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6.

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Adam stand an seinem „Steuerknüppel“, die Hand darauf liegend, und mit sanften unmerklichen Bewegungen seiner Handfläche dirigierte er das Schiff Richtung Larimar. Er konnte es noch nicht richtig fassen. Er steuerte eigenhändig ein Raumschiff auf einen Planeten, um dort zu landen. Hätte man ihm das noch vor einer Stunde erzählt, hätte er wahrscheinlich denjenigen für verrückt erklärt.

Je näher er kam umso imposanter kam ihm die Größe dieses Planeten vor. Direkt vor seinen Augen, durch die großen Panoramafenster lag diese unendlich groß, wirkende Insel von der Luzeel gesprochen hatte. Wie sollte er da nur seine neue Gemeinschaft finden? Luzeel´s Worte hallten noch in seinem Kopf nach. „Intuition, ist alles was dir zur Verfügung steht und was du benötigen wirst.“

Als hätte er, von wo auch immer, die Antwort übermittelt bekommen, schloss Adam seine physischen Augen und konzentrierte sich auf sein Bauchgefühl. Er steuerte im Blindflug sein neues Zuhause an. Aufgehend in vollem Vertrauen seiner Sache, erblickte er plötzlich im schwarz seiner geschlossenen Augen einen Lichtkegel. Wie wenn man durch einen Tunnel fährt und am anderen Ende Stecknadel groß den Ausgang erspäht. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich jetzt auf Adams Gesicht ab und er steuerte auf das Licht zu, das zunehmend grösser wurde. Je grösser das Licht wurde umso mehr verringerte Adam die Geschwindigkeit des Schiffs. Als nach einigen Minuten das Licht die Dunkelheit vollständig ausfüllte als hätte er seine Augen gar nicht geschlossen, öffnete er sie. Mittlerweile war das Schiff fast zum Stillstand gekommen und das war auch gut so, denn im selben Moment setzte es auch schon auf der Oberfläche des Planeten auf.

„Ein Raumschiff blind auf einem Planeten zu landen, das ist mal was“ hörte Adam sich selbst loben. Er verstand langsam warum Luzeel ihn das alles alleine machen ließ, und einfach verschwand, mit dem Versprechen das sie sich in ein paar Tagen wiedersehen würden. Er hatte schon auf dem Schiff gespürt, das Adam bereit war, dies alles selbständig zu bewältigen. Jetzt erst löste sich seine Hand vom Steuerpult und Adam drehte sich in Richtung gegenüberliegende Wand.

„Na, dann wollen wir mal hallo sagen“, kaum ausgesprochen hob Adam die rechte Hand in Richtung der weißen Wand vor ihm und öffnete an diesem Tag schon seine dritte manifestierte Tür. Nur das diese nicht zur Seite wich, sondern wie bei einem Landungsboot, einem Steg gleich, nach vorn auf den Boden klappte. War mal Zeit was Neues zu probieren, und Adam erkannte das wirklich alles seinem Geist entsprang. Es war unglaublich.

