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Antiseptika in der oralen Chirurgie
ОглавлениеAntibiotika sind per definitionem von Pilzen oder Bakterien gebildete antimikrobielle Stoffe, während Antiseptika chemisch gebildete Stoffe sind, die zur Desinfektion der Häute und Schleimhäute eingesetzt werden, um Bakterien, Viren oder Mikroorganismen zu reduzieren, die eine Wundinfektion verursachen könnten.
In der oralen Chirurgie werden antibakterielle Mundspüllösungen und -gele verwendet, um die Keimzahl zu reduzieren. Eine Übersicht über die in der Zahnmedizin verwendeten Antiseptika liefert Tabelle 1.
Tab. 1 Wirkstoffgruppen der in der Zahnmedizin verwendeten Antiseptika.
Wirkstoffgruppe | Antiseptikum | Verwendung |
Guanidine | Chlorhexidin | Mundspüllösung, antiseptisches Gel |
Halogene | PVP-Jod, Natriumhypochlorit | Mundspüllösung, Wurzelkanaldesinfektion |
Bispyridine | Octenidindihydrochlorid | Mundspüllösung |
Diphenylether | Triclosan | Zahnpasta |
Kationenaktive Verbindungen | Cetylpyridiniumchlorid | Mundspüllösungen |
Pyrimidine | Hexetidin | Gurgellösung |
Die präoperative Schleimhautantiseptik sollte erfolgen, um die bakterielle Besiedlung vor dem Eingriff zu verringern und wird in dem Leitlinienentwurf: „Indikationen und Wirkstoffauswahl zur prophylaktischen und therapeutischen Mundhöhlenantiseptik“ empfohlen38. Die präoperative Antiseptik verringert den Anteil der Mikroorganismen um 75–97 %39,40 und kann postoperative Wundheilungsstörungen und postoperativen Wundschmerz reduzieren41–43. Die Frage, inwiefern Infektionsraten nach zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen durch präoperative Antiseptik gesenkt werden, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt44. Auch postoperativ können Antiseptika insbesondere bei eingeschränkter oraler Hygienefähigkeit der Patienten verwendet werden.
Die Anwendung von Antiseptika geht mit Nebenwirkungen einher und sollte daher nur bei entsprechender Notwendigkeit erfolgen. Für die Anwendung von Chlorhexidin (CHX), das vielfach als Goldstandard der Antiseptika in der Zahnmedizin diskutiert wird, sind Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zu anaphylaktischen Schocks bekannt45, ein Ausfall von Präzipitaten aus CHX-Molekülen und Chromogenen aus der Nahrung kann zu dunklen Zahnverfärbung46 und Geschmacksstörungen47 führen.
Zudem kann die häufige Anwendung von Antiseptika zu Anpassungsmechanismen der Bakterien führen, die vielfach auch als Resistenzentwicklung diskutiert werden48,49.