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Kapitel 8

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Prinzessin Amalia stand an Fenster ihres Schlafraums. Sie weinte bitterlich. Alles um sie herum schien sich gegen sie verschworen zu haben. Selbst ihr Vater, der König, stand offenbar nicht mehr hinter ihr.

Amalias Blick fiel sehnsüchtig auf die Stadt, die unter dem Schloss lag. Was gäbe sie dafür, wenn sie das Schloss, das sie nur noch als goldenen Käfig betrachtete, einfach verlassen konnte. Die Stadt erschien ihr dabei, wie ein Paradies. Dort würde sie frei sein können.

Plötzlich bemerkte Amalia, wie ihr Blick fast magisch auf eine Stelle im nordöstlichen Teil der Stadt angezogen wurde. In der Dunkelheit konnte sie nichts mehr erkennen, sie meinte sich aber erinnern zu können, dass es dort nichts Besonderes gab. Es waren nur Wohnhäuser der Stadtbewohner dort. Doch irgendwas hielt ihren Blick dort fest. Sie konnte ihn einfach nicht abwenden. Was war dort? Prinzessin Amalia hatte keine Ahnung. Mit Gewalt riss sie ihren Blick von dort los. Sie war der felsenfesten Überzeugung, dass es irgendeine Magie des Obermagiers sein musste, obwohl das Gefühl beim Betrachten der Stelle ein eher Gutes gewesen war. Aber der Obermagier hatte schon oft bewiesen, wie hintertrieben er war. Es gab nichts, was er nicht zu Stande brachte und ihr ein falsches Gefühl einzupflanzen, dass war wohl ein leichtes Spiel für ihn.

Im Moment drehte sich alles um diesen Obermagier. Wie sie ihn hasste! Nicht nur, dass er ihrem Vater die Regierung praktisch abgenommen hatte, was dieser nicht einmal zu merken schien. Nein, jetzt intrigierte er ganz offen gegen sie. Und ihr Vater machte nichts dagegen. Dabei müsste doch gerade er hinter ihr stehen.

Der Streit, dem sie gerade entflohen war, war der Schlimmste, an den sie sich erinnern konnte. Heute war Gerichtstag gewesen. Das war eine fixe, unverrückbare Institution, die schon ihr Urgroßvater eingeführt hatte. Einmal in der Woche hatte jeder Bürger von Griendvolt das Anrecht auf eine Anhörung beim König. Dabei ging es immer um Streitfälle und Anklagen. Vom König wurde erwartet, Recht zu sprechen. Doch das genau tat ihr Vater nach Amalias Ansicht nicht mehr. Vielmehr sagte es immer nur noch genau das, was der Obermagier von ihm erwartete und das war in den seltensten Fällen Recht. Prinzessin Amalias Pflicht war, dass sie diesen Anhörungen beiwohnte. Sie würde nach dem Tod ihres Vaters die Krone erben und somit wurde sichergestellt, dass sie über alle Fälle informiert war und dass sie im Sinne ihres Vaters weiterführte.

Heute hatte es der Obermagier jedoch übertrieben. Er hatte ihren Vater zu einem Fehlurteil nach dem anderen geleitet. Und meistens ging es dabei um Angelegenheiten, die die Soldaten betrafen, die vom Obermagier geführt wurden. Es schien wirklich nur noch zwei Paragraphen in Griendvolt zu geben. Erstens: Ein Soldat hat immer Recht. Und zweitens: Sollte ein Soldat einmal nicht Recht haben tritt Paragraph eins in Kraft.