Langsam schritt er in Richtung Ausgang. Sonnenstrahlen schienen von außen auf den Steg, die ihn fast ein wenig blendeten. Als er seinen ersten Schritt aus dem Schiff tat, spürte er die grelle Sonne auch auf seiner Haut. Sie wärmte, und eine leichte Sommerbrise strich durch seine Haare. Ein frischer salziger Duft lag in der Brise. Ja, so stellt man sich das Paradies vor, dachte Adam, das helle Vogelgezwitscher noch in seinen Ohren klingend, die aufgeregt, es waren drei an der Zahl, vor ihm am Himmel einen Luft Tanz absolvierten. Als er den Steg verlassen hatte, blendete auch die Sonne nicht mehr so sehr und Adam konnte mühelos die Augen öffnen. Sein Blick schweifte von links nach rechts. Was er sah war wunderschön. Er hatte das Schiff in unmittelbarer Nähe einer Steilküste gelandet. Etwa sechzig Meter hinter den Klippen. Am Horizont sah man das grünlich schimmernde Meer mit dem Himmel verschmelzen, der eine tiefblaue Färbung hatte. Die Sonne stand hoch am Himmel, es musste um die Mittagszeit sein. Zu seiner linken, wo die Küste, mit ihrem laut tosendem Wellenspiel das an den Felsen explodierte, zu enden schien, ging es über in einen dichten Regenwald mit üppig grünen Wiesen die im Vordergrund sich gut und gern über dreihundert Meter bis zur Küste erstreckten. Auch Adam stand in diesem dichten Grün, das Kniehoch in leichten Wellenbewegungen seine Füße streichelte. Sein Blick schweifte weiter, bis der Regenwald an der äußerst linken Seite wieder mit der Küste verschmolz. Es war eine Landzunge auf der er sich befand. Hoch über den Bäumen entdeckte Adam in einiger Entfernung leichte Rauchsäulen die senkrecht in den Himmel aufstiegen. Das musste das Dorf sein. Und wie - nur für diesen Augenblick geschaffen, endete ein sauber angelegter Feldweg genau vor Adams Füßen an der Küste. Er teilte in einer schnurgeraden Linie die große grüne Fläche in zwei Hälften, und verschwand im Wald der vor ihm lag. Adam musste lachen als im Luzeel´s Worte einfielen. „Es gibt keinen Zufall“.

„Na, dann los“, spornte Adam sich selber an, und drehte sich noch einmal in Richtung Schiff, denn er wollte endlich mal sehen mit was für einem spektakulären Gefährt er hier gelandet war. Es musste den Räumen und Gängen nach in denen Adam sich aufhielt, ja mindestens Hundert Meter lang sein. Ein Wunder wie das auf dieser Klippe Platz hatte. Adam brach in schallendes Gelächter aus. Er stand vor einem Shuttle nicht grösser als ein kleiner Reisebus. Höchstens Platz für acht bis zehn Personen wenn sie eng nebeneinander standen. „Nur für dich gemacht, Adam“ hörte er Luzeel´s Stimme wieder in seinem Kopf. „Amen“ war Adams kurze Antwort, und schaute dabei in Richtung Himmel. Er drehte auf dem Absatz um und begann seinen Marsch in Richtung Wald.


Die drei, Ein Meter zwanzig großen Gestalten, mit ihren kindlichen Körpern, viel zu dünnen Beinen und Armen, aus denen je drei spindeldürre Finger wegstanden die sich unablässig wie Spinnenbeine bewegten, standen stumm um das leicht flackernde Hologramm, das wie ein Lagerfeuer in einem Zelt, das kreisrunde Raumschiff als einzige Lichtquelle erhellte. Drei paar überdimensional große, tiefschwarze Mandelaugen, die aus elliptisch grauen Köpfen ragten, in denen kein Funken von Leben oder Emotion auszumachen war, starrten auf das Livebild das sich ihnen in dem Hologramm bot, und sie waren zufrieden mit ihrem Werk. Sie hatten ganze Arbeit geleistet. Und das wussten sie, denn niemand wusste von ihrer Präsenz in diesem Quadranten. In diese Ecke der Galaxie hatten sich die Tschazarr selten verirrt, denn hier gab es nicht viel, was für ihre Spezies von Interesse war. Genau das wussten auch die Elohim, die ihnen so verhasste Schöpferrasse, die mit ihrem Gottähnlichen Getue und ihrer körperlosen Daseins Form, ihr geliebtes Kind, den Menschen, über alles in dieser Galaxie stellten.

Nur durch reines Glück gelang es einem Außenposten der Tschazarr, der gut verborgen in einer Felsnase auf einem Mond, der sich an der äußersten Grenze ihres selbstgezogenen Territoriums, Stellung bezogen hatte, die auffälligen Bewegungen von Schiffen, aller vier Schöpferrassen zu entdecken. So ein Zusammentreffen hatte es seit ewigen Zeiten nicht mehr gegeben, das war auch den Tschazarr noch in Erinnerung, als die große Schlacht um die Erde, vor zig tausend Jahren, ihren Höhepunkt fand. Zu dieser Zeit waren die Elohim alles andere als zimperlich, wenn es darum ging den Krieg auszurufen.

