Читать книгу DER AUFSTIEG DES ROTEN DRACHEN - Michael E. Salla - Страница 12

2Dr. Tsien, Operation LUSTY & die geheime Studie über Fliegende Untertassen der Nazis

Оглавление

Deutschland hat möglicherweise bereits 1939 eine Fliegende Untertasse geborgen.

– General James H. Doolittle, USAF –

Im März 1945, als Nazi-Deutschland zusammenbrach, fragte General Arnold Dr. von Kármán: »Warum nicht nach Deutschland gehen und aus erster Hand herausfinden, wie weit die Deutschen tatsächlich in Forschung und Entwicklung eingestiegen sind?«1 In der Folge stellte von Kármán ein Team von Spitzenwissenschaftlern zusammen, um deutsche Ingenieure und Techniker zu befragen, die an fortgeschrittener aerodynamischer Forschung gearbeitet hatten, und um besetzte Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen zu inspizieren. Dieses Geheimdienstprogramm der Army Air Force erhielt offiziell den Codenamen »Operation LUSTY« (Abk. für LUftwaffe Science and TechnologY). Tsien war der einzige Ausländer in von Kármáns Wissenschaftlergruppe. Er erhielt den vorübergehenden Rang eines Colonels und wurde zum »Expertenberater« ernannt.2

Laut einem USAF-Merkblatt hatte Operation LUSTY zwei Teams:

»Am 22. April 1945 kombinierte die USAAF technische und nichtkriegerische Geheimdienstziele unter der Auswertungsabteilung mit dem Codenamen Lusty. Die Operation LUSTY hatte das Ziel, deutsche wissenschaftliche Dokumente, Forschungseinrichtungen und Flugzeuge zu nutzen. Die Operation hatte zwei Teams. Eines sammelte unter der Führung von Colonel Harold E. Watson, einem ehemaligen Wright Field-Testpiloten, feindliche Flugzeuge und Waffen zur weiteren Untersuchung in den Vereinigten Staaten. Das andere Team rekrutierte Wissenschaftler, sammelte Dokumente und untersuchte Einrichtungen.«3

Tsien war Teil des zweiten Teams. Von Ende April bis Anfang Juni 1945 bereiste er Deutschland, die Schweiz, Schweden und Norwegen, interviewte ehemalige Nazi-Wissenschaftler und inspizierte eroberte Anlagen und Geräte. Am 5. Mai gehörte Wernher von Braun zu den ersten von Tsien befragten Raketenwissenschaftlern, den er über die Raketenprogramme V1 und V2 vernahm.

Die Bedeutung dieses Treffens wurde später von der Zeitschrift Aviation Week in einer Ausgabe erwähnt, in der Tsien zur Person des Jahres 2007 ernannt wurde: »Niemand wusste damals, dass der Vater des zukünftigen amerikanischen Weltraumprogramms vom Vater des zukünftigen chinesischen Weltraumprogramms befragt wurde.«4 Tsien und von Kármán besuchten die unterirdische Anlage in Nordhausen, wo die V2-Raketen zusammengebaut und von wo sie auch auf London abgefeuert worden waren. Von Kármán schrieb:

»Wir beendeten unsere Arbeit in Braunschweig und fuhren dann weiter nach Nordhausen, das im Harz liegt, etwa achtzig Kilometer südlich von Braunschweig. Hier wurden Arbeiten an V2-Raketen in einem bizarren Netzwerk unterirdischer Salzminen durchgeführt. Diese seltsame Einrichtung lieferte auch Junkers-Motoren für die Messerschmitt 263, einen deutschen Kampfjet im Zweiten Weltkrieg. Alle Arbeiten wurden in Zwangsarbeit verrichtet.«5

In Thread of the Silkworm (»Der Faden der Seidenraupe«, nicht auf Deutsch erschienen) bietet Iris Chang ausführliche Informationen zu den verschiedenen von Tsien verhörten Wissenschaftlern und den von ihm besuchten Einrichtungen.6 Seine gesamte Aufmerksamkeit galt der Entwicklung von Technologien und Prinzipien für Überschallflug, Tsiens Hauptfachgebiet. Die Windkanäle zum Testen von Objekten, die sich mit Überschallgeschwindigkeit bewegen, waren für ihn und die U.S. Army Air Force von besonderem Interesse.

Die beiden Teams der Operation LUSTY und ihre jeweiligen Erfolge wurden von einer Reihe von Militärhistorikern diskutiert. Die Öffentlichkeit wurde jedoch nie darauf aufmerksam gemacht, dass die Operation LUSTY angeblich ein drittes Team hatte:

»Nicht allgemein bekannt ist, dass es ein drittes Team unter dem Kommando von Colonel William Shelly gab. Dieses Team wurde als streng geheim eingestuft und außerhalb jeglicher regulären Kommandostrukturen eingesetzt. Es wurde mit der Erfassung aller Maschinen, Mitarbeiter und Dokumente im Zusammenhang mit der deutschen Forschung zu Fliegenden Untertassen beauftragt.«7

Der Nachweis der Existenz eines dritten Teams ist schwer zu erbringen. Während konventionelle Militärhistoriker diese in Deutschland in Entwicklung befindlichen Überschalltechnologien als Raketen und Kampfjets verstehen, haben sie Behauptungen eines deutschen Programms für Fliegende Untertassen zurückgewiesen. In einem neueren Buch von Graham Simons aus dem Jahr 2016 mit dem Titel Operation LUSTY: The Race for Hitler’s Secret Technology (»Operation Lusty: Der Wettlauf um Hitlers geheime Technologie«, nicht auf Deutsch erschienen) werden einige Beweise für ein Programm für Fliegende Untertassen erwähnt, aber dann als unbegründetes Gerücht abgetan.

