haben den Befehl, Euch nicht hereinzulassen, Bischof Liutprand“, sagte eine der Wachen. Ich war darüber sehr beunruhigt und begann, auf die bewaffneten Männer einzureden, als würde ich sie damit überzeugen können, ihrem Befehl abtrünnig zu werden. Alle Reden halfen nichts, ich fiel auf die Knie, bat und flehte, allein die Männer blieben stur und verwehrten mir den Weg, ebenso die Wachen am seitlichen Portale, wo ich einen weiteren Versuch wagte, in den Palast zu gelangen. In mir machten sich Verzweiflung und Verdruss breit. Wie sollte ich Franco aus den Händen dieses Ungeheuers retten, wenn es mir nicht einmal gelang, in seine Nähe zu kommen?

Die Türen dieses Hauses waren offenbar ausdrücklich für mich verschlossen worden.

In meiner Verzweiflung umrundete ich den Palast, demütig betend und still hoffend auf einen anderen Weg hinein. Vielleicht gab es ja eine versteckte Tür oder einen geheimen Kellergang? Alles, was ich fand, war eine kleine Pforte, die wohl zur Küche führen mochte. Sie war kaum groß genug, einen Korb mit Gemüse hindurchzureichen, für einen gut gebauten Mann wie mich indes viel zu klein bemessen. Die Pforte war nicht bewacht und mein Klopfen verhallte ungehört. Es war wohl auch niemand dahinter, der mir hätte aufmachen können. Ich warf mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften dagegen, aber zu allem Übel war sie stark genug, meinem Begehren standzuhalten.

Da ich nun keinen weiteren Weg mehr wusste, wie mir und ihm zu helfen war, machte ich mich gesenkten Hauptes auf den Weg zurück zur Herberge. Schreckliche Vorwürfe ob meines Versagens quälten mich und ich schalt mich wegen meiner Naivität. Natürlich hatten der Papst und sein unsäglicher Diener Salek für den Fall vorgesorgt, dass ich meinen jungen Schüler begleiten wollte.

Ich hätte es wissen müssen.

Gerade als ich in die dunkle Gasse abbiegen wollte, aus der ich gekommen war, begegnete mir der gute Leo, der Kanzler des Herrn Papstes. Ganz plötzlich und wie von Gott selbst gerufen stand er vor mir und schien ebenso überrascht zu sein wie ich von unserem Aufeinandertreffen an diesem ungewöhnlichen Orte. Ich pries ihn und den Herrgott in seiner unendlichen Gnade und Weisheit und dankte ihnen beiden, was Leo mit einigem Unverständnis annahm. Für lange Erklärungen war jedoch nun keine Zeit mehr. Ich bat ihn, mich auf einem geheimen Wege in den Palast zu führen, da ich mit den Wachen nicht gut rechnen konnte. Auch erklärte ich ihm, dass ich eine wichtige Mission zu erfüllen hätte und meinen braven Schüler Franco aus den Händen des päpstlichen Ungeheuers erretten musste. Leo zog die Augenbrauen hoch, weil meine Erklärungen in seinen Ohren doch etwas verwirrt geklungen haben mochten, aber ich drängte ihn zur Eile und er folgte meinem Wunsche in altem Vertrauen, dass ich gewiss nichts Unrechtes vorhatte. Für dieses Vertrauen bin ich ihm, meinem guten Freund Leo, noch heute außerordentlich dankbar. Es hat mir in vielen schweren Stunden der Angst und der Verzweiflung neuen Mut und neue Hoffnung gegeben.

