Читать книгу Mission Adam - Michael Gallo - Страница 5
2.
ОглавлениеDer Gestank war unbeschreiblich. Hier kamen wirklich alle Duftnuancen zusammen die man sich eigentlich nie wirklich wünscht durch die Nase zu inhalieren. Das Aroma von Urin, Kot, und Erbrochenem lag in der Luft.
Es war stockfinster. Das einzige Licht kam von einer in tiefem Rot getauchten, runden, an der Decke hängenden Lampe die sich unablässig drehte. Und das alle zehn Meter, soweit bis sich diese blinkende Lichterkette irgendwo im Dunkel verlor. Das einzige Geräusch in diesem Raum war das, von leise rotierenden Lüftungsventilatoren. Ein schriller Alarm Ton, gleich aufheulender Sirenen unmittelbar vor einem Bombenangriff lies diese morbide Szenerie abrupt beenden. Mit dem Heulton gingen überall gleisend helle neonähnliche Lichter an der Decke an, und gleichzeitig erlosch die rote Lichterkette. Jetzt erst im Hellen sah man das Ausmaß dieses Raumes. Beinahe fünfhundert Meter lang, zwei Fußballfelder breit, und gut und gern Zwölf Meter hoch. Beinahe zeitgleich mit dem Heulton und dem Einschalten dieser grellen Beleuchtung erhoben sich synchron über den ganzen Raum verteilt Hunderte von kahlrasierten menschlichen Köpfen.
Schlafquartier und Unterbringungslager von Hunderten Arbeitern. Geschlichtet in 4er Reihen wie Sardinen in einer Dose auf schwarzen faustdicken Isoliermatten, die auf vierzig Zentimeter hohen, metallenen Bettgestellen lagen. Zwischen den Schlafkojen standen in regelmäßigen Abständen sarggroße, ein Meter hohe offene Behälter die an Futtertröge erinnerten. Es waren Futtertröge. Tief verkrusteter Dreck von unzähligen Mahlzeiten überzog diese Behälter.
Zwischen den Lagern fanden sich teilweise Reste von den Mahlzeiten und auf den Gängen sammelte eine tiefe Furche im Boden, gleich einer betonierten Dachrinne, die flüssigen Ausscheidungsprodukte auf, bis sie etwa alle zwanzig Meter in einem Gully im Boden verschwanden. Vis a vis der Abläufe erinnerten zwei meterhohe Wände an Umkleidekabinen in Kaufhäusern, die aber mit einer Sitzgelegenheit verbunden waren und am Boden in einem faustgroßen Loch endeten. Donnerbalken. Unmittelbar daneben hing jeweils ein, ein Meter langer Schlauch aus den Wänden aus dem stetig in einem leichten Fluss Wasser rann.
Der grelle Heulton endete urplötzlich, bis dahin waren noch alle Anwesenden wie Schaufensterpuppen regungslos aufrecht sitzend auf ihren Schlafunterlagen verharrt. Jetzt ertönte ein schriller Pfiff, als würde ein Fußballspiel angepfiffen, und in derselben Sekunde standen alle 1.250 Glatzköpfe regungslos neben ihren Betten. Die Szene erinnerte an einen US-Marine Zombiefilm. Noch unheimlicher als der Zustand das es sich hier nicht um toptrainierte Elitesoldaten sondern um augenscheinlich apathisch wirkende Geschöpfe handelte, war, das bis auf einen Unterschied alle komplett identisch aussahen. Klone.
Der einzige Unterschied lag darin das drei Reihen aus Männern bestanden, und die vierte Reihe aus Frauen, von denen, unnötig zu erwähnen, auch alle identische Kopien waren. Eingehüllt in hellgraue Overalls, mit schwarzen Arbeitsstiefeln stand nun diese Ameisenarmee, mit halbverdrecken Gesichtern, schmutzverschmierten Overalls, und einem Gestank der in der Luft lag, bei dem kein normaler Mensch auch nur eine Sekunde ruhig hätte stehen können, da. Wartend auf den nächsten Befehlston. Der sich in einer Folge von drei grellen Pfiffen, akustisch seinen Weg durch diese große Halle bahnte.
Wie von Gespensterhand, drehten sich alle synchron mit dem Gesicht in eine Richtung und schlurften den Gang entlang. Als wären unsichtbare Hinweistafeln aufgestellt, teilte sich plötzlich die Reihe. Die einen gingen weiter gerade aus und ca. fünfzig Personen bogen jeweils zu beiden Seiten nach links und rechts ab. Die gleiche Szene wiederholte sich alle vierzig Meter. Bis nach nicht einmal drei Minuten alle aus dieser riesigen Halle in angedockte Container verladen waren.
