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Passagierschiff ‚Maaru‘

Da Sibo ging über das Achterdeck. Sara hing schon wieder an seinem Arm. „Ist dir eigentlich dieser Zufall aufgefallen? - Alva, ich rede mit dir.“ Sie schüttelte seinen Arm.

„Entschuldige, ich war in Gedanken, welcher Zufall?“

„Findest du es nicht seltsam, dass auf der Welt die schlimmste Seuche seit Menschengedenken ausbricht und zufällig macht die gesamte Crème de la Crème der Mikrobiologie Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff?“

„Also erstens sind lange nicht alle Koryphäen hier an Bord, zweitens macht hier niemand Urlaub, sondern hier wird ernsthaft gearbeitet und drittens scheinst du zu denken, wir haben dieses Inferno entfacht, um es in Ruhe von hier aus beobachten zu können.“

„Genauso werden es die Verschwörungstheoretiker sehen.“

„Aber jeder weiß doch, dass es seit einigen Jahren in Mode gekommen ist, mehrtägige Konferenzen auf Kreuzfahrtschiffen abzuhalten. Es gibt inzwischen viele Reedereien, die darauf spezialisiert sind und ihre Schiffe entsprechend ausgerüstet haben - mit Konferenzräumen beliebiger Größe und auch mit der entsprechenden Technik.“

Alvas Verteidigung war schwach, weil er wusste, dass sie Recht hatte. In solchen Sachen hatte sie immer Recht. Sie kannten sich erst seit zwei Wochen, aber sie hatte ihn vom ersten Tag an mit ihren Analysen verblüfft. Sie war keineswegs so unbedarft, wie sie tat und hatte schon so manche verquere These vom Kopf auf die Füße gestellt.

Inzwischen saßen sie in seiner Kabine und schlürften Rotwein. Er musste immer wieder den Kopf darüber schütteln, wie selbstverständlich sie sich bei ihm eingenistet hatte. Als Assistentin der Pittsburgher Institutsleiterin Mauters hatte sie hier an Bord nicht viel zu tun und da sie nicht Nichts tun konnte, hatte sie sich dem etwas weltfremden Alva da Sibo angeschlossen. Auf dem ganzen Schiff wurde getuschelt und gefrotzelt, was beiden allerdings herzlich egal war. Es ließ sich auch gut Witze reißen über ein Pärchen, bei dem der eine fast zwei Meter groß ist und der andere gerade eins fünfzig.

Sie schauten fern, ohne allerdings wirklich etwas wahrzunehmen, denn die Bilder von Leichenbergen aus aller Welt waren sich so ähnlich, dass sie die Menschen kaum noch erreichten.

„Wann ist das eigentlich genau losgegangen?“

Da Sibo schreckte hoch. „Vor 14, nein 15 Tagen gab es die ersten Meldungen von einer Masseninfektion in Bogota, kurz darauf dasselbe aus Dar es Salaam und Anchorage.“

„Was ist das denn für eine Mischung? Versteht das jemand?“ „Wir versuchen einen Zusammenhang zu finden, aber es gibt offensichtlich keinen. Nahe liegend wäre eine zentrale Infektionsquelle, von der aus alle drei Städte infiziert wurden. Wir haben alles gecheckt, vor allem Flugrouten, aber es ist aussichtslos, solange wir die Inkubationszeit nicht kennen. Wenn es denn wirklich eine Virusinfektion ist.“

„Das geht dir einfach nicht aus dem Kopf, glaubst du immer noch an eine Vergiftung?“

„Nein, nicht wirklich, so und so passt vieles nicht zusammen.“

„Es sei denn, man glaubt tatsächlich an eine Verschwörung, so `ne Art Völkermord, nur größer. Man sollte sich fragen, wem das nützt. Nur fällt mir da niemand ein. Es sei denn…“ Sara drehte das Weinglas und schaute konzentriert hinein.

„Siehst du was?“ fragte er amüsiert.

„Ich spinne wohl schon langsam. Ich sollte nicht so viel Wein trinken. Aber Eines ist mir noch aufgefallen. Frau Kampa sprach davon, dass es schon vorgekommen ist, dass man Epidemien vorsätzlich ausgelöst hat. Gab es so etwas wirklich schon?“

Alva zuckte die Schultern. „Wirklich verbürgte Fälle gibt es wohl nicht. Zumindest ein Versuch ist geschichtlich nachweisbar. Im 18. Jahrhundert hat man mit Pockenviren verseuchte Decken an indianische Stämme verteilt. Ob der Ausbruch der Pocken unter den Indianern danach wirklich durch die Decken ausgelöst wurde oder durch natürliche Übertragung lässt sich heute nicht mehr beweisen. Das war übrigens bei der Belagerung des Fort Pitt, dem heutigen Pittsburgh, wo unser Institut steht. Dann gab es noch einige Krankheitsausbrüche Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in Indien, bei denen man vermutete, dass sie absichtlich herbeigeführt wurden. Es konnte aber nichts bewiesen werden.“

Sara wirkte immer noch nachdenklich. Dann schüttelte sie ihre Gedanken ab und fragte:

„Wollen wir mal fragen, ob heute was Vernünftiges im Bordkino kommt?“

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