Es gab eine Reihe von Forschern, die Berichte über Fliegende Untertassen aus Deutschland und die Entwicklung dieser Fahrzeuge in geheimen Einrichtungen analysiert haben. Das Buch von Henry Stevens, Hitler’s Flying Saucers (2003, »Hitlers Fliegende Untertassen«, nicht auf Deutsch erschienen), bietet den umfassendsten Überblick über die zahlreichen Zeitungsberichte und offiziellen Dokumente, die erschienen oder aufgetaucht sind.8 Stevens und andere Autoren haben auch wichtige Interviews mit Wissenschaftlern wie Giuseppe Belluzzo und Rudolph Schriever publiziert, die jeweils fast gleichzeitig im März 1950 wegen ihrer Teilnahme an den deutschen Programmen für Fliegende Untertassen bekannt wurden.9


Abb. 3. Aufgenommen 1945 in Deutschland. Von links nach rechts: Hugh L. Dryden, Ludwig Prandtl, von Kármán und Tsien. Quelle: U.S. Army/Caltech

Darüber hinaus hat Stevens FBI-Dokumente mit Interviews glaubwürdiger Zeugen solcher Flugmaschinen analysiert, um zu beweisen, dass die Deutschen tatsächlich flugtaugliche untertassenförmige Objekte bauten und testeten.10 Unter diesen eindeutigen Beweisdokumenten befindet sich auch ein Bericht aus Deutschland während des Krieges. Er stammt von einem in Texas lebenden polnischen Einwanderer, der 1944 als Kriegsgefangener in einem Sicherheitsbereich eine Fliegende Untertasse sah. Ein FBI-Fernschreiben vom 7. November 1957 gibt eine Zusammenfassung des Interviews:

»OBIGES INTERVIEW ZEIGT, DASS DER KRIEGSGEFANGENE NEUNZEHNHUNDERTVIERUNDVIERZIG EIN FLUGOBJEKT BEOBACHTETE, DAS ALS KREISFÖRMIG BESCHRIEBEN WIRD, MIT SIEBZIG BIS NEUNZIG METER IM DURCHMESSER, ETWA ZWÖLF METER HOCH. DAS FAHRZEUG WURDE DABEI BEOBACHTET, WIE ES VERTIKAL LANGSAM ABHOB, UM ÜBER EINE FÜNFZEHN METER HOHE WAND INS FREIE ZU FLIEGEN UND SICH LANGSAM HORTIZONTAL AUS DEM BLICKFELD ZU ENTFERNEN …«11

In historischen Zeitungsberichten finden sich eindeutige Zeugnisse dafür, dass die Prototypen der Fliegenden Untertassen der Nazis Überschallgeschwindigkeit fliegen konnten. Ein CIA-Dokument vom 12. Januar 1954 enthielt die Zusammenfassung eines Zeitungsinterviews mit dem berühmten deutschen Ingenieur George Klein, das einen Überblick über die verschiedenen Projekte mit Fliegenden Untertassen gab, an denen er im nationalsozialistischen Deutschland gearbeitet hatte:

»Eine deutsche Zeitung … veröffentlichte kürzlich ein Interview mit George Klein, dem berühmten deutschen Ingenieur und Flugzeugexperten, der den von ihm 1941 bis 1945 durchgeführten experimentellen Bau von ›Fliegenden Untertassen‹ beschrieb. Klein gab an, anwesend gewesen zu sein, als 1945 die erste bemannte ›Fliegende Untertasse‹ abhob und innerhalb von drei Minuten eine Geschwindigkeit von zweitausend Stundenkilometern erreichte. Dieser Versuch führte zu drei Folge-Entwürfen: Einer von [Richard] Miethe war ein scheibenförmiges Flugzeug mit einem Durchmesser von einundvierzig Metern, das sich nicht drehte, ein anderer von [Klaus] Habermohl und [Rudolph] Schriever bestand aus einem großen Drehring, in dessen Mitte sich eine runde, stationäre Kabine für die Besatzung befand.«12

Kleins Aussage ist dem wissenschaftlichen Team der Operation LUSTY sicherlich aufgefallen, das ihn möglicherweise verhört oder auf eine Liste zur Nachverfolgung gesetzt hat.

Viele FBI-Dokumente und von der CIA gesammelte Zeitungsberichte zeigen mehr als deutlich und völlig zweifelsfrei, dass die Deutschen im Rahmen der Kriegsanstrengungen mehrere Fliegende Untertassen entwickelten, von denen einige Überschallgeschwindigkeit erreichen konnten. Diese Quellen bieten detaillierte Berichte über die Entwicklung und das Testen von Prototypen, aber nur wenige Informationen über den Erfolg eines Programms. Um Beweise für erfolgreiche Prototypen von Fliegenden Untertassen zu finden, müssen wir Quellen außerhalb der Informationen berücksichtigen, die CIA und FBI im Rahmen des Freedom of Information Act in ihren jeweiligen Datenbanken zur Verfügung gestellt haben.

DER AUFSTIEG DES ROTEN DRACHEN

Подняться наверх