Auf jeden Fall entdeckten die Tschazarr, die auffälligen Aktivitäten auf der Oberfläche von Larimar. Irgendetwas Wichtiges schien dort unten von Statten zu gehen, das war bei diesem großen Aufgebot, auch wenn es eine recht ruhige Ecke der Galaxie war, mehr als offensichtlich. Es dauerte Monate, bis dann endlich das letzte Schiff der Schöpfer den Orbit verließ und in der Tiefe des Alls verschwand. Solange hatten sich die Tschazarr im Verborgenem gehalten, und beobachteten akribisch das emsige hin und her zwischen Orbit und der Oberfläche des Planeten. Da jetzt alle verschwunden waren, trauten die Tschazarr sich endlich aus ihren Verstecken und drei kreisrunde chromfarbene Schiffe steuerten den Punkt auf Larimar an, der über Monate im Mittelpunkt des Interesses der Schöpfer standen. Getarnt mit Photonenschutzschilden tauchten die metallenen Jagdschiffe, die jeweils Platz für fünf Besatzungsmitglieder boten, in die Atmosphäre ein, und nahmen Kurs zur besagten Stelle. In etwa zwei Kilometer Höhe kamen ihre Schiffe zum Stillstand, und sie hatten unübersehbar ein kleines Dorf ausmachen können, das genau unter ihnen lag. Waren die Elohim dabei eine neue Rasse zu erschaffen? Das konnten sich die Tschazarr nicht vorstellen, da es auf diesen Planeten, in diesem Sektor kein hoch genug entwickeltes Leben gab, mit dem es hätte funktionieren können.

Als das Kommandoschiff der drei, ihre Holoüberwachung aktivierten, entdeckte der Kommandant der Staffel was es mit diesem Dorf auf sich hatte. Nach einem x-fachen Zoom der Außenkamera konnte man nun mehr als deutlich die Bewohner dieser Siedlung erkennen. Das untrüglichste Merkmal der Tschazarr war ihre Emotionslosigkeit, die egal um welche Situation es auch sich immer handeln mochte, ihren ständig gleichen, beinahe schon apathisch anmutenden Ausdruck von absoluter Ruhe innehatten. Das war für diese Rasse die einzige Möglichkeit, auf diese Art als Individuum zu agieren, da die Tschazarr im Gesamten wie ein riesiger Schwarm funktionierten, und es nur das Kollektiv als Ganzes gab. Jede Art von Emotion wäre hier fehl am Platz gewesen. So war es auch hier, obwohl die eben erspähten Bewohner bei jeder anderen Spezies mehr als nur Emotionen hervorgerufen hätten.

Es war eine Siedlung von Menschen, Lichtjahre von der Erde entfernt, jedoch mit einem sehr bedrohlichen Detail in ihrem Gesicht. Die Tschazarr wussten was der Kristall, den alle Bewohner des Dorfes,- es waren zwanzig an der Zahl- in der Mitte ihrer Stirn hatten, bedeutete. Ein deutliches Merkmal der Elohim.