Leo öffnete mir die hintere Pforte, die tatsächlich zur Küche führte, welche aber um diese Zeit leer und kalt war. Ich dankte ihm auf das Herzlichste und verabschiedete mich hier von ihm, da ich nicht befürchten musste, dass die restlichen Wachen ebensolche Instruktionen erhalten hatten. Im oberen Stockwerk fand ich die unbewachte Tür zu den päpstlichen Gemächern. Vorsichtig öffnete ich einen der mit schwerer Bronze beschlagenen Flügel und trat ein, so leise und demutsvoll ich es vermochte. Aus dem hinteren Raume hörte ich die vertrauten Stimmen des Papstes und meines Schülers. Sie unterhielten sich angeregt, wobei ich sie aber nicht sehen konnte. Es roch nach Entenbraten und Knoblauch, gar lieblich zog der Duft in meine Nase. Jedoch, konnte ich sicher sein, dass sie den ersten Teil der Gesellschaft schon hinter sich hatten und zum zweiten übergegangen waren? Ich musste Gewissheit haben und mir einen besseren Platz verschaffen.

Einen Moment lauschte ich in den Raum hinein nach weiteren Stimmen. Ich hörte das Kichern der Mädchen, es mochten drei junge und eine ältere sein, den hellen und dunkleren Stimmchen nach. Ich hatte also recht gehabt. Nun musste ich noch herausfinden, wo der Salek war, ob er auch inmitten dieser unheiligen und triebhaftigen Gesellschaft herumlungerte oder ob ich jederzeit damit rechnen musste, dass er mich von hinten überraschte und mir, Gott behüte, eins mit dem Kaminschuber überzog. Nur sagte dieser krumme Hund nie etwas. Ich konnte weder seine finstere Stimme noch seinen Geruch ausmachen, weil der Bratenduft und der Knoblauch alles andere an ihm überdeckten.

Also tastete ich mich langsam voran, Deckung hinter den Säulen und Figuren aus weißem und rotem Marmor suchend und darauf bedacht, nicht zu viel Geräusch zu machen. Hinter dem vierten Pfeiler konnte ich einen vollständigen Blick auf die Szenerie erhaschen. Der Salek war nicht dabei, aber drei der vier Mädchen lagen bereits völlig unbekleidet auf dem Diwan, während sie sich gegenseitig mit Trauben und Wein befütterten und dabei genierlich kicherten. Der Papst Johannes, sein Gewand nur lose über die Schulter geworfen, und ein schmaler graubärtiger Mann, den ich schon während der Audienzen hier gesehen hatte, wandten mir den Rücken zu. Zu ihren Füßen lag ein nacktes Mädchen, wobei ich mir nicht vorzustellen vermochte, in welchen unschicklichen und gottlosen Schweinereien sie sich dort vor den Augen der anderen ergab. Mein braver Schüler saß etwas abseits, keusch und noch genauso gewandet, wie ich ihn verabschiedet hatte. Ich konnte ihn gut von der Seite sehen, sein Gesicht war gerötet und sein Atem ging flach und schnell. Es war wohl an der höchsten Zeit, dass ich einschritt und dem unseligen, wenn nicht gar teuflischen Treiben ein Ende bereitete.

Eine Stimme, die ich keinem der Männer zuzuordnen vermochte, machte sich bemerkbar. Eine sehr tiefe Stimme, nicht die des Saleks. Er sprach mit Franco und dieser antwortete ihm. Nur leider konnte ich weder des Einen noch des Anderen Worte verstehen. Offenbar war also noch ein weiterer anwesend, womit ich, wenn ich sie zählte, auf vier Männer und vier Weiber kam. Nun, Franco konnte ich schlecht der Seite der Herren zurechnen, seiner Rolle nach sollte er wohl eher eine weitere Dirne geben, womit das Kräfteverhältnis sich zu meinen Gunsten auf drei zu fünf wandelte. Ich beschloss, mich noch weiter heranzuwagen, um im entscheidenden Moment aus meinem Verstecke springen zu können und ihnen den Franco aus ihren Klauen zu entreißen, wenn es nötig sein sollte.

Nun stand der bisher unsichtbare Mann aus der Mitte auf und stellte sich mit aufgerichtetem Schwanze vor meinen braven Schüler. Franco erhob sich und ich konnte sehen, wie er am ganzen Körper zitterte. Sein festliches Gewand wurde ihm von den Schultern gestreift, womit auch er völlig nackt dastand.

