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»Patriotinnen«

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Die Unabhängigkeitsbewegung konnte auf die aktive Unterstützung zahlreicher Frauen aus allen Schichten zählen. Bald unterstützten oder begleiteten die »Patriotinnen« ihre kämpfenden Männer und Söhne, bald spionierten sie den Feind aus und leiteten als Botinnen geheime militärische Informationen weiter. Sie halfen bei der Rekrutierung mit, sorgten für die Verletzten und organisierten oder spendeten Geldmittel. Eine Minderheit gebildeter Frauen nahm an den lebhaften Debatten teil, welche die Zukunft ihrer Region bestimmten, oder widmete sich der Propagandaarbeit. Vor dem Einmarsch San Martíns anfangs Juli 1821 versteckten Limeñerinnen Deserteure und Kranke aus den Reihen der abziehenden royalistischen Truppen, wodurch sich deren Mannschaftsbestand deutlich minderte. Selbst Damen der Oberschicht ergriffen Partei für die Unabhängigkeit, sei es im Rahmen von konspirativen Treffen hinter verschlossenen Türen oder in Abendgesellschaften, sei es beim Verfassen und Verbreiten von Proklamationen und Berichten. Doña Petronila Fernández de Paredes versteckte im Keller ihres Wohnhauses eine konspirative Druckerei, während Carmen Larriva de Gonzales als Redakteurin für die »patriotische« Zeitschrift El Satélite Artikel schrieb.

Am untersten Ende der sozialen Skala standen Schwarze und Sklavinnen, die sich ebenfalls in den Unabhängigkeitskriegen engagierten. In der Hoffnung auf Freilassung und Verdienst arbeiteten schwarze Frauen in den Heeren als Köchinnen, Dienstmägde, Krankenschwestern und Marketenderinnen. Sie betätigten sich als Spioninnen, manchmal sogar als Soldatinnen oder treue Begleiterinnen ihrer kämpfenden Männer. Andere setzten sich dafür ein, dass ihren Männern und Söhnen der Sold ausbezahlt wurde, oder sie forderten die Ausmusterungsdokumente ein, welche im Falle ehemaliger Sklaven deren Diensterfüllung und damit das Recht auf Freiheit bestätigten. Ein Beispiel für eine Truppenführerin ist die Mestizin Juana Azurduy aus La Plata. Zusammen mit ihrem Ehemann warb sie Soldaten für die Sache der Unabhängigkeit in Hochperu an. Sie besorgte nicht nur Waffen und kümmerte sich um die Verwundeten, sondern sie führte selbst auch Truppen in die Kämpfe. Manuela Sáenz, Bolívars Geliebte, kämpfte in den Entscheidungsschlachten von Junín und Ayacucho mit. Der Einsatz in Junín trug ihr die Beförderung zum Hauptmann beziehungsweise zur Hauptfrau ein.

Dass die Unterstützung der »patriotischen« Seite lebensgefährlich war, musste María Andrea Parado de Bellido aus Ayacucho erfahren. Ihr Ehemann und ihre zwei Söhne bekämpften im Hochland als Freischärler die Loyalisten. In einem Brief, den die Analphabetin einem Vertrauten diktiert hatte, warnte sie ihren Gatten vor den anrückenden gegnerischen Truppen. Ihr Mann konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, doch fiel der Brief in Feindeshände. Doña María wurde verhaftet. Weil sie sich standhaft weigerte, den Namen des Briefeschreibers und weitere Informationen preiszugeben, wurde sie am 1. Mai 1822 vor ein Exekutionskommando gestellt und erschossen.

Die Kriege um die Unabhängigkeit brachten unermessliches Leid und trieben viele Frauen in bittere Armut. Manche retteten ihr Leben, verloren aber Väter, Ehemänner oder Söhne. Ein Teil der Frauen verließ ihre Heime, andere wurden von Soldaten ausgeraubt und vergewaltigt. In Abwesenheit der kämpfenden Männer mussten die Frauen allein den Betrieb, das Geschäft oder den Hof führen – zusätzlich zu den herkömmlichen Aufgaben wie dem Führen des Haushalts und der Erziehung der Kinder.

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