Die Elektromotoren surrten auf und die Türen schlossen sich.
Nach einem lauten Knall und dem Lösen der Verankerungsbolzen, starteten die Turbinen und fünfundzwanzig Shuttles mit Klonarbeitern, nur zu einem Zweck erschaffen, gleiteten lautlos aus der geostationären Umlaufbahn vom Mutterschiff in Richtung Planet Deneb, im Sternbild Schwan. Es würde ein weiterer wirtschaftlich erfolgreicher Tag, im Dasein der Alvarer werden.
Alvares, ein mittlerweile ausgedörrter Wüstenplanet am anderen Ende unserer Milchstraße, und ein vielfaches älter als unsere bekannte Erde, brachte einst eine der aufstrebensten Zivilisationen hervor.
Die Alvarer waren vom Körperbau eher kleinere gedrungene Wesen mit rundlichen Köpfen, einem schwarzen Haaransatz der jedoch mehr ein Flaum war und eher an einen Pelz erinnerte, kleine rabenschwarze Augen und Münder mit schwulstigen Lippen. Als Nasen hatte die Evolution hier nur zwei kleine Löcher in der Haut vorgesehen, die sich wie Fischkiemen öffnen und schließen Liesen. Hauptmerkmal dieser Rasse waren jedoch ihre Ohren, die von der Größe fast ein Drittel ihres Kopfes ausmachten und ebenfalls vom Kopf übergehend mit diesem schwarzen Pelz überzogen waren. Als wäre es von der Evolution geplant gewesen, das dieses Volk eines Tages mehr sein Gehör als seine Augen gebrauchen würde, um besser unter Tage arbeiten zu können.
Alvares war reich an Bodenschätzen und hatte eine vielfältige Flora und Fauna, nicht unähnlich der Erde. Alles änderte sich jedoch schlagartig, als man auf diesem Planeten eine der wichtigsten Energielieferanten des Universums entdeckte. Kursiterz.
Kursiterz, ist sehr selten im Universum, und das wahrscheinlich nicht ohne Grund. Ein tiefgraues Steinerz, das relativ unspektakulär erscheint wenn man es aus dem Berg fördert. Jedoch mit der richtigen Verarbeitung und Verhüttung, entstehen zwei Dinge. Die zugleich härteste, leichteste und flexibelste Metallverbindung die man sich vorstellen kann. Ein zehntel Millimeter dünn hält Kursit der Sprengkraft einer Granate stand. Einmal in eine Form gebracht kehrt das Metall immer wieder in seine Ausgangsform zurück. Sehr effektiv bei zerstörten oder verunfallten Geräten, Maschinen oder Schiffen.
Und zum Zweiten das Abfallprodukt der Verhüttung, die ausgewaschene Schlacke des Erzes. Paran. Hochstrahlende kleine Kristalle die das 10.000 fache von spaltbarem Uran an Energie liefern. Mit diesem Rohstoff schoss die Entwicklung und der Wohlstand der alvarischen Zivilisation in Höhen, das es für das einzelne Individuum unmöglich war, geistig mitzuhalten. Das war aber nicht der einzige Preis den das Volk für diesen Wohlstand und technischen Fortschritt zahlte, denn Paran hat eine Strahlungsintensität, das Arbeiter die Kursit schmolzen und abschöpften, im Schnitt eine Lebenserwartung von fünf Jahren hatten. Die Arbeit Maschinen oder Robotern zu übergeben war nicht möglich, da ausschließlich nur während des Schmelzvorgangs, wenn Kursit in flüssige Form gebracht wurde, aus unerklärlichen Gründen starke elektromagnetische Strahlung austrat, gleich einem kleinen Sonnensturm, und somit die Frage sich gar nie stellte.
Denn elektromagnetische Strahlung legt jegliche Maschine lahm die Elektrizität als Energiequelle benutzt.
Am Zenit ihrer wirtschaftlich und technischen Entwicklung angekommen, und Millionen tödlich verstrahlter Arbeiter später, bemerkten die Alvarer zu spät, das ihre Gier nach Wohlstand, Fortschritt und Reichtum dazu geführt hatten, das sie ihren Heimatplaneten an den Rand des Kollaps gebracht hatten. Von der üppigen Fauna und Flora war nicht mehr viel übrig. Die Elemente des Planeten spielten zunehmend verrückt und die Atmosphäre ihrer Heimat war über den langen Zeitraum des Aufschwungs zu einer hochgradig verstrahlten Seifenblase geworden.