Man hatte hier hinter ihrem Rücken, eine Siedlung von Menschen der vierten Dimension errichtet. Wahrscheinlich sollten sie hier ausgebildet werden, um dann in naher Zukunft auf die Erde eingeschleust zu werden, um das Rad herumzureißen und den Menschen vor dem bevorstehenden, durch die Tschazarr indirekt herbeigeführten Exodus, zu bewahren. Wären sie dazu fähig gewesen, hätten die Tschazarr jetzt wahrscheinlich laut gelacht, denn die Vorgehensweise passte zu der subtilen indirekten Kriegsführung der Elohim, die sich selber dazu verpflichtet hatten, persönlich nie mehr den Weg des Krieges sondern den der Liebe zu wählen. Das war eine der Voraussetzungen für den Aufstieg in die Dimensionen. Interessant für die Tschazarr wäre nur die Antwort auf die Frage gewesen, ob dieser Aufstieg eine Einbahnstraße war, oder ob er in beide Richtungen funktionierte, wenn man sich beispielsweise für die falsche Richtung entschied. Denn das die Elohim noch Emotionen hatten, das war den Tschazarr bekannt, und es wäre ein neuer Feiertag in ihrer Zivilisation gewesen, wenn sie die Elohim so weit zu provozieren in der Lage wären, das sie ihren mühsam erarbeiteten Aufstieg wieder aufgeben müssten, aus Gründen niederer Handlungen. Wie gesagt das war reine Spekulation, aber hier, bei dieser Siedlung hatten die Tschazarr die Möglichkeit es rauszufinden, und sie hatten es auch getan.

Das Hologramm vor dem die drei Namenlosen immer noch standen, im Kollektiv der Tschazarr gab es sowas wie Namen für ein einzelnes Individuum nicht, zeigte den Dorfplatz von oben, und in dessen Mitte loderte ein riesiges Feuer. Errichtet und angezündet von den Bewohnern selbst.

Mit mentalen vorsichtigen Versuchen, überprüften die Tschazarr noch aus sicherer Entfernung, wie weit die vierte Dimension in diesen Menschen bereits fortgeschritten war, und ob sie, wenn sie Auge in Auge sich gegenüberstehen würden eine Gefahr darstellten. Das erkundete einer der Tschazarr aus dem Schiff direkt mit einer konkreten hypnotischen Anweisung an einen der Bewohner, der sich genau zu einem bestimmten Zeitpunkt, mitten auf dem Dorfplatz bückte, seine Hand in den rechten Schuh steckte und sich dort kratzte, weil ihm, aus dem Schiff über ihm, suggeriert worden war das es ihn genau an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt, jucken würde. Als die Tschazarr das sahen, war ihnen klar, das diese Menschen zwar die körperlichen Attribute der vierten Dimension besaßen, aber sich noch mental am Anfang ihres Aufstiegs befanden, ansonsten hätte ein Tschazarr aus dieser Entfernung es niemals geschafft, einem Aufgestiegenen seinen Willen aufzuzwingen, geschweige denn ihn zu einer körperlichen Handlung zu bewegen.

Als wäre dieser Hypnosetest das Startsignal gewesen, setzten sich die drei Schiffe in Richtung Dorf in Bewegung. Noch während der Landung fuhren sie ihre Tarnschilde herunter, so sicher waren sie sich ihrer Sache. Aufgeschreckt durch die Landung der Schiffe, wovon eines direkt auf dem Dorfplatz landete, und die anderen beiden hinter den Gebäuden niedergingen, strömten die übrigen Bewohner aus ihren Häusern, wärend sich fünf von ihnen zuvor schon auf dem Platz in der Dorfmitte aufhielten und nun zur Seite liefen. Als die Schiffe zum Stillstand kamen, hatten sich bereits alle Bewohner vor dem Schiff versammelt, und dachten noch sie bekämen Besuch von einer der vier Schöpferrassen. Dementsprechend entspannt und lächelnd waren auch ihre Ausdrücke in ihren Gesichtern, bis sich die Landeluke öffnete, und drei kleine graue Wesen, die irgendwie gar nichts freundliches ausstrahlten vor ihnen standen. Die Blicke der Dorfbewohner wanderten noch fragend unter ihnen selbst herum, was das wohl zu bedeuten habe. Doch da war es auch schon zu spät. In diesem Moment erklang ein helles Surren in der Luft, das gleichzeitig aus allen Richtungen zu kommen schien, und die verwirrten Menschen fingen urplötzlich an, alle aus ihren Nasen zu bluten. Das Surren, das an tausend Heuschrecken erinnerte, wurde immer lauter und einige der Bewohner hielten sich schützend die Hände auf die Ohren, aber es war zu spät. Die Tschazarr waren bereits in ihren Köpfen. Als sich die Augen der Dorfbewohner verdrehten, sodass man nur noch das Weiße sah fingen sie an, sich willkürlich gegenseitig an die Kehlen zu gehen, und ein schaurig ekeliges und wortloses Gemetzel, ohne Waffen begann.