Ich brach aus meiner Deckung hervor. „Beim Heiligen Benedictus! Verflucht sollt Ihr sein, Ihr Hornochsen und Ziegenböcke“, brüllte ich aus ganzer Leibeskraft und stürmte voran, wobei ich der Statue, die mir am nächsten stand, den Speer entriss und ihn wie eine Lanze vor mich hertrug. Die überraschten Männer zuckten zusammen, die Weiber kreischten, Franco schrie.

„Wisst Ihr denn nicht, was Ihr da tut? Treibt Hurerei und Sodomie und noch Schlimmeres in diesem Heiligen Palaste? Vergießt Euren Samen an einem Manne? Und Ihr wollt heilige Männer des Glaubens und die obersten Hirten der Kirche sein? Welch finsterer Teufel hat Euch dazu geritten?“

Zwei der Männer warfen sich hinter den Diwan, auf dem sich die Weiber tummelten. Einer stolperte arg über das am Boden liegende Mädchen und ließ sie mit schmerzverzerrtem Gesichte zurück, um sein eigenes erbärmliches Leben hinter einem anderen Weibe zu verstecken. Der Papst Johannes hatte sich halbnackt auf die Knie geworfen, weil ich schon zu nahe war, um noch erfolgreich fliehen zu können. Er stammelte wirres Zeug und vermutlich bettelte er um sein kärgliches Leben, welches ich mit der Lanze bedrohte. Ich gebe natürlich zu, dass ich nicht vorhatte, die Lanze als Waffe gegen ihn zu benutzen oder jemanden ernsthaft zu beschädigen. Aber schon einige Male später dachte ich mir, dass, wenn ich ein anderer gewesen wäre als der, zu dem der Herr mich gemacht hatte, ich den heiligen Herren den Teufel mit der Lanze hätte austreiben können. Franco stand mit offenem Munde und weit aufgerissenen Augen da, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Ich rief ihm zu, er solle sich ohne Verweil sein Gewand anziehen, damit wir diesen unheiligen Ort auf das Schnellste verlassen könnten.

Doch zuvor wandte ich mich noch dem Herrn Papste zu. Er rutschte rücklings immer weiter nach hinten, bis er nicht mehr weiterkam, weil ihm der Wagen mit den Speisen im Wege stand. Mit grimmigstem Gesichte (ich zeigte meine Zähne, wie es die Hunde machen) sprang ich in einem Satz auf ihn zu und setzte ihm die Spitze der Lanze gegen die Brust, worauf er jämmerlich weinte und zeterte. Die Weiber kreischten aufs Neue und so laut, dass es mir in den Ohren klingelte.

„Schweigt, Ihr Elenden!“, rief ich in meinem Zorn hinüber.

„Meister Liutprand“, stammelte Franco irritiert. „Was tut Ihr da? Und warum seid Ihr hier?“

„Schweig, Junge!“, befahl ich erneut. „Schweigt alle!“

Doch Franco beachtete es nicht.

„Meister, ich erkenne Euch nicht wieder! Ihr trachtet dem obersten Bischof der Christenheit nach seinem Leben?!“

Ich sah zu ihm herüber. Immer noch unbekleidet starrte er mich ungläubig an.

Der Papst hatte die Luft angehalten und wand sich wie ein Kaninchen, was die Spitze jedoch nur tiefer in seine Haut ritzen ließ.

„Er hätte es wohl verdient“, antwortete ich und ließ den Speer ein Stück sinken. „Genau wie die anderen Herren, die sich mutig hinter den Diwan werfen und den Rücken der Weiber als Schilde benützen. Aber ich will ihnen nicht nach dem Leben trachten. Denn eine Sünde wiegt die andere nicht auf. Ich wäre nur ein schlechter …“

In diesem Moment traf mich ein Keulenschlag auf den Hinterkopf. Ich sah einen dumpfen Nebel um mich herum und fühlte, wie meine Beine mir den Dienst versagten. In letzter Verzweiflung stützte ich mich auf die Lanze, die ich wie ein Ertrinkender einen Uferhalm umklammerte. Dann verblassten alle Lichter.

