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Bilanz von Bolívars Diktatur

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Mithilfe fähiger Mitarbeiter schuf Bolívar die organisatorischen Grundlagen für das peruanische Staatswesen. Persönlich arbeitete er eine Verfassung aus, die allerdings nur 50 Tage in Kraft war. Bolívars Regierung war verantwortlich für die erste republikanische Verwaltungsgliederung, die Etablierung des obersten Gerichtshofs in Lima sowie die Einrichtung von Gesundheitskomitees in der Hauptstadt und in den Provinzen. San Martíns Anstrengungen zum Aufbau eines öffentlichen Erziehungs- und Bildungssystems wurden fortgesetzt, wobei man nun der höheren Bildung ein besonderes Augenmerk schenkte.

Was die Indianerpolitik betrifft, folgte Bolívar weitgehend den Prinzipien des zeitgenössischen Liberalismus: Indianer sollten hispanisiert, Rangordnungen abgebaut und Gemeinschaftsland privatisiert werden. Mit seinen ersten Dekreten schuf der »Libertador« ein für alle Mal das Curaca-Amt und sämtliche adlige Privilegien ab. Er hob den Indianertribut auf, wiederholte die Verbote bezüglich indianischer Zwangsarbeiten und erklärte die Indianer zu Eigentümern des von ihnen bewohnten und bebauten Bodens. Ländereien, die sich im Kollektivbesitz der Dorfgemeinschaften befanden, sollten als privates, veräußerliches Eigentum an die Lokalbevölkerung verteilt und dadurch ein Stand unabhängiger Kleinbauern geschaffen werden. Freilich wurde die Bestimmung über den Weiterverkauf bald widerrufen, weil die Landempfänger Gefahr liefen, ihren eben erst erhaltenen Privatbesitz an benachbarte Hacienda-Besitzer zu verlieren. Aufgrund der chronischen staatlichen Finanznöte revidierten die Behörden auch die Anordnungen zur Abschaffung des Indianertributs. Sie führten 1826 den Tribut im Rahmen der ersten bedeutenden Steuerreform der Republikzeit unter der Bezeichnung Contribución de Indígenas y Castas wieder ein. Zugleich eliminierten sie die Binnenzölle und erhöhten als protektionistische Maßnahme die Außenhandelszölle. Allerdings führte der Versuch, die heimische Produktion durch hohe Schutzzölle zu fördern, nicht zum gewünschten Resultat und förderte nur den Schmuggel.

Insgesamt bewirkte Bolívars Diktatur kaum eine Änderung der weit auseinanderklaffenden sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten. Durch die Aufhebung kolonialzeitlicher Schutzgesetze verschärfte sich in manchen Fällen sogar die Lage. Vielen Indianern – nun offiziell als Indígenas (Indigene) bezeichnet – drohte der Verlust ihrer Äcker und Weiden und damit ihrer Existenzgrundlage. Zu der Abschaffung der Sklaverei konnte sich der »Befreier« nicht durchringen. Wegen des starken Drucks der Sklavenhalter wurden unter San Martín erlassene Gesetze gelockert oder sogar rückgängig gemacht. Am 14. Oktober 1825 ließ Bolívar eine neue Sklavenverordnung veröffentlichen, die unter anderem die Arbeitszeiten, die Versorgung und Verpflegung sowie die Körperstrafen regelte. Endgültig verboten wurden Einkerkerungen in vollständiger Isolation und der sogenannte Rabo de Zorra (»Füchsinnenschwanz«), eine Peitsche, die lebensgefährliche Verletzungen verursachen konnte. Obwohl sich die Sklavenhalter nicht immer an die gesetzlichen Auflagen hielten, so war doch eine Verbesserung gegenüber der Kolonialzeit feststellbar. Andererseits kam Bolívar den Sklavenbesitzern bei den Bestimmungen über etwaige Freilassungen entgegen. Ein Anrecht auf Freilassung hatten nur Sklaven, die über einen längeren Zeitraum Militärdienst geleistet hatten. Auf dem Lande lebende Schwarze, die über keine militärischen Ausmusterungsdokumente verfügten, sollten verhaftet werden. Zudem wurde den Sklaven der Besitz von Waffen, Macheten, Äxten oder Messern verboten. Ein Gesetz vom November 1825 besagte, dass nur Sklaven, die vor dem 5. November 1824 rekrutiert worden waren und noch immer Dienst leisteten sowie Kriegsinvalide ein Recht auf Freiheit hatten. Alle anderen sollten an ihre Herren zurückgeschickt werden.

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