So wurden die Alvarer gezwungen ihre Heimat zu verlassen, und ihr neues Zuhause wurde der Raum. Dank des Kursits war es ihnen möglich Raumschiffe zu bauen, die an Größe und Effektivität alles Bekannte in den Schatten stellten. Jedoch war ihr Energielieferant Paran kein unendliches Produkt, und so wurden sie vor die Wahl gestellt. Ansiedeln auf einem neuen Planeten und von Null anfangen, ohne Paran. Oder sich wie Tramper auf den Weg zu machen und das Universum abzuklappern auf der Suche nach ihrer Wohlstandsdroge.
Sie entschieden sich für letzteres, und so startete eine Armada aus Zwölf großen Generationsraumschiffen, jedes das Fassungsvermögen einer Kleinstadt, ihre nie endende Odyssee.
Auf ihrem Jahrhunderte langen Weg durch den Raum perfektionierten die Alvarer, so schien es, das Problem, die Verstrahlung in den Griff zu bekommen.
Die Genetik. Sie schafften es irgendwann, im Zeitraum von nur wenigen Monaten Klone von Erwachsenen zu schaffen, die genetisch programmiert wie Roboter beliebig einsetzbar waren.
Natürlich klonten die Alvarer sich nicht selbst. Auf ihrem langen Weg, die Nadel im Heuhaufen suchend, dem Kursit, trafen sie auf viele Welten, bewohnte, und auch unbewohnte. Teilweise auch mit hohem technologischem Fortschritt. Auf einem blauen Exoplaneten der Klasse 2 war eine interessante Rasse angesiedelt. Charakterlich den Alvarern in Sachen Gier und dem süchtigen Streben nach immer mehr, nicht unähnlich. Jedoch technisch noch weit davon entfernt, den Alvarern die Stirn bieten zu können.
Interessanter war aber ihre Anatomie und körperliche Zähigkeit. Vielseitig einsetzbar war diese fast doppelt so große Rasse perfekt für Klonarbeiter jeder Art.
Es war die Rasse der Menschen, Planet Erde.
Für die Alvarer war es ein leichtes, unbemerkt einige Spezies vom Planeten zu entführen.
Und die Arbeit konnte beginnen.
Das Klonen
Hatte es eine Spezies geschafft, sich die Kinderschuhe der Genetik abzustreifen, und das Klonen zur Perfektion gebracht, war schier alles möglich. Man war in der Lage Roboter zu schaffen, die nur und ausschließlich für den ihnen angedachten Zweck kreiert wurden. Klone für Reinigungsarbeiten, Klone für Überwachungsdienste, und der Hauptzweck für die Alvarer bestand in dem Schaffen von Klone zum Abbau ihres geliebten Erzes unter Tage, sowie dessen Weiterverarbeitung auf den Schiffen. Dafür mussten diese bedauernswerten Geschöpfe, lediglich mit der Arbeit des Abbaus und dem Umgang des Erzes programmiert werden und durften den Entwicklungsschritt, das einem fünfjährigen Erdenkind gleich kam nie überschreiten. Dafür sorgte eine entsprechende Schranke, in Form einer einzigen Gensequenz. Außerdem waren sie natürlich alle fähig, selbstständig Nahrung aufzunehmen oder ihre Notdurft zu verrichten, wie es auch kleine Kinder beherrschen sobald sie die Windelphase überstanden hatten. Nur brauchten Klone keine Windeln, sondern diese Fähigkeiten wurden ihnen ebenso wie die Fähigkeit ihrer ihnen angedachten Tätigkeiten von Geburt an eingepflanzt. Das einzige Problem das sich aber noch zeigte war das Fehlen von einem Gefühl für Hygiene, was sich auch in den Unterbringungslagern deutlich manifestierte. Ein Gefühl das genetisch nicht programmiert werden konnte, da es auch bei der, zum Beispiel menschlichen Entwicklung, immer darauf ankam, das es eine lehrende Vorbildfunktion in Punkto Ethischer oder Moralischer Vorstellung dessen was erwünscht wurde, gab. Dafür hätten die Alvarer ganz einfach die Entwicklungsschranke ihrer Klone nach oben schrauben müssen, um ihnen so das Lernen von Dingen zu ermöglichen. Nur das war nicht erwünscht, und nebenbei zu gefährlich. Die Gefahr war einfach zu groß, das mit steigendem Denk- und Lernvermögen die Klone eines Tages womöglich aufbegehrten. Die Alvarer konnten mit dem Manko leben, das sie ziemlich gut im Griff hatten, wie sie fanden. Mit täglichen Massenbestrahlungen zur Desinfektion von Sporen und Viren, und eigens programmierten Reinigungsklone die nur zum Aufräumen und Sauberhalten der Lager da waren. Das verlängerte unter anderem auch die Lebenszeit der Arbeiter um etliche Monate, wenn sie einigermaßen hygienisch hausten.