Mein Erwachen erfolgte in völliger Dunkelheit. Um mich herum war es kalt und hart. Das Rascheln von Stroh und das Schaben von Leder auf nacktem Stein weckten mich vollends auf. Ich war nicht vor dem himmlischen Tore angekommen, so viel meinte ich aus meiner jetzigen Situation sicher schlussfolgern zu können. Denn wie auch immer es dort aussehen mochte, ich wollte doch mehr Licht erhoffen dürfen. Meine Augen vermochten hier nicht das Geringste zu sehen, keinen fernen Schimmer, kein wärmeverheißendes Glimmen eines Feuers oder irgendetwas sonst. Ich richtete mich auf und befühlte mein Haupt, an dem sich eine Stelle mit besonderem Eifer schmerzhaft bemerkbar machte. Jedoch außer einer kleinen Beule, die sich feucht und rissig anfühlte, konnte ich dort nichts ausmachen.

Soweit möglich, versuchte ich mich zu erinnern, aber an dem bewussten Punkte riss aller Gedanken Faden ab und verschwand im mich umgebenden Dunkel. Hatte sich der Salek doch irgendwo im Saale versteckt gehalten, wie ich es schon befürchtet hatte, oder hatten die Wachen mein heimliches Eindringen in den Palast zuletzt noch bemerkt? Eines wusste ich genau: Jemand hatte mich aus dem Hinterhalt niedergestreckt. Und meine Verlorenheit musste so lange angedauert haben, dass sie genug Zeit und Muße fanden, mich in dieses Dunkel zu verladen. Doch darum wollte ich mich später kümmern. Was mochte wohl aus Franco geworden sein, fragte ich mich besorgt. Ich hatte keine Vorstellung davon, wo der Junge jetzt steckte. Aber dennoch war ich sicher, dass sie ihm nichts antun würden, was sie nicht sowieso schon vorgehabt hätten. Und außerdem: Heimlich durfte ich wohl hoffen, dass ich den werten Herren durch mein Einschreiten die Lust an ihren frevelhaften und gottlosen Schweinereien doch ernsthaft verdorben hatte. Vielleicht hatten sie von ihm abgelassen und sich vertagt? Vielleicht war der Herrgott an diesem Tage gnädig mit meinem Schüler gewesen. Und so schloss ich ihn in meine Gebete ein.

Angestrengt überlegte ich, was nun zu tun sei, und versuchte, mich zu orientieren. Wenn es Nacht war, würde dies die Dunkelheit zumindest erklären. Die Kälte konnte die eines Kellergewölbes sein, auch die Ausstattung aus Stein und Stroh ließ dies vermuten. War ich also nächtens in einem päpstlichen Gefängnis erwacht? Mir fielen nicht viele Orte ein, die dafür in Frage kämen, zuallererst das Castello San Angelo. Dafür sprach einiges, zumal das Castello, wie allgemein bekannt war, über eine verborgene und direkte Verbindung zum Lateranensischen Palast, in dem wir uns ja zuletzt aufhielten, verfügte. Ich schabte erneut mit dem Leder meiner Sandalen auf dem Boden und versuchte, aus dem Widerhall von den Wänden auf die Größe des Raumes zu schließen. Nun ja, sehr genau mag diese Methode dem geneigten Leser nicht erscheinen, und ich möchte auch nicht als dummköpfiger Esel daherkommen, aber mir konnte sie einstweilen helfen, zumindest so lange, bis ich in der Lage war, den Raum mit eigenen Schritten zu vermessen oder ein Feuerschein ihn erhellen mochte. Bei diesem Gedanken fiel mir auf, dass ich an keiner Stelle meines Körpers angebunden war, kein Eisen, kein Strick, kein Knebel. Nacheinander rührte ich alle Gliedmaßen und freute mich umso mehr, meine Vermutung hierdurch bestätigt zu bekommen. Wenn dies jedoch ein Gefängnis war, so vermochte mich diese Erkenntnis durchaus zu verwundern.