Es dauerte beinahe zehn Minuten, bis achtzehn der zwanzig Menschen sich durch die Hypnose der Tschazarr selbst umbrachten in dem sie sich alle gegenseitig erwürgten. Es war ein stiller Kampf, ohne viele Worte drückten sie sich gegenseitig einer nach dem anderen die Kehlen zu, bis nur noch das flehende Röcheln nach Luft die einzig hörbare Akustik war. Die zwei Überlebenden, die beide einige Platzwunden am Kopf, vom Kampf abbekommen hatten, wurden noch benötigt. Sie stapelten, nachdem sie den stillen Befehl aus den Köpfen der Tschazarr erhalten hatten, die toten Körper ihrer Freunde in der Mitte des Platzes auf einen Haufen, und schichteten noch Unmengen von trockenem Feuerholz darüber, das vor einem der Häuser an der Hauswand aufgestapelt war. Dann verschwand einer der beiden wortlos im nächstgelegenen Haus und kam unverzüglich mit einer brennenden Tischlaterne wieder, und stellte sich wortlos neben seinen Mitbewohner. Nach einem unhörbaren letzten Befehl, kletterten die beiden auf die Spitze des eben errichteten Lagerfeuers, setzten sich nebeneinander auf die Holzstämme und mit einem lauten Knall zerbarst die Laterne mit dem Petroleum unter ihren Füßen. Eine explosionsartige Stichflamme schoss zum Himmel und ergriff in wenigen Sekunden den gesamten Holzstoß mit den Leichen darunter. Ohne das ein Wort über ihre Lippen kam verbrannten die zwei noch Lebenden regungslos sitzend auf der Spitze des Stapels, wärend sich die gierigen Feuerzungen mittlerweile bis zur Kleidung der Toten am Boden vorgearbeitet hatten. Die Tschazarr würdigten sich selber keines Blickes, sondern drehten wortlos um, und verschwanden wieder in ihrem Schiff. Nach zwei Minuten hatten sie wieder die Position, zwei Kilometer über dem Dorf erreicht und die Schutzschilde wieder hochgefahren.


Jetzt standen die drei Aliens auf das Hologramm blickend, dass das menschliche Feuer auf dem Dorfplatz unter ihnen zeigte, und waren zufrieden mit ihrem Werk. Damit hatten sie die Elohim dort getroffen wo sie es wahrscheinlich am wenigsten vermutet hätten, und vor allen Dingen dort wo es am meisten schmerzte. Sie hatten soeben telepathisch mit den beiden anderen Schiffen beschlossen, das ihre Arbeit hier erledigt sei und sie mit ihrem Rückflug zur Erde aufbrechen sollten, da hielten sie abrupt inne, und ihre schwarzen seelenlosen Augen starrten erneut auf das Hologramm das immer noch das selbe abscheuliche Bild eines menschlichen Lagerfeuers zeigte. Nur mit einem Unterschied. Ein Mensch, der die Straße entlang lief, blieb vor dem Feuer stehen und begann sich verstört umzusehen. Wie konnte es nur geschehen sein, dass sie einen übersehen hatten? Sie starrten auf das Hologramm und warteten ab, was wohl passieren würde.