Amalia hatte ihre Wut über diese offene Ungerechtigkeit einfach nicht mehr im Zaum halten können. Bei einem wirklich drastischen Fall, wo der Hauptmann der Armee einem unbescholtenen Bürger ohne ersichtlichen Grund ein Teil seines Eigentums beschlagnahmt hatte, nur weil er dies offenbar selbst haben wollte. Dies hatte die Familie des armen Mannes praktisch mittellos gemacht. Er konnte seine Familie folglich nicht mehr ernähren. Als der Mann sich deshalb gegen dieses Unrecht auflehnte, wurde er mit brutaler Gewalt zusammengeprügelt. Im heutigen Urteil kam dann heraus, dass der Mann dem Hauptmann nicht nur sein Eigentum zu überlassen hatte, sondern auch noch für die Mühe, die der Hauptmann bei der Prügelstrafe gehabt hatte, Entschädigung zu bezahlen habe. Da hatte es Amalia nicht mehr ausgehalten und sie war aufgesprungen. Obwohl sie zu Neutralität verpflichtet war und jede Intervention zu unterlassen hatte, war sie dem armen Mann doch zur Seite gesprungen. Es hatte eine heiße Debatte mit dem Obermagier gegeben, an dessen Ende sie ihr eigener Vater rügte und wegen ungebührlichen Verhaltens des Saales verwiesen hatte.

Fuchsteufelswild hatte sie daraufhin das Ende der Anhörung abgewartet und hatte ihren Vater daraufhin zur Rede gestellt. Doch der ließ sich von seiner Meinung nicht abbringen, dass es ihr Fehler gewesen sei. Als der Obermagier dann auch noch meinte, sich einmischen zu müssen, da hatte sie sich dazu hinreißen lassen, diesen anzuschreien. Auf das hatte der Dämon aber nur gewartet. Er begann zu lachen und erklärte ihrem Vater, dass dies ein Anzeichen von der Unreife sei, die Prinzessin Amalia immer noch habe. Dann hatte er aufgeführt, dass es wohl besser sei, wenn sie für eine Ausbildung nach Berna geschickt würde. Das war die absolute Höhe! Zuerst einmal, dass sie als Prinzessin in eine Ausbildung gehen sollte und nicht im Schloss unterrichtet werden sollte und dann noch Berna. Diese Schule kannte sie. Es war die Schule, wo der Obermagier seine Vasallen ausbilden ließ. Der Schulleiter dort war ein ganz naher Freund und Bekannter des Obermagiers und ihm zu 100% ergeben. Die Intention war klar. Sie sollte mundtot gemacht werden. Sie sollte selbst zum Vasallen ausgebildet werden. Sie sollte selbst zur Marionette des Obermagiers gemacht werden.

Amalia hatte entrüstet auf das schärfste protestiert, aber ihr Vater sagte nur, dass er der Meinung sei, dass das tatsächlich das Beste für sie sei. Daraufhin war Amalia weinend in ihren Schlafraum gerannt. Sie hatte ihren Vater verloren. Endgültig. Sie hatte wohl keine Chance mehr gegen diesen mächtigen Gegner. Es war ihr klar, dass sie in der Schule der Lakaien des Obermagiers seinen Einstellungen nach angepasst werden würde, oder aber sie kam dort zu Tode.

Aber sie würde nicht kampflos aufgeben. Als ihr Vater noch auf der guten Seite gewesen war, da hat er ihr immer gesagt, dass sie eine Kämpfernatur sei. Aber das war lange her. Die Erinnerung an diese glückliche Zeit, brachte Amalia nahe an die nächste Weinattacke, die sie nur mühsam hinunterschluckte. Seit dem Tod ihrer Mutter war sie nicht mehr so traurig gewesen.

Nur was sollte sie tun? Sie konnte sich dem Wunsch ihres Vaters nicht widersetzen, auch wenn es ihr Verderben war. Sie würde gehorchen müssen. Ihr würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu versuchen, in Berna zu überleben und dass ohne dabei ihren Stolz zu verlieren, mit anderen Worten, ohne dabei ein Lakai des Obermagiers zu werden. Wie sie das bewerkstelligen wollte, das entzog sich ihrer Kenntnis und solange sie auch darüber nachdachte, einen Plan wollte ihr nicht einfallen. Das wenige, was sie von dieser Schule gehört hatte war grausam und menschenverachtend gewesen. Amelia spürt, wie ihr wieder Tränen der Trauer und der Hoffnungslosigkeit in die Augen traten. Was sollte sie nur tun?

Das Teufelskraut

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