Ganz in der Nähe vernahm ich ein leises Schluchzen. Ich spitzte die Ohren und hielt den Atem an. War das ein menschliches Geräusch oder machte sich eine Ratte an ein paar heruntergefallenen Brotkrumen zu schaffen? Das Schluchzen kam noch einmal. Ich beschloss, mich bemerkbar zu machen, um dem auf den Grund zu gehen.

„Wer da?“, fragte ich laut genug, um den Raum, wie ich ihn mir vorstellte, bis in die letzte Ecke hinein zu durchdringen.

„Ich bin es, Bischof“, antwortete eine sorgenvolle Stimme, die nicht weiter als vier Schritte entfernt sein mochte.

„Franco? Oh, welch Freude, Dich hier zu haben!“, rief ich aus, bemerkte aber sofort, dass die Freude diesmal nur auf meiner Seite war. Franco antwortete nicht.

„Wie ist es dir ergangen, mein Junge? Sag, haben Dich diese Hornochsen unversehrt ziehen lassen?“

Erneut antwortete er nicht. Aber ich wollte mich davon jetzt nicht entmutigen lassen. Ich wusste, dass ich das Richtige für ihn und für mich getan hatte.

„Sag, mein guter Junge“, begann ich erneut, „wo sind wir hier? Vermute ich richtig, dass sie Dich und mich ins Castello gebracht haben?“

Jetzt bewegte er sich.

Ich hörte das Rascheln von Stroh und das Schaben von Leder auf bloßem Stein.

„Ich weiß nicht. Sie haben mir die Augen und die Hände gebunden.“

„Die Augen und die Hände, sagst Du? Bist Du jetzt immer noch gefesselt?“

„Nein, hier ist es doch dunkel genug. Wozu noch eine Augenbinde?“, antwortete er trotzig.

Ich überhörte den ungewöhnlichen Unterton in seiner Stimme. „Ja, da hast Du natürlich recht, mein lieber Junge. So meinte ich die Frage auch nicht. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob Du Dich frei bewegen kannst.“

Die Antwort kam prompt und klang noch ein wenig patziger als zuvor.

„Dort oben konnte ich mich jedenfalls dreimal freier bewegen!“

„Dort oben?“

„Beim Herrn Papste!“

Ich schluckte. Meinte Franco das wirklich im tiefen Ernst?

„Der Herr Papst ist ein Scheusal, ein Waldteufel“, sagte ich betont leise und mit so wenig Emotion, wie es mir möglich schien. „Er huldigt der Hurerei und Sodomie! Er versündigt sich gegen Gott und gegen das Fleisch. Du hast doch mit eigenen Augen gesehen, was die verhurten Weiber vor seinen und aller Augen getrieben haben. Und solltest nicht gerade Du Deinen Arsch herhalten, als ich, Gott sei Dank gerade noch rechtzeitig, hinzukam und beherzt einschritt?“

„Der Herr Papst ist ein guter Mann! Und seine Freunde waren sehr nett zu mir“, sagte er höchst vorwurfsvoll.

„Ja, das will ich gern glauben, mein Junge“, stieß ich so laut heraus, dass es in meinem Kopfe schmerzte. „Die Herren sind immer so lange nett und freundlich, bis sie bekommen haben, was sie wollten. Aber danach bist Du für sie nichts weiter als ein Knochen, von dem sie alles Fleisch abgenagt haben. Sie werfen Dich mit den anderen Knochen, den gemeinen Dirnen, in die Ecke, wo sich dann die Hunde über Dich hermachen dürfen. Du solltest mir wirklich in höchstem Maße dankbar sein, dass ich Dich aus diesem Sündenpfuhl errettet habe! Stattdessen machst Du mir Vorwürfe.“

„Sie haben mir nichts getan!“

„Sei nur froh dazu!“

„Wie sollte ich froh sein, einen solchen Freund verloren zu haben und stattdessen mit einem verbrecherischen assassine in einem Kerker zu sitzen?“

Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Hatte er mich einen assassine, einen Mörder genannt? Ich weiß auch heute nicht einmal zu sagen, welche der beiden Aussagen dieses dummen und unbelehrbaren Jungen mich mehr aus der Fassung warf? Er sagte, dass er einen Freund verloren habe. Hieße das, der Papst sei sein Freund gewesen und nun tot und ich hätte ihn auf dem Gewissen? Ich mochte das nicht glauben, aber andererseits erinnerte ich mich, die Spitze der Lanze in ebensolcher Absicht auf seine Brust gesetzt zu haben. Aber dann kam ich nicht weiter. Der Faden war gänzlich abgerissen.

Mich einen Meuchelmörder zu nennen war eine empfindliche Ungezogenheit! Mich, den Cremoneser Bischof von des Kaisers Gnaden, seinen sorgenvollen Beschützer und liebevollen Lehrmeister?

Doch die erste Frage interessierte mich weitaus brennender und ich musste es jetzt wissen.

„Ist der Papst tot? Habe ich ihn getötet?“, fragte ich, ohne weiter auf seine Beleidigung einzugehen.

„Tot? Nein! Der Papst hat Euer Attentat gottlob unverletzt überstanden. Was für ein Assassin seid Ihr, wenn Ihr das nicht wisst?“

Ich bekreuzigte mich und rief: „Der Herr ist mein Zeuge! Ich bin kein Mörder, Franco! Nicht einmal anrühren wollte ich den Papst! Kein Haar wollte ich ihm krümmen! Bei Gott, er sollte nur Dich in Frieden ziehen lassen!“

Franco antwortete nicht mehr.

Vermutlich glaubte er mir keines meiner Worte und war bitterböse über die Wendung, die ich herbeigeführt hatte. Es gelang mir auch in den darauffolgenden Stunden nicht, ihn von meinen guten Absichten zu überzeugen, und schließlich gab ich es dann auf.

„Mein armer Junge! Was haben diese Teufel nur aus Dir gemacht?“, flüsterte ich entmutigt und bekreuzigte mich inniglich. Fortan schwiegen wir in unserem Kerkerloch, was den ungemütlichen Aufenthalt für mich noch um einiges unerträglicher werden ließ. Da sich das tiefe Dunkel des Raumes auch nach vielen langen Stunden (ich habe sie nicht zählen können) nicht lichtete, konnte ich nun für gewiss nehmen, dass man uns in einen Keller ohne Fenster gesperrt hatte.

Ich nutzte also die Zeit, um den Raum mit Schritten zu vermessen, wie ich es längst geplant hatte. Bei dieser Prozedur fand ich auch eine halbhohe Öffnung, die von einer beschlagenen Tür verschlossen war. Es schien der einzige Zugang zu sein. Auch hatten die Wände keine Nägel, wie sie für Fackeln oder Öllampen gebraucht würden. Ich war außerordentlich beunruhigt, je mehr ich über unseren Aufenthaltsort herausfand.

Nach einigen weiteren Stunden öffnete sich plötzlich und ohne Ankündigung die kleine Türe und eine Stimme befahl uns, herauszukommen. Im blendenden Schein einer Pechfackel stand der Diener Salek. Grimmig und wortkarg wie immer trat er auf mich zu.

„Ihr seid frei. Beide. Geht!“, sagte er, drehte auf dem Absatz um und stapfte davon. Da wir den Weg nach draußen nicht kannten, folgten wir ihm, so gut es ging.

Später erfuhr ich, dass unsere Kerkerhaft beinahe zwei Tage gedauert hatte und wir unsere schnelle Befreiung dem festen und ausdrücklichen Einspruche unseres geliebten und gelobten Kaisers selbst zu verdanken hatten. Wir waren durstig und ausgehungert wie kaum je zuvor, aber am Leben.

Dem Herrgott sei Dank!

Das Buch der Vergeltung

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