Der Rauchsäule nach zu urteilen, die wahrscheinlich von einem Kamin ausging, schätzte Adam dass er knapp eine halbe Stunde brauchen würde um das Dorf zu erreichen. Er war irgendwie schon aufgeregt, was ihn wohl alles erwarten würde. Trotzdem hielt er kurz inne als er sich in der Mitte des großen Feldes befand, da ihm ein mittelgroßer Felsen aufgefallen war der direkt am Wegrand in der Wiese lag. Adam blickte sich nach allen Richtungen um, als wollte er herausfinden, von wo, so ein Gesteinsbrocken, mir nichts, dir nichts, mitten in dieser Ebene herkam. Er hatte keine Antwort. Sein Blick schweifte Richtung Steilküste, von der er gekommen war, das Shuttle war bereits einhundert Meter entfernt und nur mehr ein weißer großer Fleck. In der entgegengesetzten Richtung breitete sich der Wald vor ihm aus, den er vermutlich in drei Minuten erreichen würde. Als Adams Blick erneut bei dem großen Stein hängenblieb, dachte er sich, warum auch immer. „Es gibt keinen Zufall“. Und er beschloss intuitiv die drei Schritte zu dem Stein zu gehen und sich einen Moment auf ihm auszurasten, denn die Oberfläche des Felsens wirkte auf Adam, geradezu einladend. Nachdem Adam sich auf den Stein niedergelassen hatte, merkte er sofort dass er mit der Vermutung recht gehabt hatte. Nebenbei war er mittlerweile von der Vormittagssonne so aufgeheizt worden, dass in Adam ein wohliges warmes Gefühl emporstieg. Er verschränkte seine Füße und ließ seine Hände in den Schoß fallen. Da die Sonne direkt vor ihm am Himmel stand, schloss er für einen Moment die Augen und kippte seinen Kopf leicht nach hinten, sodass er die wärmenden Strahlen auf seinem Gesicht spüren konnte. Eigenartig, das war bis jetzt der einzige Moment in seinem noch sehr jungen Leben, wo er für sich alleine war und das Erlebte Verarbeiten konnte. Das tat er nun auch. Er versuchte seine Gedanken zu sortieren, all das Gehörte und Erlebte für sich einzuordnen, und er sich nun dessen wahrlich bewusst wurde, wer und was er war, und das er keinem Traum zum Opfer gefallen war.

Die wärmende Sonne auf seiner Haut half ihm dabei, und die unentwegten, leicht salzigen Windböen die vom Meer her wehten, erinnerten ihn daran dass dies alles Real war. Er wurde geschaffen, zu einem bestimmten Zweck, und laut Luzeel´s Aussage war er hier um eine Mission zu erfüllen, und die hörte sich gar nicht verkehrt an. Hinter dem Wald wartete bereits eine Gemeinschaft, seinesgleichen, auf ihn. Das einzige was er zu tun hatte, war ein glückliches, friedvolles und ein Leben in Liebe zu leben, das anscheinend enorme Auswirkungen auf die Situation der Menschen auf der Erde hatte. Adam konnte nichts entdecken, was dagegen sprach. Die Vorstellung fühlte sich auch gut an. Und was das wichtigste war, er kam sich hierbei nicht wie die Marionette eines anderen vor. Denn das wären auch all die Dinge gewesen, die sich Adam selbst von einem Leben gewünscht hätte, wenn man sich nach seinen Bedürfnissen erkundigt hätte, was er von seinem Dasein erwarte. So wie es für Adam schien hatte alles seine Richtigkeit, wer er war, wo er war und was er im Begriff war zu tun. Mit diesem Gedanken öffnete er seine Augen, blickte in Richtung Wald, und erhob sich von dem wärmenden Stein, um seinen Weg fortzusetzen.

Als er den Wald erreichte merkte er erst jetzt wie dicht er war. Derselbe gut markierte und gepflegte Weg führte wie vorhin auf der Ebene, schnurstracks in einer Geraden durch den Wald. Überraschender Weise lies er trotzdem noch so viele Sonnenstrahlen durch die Baumkronen bis auf den Boden, das es nicht merklich kühler wurde. All die Pflanzen und Bäume betrachtend, wärend er zügig voranschritt, und von permanenten Vogelgezwitscher in den Bäumen begleitet, stellte er fest das es auf der Erde fast genauso aussehen müsste, obwohl er selber noch nie dort war. Er wusste es einfach.

Er hatte die Gehzeit gut eingeschätzt. Nach ungefähr zwanzig Minuten verließ Adam den Wald wieder, und der Weg wandte sich wie ein riesiger Wurm über langgezogene Hügel, wo er seine neuen Gefährten vermutete. Ein Schwarm von schwarzen Vögeln zog ihre Kreise unmittelbar in der Nähe des Dorfes und eine kleine Gruppe von Rehen äste gemächlich am östlichen Rand des Waldes.

Ein schöner Anblick dachte Adam, wärend er noch die üppige Farbpracht der Blumen am Wegesrand optisch in sich aufsog, die unentwegt von Bienen und anderen Insekten hektisch besucht wurden, bis ihm ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. Er kam vom Dorf, von dem er vermutlich nur noch eine Biegung entfernt war. Instinktiv wurden seine Schritte immer schneller und länger, je mehr dieser Geruch sich in einen beißenden Gestank verwandelte. Da war es, nach der letzten Kurve lag das Dorf genau vor ihm, und der Weg führte zwischen zwei Häusern hindurch, von dessen Vorderseite, die Adam nicht sehen konnte, schwarzer beißender Rauch in die Höhe stieg und gleichzeitig in seine Richtung wehte.

Fünfzig Meter noch und Adam stand mitten auf dem Dorfplatz. Seine Schritte waren inzwischen so schnell geworden das er gar nicht merkte dass er mittlerweile rannte. Mitten vom Dorfplatz gingen sternförmig zwölf kleine Wege vom Zentrum nach Außen, und endeten vor zwölf kleinen Häusern die ebenso sternförmig wie die Zahlen einer Uhr um den Platz angeordnet waren. Es waren schöne Häuser, eine Mischung aus hochmoderner Architektur und klassisch traditionellen Einfamilienhäusern. Unmittelbar hinter einem der Häuser stand eine große Windmühle, die vermutlich zum Korn mahlen diente, denn sie wurde auf der Westseite von einem großen Weizenfeld umgeben. Nur eines passte überhaupt nicht ins Bild. Das riesige lodernde Lagerfeuer in der Mitte des Dorfplatzes. Jetzt aber stieg Nervosität in ihm hoch und die Verwirrtheit wurde immer größer, angesichts der Größe des Feuers. Er stand vor einem vier Meter breiten Lagerfeuer, dessen Flammen meterhoch loderten und die Hitze war fast unerträglich. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Und wo waren die Bewohner alle, sie wussten doch von seinem Kommen? Adams Blick wanderte hektisch über den ganzen Platz, die Häuser mit den kleinen Vorgärten absuchend, ob es irgendwelche Hinweise für das Verschwinden der Menschen gab. Nachdem er nichts Auffälliges erkennen konnte, senkte er den Blick zu seinen Füßen, denn er war auf etwas Knirschendes getreten. Es waren Glassplitter, die auf einer Seite der Feuerstelle verstreut herumlagen, aber mehr noch fielen ihm die unzähligen kleinen Blutspritzer auf dem Boden auf, die überall verteilt waren, und sich mit dem Staub zu kleinen dunklen Klumpen verbunden hatten.

Adam hob seinen Kopf, denn ihn beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Sein Blick blieb inmitten des Feuers hängen, das vor ihm loderte. Erst jetzt erkannte er den Grund für diesen beißenden Gestank. Es war das Brennmaterial das dem Feuer als Nahrung diente. Schwarz, stark verkohlt aber noch deutlich zu erkennen.

Hände, Füße, ganze Körper – hier wurden Menschen verbrannt.

Adam stieß einen Schrei aus der die Luft erzittern ließ, Tränen schossen ihm in die Augen und er umrundete langsam, immer wieder laut aufschreiend das makabre Schauspiel. Als er torkelnd die Rückseite des Feuers einsehen konnte, denn er hatte mittlerweile Mühe sich auf den Beinen zu halten, wurde ihm schlagartig bewusst, dass hier alle Bewohner des Dorfes auf einem einzigen Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Das war eindeutig zu viel von Allem. Adam hob aus Verzweiflung seine Hände, blickte in den Himmel, die Kristalle an seinem Körper hatten sich tiefschwarz gefärbt, er stieß einen Urschrei aus, der all seinen Schmerz wiederspiegelte und Blitze aus tiefrotem Feuer schossen aus seinen Händen und aus seiner Stirn. Sie trafen sich etwa vierzig Meter über Adams Kopf am Himmel und endeten in einer lautlosen Lichtexplosion.

Dann sank Adam in sich zusammen und schlug kopfüber auf den staubigen Boden des Dorfplatzes auf. Er hatte das Bewusstsein verloren.

Gut getarnt hinter dem Photonenschutzschild, für fremde Augen unsichtbar, warteten in respektabler Höhe schwebend, immer noch die drei Raumschiffe, und beobachteten das Geschehen. Als sie auf ihre Hologramme starrend, den Zusammenbruch dieses Mannes, der wo auch immer herzukommen schien, beobachteten, und das in Verbindung mit einem enormen Energie Ausstoß aus seinem Körper, wussten die Tschazarr, das dieser Mensch sich bereits in der vierten Dimension befand, und wesentlich weiter entwickelt war als die übrigen Bewohner die in den Flammen verbrannten. Sie wollten nur eines – sie mussten diesen Menschen noch eliminieren. Denn er könnte eine Bedrohung für ihre Rasse werden. Deshalb mussten sie noch einmal da runter und ihr Werk endgültig beenden.

Sie hatten nur die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Kaum als sie ihr Schutzschild aufheben und zur Landung ansetzen wollten, entzog ein gewaltiger Sog dem Feuer den Sauerstoff und es wurde regelrecht nach unten, Richtung Boden gesogen, bis es in einem finalen Knall verpuffte. Die Luft um den gelöschten Feuerplatz schien zu explodieren, so stark war das Flimmern. Um Adams Körper herum fing die Luft zu glitzern an, wie kleine silberne explodierende Sterne die versuchten Adam zu beschützen. Langsam konnte man Konturen von Gestalten in diesem Blitzlichtgewitter ausmachen, die immer festere Formen annahmen. Mit einem Mal war der ganze Spuk vorbei und fünf Gestalten hatten sich um Adams Körper postiert.

Antarer, vom Antares – aufgestiegene Wesen und Mitschöpfer der Elohim.

Große spindeldürre, leicht grünliche Körper, gut und gern zweieinhalb Meter groß, die mit ihren Händen und Beinen stark an Insekten erinnerten, mit herzförmigen Köpfen, ähnlich einer Gottesanbeterin, die nach unten verlaufend immer spitzer wurden und nur die Anzeichen eines Mundes aufwiesen, so dünn und schmal waren diese Schlitze. Zwei dunkle Punkte in der Mitte des Kopfes sollten die Nase darstellen. Dünne sichelförmige Augen die in einem Silberton glänzten, verliehen diesen Köpfen etwas Majestätisches und Gütiges. Sie waren es die den Schwingungsabfall auf dieser Ebene des Planeten als erste bemerkten, leider zu spät für das Dorf.

Aber noch rechtzeitig für Adam. Kaum materialisiert, vor den Augen der Tschazarr, blickten die fünf Antarer nicht zu Adam auf dem Boden sondern fixierten alle gleichzeitig die scheinbar leere Stelle am Himmel, hinter dessen Schutzschild die kleinen Grauen sich noch verborgen hielten. Aber nicht für die Augen der Antarer. Das war das Zeichen für den Rückzug. Die drei Raumschiffe schossen noch im Tarnmodus hinaus ins All, denn mit den Antarern wollten selbst die Tschazarr nichts zu tun haben. Diese Schlacht hatten sie zumindest gewonnen, und den Elohim einen Denkzettel verpasst. Was den letzten Überlebenden betraf, schafften sie es zwar nicht mehr ihn von seiner körperlichen Hülle zu befreien, den Krieg aber würden sie gewinnen, dessen waren sich die Tschazarr, ein Volk gleich rücksichtsloser und grausamer Wanderheuschrecken, sicher.


Mission Adam

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